The Bible is a Communal Book

Wolf Paul, 2023-02-04

A subject which has occupied my mind for quite some time now is the tendency among us Evangelicals to ignore and even demonize past theology–specifically, most theology prior to the founding or beginning of our own tradition, denomination, or movement.  I think the reason for this is that many Evangelical Christians misunderstand the Reformation principle of “sola Scriptura” to mean, “My Bible and Me — don’t need anything else“. This attitude of many Evangelicals would better be described as “nuda Scriptura” (the naked Scripture) and it leads to the phenomenon of each believer being his or her own pope. However, I think this is a far cry from what Martin Luther meant–after all, in his own interpretition of Scripture he frequently references the Church Fathers and their interpretations.

In this post Keneth Tanner argues that while personal Bible reading is good and useful, it is not enough: Holy Scripture must be read in and with the church in order to be properly understood.


A Guest Post by Kenneth Tanner1

The Bible is a communal book.

Yes, you can sit down in a chair by yourself and read the Bible, and the Spirit can illumine your mind and quicken your heart, but that is true only in a very narrow sense.

This “personal” way of reading Scripture is a minimal approach that too many make maximal.

We are meant to hear the Scriptures as we gather in the liturgy around the table with bread and wine, and to read them (as we read them!) with the whole church through time, situated as she has been (and as she is) among all sorts of persons in all sorts of places.

We cannot read the Scriptures with wisdom without the community that has over centuries across many languages, cultures, and paradigms created, gathered, preserved, interpreted, taught, prayed, and preached them, and this includes rabbinical and patristic readers.

If I’m only reading Scripture with the family that raised me or the tradition in which I was catechized or the society in which I am situated, if I am only paying attention to contemporary and not also ancient voices, to readers from my camp or clique or race or tribe without listening to the choir of time-tested Christ-wise readers, my reading will at least be mildly idiosyncratic if not ludicrously wild and potentially harmful.

When we read the Scripture with the whole church we are likelier to find the meaning of each lyric or story, prophecy or precept in the only place we will find them: the flesh of Jesus.

Jesus Christ opens our minds to understand the Scriptures and that happens in communion with his broken body.

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  1. Fr. Kenneth Tanner is pastor of the Anglican Church of the Redeemer in Rochester Hills, Michigan, USA. This text was first posted on Facebook on February 2, 2023.

    A German translation by Wolf Paul is available here.

    Copyright © 2023 by Kenneth Tanner. Used by permission.[]

Die Bibel ist ein Gemeinschaftsbuch

Wolf Paul,

Ein Thema, das mich schon lange beschäftigt, ist die Tendenz unter uns Evangelikalen, theologische Erkenntnisse zu ignorieren oder sogar zu verteufeln — nämlich theologische Erkenntnisse vor der Gründung unserer eigenen Tradition, Kirche oder Gemeindebewegung. Ich glaube, daß das daher kommt, daß viele evangelikale Christen das Reformationsprinzip “sola Scriptura” mißverstehen als, “Meine Bibel und ich — sonst brauchts nichts.” Diese typische Einstellung vieler evangelikaler Christen sollte man eher als “nuda Scriptura” (die nackte Schrift) bezeichnen, und in der Praxis macht sie jeden Christen zu seinem eigenen Papst. Ich glaube aber nicht, daß Luther das so gemeint hat, hat er doch selbst in seiner Auslegung der Heiligen Schrift auch auf die Kirchenväter und ihre Einsichten zurückgegriffen. 

Kenneth Tanner argumentiert in diesem Beitrag, daß persönliche Bibellese zwar gut und nützlich ist, aber zu kurz greift: die Heilige Schrift muß in und mit der Kirche, der Gemeinde Jesu, gelesen werden, um richtig verstanden zu werden,


Ein Gastbeitrag von Kenneth Tanner1

Die Bibel ist ein Gemeinschaftsbuch.

Du kannst natürlich alleine dasitzen und die Bibel lesen, und der Heilige Geist wird deinen Verstand erleuchten und dein Herz bewegen, aber das ist nur ein sehr enger Teil der Wahrheit.

Dieses “persönliche” Bibellesen ist ein Mindestzugang, der von zu vielen Christen zum Maximalzugang erhoben wird.

Wir sollen die Heilige Schrift hören, wenn wir uns im Gottesdienst um den Tisch mit Brot und Wein versammeln;  wir sollen sie lesen (wenn wir sie lesen!) mit der gesamten Gemeinde Jesu durch alle Zeiten, die immer schon an allen möglichen Orten und unter den verschiedensten Menschen anzutreffen war (und immer noch ist).

Wir können die Heilige Schrift nicht mit Weisheit lesen ohne diese Gemeinschaft, die sie, durch viele Jahrhunderte und quer durch viele Sprachen, Kulturen, und Paradigmen, hervorgebracht, gesammelt, bewahrt, ausgelegt, gelehrt, gebetet, und gepredigt hat, und das schließt rabbinische und patristische Leser mit ein.

Wenn ich die Schrift nur mit der Familie lese, in der ich aufgewachsen bin, oder nur in der Tradition, in der ich zum Glauben gekommen bin und meine grundlegende Unterweisung (Katechese) erfahren habe oder sie nur im Kontext der Gesellschaft lese, in der ich lebe; wenn ich nur zeitgenössische Stimmen höre und nicht auch  Stimmen aus früheren Zeiten; wenn ich nur von Lesern aus meinem Lager, meiner Clique, meinem Volk oder meinem Stamm höre, und nicht auch dem bewährten Chor von weisen, Christus-bezogenen Lesern durch die ganze Kirchengeschichte, zuhöre, so läuft meine Bibellese Gefahr, nicht nur zu leicht eigenwilligen, sondern sogar zu abstrusen und sogar gefährlichen Ergebnissen zu kommen.

Wenn wir die Heilige Schrift mit der ganzen Gemeinde Jesu lesen, ist die Wahrscheinlichkeit größer, daß wir die wahre Bedeutung jedes poetischen oder erzählenden Abschnitts, jeder Prophezeiung oder Gebotes, dort finden, wo sie allein zu finden sind: im fleischgewordenen Jesus.

Jesus Christus öffnet uns den Verstand um die Schrift zu verstehen, und das passiert in Gemeinschaft mit seinem  gebrochenen Leib.

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  1. Fr. Kenneth Tanner ist Pfarrer der anglikanischen Erlöserkirche in Rochester, Michigan, USA. Dieser Beitrag wurde am 3. Februar 2023 in englischer Sprache auf Facebook veröffentlicht und von Wolf Paul übersetzt.1

    Auch der englische Originalbeitrag ist hier verfügbar.

    Copyright © 2023 by Kenneth Tanner. Translated and posted here by permission.[]

(nicht mein) Erfolg!

Wolf Paul, 2023-01-25

Gestern habe ich, als Reaktion auf das lange Zögern der deutschen Regierung, der Ukraine deutsche Leopard 2 Panzer zur Verfügung zu stellen, bzw. Ländern wie Polen oder Spanien zu erlauben, ihre Leopard-2 Panzer in die Ukraine zu schicken, folgenden Text auf Facebook gepostet:

Angesichts der Geschichte Deutschlands im vorigen Jahrhundert kann ich verstehen, daß die deutsche Regierung verhindern will, daß deutsche Panzer potentiell wieder durch russisches Territorium rollen (auch wenn es sich dabei um völkerrechtswidrig und gewaltsam annektierte Gebiete handelt). Aber die einzige Lösung dafür wäre gewesen, gar nicht erst in Waffenproduktion und -handel einzusteigen.

Aber sie sind nunmal in dieses Geschäftsfeld eingestiegen und haben davon profitiert, einer Reihe von Staaten zu ihrer Verteidigung deutsche Panzer zu verkaufen.

Wenn nun einige dieser Staaten den völkerrechtswidrigen russischen Krieg gegen die Ukraine als Bedrohung auch für ihre eigene Sicherheit sehen, und daher überlegen, Kyiv einige ihrer Panzer zur gemeinsamen Verteidigung zur Verfügung zu stellen, dann ist Deutschland gut beraten, sich nicht querzulegen und sich damit dem Verdacht auszusetzen, insgeheim auf Russlands Seite zu stehen.

Heute vormittag hat nun die deutsche Regierung bekannt gegeben, in einem ersten Schritt 14 Leopard-2 Panzer aus Bundeswehr-Beständen in die Ukraine zu schicken, und gemeinsam mit NATO-Partnern insgesamt zwei Panzerbataillone, also 88 Panzer, zu schicken.

