Die Bibel ist ein Gemeinschaftsbuch

Wolf Paul, 2023-02-04

Ein Thema, das mich schon lange beschäftigt, ist die Tendenz unter uns Evangelikalen, theologische Erkenntnisse zu ignorieren oder sogar zu verteufeln — nämlich theologische Erkenntnisse vor der Gründung unserer eigenen Tradition, Kirche oder Gemeindebewegung. Ich glaube, daß das daher kommt, daß viele evangelikale Christen das Reformationsprinzip “sola Scriptura” mißverstehen als, “Meine Bibel und ich — sonst brauchts nichts.” Diese typische Einstellung vieler evangelikaler Christen sollte man eher als “nuda Scriptura” (die nackte Schrift) bezeichnen, und in der Praxis macht sie jeden Christen zu seinem eigenen Papst. Ich glaube aber nicht, daß Luther das so gemeint hat, hat er doch selbst in seiner Auslegung der Heiligen Schrift auch auf die Kirchenväter und ihre Einsichten zurückgegriffen. 

Kenneth Tanner argumentiert in diesem Beitrag, daß persönliche Bibellese zwar gut und nützlich ist, aber zu kurz greift: die Heilige Schrift muß in und mit der Kirche, der Gemeinde Jesu, gelesen werden, um richtig verstanden zu werden,


Ein Gastbeitrag von Kenneth Tanner[1]

Die Bibel ist ein Gemeinschaftsbuch.

Du kannst natürlich alleine dasitzen und die Bibel lesen, und der Heilige Geist wird deinen Verstand erleuchten und dein Herz bewegen, aber das ist nur ein sehr enger Teil der Wahrheit.

Dieses “persönliche” Bibellesen ist ein Mindestzugang, der von zu vielen Christen zum Maximalzugang erhoben wird.

Wir sollen die Heilige Schrift hören, wenn wir uns im Gottesdienst um den Tisch mit Brot und Wein versammeln;  wir sollen sie lesen (wenn wir sie lesen!) mit der gesamten Gemeinde Jesu durch alle Zeiten, die immer schon an allen möglichen Orten und unter den verschiedensten Menschen anzutreffen war (und immer noch ist).

Wir können die Heilige Schrift nicht mit Weisheit lesen ohne diese Gemeinschaft, die sie, durch viele Jahrhunderte und quer durch viele Sprachen, Kulturen, und Paradigmen, hervorgebracht, gesammelt, bewahrt, ausgelegt, gelehrt, gebetet, und gepredigt hat, und das schließt rabbinische und patristische Leser mit ein.

Wenn ich die Schrift nur mit der Familie lese, in der ich aufgewachsen bin, oder nur in der Tradition, in der ich zum Glauben gekommen bin und meine grundlegende Unterweisung (Katechese) erfahren habe oder sie nur im Kontext der Gesellschaft lese, in der ich lebe; wenn ich nur zeitgenössische Stimmen höre und nicht auch  Stimmen aus früheren Zeiten; wenn ich nur von Lesern aus meinem Lager, meiner Clique, meinem Volk oder meinem Stamm höre, und nicht auch dem bewährten Chor von weisen, Christus-bezogenen Lesern durch die ganze Kirchengeschichte, zuhöre, so läuft meine Bibellese Gefahr, nicht nur zu leicht eigenwilligen, sondern sogar zu abstrusen und sogar gefährlichen Ergebnissen zu kommen.

Wenn wir die Heilige Schrift mit der ganzen Gemeinde Jesu lesen, ist die Wahrscheinlichkeit größer, daß wir die wahre Bedeutung jedes poetischen oder erzählenden Abschnitts, jeder Prophezeiung oder Gebotes, dort finden, wo sie allein zu finden sind: im fleischgewordenen Jesus.

Jesus Christus öffnet uns den Verstand um die Schrift zu verstehen, und das passiert in Gemeinschaft mit seinem  gebrochenen Leib.

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  1. Fr. Kenneth Tanner ist Pfarrer der anglikanischen Erlöserkirche in Rochester, Michigan, USA. Dieser Beitrag wurde am 3. Februar 2023 in englischer Sprache auf Facebook veröffentlicht und von Wolf Paul übersetzt.1

    Auch der englische Originalbeitrag ist hier verfügbar.

    Copyright © 2023 by Kenneth Tanner. Translated and posted here by permission.[]

Lehre uns zu zählen unsere Tage

Wolf Paul, 2023-01-22

Gastbeitrag von Chad Bird
 
Lehre uns, Vater, unsere Tage zu zählen und uns daran zu freuen, daß Du um Jesu Willen unsere Verfehlungen und Übertretungen nicht zählst und anrechnest (siehe 2. Kor. 5,19).
 
Der Herr ist kein himmlischer Buchhalter, der täglich und stündlich genau Buch führt über unsere Sünden, und uns dann die Rechnung präsentiert, damit wir ganz genau wissen, wie sehr wir in seiner Schuld stehen. Was für ein freudloses Monster von Gott wäre das doch. 
 
Ein Jünger Jesu zu sein bedeutet,  vollständig und vollkommen unter der Decke der göttlichen Liebe zu leben, auch wenn wir Ihm aus eigener Kraft nur unvollkomnen folgen. Wir hinken. Wir stolpern. Wir fallen. Wir bekennen unsere Schuld, tun Buße, und beten.
 
Und während wir das tun,  entzieht uns der Herr nie seine Hand, und auch sein Herz ist uns nicht eimal für einen Augenblick abgewandt. „Wie sich ein Vater seiner Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten. Denn er weiß, was für ein Gebilde wir sind; er gedenkt daran, dass wir Staub sind.“ (Psalm 103,13-14) Staub, ja – aber Staub, der Ihm so wertvoll ist wie Gold.
 
Herr, lehre uns, unsere Tage zu zählen, Tage, die wir nur aus Deiner Barmherzigkeit leben, am Fuß des Kreuzes und des leeren Grabes, unter dem Schatten Deiner Liebe.
 
Ein solches Leben wird wahrscheinlich nicht so enden wie das von Jakob, mit einem Konvoi von hohen Würdenträgern zur Grabstätte im Nachbarland und einem spektakulären Begräbnis (1. Mose 50). Höchstwahrscheinlich wird es nicht mit einem Knall enden, sondern mit einem einfachen, letzten Atemzug, einem letzten Ausstoß der Luft, die wir so lange auf dieser Welt geatmet haben.
 
Ein einfaches Begräbnis. Ein letzter Abschied (für jetzt) von unserer trauernden Familie und unseren Freunden. Aber in uns, ein Herz, das klug geworden ist, wie Moses sagt (Psalm 90,12). Ein Herz, geformt von den selben Händen, die die Welt erschaffen haben, die ans Kreuz genagelt waren, und die uns mit dem Heiligen Geist erfüllt haben, damit wir Ihm nachfolgen können.
 
Herr, schaffe in uns ein so kluges Herz, daß wir, ob wir nun laufen, oder gehen, oder hinken, oder auf unserem Sterbebett liegen, Deine Jünger sein mögen, wie Jakob: auserwählt, geliebt, und wertvoll in Deinen Augen. Amen
 

Dieser Text ist ein Auszug aus „Limping with God: Jacob and the Old Testament Guide to Messy Discipleship“ („Hinken mit Gott: Jakob und die alttestamentliche Anleitung zu chaotischer Jüngerschaft“) von Chad Bird.

 
Chad Bird ist lutherischer Pastor, Theologe und Professor für Altes Testament und Hebräisch. Er hat für viele christliche Zeitschriften geschrieben und mehrere Bücher verfaßt. „Hinken mit Gott“ ist sein jüngstes Buch.

Die O-Antiphonen: Sieben Tage vor Weihnachten

Wolf Paul, 2022-12-17

(Aktualisiert:  Heute, Freitag, 23. Dezember, ist die siebente (und letzte) der „O-Antiphonen“ dran, O Immanuel. Videos am Ende dieses Posts.)

  • Heute, Samstag, 17. Dezember, beginnt die Woche der „O-Antiphonen“, sieben Leitversen als Antiphonen zum Lobgesang der Maria, dem Magnificat, in der Vesper, dem liturgischen Abendgebet, in mehreren christlichen Traditionen. Seit dem 7. Jahrhundert wird in der Vesper, dem liturgischen Abendgebet, das Magnifikat, der Lobgesang der Maria, gebetet oder gesungen; an den sieben Tagen vor dem Heiligen Abend jeweils mit einer von sieben Antiphonen, die alle mit dem Ausruf “O” beginnen. Sie sprechen den Messias mit einem Titel an, mit dem Er im Älteren Testament[1]beschrieben wird, preisen Ihn für Sein Wirken, und enden mit der Bitte, “Komm!”:

1. O Weisheit …
2. O Adonai …
3. O Sproß aus Jesses Wurzel …
4. O Schlüssel Davids …
5. O Morgenstern …
6. O König der Völker …
7. O Immanuel

Die O-Antiphonen „sollen uns anleiten, darüber nachzudenken, wer dieser Jesus für mich ist. Wir wollen unser Herz weit machen, dass wir das Fest seiner Geburt freudig feiern können.“ So heißt es auf der Seite „praedica.de“, wo die vollständigen Texte der O-Antphonen sowie weiterführende Gedanken zu finden sind. Das ist eine katholische Seite, aber die O-Antiphonen sind auch Teil der Vesper in den anglikanischen und lutherischen Traditionen. Der evangelische Pfarrer Detlef Korsen hat auf seinem YouTube Kanal eine kurze Einleitung dazu veröffentlicht und möchte zu jeder der Antiphonen ein Video veröffentlichen:

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17. Dezember — O Sapientia — O Weisheit

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Gedanken zu “O Weisheit” von Pfarrer Detlef Korsen

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Magnifikat mit O Weisheit, gesungen von Pfarrer Korsen

18. Dezember – O Adonai – O Adonai (O Herr)

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Gedanken zu “O Adonai” von Pfarrer Korsen

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Magnifikat mit O Adonai, gesungen von Pfarrer Korsen

19. Dezember – O Radix Jesse– O Sproß aus Jesses Wurzel

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Gedanken zu “O Sproß aus Jesses Wurzel” von Pfarrer Korsen

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Magnifikat mit O Sproß aus Jesses Wurzel, gesungen von Pfarrer Korsen

20. Dezember – O Radix David– O Schlüssel Davids

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Gedanken zu “O Schlüssel Davids” von Pfarrer Korsen

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Magnifikat mit O Schlüssel Davids, gesungen von Pfarrer Korsen

21. Dezember – O Oriens – O Morgenstern

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Gedanken zu “O Morgenstern” von Pfarrer Korsen

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Magnifikat mit O Morgenstern, gesungen von Pfarrer Korsen

22. Dezember – O Rex Gentium – O König der Völker

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Gedanken zu “O König der Völker” von Pfarrer Korsen

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Magnifikat mit O König der Völker, gesungen von Pfarrer Korsen

23. Dezember – O Immanuel 

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Gedanken zu “O Immanuel” von Pfarrer Korsen

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Magnifikat mit O Immanuel, gesungen von Pfarrer Korsen

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  1. Ic h bevorzuge diese Bezeichnung für die Hebräische Bibel, weil „alt“ oft mit „überholt“ assoziiert wird, während „älter“ eine zeitliche Abfolge beschreibt.[]

Wurde Jesus tatsächlich am 25. Dezember geboren?

Wolf Paul, 2022-12-11

Jedes Jahr im November und Dezember zirkulieren alle möglichen Artikel in der Presse und sozialen Medien, über den angeblich heidnischen Ursprung von Weihachten. Hier gibt es eine gute Antwort auf diese Vorwürfe. Gestern bin ich jedoch über zwei andere Einwände gegen Weihnachten gestoßen: (1) Weihnachten ist fake, weil Jesus mit großer Wahrscheinlichkeit nicht am 25. Dezember geboren wurde; und (b) Weihnachten ist zu einem total kommerzialisierten, weltlichen Fest verkommen; wenn es je eine geistliche Bedeutung hatte, ist diese unwiederbringbar verloren gegangen.

Dazu habe ich ein paar Gedanken:

  1. Der erste Einwand beruht auf einem Mißverständnis darüber, worum es beim Kirchenjahr überhaupt geht: es geht nämlich nicht darum, die tatsächlichen, historischen Daten zu feiern, sondern darum, uns den irdischen Dienst Jesu vor Augen zu stellen und zu feiern, in zwei sogenannten Festkreisen. Da ist zuerst der Weihnachtsfestkreis, der mit dem Advent (dem Gedenken an die Verheißung eines Erlösers und seine verheißene Wiederkunft beginnt; seinen Höhepunkt zu Weihnachten, dem Fest der Geburt Jesu, findet, und mit seiner Offenbarung an die nicht-jüdischen Völker (Epiphanie) endet. Dann haben wir den Osterfestkreis, der am Aschermittwoch mit der 40-tägigen Fastenzeit beginnt, einer Zeit der Vorbereitung auf die Feier der zentralsten Ereignisse der Heilsgeschichte: der triumphale Einzug Jesu in Jerusalem (Palmsonntag), Einsetzung des Abendmahls (Gründonnerstag), Kreuzigung und Tod Jesu (Karfreitag), und schließlich der absolute Höhepunkt der Heilsgeschichte und auch des Kirchenjahres, Jesu Auferstehung vom Tod zu Ostern. Mit der Feier der Himmelfahrt des auferstandenen Christus, der Ausgießung des Heiligen Geistes zu Pfingsten, und der Feier der dreieinigen Natur Gottes (Trinitatis oder Dreifaltigkeitssonntag) endet der Osterfestkreis. Die restliche Zeit des Jahres, je nach kirchlicher Tradition als Sonntage nach Pfingsten, nach Trinitatis, oder einfach Sonntage im Jahreskreis genannt, werden manchmal als Symbol für das Zeitalter der Kirche oder Gemeinde verstanden. In manchen Kirchen wird der letzte Sonntag diese Zeit als Christkönigsfest gefeiert. Das tatsächliche Datum der Geburt Jesu ist hier genauso unwichtig, wie das genaue Datum von Kreuzigung und Auferstehung (die ohnehin jedes Jahr auf ein anderes Datum fallen).
  2. Ja, Weihnachten ist wirklich schrecklich kommerzialisiert, und manchmal fragen wir uns, ob es noch zu retten ist. Aber (a) letztlich liegt es an uns, als einzelnen Gläubigen, als Familien, als christlichen Gemeinden, ob und wie weit wir uns auf den ganzen kommerziellen Weihnachtsrummel einlassen, und wie weit wir uns auf die tatsächliche Bedeutung von Weihnachten, die Geburt unseres Erlösers, konzentrieren. Das ist natürlich einfacher in einem Gemeinde-Umfeld, wo das Kirchenjahr mit seinen Zeiten und Festen gefeiert wird. Und  (b), Weihnachten scheint eine Zeit zu sein, wo die Menschen für geistliche Dinge empfänglicher sind, wo auch Leute, die sonst nie in die Kirche gehen, bereit sind, sich zu Advent- und Weihnachtskonzerten, weihnachtlichen Theatervorführungen, und sogar Weihnachtsgottesdiensten einladen zu lassen.

Das Kirchenjahr, seinen Zeiten und Feste, ist zwar nicht biblisch geboten; aber genauso wie die Feste des Älteren Testaments sollen sie uns an Gottes große Heilstaten für uns erinnern, damit wir sie feiern können. Und genauso wie die biblischen Feste sind sie eine großartige Gelegenheit, unseren Kindern ihre Bedeutung zu erklären — und nicht nur ihnen, sondern allen, die noch nicht an Jesus glauben.

Und so, obwohl das Kirchenjahr (und damit auch Weihnachten) kein biblisches Gebot ist, sollen diejenigen unter uns, die es einhalten, nicht herabschauen auf die, die es einhalten; und genauso sollen die, die das Kirchenjahr nicht einhalten, nicht diejenigen kritis.eren, die Weihnachten feiern.

Père Aime Duval — ein Teil meiner Kindheitserinnerungen

Wolf Paul, 2022-12-08

Aufgrund meiner aktuellen Bettlägrigkeit habe ich gerade viel Zeit und so bin ich bin beim Stöbern im Internet auf Père Aimé Duval gestoßen, dessen Lieder zu meinen Kindheiterinnerungen gehören. Die Schallplatten gehörten meinem Vater, und ich habe damals die Texte gar nicht verstanden[1], aber seine Art zu singen hat mich beeindruckt.

Ich habe viele seiner Lieder auf YouTube und auch Spotify gefunden, und habe sie mir heute, nach vielen Jahren, wieder angehört. Inzwischen kann ich etwas Französisch, habe mir aber zum Verständnis der Texte Unterstützung durch Online-Liedtexte und Google Translate gesucht, denn ich finde es viel schwieriger, gesungenes Französisch zu verstehen, als langsam gesprochenes. Siehe da, die meisten Lieder finde ich auch heute, als inzwischen evangelikaler Christ, noch immer sehr ansprechend.

Vielleict auch weil seine Lieder aus einer anderen Zeit stammen (späte 1950er, frühe 1960er) sind Père Duvals Lieder im Gegensatz zu vielen heutigen christlichen Liedern  nicht nett und fromm, keine Wohlfühl-Lieder, sondern handeln von Menschen mit ihren Sorgen, wie wir Christus in ihnen sehen, und wie sie ihm in uns begegnen sollen.

Père Duval starb im April 1984; heuer im April hat die „Deutsche Welle“ diesen Nachruf veröffentlicht.

Hier sind ein paar seiner Lieder:

Seigneur, mon ami (existiert auch auf Deutsch als O Herr, du mein Freund)

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Le Seigneur reviendra (Der Herr wird wiederkommen, leider nicht Deutsch)

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Rue des longes haies (auch auf Deutsch mit gleichem Titel)

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La Nuit (Pourquoi?) (Die Nacht (Warum?) — leider nicht auf Deutsch

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  1. Mein Vater hat die Texte wohl auch nicht verstanden, aber er war sehr aktiv in der Katholischen Arbeiterjugend (KAJ) mit Verbindungen zur französischen Jeunesse ouvrière chrétienne (JOC), und kam auf diesem Weg an die Schallplatten. