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Wolf’s Notes

… about faith, life, technology, etc.

“Progressive” Dummheit …

2021-01-04 Wolf Paul

Ich habe hier schon viel geschrieben über die Unsäglichkeiten, die von Präsident Trump und seinen republikanischen Unterstützern kommen, und am Mittwoch werden wir noch mehr von diesem Unsinn erleben.

Aber auch die Demokraten können es. Nicht nur, daß sich Joe Biden als superfrommer Katholik gibt, während er gleichzeitig ignoriert, was die katholische Kirche zu Abtreibung und sexueller Moral und Ethik zu sagen hat, hatten wir gestern (3. Januar 2021) ein Paradebeispiel für “progressiven” Unsinn bei der Eröffnung der neuen Legislaturperiode im US-amerikanischen Kongress.

Zum Auftakt verlas der Kongressabgeordnete Emanuel Cleaver von den Demokraten, der auch Methodistenpastor ist, ein Gebet, das im Wesentlichen dem Aaronitischen Segen (Birkat Kohanim) entspricht:

“Möge der Gott, der die Welt erschaffen hat, und alles was in ihr ist, uns segnen und behüten.
Möge der Herr sein Antlitz leuchten lassen über uns und uns gnädig sein.
Möge der Herr das Licht seines Angesichts über uns erheben und uns Frieden schenken – Frieden in unseren Familien, Frieden in diesem Land, und, wenn ich es wagen darf, darum zu bitten, o Herr, Frieden auch in dieser Kammer, jetzt und allezeit.”

So weit, so gut. Dann aber wurde es sehr eigenartig. Hier ist der Schluß des Gebets:

“Wir bitten dies im Namen des monotheistischen Gottes, Brahma, und der Götter, die in vielen verschiedenen Religionen mit vielen verschiedenen Namen bekannt sind. Amen und Awoman.”

Es stellen sich ein paar Fragen:

1. Sollte ein Methodistenpastor im Namen von “Brahma, und der Götter, die in vielen verschiedenen Religionen mit vielen verschiedenen Namen bekannt sind” beten?

2. Sollte ein Methodistenpastor nicht eigentlich wissen, daß “Amen” hebräisch ist und nichts, aber auch gar nichts, mit “man/men” und “woman/women” zu tun hat?

3. Sollte jemand, der gebildet genug ist, um seinen Bundesstaat im Kongress zu vertreten, nicht wissen, daß es rein sprachlich keinen Sinn macht, Gott im Namen Gottes um etwas zu bitten? Wenn man die Dreieinigkeit durch viele verschiedene Götter ersetzt, dann ist die Formel “beten im Namen von …” nicht nur theologisch unsinnig, sondern ist auch sprachlich Unsinn. Wenn zu mir jemand sagt, “Ich bitte dich im Namen von Wolf, daß Du mir EUR100 borgst,” frage ich mich, ob er noch alle Tassen im Schrank hat.

Jemand hat als Kommentar auf das Video unten geschrieben, “Wenn du schon ‘woke’ sein mußt, dann sei wenigstens ein gebildeter ‘woke'”. Aber diese Ideologie als “woke” zu bezeichnen, ist eine Beleidigung für die afroamerikanische Community, die den Begriff “woke” geprägt hat für jemanden, der für ethnische und wirtschaftliche Ungerechtigkeiten wach ist, nicht für die Schicki-Micki-Ideologien der linken Eliten.

Wenn prominente Christen versagen …

2020-12-30 Wolf Paul

Eine katholische Freundin stellte auf Facebook die Frage, wie freikirchliche Christen auf die Verfehlungen von prominenten evangelikalen Christen wie Carl Lentz (Hillsong NYC) und Ravi Zacharias reagieren. 

Und es geht ja nicht nur um Ravi Zacharias und Carl Lentz:

In Amerika gab es im August den Rücktritt von Jerry Falwell Jr. von der Liberty University, wegen einer Affaire seiner Frau mit einem Badewärter, bei der Jerry Falwell angeblich als Zuschauer beteiligt war, ebenfalls im August den Rücktritt von John Ortberg von der Menlo Church, nachdem er seinen Sohn Jugendarbeit machen ließ, obwohl er von dessen pädophilen Neigungen wußte, im Februar die Entlassung von James MacDonald von der Harvest Bible Chapel nach einer Vielzahl glaubwürdiger Vorwürfe, vor allem finanzieller Art, usw., usf. allein in Amerika. Auch mit dazu gehört der Skandal bei den Southern Baptists, nachdem zwei Zeitungen dokumentierten, daß Pastoren und ähnliche Mitarbeiter nach glaubwürdigen Mißbrauchsvorwürfen einfach in anderen Gemeinden wieder angestellt wurden, wo sich der Mißbrauch wiederholte, und die Führung der SBC sich zunächst mit Hinweis auf die Autonomie der Ortsgemeinden abzuputzen versuchte.

In England gab es die Skandale im evangelikalen Flügel der Anglikanischen Kirche um John Smyth und die Iwerne Camps für Buben, und im vorigen Jahr den Skandal um John Fletcher von der Emmanuel Church in Wimbledon, beide mit glaubwürdigen Vorwürfen sexuell/sadistischer Mißhandlung, im einen Fall von Jugendlichen, im anderen von Erwachsenen. In den Anglikanischen Kirchen von Kanada und Australien gab es in den letzten Jahren Untersuchungen von Übergriffen, teilweise in Internaten für Indigene, teilweise in Pfarren.

Wir haben also als weltweite evangelikale Bewegung wahrhaftig keinen Grund, mit dem Finger auf Mißbrauch in der römisch-katholischen Kirche zu zeigen (beziehungsweise, wie meine Mutter sagte, “Wenn du mit dem Finger auf andere zeigt, zeigen drei Finger auf dich selbst!”). Und alle diese Fälle in “unseren” Kreisen zeigen , daß man es sich zu einfach macht, wenn man das Problem dem priesterlichen Zölibat in der röm.-kath Kirche in die Schuhe schiebt, oder auch, was Evangelikale gerne tun, darauf hinweist, daß in der röm.-kath. Kirche eben eine klare Bekehrungslehre fehlt – denn “unsere” Mißbrauchstäter sind in der Regel sowohl bekehrt als auch verheiratet.

Ich kann natürlich nicht für die ganze evangelikale Bewegung sprechen, auch nicht für alle Freikirchler in Österreich, und ich werde mich hier mit meinen Reaktionen auf Jerry Falwell, Ravi Zacharias und Carl Lentz beschränken; vieles trifft allerdings auf auf alle anderen Fälle zu.

  1. Trauer. Meine erste  Reaktion ist immer Trauer, weil das Zeugnis für Jesus verdunkelt und entstellt wird. Ich finde es auch extrem traurig, gerade in Ravi Zacharias’ Fall, für seine Frau und seine Kinder: was für ein “Weihnachtsgeschenk”, knapp ein halbes Jahr nach seinem Tod. Aber auch für Carl Lentz’ Familie, sowie für die Gemeinde ist das traurig, für die Familien all der anderen genannten und nicht genannten Täter, sowie für die Mitglieder ihrer Gemeinden, die ihnen vertraut haben. 
     
  2. Enttäuschung. Ich persönlich kann nicht sagen, daß ich von Carl Lentz’ “Sündenfall” besonders enttäuscht bin; “Ent-täuscht” heißt ja, daß man etwas anderes erwartet hat, getäuscht war, und nun ent-täuscht ist, d.h.  von der Täuschung geheilt. Ich habe Lentz’ Celebrity-Stil und das fast schon erotische Image, das er sich aufgebaut hatte, immer schon unpassend gefunden, und sein Sündenfall hat mich nicht sonderlich überrascht. Ziemlich das gleiche gilt für Jerry Falwell Jr von der Liberty University: ich war von den Anschuldigungen nicht sonderlich überrascht; wer sich so wie er mit offener Hose fotografieren läßt, und das Bild dann auf Instagram hochlädt, will auffallen, und zwar mit seiner “Männlichkeit” auffallen — da war schon klar, daß nicht alles in Ordnung ist. Ganz anders ist das bei Ravi Zacharias, der mich immer beeindruckt hat, sowohl mit seinen Argumenten als auch mit dem verbindlichen Stil, wie er mit Zwischenrufern in seinen Vorträgen umgegangen ist. Ich habe auch persönliche Freunde, die Mitarbeiter bei RZIM/Zachariasinstitut sind. Ich war von den Vorwürfen, die vor über einem Jahr auftauchten, daß er eine “Sexting”-Beziehung zu einer Frau in Toronto unterhielt, schockiert, habe aber seine Zurückweisung dieser Vorwürfe akzeptiert. Dann kam sein Kampf mit dem Krebs und sein Tod, und schließlich wie aus blauem Himmel die Vorwürfe von sexuellen Übergriffen gegen Angestellte in Massagesalons, deren Miteigentümer er war. Ich hatte zwar keine Ahnung, wie glaubwürdig die Anschuldigungen waren, aber ich war schon allein von der Tatsache enttäuscht, daß jemand in seiner Position Miteigentümer von Massagesalons ist – das erscheint mir vollkommen unpassend. Nun kam im Dezember das erste Zwischenergebnis der Untersuchung, die der Vorstand von RZIM beauftragt hat, und hat diese Vorwürfe bestätigt, und Hinweise für noch ärgeres Fehlverhalten in den Raum gestellt. Die Enttäuschung ist groß.

  3. Aufsichtsverfehlung. In all diesen Fällen ist ein völliges Versagen der existierenden Aufsichtsorgane mit schuld, zumindest daran, daß das jeweilige Fehlverhalten nicht sofort abgestellt wurde, sondern teilweise mehrere Jahr lang dauerte. Bei Carl Lentz hätten die Ältesten der Hillsong NYC, und auch die Hillsong-Leitung in Australien, schon längst einschreiten müssen wegen des unpassenden Images, das Carl kultiviert hat. Beim Vorstand von RZIM hätte man Ravi von allem Anfang an darauf hinweisen müssen, daß die Mitbesitzerschaft von Massagesalons in seiner Position absolut unpassend ist, und spätestens nach der “Sexting-Affaire” vor über einem Jahr hätten alle Alarmglocken läuten müssen. Im Fall von Jerry Falwell von der Liberty University hätte der Vorstand auch viel früher eingreifen müssen; schon lange vor Bekanntwerden der sonderbaren Beziehung zwischen ihm, seiner Frau, und einem Badewärter war sein Verhalten in vieler Hinsicht unpassend für den Präsidenten der weltgrößten christlichen Universität.

  4. Podesterhebung. Wir neigen dazu, prominente, beeindruckende Christen auf ein Podest zu heben und zu vergessen, daß sie auch nur durch Gottes Gnade erlöste, sündige Menschen. Das ist unter anderem deshalb ein Problem, weil manche Menschen, die auf einem Podest stehen, früher oder später glauben, daß sie dorthin gehören, weil sie soviel besser sind als all die anderen, die um das Podest herumstehen. Sie beginnen zu glauben, daß sie ausgenommen sind von den Regeln, die für alle anderen gelten. Und wir, die wir um das Podest herumstehen, sind so von ihnen beeindruckt, daß wir alle Warnsignale, daß etwas nicht stimmt, übersehen — auch wenn wir als Älteste oder Vorstandsmitglieder eigentlich eine Aufsichtspflicht haben. Ich persönlich glaube, daß in solchen Fällen, sobald das Versagen der Aufsichtsorgane feststeht, diese Organe völlig neu aufgestellt gehören: neue Älteste, neue Vorstandsmitglieder, usw.

  5. Ministry-Namen. Ich bin schon seit längerem davon überzeugt, daß es absolut unpassend ist, christliche Ministry-Organisationen nach Menschen zu benennen. Die Benennung mit dem Namen eines Menschen drückt unter anderem Eigentum/Besitz aus, und das mag für eine Firma o.k. sein, aber für einen Dienst im Reich Gottes, der ja nicht Menschen sondern Gott gehört, ist das unpassend.

    Es ist offensichtlich auch unklug. Es wird RZIM/Zacharias-Institut kaum gelingen, die Assoziation mit den Verfehlungen ihres Gründers und Namensgebers abzuschütten, wenn sie sich nicht mit einem anderem Namen völlig neu erfinden. Auch seine Bücher und Videos werden viel von ihrem Nutzen eingebüßt haben (das erste christliche Rundfunk-Netzwerk hat bereits angekündigt, seine Vorträge aus dem Programm zu nehmen; christliche Buchhandlungen werden ähnlich reagieren). In England mußte die Stiftung, welche die Iwerne-Camps verantwortet hat, wo John Smyth sich jahrelang des Mißbrauchs schuldig gemacht hatte, ihren Namen ändern, und hat inzwischen die Camps komplett eingestellt.

    Das funktioniert übrigens auch in umgekehrter Richtung: Durch Franklin Grahams Verbindung mit der Billy Graham Evangelistic Association wird der Name seines Vaters auf Dauer mit den ungeschickten politischen Wortmeldungen von Franklin assoziiert sein.

    Ich bin so froh, daß die missionarische Bewegung, durch die ich zum Glauben gekommen bin, und der ich immer noch als Voluntär verbunden bin, nicht George Verwer Ministries heißt – gerade weil ich George als demütigen Diener Gottes kenne, der Operation Mobilisation als Gottes Werk, und nicht als sein Lebenswerk betrachtet.

Letztlich müssen wir folgendes im Auge behalten:

Wenn solche Dinge passieren (und ich glaube, die sind immer passiert, und werden immer wieder passieren, bis Jesus zurückkommt, nur haben wir früher, ohne Internet, viel weniger davon gehört), dann zeigt sich, ob wir Jesus folgen, oder irgendwelchen christlichen Celebrities und Führern.

Es ist ja auch nicht so, als wäre alles, was wir von diesen “gefallenen” Lehrern gelernt haben, schlecht; wie ein altes Sprichwort besagt, kann Gott auch mit krummen Menschen gerade Linien ziehen.

Vor vielen Jahren schon bin ich auf die Stelle in Hesekiel 44 gestoßen, wo es heißt,

… die Leviten, die von mir abgewichen sind, als Israel von mir abfiel und irreging, ihren Götzen nach, die sollen ihre Sünde tragen und sollen in meinem Heiligtum Dienst tun als Hüter an den Türen des Hauses und als Diener des Hauses. Sie sollen das Brandopfer und das Schlachtopfer für das Volk schlachten und sollen vor ihnen stehen und ihnen dienen.

Auch Christen, christliche Leiter, Prediger, Pastoren, Priester, usw., die von Gott “abgewichen” sind (und im Kontext von Hes. 34 handelt es sich um Götzendienst, keine “läßliche” Sünde!), können also weiterhin dem Gottesvolk dienen – weil der Erfolg ihres Dienstes nicht von ihnen, sondern von Gott abhängt. Wenn es offenbar wird, daß sie von Gott abgefallen sind, oder in Sünde gefallen sind, müssen wir sie Gott überlassen, und uns selbst neu auf IHN ausrichten, statt auf fehlerhafte Menschen fixiert zu sein.

In einem Blog, der sich mit solchen Leiter-Fehltritten und Skandalen befaßt, habe ich einen Artikel gefunden, der sich mit einem verwandten Phänomen beschäftigt. Dort sagt die Autorin, Anne Paulk,

Die harte Tatsache ist, daß Menschen fallen und versagen können. Ehen können kaputtgehen. Leiter können uns schwer enttäuschen.

In solchen Zeiten schaue ich ganz bewußt auf Den, der niemals versagt, der vollkommen treu ist, und die Namen “Tröster” und “Friedefürst” trägt.

Jesus wußte, daß Menschen versagen, und er sagte, 

“Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Fels baute. Als nun ein Platzregen fiel und die Wasser kamen und die Winde wehten und stießen an das Haus, fiel es doch nicht ein; denn es war auf Fels gegründet.” (Matthäus 7,24+25)

Jesu Autorität ist viel größer, als die jedes Menschen. Er sagte,  “Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.” (Matthäus 24,35)

Wir müssen aufhören, christlichen Leitern den einflußreichsten Platz in unserem Leben zu geben, und müssen Jesus an die erste Stelle setzen.

Haben wir alle Hoffnung verloren?

Wenn sich unsere  Hoffnung primär auf einen christlichen Leiter, Pastor, oder irgendeinen anderen Menschen gründet, dann haben wir tatsächlich alle Hoffnung verloren. Aber wenn du deine Hoffnung auf den Einen setzt, der nie versagt, dann wirst du auch nicht enttäuscht werden.

(Guest Opinion: How Should Christians Respond When Leaders Go Astray?)

Das sind weise Worte, an die ich mich auch zu halten versuche.

Und noch etwas zum Abschluß:

Ich weiß schon, es ist viel leichter, zu sagen, “Ich werde für dich beten!” als es dann auch regelmäßig zu tun. Es wäre aber schon viel gewonnen, wenn wir jedesmal, wenn wir an diese “Skandale” denken, für die Betroffenen, auch die Schuldigen, beten, statt nur in Gedanken zu schimpfen oder zu jammern.