Meiner Meinung nach ist das die einzig richtige Entscheidung; ich bin natürlich nicht so vermessen, anzunehmen, daß Olaf Scholz meinen Beitrag gelesen hat und daraufhin seine Meinung geändert hat; aber eine gewisse Genugtuung ist es schon, daß einen Tag, nachdem ich das gepostet habe, die deutsche Regierung erkannt hat, daß ich recht habe …

Wie alle vernünftigen Menschen hoffe ich, daß möglichst bald etwas geschieht, wodurch das russische Regime zur Kapitulation, oder zumindest zum Rückzug aus seinem Nachbarland, veranlaßt wird, denn dieser Krieg ist nicht nur für die Ukraine und ihr Volk eine Katastrophe; er ist letztlich auch für die russische Bevölkerung katastrophal und wurde vor allem ohne guten Grund begonnen, wie diese Anekdote klar macht:

Eine Russin wandte sich an ihren Mann und fragte, “Was ist diese spezielle Militäroperation, von der unser glorreicher Führer imer spricht?” Ihr Mann antwortete, “Das ist ein Krieg, um Amerika und die NATO aufzuhalten.” “Ah, gut,” antwortete sie. “Und wie geht es damit?”

“Nun ja,” antwortete er. “bisher haben wirmehr als 20 Generäle verloren, einhundertzehntausend unserer Soldaten sind tot und unzählige weitere verwundet, wir haben dreitausend Panzer, dreihundert Flieger, hunderte Hubschrauber, unzählige gepanzerte Fahrzeuge, Geschütze und LKWs verloren, das Flaggschiff und etliche weitere Schiffe unserer Schwarzmeerflotte worden zerstört, unsere Armee verliert die meisten Kämpfe, und wir mußten zur Zwangsrekrutierung greifen, um unsere Verluste wettzumachen.”

“Schrecklich!” antwortete sie. “Und was ist mit Amerika und der NATO?“

“Die haben sich noch nicht blicken lassen.”1

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  1. Gary Andrews auf Quora auf die Frage, “Hat Putin den Westen überlistet?”[]

Teach Us to Number Our Days

Wolf Paul, 2023-01-24

A Guest Post by Chad Bird

Father, teach us to number our days, as we joyfully reflect upon the fact that, because of Jesus, you are not numbering, not counting, our trespasses against us (cf. 2 Cor. 5:19).

The Lord is not a celestial accountant, who keeps an exact tally on our sins, hourly and daily adding them up and sending us the bill to show us how indebted we are to him. What a joyless monster of a deity that would be.

To be a disciple of Jesus is to live completely and perfectly covered by divine love, even as, in ourselves, we incompletely and imperfectly follow him. We limp. We stumble. We fall. And we confess, repent, and pray.

As we do, the Lord’s hand is never withdrawn from our own, nor is his heart ever, even for a moment, turned from us. “As a father shows compassion to his children, so the LORD shows compassion to those who fear him. For he knows our frame; he remembers that we are dust” (Ps. 103:13-14). Dust, to be sure, but dust that is as precious to him as gold.

Lord, teach us to number our days, as days lived solely by your mercy, at the foot of the cross and empty tomb, overshadowed by your love.

Such a life will probably not end, as Jacob’s did, with a spectacular funeral and international march to the cemetery. It will most likely conclude not with a bang but a simple last breath. One more exhalation of the air that we have long breathed in his world. A humble funeral. A final goodbye (for now) from our grieving family and friends. But inside us will be that “heart of wisdom,” of which Moses spoke (Ps. 90:12). A heart formed by the very hands that fashioned the world, that were fastened to the cross, and that filled us with the Holy Spirit that we might follow him.

Lord, create in us such a heart of wisdom, that running or walking or limping or crawling or lying on our deathbed, we might, along with Jacob, be your disciples, chosen, beloved, and precious in your sight. Amen.


This  excerpt from Limping with God: Jacob and the Old Testament Guide to Messy Discipleship” by Chad Bird is Copyright © 2023 by Chad Bird and posted by permission.

Chad Bird is a Lutheran pastor, theologian, and professor for Old Testament and Hebrew. He has written for numerous Christian publications and authored several books.“Limpimg With God” is his most recent book.

Lehre uns zu zählen unsere Tage

Wolf Paul, 2023-01-22

Gastbeitrag von Chad Bird
 
Lehre uns, Vater, unsere Tage zu zählen und uns daran zu freuen, daß Du um Jesu Willen unsere Verfehlungen und Übertretungen nicht zählst und anrechnest (siehe 2. Kor. 5,19).
 
Der Herr ist kein himmlischer Buchhalter, der täglich und stündlich genau Buch führt über unsere Sünden, und uns dann die Rechnung präsentiert, damit wir ganz genau wissen, wie sehr wir in seiner Schuld stehen. Was für ein freudloses Monster von Gott wäre das doch. 
 
Ein Jünger Jesu zu sein bedeutet,  vollständig und vollkommen unter der Decke der göttlichen Liebe zu leben, auch wenn wir Ihm aus eigener Kraft nur unvollkomnen folgen. Wir hinken. Wir stolpern. Wir fallen. Wir bekennen unsere Schuld, tun Buße, und beten.
 
Und während wir das tun,  entzieht uns der Herr nie seine Hand, und auch sein Herz ist uns nicht eimal für einen Augenblick abgewandt. „Wie sich ein Vater seiner Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten. Denn er weiß, was für ein Gebilde wir sind; er gedenkt daran, dass wir Staub sind.“ (Psalm 103,13-14) Staub, ja – aber Staub, der Ihm so wertvoll ist wie Gold.
 
Herr, lehre uns, unsere Tage zu zählen, Tage, die wir nur aus Deiner Barmherzigkeit leben, am Fuß des Kreuzes und des leeren Grabes, unter dem Schatten Deiner Liebe.
 
Ein solches Leben wird wahrscheinlich nicht so enden wie das von Jakob, mit einem Konvoi von hohen Würdenträgern zur Grabstätte im Nachbarland und einem spektakulären Begräbnis (1. Mose 50). Höchstwahrscheinlich wird es nicht mit einem Knall enden, sondern mit einem einfachen, letzten Atemzug, einem letzten Ausstoß der Luft, die wir so lange auf dieser Welt geatmet haben.
 
Ein einfaches Begräbnis. Ein letzter Abschied (für jetzt) von unserer trauernden Familie und unseren Freunden. Aber in uns, ein Herz, das klug geworden ist, wie Moses sagt (Psalm 90,12). Ein Herz, geformt von den selben Händen, die die Welt erschaffen haben, die ans Kreuz genagelt waren, und die uns mit dem Heiligen Geist erfüllt haben, damit wir Ihm nachfolgen können.
 
Herr, schaffe in uns ein so kluges Herz, daß wir, ob wir nun laufen, oder gehen, oder hinken, oder auf unserem Sterbebett liegen, Deine Jünger sein mögen, wie Jakob: auserwählt, geliebt, und wertvoll in Deinen Augen. Amen
 

Dieser Text ist ein Auszug aus „Limping with God: Jacob and the Old Testament Guide to Messy Discipleship“ („Hinken mit Gott: Jakob und die alttestamentliche Anleitung zu chaotischer Jüngerschaft“) von Chad Bird.

 
Chad Bird ist lutherischer Pastor, Theologe und Professor für Altes Testament und Hebräisch. Er hat für viele christliche Zeitschriften geschrieben und mehrere Bücher verfaßt. „Hinken mit Gott“ ist sein jüngstes Buch.

Sounds of my Childhood

Wolf Paul, 2022-12-23

Somebody asked this question on Facebook: Well, for me one of these would be the sounds of Formula Vee car races on the former airport in Vienna-Aspern (now an Opel plant and the Seestadt housing estate). We lived about two miles away as the crow flies, and on the Sundays when they were racing we could hear them all day long.

Die O-Antiphonen: Sieben Tage vor Weihnachten

Wolf Paul, 2022-12-17

(Aktualisiert:  Heute, Freitag, 23. Dezember, ist die siebente (und letzte) der „O-Antiphonen“ dran, O Immanuel. Videos am Ende dieses Posts.)

  • Heute, Samstag, 17. Dezember, beginnt die Woche der „O-Antiphonen“, sieben Leitversen als Antiphonen zum Lobgesang der Maria, dem Magnificat, in der Vesper, dem liturgischen Abendgebet, in mehreren christlichen Traditionen. Seit dem 7. Jahrhundert wird in der Vesper, dem liturgischen Abendgebet, das Magnifikat, der Lobgesang der Maria, gebetet oder gesungen; an den sieben Tagen vor dem Heiligen Abend jeweils mit einer von sieben Antiphonen, die alle mit dem Ausruf “O” beginnen. Sie sprechen den Messias mit einem Titel an, mit dem Er im Älteren Testament1beschrieben wird, preisen Ihn für Sein Wirken, und enden mit der Bitte, “Komm!”:

1. O Weisheit …
2. O Adonai …
3. O Sproß aus Jesses Wurzel …
4. O Schlüssel Davids …
5. O Morgenstern …
6. O König der Völker …
7. O Immanuel

Die O-Antiphonen „sollen uns anleiten, darüber nachzudenken, wer dieser Jesus für mich ist. Wir wollen unser Herz weit machen, dass wir das Fest seiner Geburt freudig feiern können.“ So heißt es auf der Seite „praedica.de“, wo die vollständigen Texte der O-Antphonen sowie weiterführende Gedanken zu finden sind. Das ist eine katholische Seite, aber die O-Antiphonen sind auch Teil der Vesper in den anglikanischen und lutherischen Traditionen. Der evangelische Pfarrer Detlef Korsen hat auf seinem YouTube Kanal eine kurze Einleitung dazu veröffentlicht und möchte zu jeder der Antiphonen ein Video veröffentlichen:

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17. Dezember — O Sapientia — O Weisheit

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Gedanken zu “O Weisheit” von Pfarrer Detlef Korsen

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Magnifikat mit O Weisheit, gesungen von Pfarrer Korsen

18. Dezember – O Adonai – O Adonai (O Herr)

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Gedanken zu “O Adonai” von Pfarrer Korsen

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Magnifikat mit O Adonai, gesungen von Pfarrer Korsen

19. Dezember – O Radix Jesse– O Sproß aus Jesses Wurzel

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Gedanken zu “O Sproß aus Jesses Wurzel” von Pfarrer Korsen

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Magnifikat mit O Sproß aus Jesses Wurzel, gesungen von Pfarrer Korsen

20. Dezember – O Radix David– O Schlüssel Davids

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Gedanken zu “O Schlüssel Davids” von Pfarrer Korsen

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Magnifikat mit O Schlüssel Davids, gesungen von Pfarrer Korsen

21. Dezember – O Oriens – O Morgenstern

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Gedanken zu “O Morgenstern” von Pfarrer Korsen

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Magnifikat mit O Morgenstern, gesungen von Pfarrer Korsen

22. Dezember – O Rex Gentium – O König der Völker

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Gedanken zu “O König der Völker” von Pfarrer Korsen

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Magnifikat mit O König der Völker, gesungen von Pfarrer Korsen

23. Dezember – O Immanuel 

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Gedanken zu “O Immanuel” von Pfarrer Korsen

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Magnifikat mit O Immanuel, gesungen von Pfarrer Korsen

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  1. Ic h bevorzuge diese Bezeichnung für die Hebräische Bibel, weil „alt“ oft mit „überholt“ assoziiert wird, während „älter“ eine zeitliche Abfolge beschreibt.[]

Wurde Jesus tatsächlich am 25. Dezember geboren?

Wolf Paul, 2022-12-11

Jedes Jahr im November und Dezember zirkulieren alle möglichen Artikel in der Presse und sozialen Medien, über den angeblich heidnischen Ursprung von Weihachten. Hier gibt es eine gute Antwort auf diese Vorwürfe. Gestern bin ich jedoch über zwei andere Einwände gegen Weihnachten gestoßen: (1) Weihnachten ist fake, weil Jesus mit großer Wahrscheinlichkeit nicht am 25. Dezember geboren wurde; und (b) Weihnachten ist zu einem total kommerzialisierten, weltlichen Fest verkommen; wenn es je eine geistliche Bedeutung hatte, ist diese unwiederbringbar verloren gegangen.

Dazu habe ich ein paar Gedanken:

  1. Der erste Einwand beruht auf einem Mißverständnis darüber, worum es beim Kirchenjahr überhaupt geht: es geht nämlich nicht darum, die tatsächlichen, historischen Daten zu feiern, sondern darum, uns den irdischen Dienst Jesu vor Augen zu stellen und zu feiern, in zwei sogenannten Festkreisen. Da ist zuerst der Weihnachtsfestkreis, der mit dem Advent (dem Gedenken an die Verheißung eines Erlösers und seine verheißene Wiederkunft beginnt; seinen Höhepunkt zu Weihnachten, dem Fest der Geburt Jesu, findet, und mit seiner Offenbarung an die nicht-jüdischen Völker (Epiphanie) endet. Dann haben wir den Osterfestkreis, der am Aschermittwoch mit der 40-tägigen Fastenzeit beginnt, einer Zeit der Vorbereitung auf die Feier der zentralsten Ereignisse der Heilsgeschichte: der triumphale Einzug Jesu in Jerusalem (Palmsonntag), Einsetzung des Abendmahls (Gründonnerstag), Kreuzigung und Tod Jesu (Karfreitag), und schließlich der absolute Höhepunkt der Heilsgeschichte und auch des Kirchenjahres, Jesu Auferstehung vom Tod zu Ostern. Mit der Feier der Himmelfahrt des auferstandenen Christus, der Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten, und der Feier der dreieinigen Natur Gottes (Trinitatis oder Dreifaltigkeitssonntag) endet der Osterfestkreis. Die restliche Zeit des Jahres, je nach kirchlicher Tradition als Sonntage nach Pfingsten, nach Trinitatis, oder einfach Sonntage im Jahreskreis genannt, werden manchmal als Symbol für das Zeitalter der Kirche oder Gemeinde verstanden. In manchen Kirchen wird der letzte Sonntag diese Zeit als Christkönigsfest gefeiert. Das tatsächliche Datum der Geburt Jesu ist hier genauso unwichtig, wie das genaue Datum von Kreuzigung und Auferstehung (die ohnehin jedes Jahr auf ein anderes Datum fallen).
  2. Ja, Weihnachten ist wirklich schrecklich kommerzialisiert, und manchmal fragen wir uns, ob es noch zu retten ist. Aber (a) letztlich liegt es an uns, als einzelnen Gläubigen, als Familien, als christlichen Gemeinden, ob und wie weit wir uns auf den ganzen kommerziellen Weihnachtsrummel einlassen, und wie weit wir uns auf die tatsächliche Bedeutung von Weihnachten, die Geburt unseres Erlösers, konzentrieren. Das ist natürlich einfacher in einem Gemeinde-Umfeld, wo das Kirchenjahr mit seinen Zeiten und Festen gefeiert wird. Und  (b), Weihnachten scheint eine Zeit zu sein, wo die Menschen für geistliche Dinge empfänglicher sind, wo auch Leute, die sonst nie in die Kirche gehen, bereit sind, sich zu Advent- und Weihnachtskonzerten, weihnachtlichen Theatervorführungen, und sogar Weihnachtsgottesdiensten einladen zu lassen.

Das Kirchenjahr, seinen Zeiten und Feste, ist zwar nicht biblisch geboten; aber genauso wie die Feste des Älteren Testaments sollen sie uns an Gottes große Heilstaten für uns erinnern, damit wir sie feiern können. Und genauso wie die biblischen Feste sind sie eine großartige Gelegenheit, unseren Kindern ihre Bedeutung zu erklären — und nicht nur ihnen, sondern allen, die noch nicht an Jesus glauben.

Und so, obwohl das Kirchenjahr (und damit auch Weihnachten) kein biblisches Gebot ist, sollen diejenigen unter uns, die es einhalten, nicht herabschauen auf die, die es einhalten; und genauso sollen die, die das Kirchenjahr nicht einhalten, nicht diejenigen kritis.eren, die Weihnachten feiern.

Was Jesus actually born on December 25?

Wolf Paul,

Every year in November and December articles and posts circulate, both in the printed press and online, about the supposed pagan origins of Christmas. Lutheran theologian Chad Bird ably refutes these here.  However, just now I came across two other objections: (1) Christmas is bogus because December 25 is almost certainly not the actual birth date of Jesus, and (2) Christmas has become so thoroughly commercialized that any spiritual meaning it might have had has become irretrievally lost.

I have a few thoughts on that:

  1. The first of these objections stems from a misunderstanding of the nature and purpose of the  church  or liturgical year, which is not about commemorating actual historical dates. Rather, it tells the story of Jesu’ earthly ministry in two commemorative cycles: The first one commemorates the promise of and waiting for a Redeemer, as well as His Second Coming, in Advent, and comes to a climax in the celebration of the Redeemer’s birth at Christmas and his revelation to the world at Epiphany, and the second one starts on Ash Wednesday with Lent, a period of 40 days of preparation for the central events of salvation history, from Christ’s triumphal entry to Jerusalem (Palm Sunday), to His crucifixion and death (Good Friday), and culminates with in the celebration of Christ’s resurrection at Easter. Finally it celebrates the Ascension of the risen Christ, the outpouring of the Holy Spirit at Pentecost, and the triune nature of God on Trinity Sunday. The remainder of the year, variously known as the Sundays after Pentecost or after Easter, or simply as Ordinary Time, is often seen as representing the age of the church from Pentecost until Christ’s Second Coming, and in several church traditions closes with the feast of Christ the King on the Sunday before Advent.  So the actual date of Christ’s birth is no more relevant to the date of Christmas than the actual dates of Jesus’ death and resurrection are to the date of Easter (which changes every year, anyway).
  2. Yes, Christmas has become extremely commercialized and we sometimes wonder if it can be redeemed. But (a) we all, as individuals, as families, as church communities, have a choice of how far we go along with the commercialized aspects & traditions, we can all still focus on the real significance of Christmas: the birth of our redeemer. This is obviously easier if one is part of a church community which actually celebrates the liturgical seasons and feasts. And (b) Christmas seems to be a time when people are more receptive to spiritual things, and people who will not ordinarily set a foot in church will be open to attend special Advent and Christmas concerts, plays, and services.

While the seasons and feasts of the church year are nor biblically mandated, they, just like the biblical feasts of the Older Testament, are designed to remind us of God’s redemptive acts on our behalf, and to celebrate them. And and as with the biblical feasts, explaining their significance to our children and others who do not yet believe is an important part of that.

So while the observance  of the liturgical year with its seasons and feasts is not biblically commanded, those of us who do observe them ought not to look down on or disparage those individuals and church communities who don’t observe them; conversely, those of us who do not follow the liturgical year should not look down on or disparage those who do.

 

No Rule of Law for spies and their spouses in the U.K. and U.S.

Wolf Paul, 2022-12-09

The Guardian reports on the trial, conviction, and sentencing, by video link, of Anne Sacoolas for the negligent, accidental killing of motorcyclist Harry Dunn in August 2019.

  «The mother of the British teenager Harry Dunn has said her promise to win him justice has been fulfilled after his killer was sentenced, but said it was “despicable” that she had failed to appear in court.

Although Anne Sacoolas, a US citizen who was driving on the wrong side of the road when her car struck the young motorcyclist in 2019, avoided jail, she received an eight-month suspended sentence and was disqualified from driving for 12 months.

Dunn’s family had waged a three-and-a-half-year campaign eventually acknowledged her guilt in a British court after a UK request for her extradition was denied.

Speaking outside court, Dunn’s mother, Charlotte Charles, said it was “job done, promise complete” now that Sacoolas had a criminal record.

But she said Sacoolas, who appeared via a video link after her lawyers said her US government employer had advised her not to return to the UK, should have been in court. “I think it’s despicable that she didn’t come over on the judge’s orders … Huge coward,” she said.

“We weren’t cowards. We didn’t back away from the US government or the UK government. We didn’t back down, because we have values. Maybe she doesn’t.”»

What to say?

  • So Sacoolas received a suspended sentence; her 12-month driving ban is a joke, because her U.S. employer will no doubt tell her that the ban doean’t apply in the U.S. and she should go right on driving.
  • Undoubtedly it was cowardly of Mrs Sacoolas to refuse to obey the court’s summons.
  • The way the U.S. government whisked Sacoolas back to the U.S. after the fatal accident and then refused to extradite her was despicable (and no difference there between the Trump and Biden administrations).
  • Especially deplorable is the fact that Harry Dunn’s family did not receive the unreserved support of their own U.K. government in their quest for justice.

It seems that the Rule of Law does not always apply when it comes to American spies and their spouses. No doubt the situation is similar in other countries; diplomatic immunity, like parliamentary immunity, is easily and often abused.

But both Britain and the United States like to present themselves as global beacons of freedom, democracy, human rights, and the rule of law, and it is disappointing (although no longer very surprising) that one finds  George Orwell’s satirical tale against Stalin, Animal Farm, with its conclusion that “all animals are equal—but some are more equal than others” so clearly demonstrated.