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Wolf’s Notes

… about faith, life, technology, etc.

Die kulturell konservative Mehrheit stärken?

2021-05-13 Wolf Paul

Im Telegraph vom 13. Mai 2021 schreibt Allister Heath,

«Was ist los mit Frankreich, diesem wunderbaren Land, das von seinen Politikern unerbittlich im Stich gelassen wird? Es liegt ein unverkennbarer Geruch von Panik in der Pariser Luft, ein zunehmendes Gefühl in Teilen der herrschenden Klasse, daß Frankreich, auseinandergerissen von Kulturkriegen, mit seiner Wirtschaft und Gesellschaft in nicht enden wollendem Abstieg, mit seinen riesigen Wohnanlagen in den Vorstädten andauernd an Kippen, sich dem Abgrund nähert.

Trotz allem Hohn sind Boris Johnsons jüngste Wahlerfolge nicht unbemerkt geblieben. Was, so fragen sich die vorausschauenderen Intellektuellen, wird Frankreichs Gegenstück zum Brexit sein, wenn, oder vielmehr, sobald es dazu kommt? Wird es eine Wiederholung von 1961 sein (ein fehlgeschlagener Putsch), von 1968 (linksradikaler Studentenaufstand), 1981 (Kommunisten in der Regierung), 1789 (eine echte Revolution), oder, hoffentlich, etwas weniger Gewaltsames, Konstruktiveres?

Die gilets jaunes (Gelbwesten) vor zwei Jahren waren ein falscher Alarm, aber wie wird sich die Wut von la France profonde das nächste Mal manifestieren? Emmanuel Macron hat zugegeben, daß “Leave” eine Abstimmung über einen Frexit gewinnen würde – aber die will niemand riskieren. Es ist wirklich schade: Frankreich, das Land wo ich aufwuchs, braucht einen katharsischen “Reset” wie Brexit, ein politisches Erdbeben, das weder linksradikal noch rechtsradikal ist, welches aber endlich die kulturell konservative Mehrheit stärkt.»

Hier sind meine Gedanken dazu als Nicht-Experte:

Das Problem ist, daß sich selbst die gemäßigte Linke gegenüber den kulturell Konservativen, die sie als rechtsradikal wahrnehmen[1], zunehmend als überlegene Elite fühlt. Deshalb werden sie sich nicht leicht mit Veränderungen abfinden, welche diese “Deplorables” (“Bedauernswerten”), um mit Hillary Clinton zu sprechen, stärken. Das ist nicht nur ein französisches Problem; das trifft in der gesamten westlichen Welt zu.

Ich bin gespannt, wie die Dinge in Großbritannien weitergehen. So sehr ich den Brexit bedaure, scheint er dort genau so einen “Reset” ausgelöst oder zumindest begonnen. Aber während größere Länder wie Großbritannien, Frankreich, oder auch Deutschland sich einen Brexit, Frexit oder Dexit leisten können, ohne daß ihre Wirtschaft allzu viel Schaden nimmt, wäre es für die kleineren Länder, aber auch Italien oder Spanien, katastrophal, wenn sie die EU verlassen oder diese auseinanderbrechen würde – trotz aller Fehler und Schwächen der Union. Unter anderem würde das bedeuten, daß die Wirtschaft unserer Länder noch mehr von den USA und China dominiert würde, als das jetzt schon der Fall ist – es gäbe kein Gegengewicht mehr.

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  1. wenn es z.B. um Positionen wie die Realität und Unabänderlichkeit des biologischen Geschlechts, um die Ehe ausschließlich zwischen Mann und Frau, den Schutz des ungeborenen Lebens, usw. geht[]

Prinz William propagiert “Weißen Retter” ???

2021-05-05 Wolf Paul

In einem Leserbrief im profil 18/2021 schreibt Dr. Hannah Mumby, Biologin und Elefantenforscherin an der Universität Hong Kong,

“Prinz William war 2018 nach Tansania, Kenia und Namibia gereist, um sich über den Naturschutz zu informieren. Auf einer Konferenz präsentierte er ein Video über seine Reise in Tansania. Viele NGOs beklagten, das Video würde das Image des “weißen Retters” propagieren, weil nur ein afrikanischer Student vor der Kamera sprach, während der Rest der Interviewten aus internationalen Naturschützern bestand.”