Weihnachten

2020-12-28 Wolf Paul

Von Fr. Kenneth Tanner:

Weihnachten — da geht es nicht um Großsein, sondern um Kleinsein; nicht um Stärke, sondern um Schwäche; nicht um Macht oder Zwang, sondern um Einladung und Willkommen. Weihnachten hängt nicht davon ab, daß wir seine Freude und sein Licht annehmen.

Weihnachten — das geschieht am Rand, außerhalb des Rampenlichts. Weihnachten entzieht sich den Stolzen, den Prahlern, und bedroht jede Form von Politik: ob Herodianisch oder Römisch, Britisch oder Irisch, Indisch oder Pakistanisch, Russisch oder Amerikanisch, Chinesisch oder Koreanisch, Iranisch oder Irakisch.

Weihnachten — da geht es um die Verletzbarkeit Gottes, um die Offenbarung im Menschenform, daß Gott der Diener Seines Universums ist; daß wir, wenn wir mit Gott der Schöpfung dienen, teilhaben an einer verborgenen Bedeutungslosigkeit, die doch irgendwie alles zusammenhält.

Der menschliche Gott wirkt so, wie es die besten Diener tun: kaum wahrnehmbar. Das kommt uns mysteriös vor, weil sich die Welt Macht auffällig und protzig vorstellt, aber Liebe (und das ist ganz einfach was Gott ist) legt die Arroganz ab und schmückt sich mit Armut.

Gibt es einen letzten Moment in der Geschichte, wenn die Gemeinde Jesu ganz sichtbar die Mittel der Welt — das Recht auf Selbstverteidigung, die Vergötzung von Waffen — ablehnt, und stattdessen beschließt, unsere Schwerter in Pflugscharen und unsere Speere in Sicheln umzuschmieden?

Werden wir dahin kommen, für unsere Verteidigung und Rechtfertigung auf die Demut und Schwachheit Gottes in Jesus Christus zu vertrauen — statt auf unsere Rüstung, unseren Zorn, und unser Recht, für uns selbst aufzustehen — und dadurch den bereits auf Golgotha errungenen Sieg über die Finsternis sichtbar zu machen?

Was, wenn das Ende erst nach einem riesigen, noch nie dagewesenen Abschlachten von Christen kommt, nach einer weltweiten Kreuzigung des Leibes Christi, in der die Gemeinde Jesu, in Nachahmung ihres Herrn, stirbt und wieder aufersteht aus der Asche ihrer Vernichtung, durch den Heiligen Geist?

Was, wenn Gott Alles in Allem ist, weil das kreuzförmige Muster der Liebe, die das Universum beherrscht, die alle Dinge zusammenhält und Allem, was lebt, Atem gibt, seine Bestätigung findet in einem besonderen, gekreuzigten und auferstandenen Volk, dessen Haupt Christus ist?

Letztendlich, so sagt uns Jesus, werden wir nicht dadurch siegen, daß wir unser Leben verteidigen, noch dadurch, daß wir unsere Rechte und Privilegien festhalten, sondern indem wir unser Leben hingeben, damit die Welt lebt. Darum geht es in jeder echten Feier von Weihnachten.

Wie Stephen Colbert kürzlich gesagt hat: „Die Botschaft Christi ist nicht, daß du mich nicht umbringen kannst. Die Botschaft Christi ist, daß du mich umbringen kannst, und das ist nicht der Tod.“


„Denn es war das Leben, das vor uns erschienen ist, wir sahen es, waren seine Augenzeugen, und berichten euch jetzt davon. Das war das wahre Leben aller Zeiten, das Leben, das immer schon beim Vater war, das für uns sterbliche Menschen als Person sichtbar wurde.“

1. Johannes 1,2 (nach Phillips)


Copyright © 2020 by Kenneth Tanner.
Fr. Kenneth Tanner ist Pastor der anglikanischen Erlöserkirche in Rochester Hills, Michigan, USA. Übersetzt von Wolf Paul. Gemälde: Arcabas
Das englische Original dieses Artikels wurde ursprünglich hier auf Facebook gepostet.

Gott Stillen

2020-12-24 Wolf Paul

Sein Gesicht
angeschmiegt an
ihre Brust.

So also
sieht er aus.
Von dem die Propheten sprachen.
Den der Engel angekündigt hat.

Sie spürt Josefs Blick.
Maria flüstert,
“Er sieht aus wie wir!”
“YHWH sieht aus wie wir.”

Seine Stupsnase
sucht nach Milch.
Mit zitternden Fingern
versucht sie
den Mund Gottes aufzumachen.
Zieht seinen Kopf
näher an ihre Brust.
Näher an ihr Herz.

Und so
trinkt Gott zum ersten Mal.
Im Haus eines Fremden.
Vom Leib
eines galiläischen Teenagers.
Schlürfend und schluckend
wie ein hungriges Lamm.

Die Erinnerungen an Alles,
was bis hierher geführt hat
fließen durch ihren Leib.
Tränen der Erleichterung
rinnen über ihre olivfarbigen Wangen,
fallen auf ihren Neugeborenen.

Josef streicht ihr
zart über die Stirn;
sie schließt die Augen,
sieht auf zum Himmel,
und kann nicht anders
als Gott zu danken
... der jetzt in ihren Armen liegt.

Immanuel:
Gott
mit
uns.

GOTT STILLEN
David Tensen
www.davidtensen.com
Dez 2020

David Tensen ist ein Redner, Autor, Berater und Tainer, sowie auch ein Dichter. Er kombiniert eine einzigartige Fusion aus Erfahrung, von Wirtschaft bis Leiterschaft, emotionaler Gesundheit bis geistlichem Wachstum. David und seine Frau Natalie haben drei Kinder und wohnen an der “Sunshine Coast” in Queensland, Australien.

Weihnachtliche Kindheitserinnerung

2020-12-18 Wolf Paul

(There is an English version of this post here)

In meiner Kindheit hing in unserem Wohnzimmer ein Bild der Madonna mit Kind, eine Reproduktion eines Gemäldes von Albin Egger-Lienz.

Dieses Bild sah aus wie die linke Hälfte des Bildes oben auf dieser Seite, “Vier Hirten”, und es hat einen bleibenden Eindruck auf mich hinterlassen, wahrscheinlich weil es in seiner Einfachheit so ganz anders ist, als die üblichen Statuen und Bilder der Madonna im katholischen Österreich. So haben z.B. weder Mutter noch Kind einen Heiligenschein1 Das Farbschema des Bildes kommuniziert für mich Ruhe, Gelassenheit, Geborgenheit.

Ich habe hier das Bild “Vier Hirten” gepostet, statt nur die Madonna mit Kind, weil es sehr gut zur Weihnachtszeit paßt.

Albin Egger-Lienz wurde 1868 in Lienz in Osttirol geboren, und hat vor allem in München, Wien, und Tirol gelebt und gearbeitet. Er starb 1926. Sein Ruf und seine Rezeption nach dem zweiten Weltkrieg haben darunter gelitten, daß sein Werk von etlichen ranghohen Nazis geschätzt und gelobt wurde — aber 1909 hat auch Leo Trotzki sein Werk gelobt.

  1. Egger-Lienz hat dieses Madonna mit Kind Motiv mehrmals gemalt, teilweise in anderen Farben, und teilweise auch mit Heiligenscheinen.

Nailed To The Cross (Music Video)

Wolf Paul

Die Musik-Videos der Fountainview Academy sind immer wieder eine Ermutigung und Inspiration für mich.

The music videos from Fountainview Academy are such an encouragement and inspiration to me.

  1. There was One who was willing to die in my stead,
    That a soul so unworthy might live,
    And the path to the cross He was willing to tread,
    All the sins of my life to forgive.

Refrain:

They are nailed to the cross,
They are nailed to the cross,
O how much He was willing to bear!
With what anguish and loss,
Jesus went to the cross!
But He carried my sins with Him there.

  1. He is tender and loving and patient with me,
    While He cleanses my heart of its dross;
    But “there’s no condemnation,” I know I am free,
    For my sins are all nailed to the cross.

  2. I will cling to my Savior and never depart –
    I will joyfully journey each day
    With a song on my lips and a song in my heart,
    That my sins have been taken away.

Author: Carrie Ellis Breck, 1989

Meine Meinung — My Opinion

2020-12-14 Wolf Paul

Ich poste meine Meinung sowohl auf Facebook als auch hier in diesem Blog, und ich tue das natürlich deshalb, weil ich meine Meinung für richtig und nicht ganz unwichtig erachte. Trotzdem ist es gut, hin und wieder daran erinnert zu werden, daß meine Meinung im Gesamtzusammenhang aller Dinge letztlich relativ belanglos ist und wahrscheinlich nicht viel ändert.

I post my opinion both on Facebook and here in this Blog, and of course I do so because I view my opinion as correct and not entirely insignificant. Nevertheless it is good to be occasionally reminded that in the overall scheme of things my opinion is not very important and probably changes little, if anything.

(Das Bild ist mir auf Facebook untergekommen, war nur auf Englisch, und sprach von “deine Meinung”. Ich habe es auf “meine Meinung” umgemünzt und zweisprachig gemacht.
I came across this picture on Facebook, where it was English only and talked about “your opinion”. I changed to talk about “my opinion” and made it bilingual.)

Der VfGH kippt das Verbot der Beihilfe zum Suizid

Wolf Paul

Wie “Die Presse” berichtet, hat der Verfassungsgerichtshof entschieden, daß das Verbot “ausnahmslos jeder Art der Beihilfe zur Selbsttötung” verfassungswidrig ist.

Das ist ein halber Dammbruch:

Zum Einen bleibt die Tötung auf Verlangen weiterhin verboten und strafbar, und zum Anderen liegt es jetzt bei der Politik, den Rahmen abzustecken, innerhalb dessen die Beihilfe zur Selbsttötung erlaubt ist.

Das große Problem bei einem halben Dammbruch ist, daß die dadurch in Bewegung gesetzten Wassermassen früher oder später den ganzen Damm wegspülen. In diesem Fall heißt das, wenn wir es nicht schaffen, die Beihilfe zum Suizid so zu regeln, daß es der Verfassung entspricht, bleibt sie ungeregelt erlaubt, und dann wächst auch der Druck, die Tötung auf Verlangen zu erlauben, da sie ja nur eine Sonderform der Beihilfe zur Selbsttötung darstellt.

Eine Reaktion auf diese Entscheidung, die mir in den Sozialen Medien untergekommen ist, ist:

Wir müssen alles unternehmen, um sicherzustellen, daß in unserer Gesellschaft niemand den Wunsch verspürt, seinem Leben verfrüht ein Ende zu setzen.

Und während das ein lobenswerter Gedanke ist, ist er meiner Meinung nach auch eine Utopie. Realistisch gesehen kann man nicht sicherstellen, daß niemand so sehr am Leben verzweifelt, daß er es beenden will; dazu sind die Gründe dafür zu vielfältig.

Vielmehr müssen wir dafür eintreten, und unsere Parlamentarier müssen dafür eintreten, daß die Regierung möglichst bald neue Regeln formuliert, die den Schaden dieser Entscheidung möglichst begrenzt:

Wir müssen sicherstellen, daß niemand dazu gedrängt wird, sein irdisches Leben selbst oder mit fremder Hilfe verfrüht zu beenden, und daß es weiterhin erlaubt bleibt, diese neue Rechtslage als moralisch und ethisch problematisch zu bezeichnen.

Denn die Erfahrung in anderen Ländern, und auch auf anderen Gebieten, hat gezeigt, daß, sobald etwas einmal erlaubt ist, dann wächst sehr schnell der Druck, getrieben von vielen Interessen und Motiven, es auch zu tun: also z.B. lieber Schluß zu machen, als den Kindern und dem Gesundheitssystem zur Last zu fallen. Und es wächst dann auch der Druck, jede negative Meinungsäußerung zu dem Thema zu unterlassen oder massiv ausgegrenzt zu werden.

Wie bei so vielen anderen Themen glaube ich nicht, daß wir es schaffen werden, das Ruder komplett herumzureißen – in einer Demokratie kann eine “kleine Schar” (was wir lt. Jesus sind) nicht erwarten, die Gesetze ganz in unserem Sinne zu bestimmen — alle derartigen Versuche haben in der Vergangenheit zu negativen Entwicklungen geführt. Aber Selbstbestimmung gilt in unserer Gesellschaft als hohes und schützenswertes Gut, und unter diesem Titel müssen wir alle Anstrengungen unternehmen, den Dammbruch möglichst lange aufzuhalten.

Parlamentarische Gebetsfeier und die Zustände auf Lesbos

2020-12-13 Wolf Paul

Ich habe mich bis jetzt zurückgehalten mit einem Kommentar zur parlamentarischen Gebetsveranstaltung vorige Woche, weil ich genau DIE Bilder vor Augen hatte, die Klaus Schwertner hier beschreibt. (more…)