Ich gehe mal davon aus, daß das Video, das Prinz William präsentierte, das reflektierte, was er bei seiner Tansania-Reise erlebte, mit wem er sprach, usw. Es dürfte ja niemanden zu sehr erstaunen, daß ein politisch bedeutender Prominenter wie er auf seiner Reise primär ausgewählten Persönlichkeiten begegnet, die vom Sicherheitspersonal (seinem eigenen und dem des Gastgeber-Landes) für harmlos und ungefährlich eingestuft werden. Daß sich unter diesen Leuten vor allem prominente Fachleute und Aktivisten finden, und daß daß diese aus verschiedenen Gründen vor allem Weiße sind, wundert mich überhaupt nicht.

Was mich zwar auch nicht wundert, weil das schon längere Zeit so geht, mich aber sehr wohl irritiert, ist die Tendenz von Aktivisten und Propagandisten (und diese Bezeichnungen sind gar nicht abwertend gemeint), alle Äußerungen von beliebigen Menschen, vor allem Prominenten, als Propaganda zu bewerten, bzw. sie auf ihren Propagandagehalt abzuklopfen.

Die meisten von uns, und ich gehe davon aus, daß das auch auf Prinz William zutrifft, sind nicht ständig im Propaganda-Modus, wenn wir uns zu irgendwas äußern; sehr oft berichten wir relativ wertfrei unsere Erlebnisse und Erfahrungen und kümmern uns keinen Deut darum, welche Propaganda-Überlegungen andere dazu anstellen könnten.

Und so gehe ich davon aus, daß Prinz William mit seinem Besuch in Afrika sein Interesse an Naturschutz ausdrücken und entsprechende Initiativen unterstützen wollte, und daß er aus genau dem gleichen Grund sein Video präsentiert hat, ohne sich allzusehr den Kopf darüber zu zerbrechen, mit wem aller er gesprochen hatte oder wen er dazu befragt hat. Ich bin ziemlich sicher, daß er keinerlei identitätspolitische Aussagen über die mit Naturschutz befaßten  Personen machen wollte, und wenn “viele NGOs” soetwas hineininterpretieren, dann gehen sie davon aus, daß alle anderen Menschen in den gleichen Kategorien und Denkmustern wie sie selbst denken — und das ist schlicht und ergreifend dumm.

Ah, und weil man das heutzutage scheinbar immer dazusagen muß: Wenn ich von Aktivisten und Propagandisten und Prominenten, usw., rede, dann sind sebstverständlich dort wo es Sinn macht, Personen beiderlei (biologischen) Geschlechts gemeint.

Christenverfolgung?

2021-05-02 Wolf Paul

Es gibt immer wieder Berichte, daß Christen mit der Polizei in Konflikt kommen, weil sie in der Öffentlichkeit gegen Homosexualität oder gegen die gleichgeschlechtliche Ehe predigen, zuletzt dieser Bericht auf Churchleaders.com. Auch die Verurteilung von Pastor Olaf Latzel wegen “Volksverhetzung” in Bremen ist ein ähnlicher Fall.

Hier ist meine Meinung dazu:

Natürlich sollten auch Christen ihr Recht auf Meinungs- und Redefreiheit ausüben können, und politisch gesehen ist die zunehmende Unterdrückung dieses demokratischen Grundrechts (indem man manche Meinungen als Haßrede verbietet) problematisch und besorgniserregend.

ABER: Geistlich gesehen ist unser Auftrag als Christen und Kirche nicht, der ungläubigen Welt christliche Moral zu predigen, sondern Jesus Christus als Herrn, als den einzigen Erlöser und Heiland, zu verkündigen.

Wenn Menschen zu Jesu kommen und wiedergeboren werden, dann wird sie der Heilige Geist in alle Wahrheit leiten, und Ihn kann die Polizei schließlich nicht festnehmen.

Natürlich werden wir als Christen zunehmend diskriminiert werden, in den verschiedensten Bereichen, wenn wir unsere Sicht der Dinge klar zum Ausdruck bringen, oder uns an gewissen Dingen nicht beteiligen wollen (z.B. Abtreibung oder Hochzeiten von gleichgeschlechtlichen Paaren), und das ist gerade in Ländern, die sich ihrer liberalen Gesellschaftsordnung rühmen, eine ärgerliche Entwicklung, weil hier gerade diejenigen, die am lautesten nach Toleranz schreien, äußerst intolerant agieren.

Aber ich warne davor, von Christenverfolgung zu reden (auch nur andeutungsweise), solange wir Jesus als den Herrn und gekreuzigten und auferstandenen Christus und Erlöser predigen dürfen.

Wenn wir nämlich die Diskriminierung, die wir manchmal und in bestimmten Bereichen hier in Europa und anderen westlichen Ländern erleben, gleichsetzen mit der gewaltsamen Unterdrückung und Verfolgung zum Beispiel in Nordkorea, China, oder auch Indien, oder auch mit der gewaltsamen Verfolgung christlicher Flüchtlinge durch muslimische Flüchtlinge in den Flüchtlingslagern hier bei uns in Europa, dann läuft das auf eine Geringschätzung des Leidens unserer Geschwister in diesen Ländern hinaus. Und wenn wir jetzt schon über “Verfolgung” klagen, wie werden wir damit umgehen, wenn wir tatsächlich einmal mit realer Verfolgung konfrontiert sind?

Eine wachsende Welle von Antisemitismus

2021-04-11 Wolf Paul

In einem Artikel aus Anlaß des 60. Jahrestages des Eichmann-Prozesses in Israel schreibt die Holocaust-Historikerin Deborah E. Lipstadt,

«Angesichts der wachsende Welle von Antisemitismus, die wir heute sehen, beunruhigt mich, daß so viele Menschen diese Geißel nur unter ihren politischen Gegnern sehen, während sie für Antisemitismus in ihren eigenen Reihen blind sind. Dies trifft an beiden Enden des politischen Spektrums zu.

Aber … Antisemitismus muß bekämpft werden, egal wo er auftritt oder herkommt. Ich muß ihn nicht nur in denen bekämpfen, mit denen mich nichts verbindet und deren Ansichten ich verabscheue, sondern ich muß auch diejenigen zur Rechenschaft ziehen, deren Ansichten zu anderen Themen ich teile.»

Das ist eine wichtige Erkenntnis, nicht nur, aber ganz besonders im Hinblick auf Antisemitismus, und ganz besonders wichtig in den Ländern, die für die Schoah hauptverantwortlich waren.

 

Warum das Wohlstands-Evangelium NICHT die Botschaft Jesu ist

2021-03-22 Wolf Paul

Craig Greenfield, der mit seiner Familie seit rund zwanzig Jahren in Slums lebt und dient, sowohl in Kambodscha als auch in Vancouver, Kanada, hat einen Text auf Facebook gepostet, der mir besser als alles andere, was ich bisher gelesen und gehört habe, zu erklären scheint, warum das sogenannte Wohlstands-Evangelium nicht das wahre Evangelium, nicht die Botschaft Jesu, ist:

Ich habe eine Daumenregel: Wenn die Theologie eines Predigers nicht auf meine materiell armen christlichen Freunde in den Slums von Kambodscha anwendbar ist, dann ist etwas gewaltig faul daran — und zwar nicht am Glauben meiner Freunde.

Das Wohlstands-Evangelium legt UNS die Last auf, genug Glauben zu haben, damit wir die materiellen Segnungen Gottes nicht verpassen. Es impliziert, daß wir immer genug Geld haben und nicht pleite sein werden, solange wir uns nicht von den Tricks des Teufels in den Unglauben oder falsches Denken führen lassen.

Sehr oft, wenn Arme das hören, dann klingt das für sie verständlicherweise sehr attraktiv; sie versuchen dann krampfhaft, genug Glauben zu haben, um aus ihrer Armut zu entfliehen. Wem würde diese Hoffnung nicht gefallen? Und wenn Reiche das hören, dann sehen sie ihren Reichtum und ihre Privilegien als Gottes Segen.

Die Reichen können sich an diesem Wohlstands-Evangelium erfreuen, weil es ihren Platz in der Gesellschaft bestätigt. Im Gegensatz dazu werden die Armen über kurz oder lang immer niedergeschlagener, und manche werden sich sogar von ihrem Glauben verabschieden.

Das heißt nicht, daß uns Gott nicht auch materiell segnet, sondern daß es in dieser gefallenen Welt auch andere Faktoren gibt, die Menschen am Rand der Gesellschaft in der Armut festhalten — systemimmanente Ungerechtigkeit, das Horten von Besitztum durch die Reichen, Korruption, usw. Aus diesen Gründen werden viele von diesen Armen ihr Leben lang pleite sein — nicht, weil es ihnen an Glauben mangelt. Einige meiner Freunde in den Slums haben weitaus mehr Glauben, als viele privilegierte Menschen im Westen. Aber ihr wunderbarer Glauben wird durch dieses Wohlstands-Evangelium schlechtgemacht und zerstört.

Im besten Fall ist das Wohlstands-Evangelium eine Verzerrung der Wahrheit. Für uns privilegierte Menschen ist das kein großes Problem — uns geht’s so oder so gut. Aber im schlimmsten Fall führt das Wohlstands-Evangelium dazu, daß wir uns gut fühlen, während es uns erlaubt, systemimmanente Ungerechtigkeit zu ignorieren. Gleichzeitig fühlen sich die Armen beschissen und haben Schuldgefühle wegen ihrer Armut.

Meiner Meinung nach ist das genau das Gegenteil des Evangeliums (frohe Botschaft für die Armen, Lukas 4:18).

Was meint Ihr?

 

“Goldenes Brett vorm Kopf” – Wenn Wissenschaft zu Sektierertum mutiert

2021-01-18 Wolf Paul

Am 18. Jänner 2021 schreibt Ortwin Rosner in der Wiener Tageszeitung “Der Standard” unter dem Titel, “Goldenes Brett vorm Kopf” – Wenn Wissenschaft zu Sektierertum mutiert, über die Verleihung des Negativ-Preises “Goldenes Brett vorm Kopf” an den deutschen Mediziner und Covid-Leugner Sucharit Bhakdi.

Es lohnt sich, den Artikel zu lesen. Mir kam dabei sofort die Bibelstelle in 1. Korinther 13:9+12 in den Sinn:

“Denn unser Wissen ist Stückwerk … Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin.”

Ich habe keine Ahnung, was Ortwin Rosner über diese Bibelstelle oder über die Bibel ganz allgemein denkt, aber es paßt zu seinem Artikel.…

Ortwin Rosner, Jahrgang 1967, abgeschlossenes Studium der Germanistik und Philosophie in Wien, Diplomarbeit 2003 bei Wolfgang Müller-Funk mit dem Titel “Körper und Diskurs. Zur Thematisierung des Unbewussten in der Literatur anhand von E. T. A. Hoffmanns ‘Der Sandmann'”, erschienen 2006 im Peter-Lang-Verlag; lebt als Schriftsteller in Wien.

Was bedeutet “FTP”?

2021-01-16 Wolf Paul

In meiner Lektüre in den vergangenen Monaten sind mir eine Reihe neuer Kürzel begegnet, wie zum Beispiel “BLM“. Vor kurzem ist mir ein anderes Kürzel aufgefallen, eines, das ich selbst oft verwende: FTP.

Untergekommen ist es mir in einem Kontext, wo es offenbar eine brutalere und umfangreichere Variante von “Defund the police” darstellte, mit dem Wortlaut, “F*ck the police“.

Das stellt natürlich eine Schwierigkeit für mich dar, denn wie schon gesagt verwende ich dieses Kürzel relativ oft, in seiner ursprünglichen Bedeutung von “File Transfer Protocol“, einem ehrwürdigen und schon etwas angegrautem Teil der Standard-Netzwerk-Programme in den Betriebssystemen UNIX und Linux (und inzwischen auch in den meisten anderen).

Deshalb möchte ich klarstellen, damit es zu keinen Mißverständnissen kommt:

Wenn ich das Kürzel “FTP” auf neutrale oder positive Weise verwende, dann bezieht sich das auf das File Transfer Protocol, auf die verschiedenen Programme, die es in den verschiedenen Betriebssystemen implementieren, sowie auf die Tätigkeit, mit diesen Programmen Datein zu kopieren. Weil es inzwischen bereits weit bequemere und effizientere Methoden gibt, Dateien zu kopieren, verwende ich es manchmal auch in negativer Weise mit der gleichen Bedeutung.

Ich werde dieses Kürzel fast nie in seiner neuen, “politischen” Bedeutung verwenden, weil ich dagegen bin, Worte auf diese Weise zu mißbrauchen, und weil ich auch nicht dafür bin, die Polizei zu mißbrauchen. Wenn es um Polizeibrutalität oder andere illegale Aktivitäten von Polizeibeamten geht (und ich zweifle nicht daran, daß es das gibt, denn Polizeiarbeit ist mit Machtausübung verbunden, und das ist sehr attraktiv für gestörte Menschen, die andere beherrschen wollen), dann gibt es passendere und effektivere Methoden, sich dagegen zu wehren, als der obszöne Vorschlag, den “FTP” impliziert.

 

Der VfGH kippt das Verbot der Beihilfe zum Suizid

2020-12-14 Wolf Paul

Wie “Die Presse” berichtet, hat der Verfassungsgerichtshof entschieden, daß das Verbot “ausnahmslos jeder Art der Beihilfe zur Selbsttötung” verfassungswidrig ist.

Das ist ein halber Dammbruch:

Zum Einen bleibt die Tötung auf Verlangen weiterhin verboten und strafbar, und zum Anderen liegt es jetzt bei der Politik, den Rahmen abzustecken, innerhalb dessen die Beihilfe zur Selbsttötung erlaubt ist.

Das große Problem bei einem halben Dammbruch ist, daß die dadurch in Bewegung gesetzten Wassermassen früher oder später den ganzen Damm wegspülen. In diesem Fall heißt das, wenn wir es nicht schaffen, die Beihilfe zum Suizid so zu regeln, daß es der Verfassung entspricht, bleibt sie ungeregelt erlaubt, und dann wächst auch der Druck, die Tötung auf Verlangen zu erlauben, da sie ja nur eine Sonderform der Beihilfe zur Selbsttötung darstellt.

Eine Reaktion auf diese Entscheidung, die mir in den Sozialen Medien untergekommen ist, ist:

Wir müssen alles unternehmen, um sicherzustellen, daß in unserer Gesellschaft niemand den Wunsch verspürt, seinem Leben verfrüht ein Ende zu setzen.

Und während das ein lobenswerter Gedanke ist, ist er meiner Meinung nach auch eine Utopie. Realistisch gesehen kann man nicht sicherstellen, daß niemand so sehr am Leben verzweifelt, daß er es beenden will; dazu sind die Gründe dafür zu vielfältig.

Vielmehr müssen wir dafür eintreten, und unsere Parlamentarier müssen dafür eintreten, daß die Regierung möglichst bald neue Regeln formuliert, die den Schaden dieser Entscheidung möglichst begrenzt:

Wir müssen sicherstellen, daß niemand dazu gedrängt wird, sein irdisches Leben selbst oder mit fremder Hilfe verfrüht zu beenden, und daß es weiterhin erlaubt bleibt, diese neue Rechtslage als moralisch und ethisch problematisch zu bezeichnen.

Denn die Erfahrung in anderen Ländern, und auch auf anderen Gebieten, hat gezeigt, daß, sobald etwas einmal erlaubt ist, dann wächst sehr schnell der Druck, getrieben von vielen Interessen und Motiven, es auch zu tun: also z.B. lieber Schluß zu machen, als den Kindern und dem Gesundheitssystem zur Last zu fallen. Und es wächst dann auch der Druck, jede negative Meinungsäußerung zu dem Thema zu unterlassen oder massiv ausgegrenzt zu werden.

Wie bei so vielen anderen Themen glaube ich nicht, daß wir es schaffen werden, das Ruder komplett herumzureißen – in einer Demokratie kann eine “kleine Schar” (was wir lt. Jesus sind) nicht erwarten, die Gesetze ganz in unserem Sinne zu bestimmen — alle derartigen Versuche haben in der Vergangenheit zu negativen Entwicklungen geführt. Aber Selbstbestimmung gilt in unserer Gesellschaft als hohes und schützenswertes Gut, und unter diesem Titel müssen wir alle Anstrengungen unternehmen, den Dammbruch möglichst lange aufzuhalten.

Parlamentarische Gebetsfeier und die Zustände auf Lesbos

2020-12-13 Wolf Paul

Ich habe mich bis jetzt zurückgehalten mit einem Kommentar zur parlamentarischen Gebetsveranstaltung vorige Woche, weil ich genau DIE Bilder vor Augen hatte, die Klaus Schwertner hier beschreibt. (more…)

Pastor Olaf Latzel wegen “Volksverhetzung” verurteilt

2020-11-27 Wolf Paul

Ich bin betroffen aber nicht sonderlich erstaunt, daß Pfarrer Olaf Latzel von der Bremer St. Martini-Gemeinde vor zwei Tagen vom Bremer Amtsgericht wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe von EUR 8100 verurteilt wurde.

(more…)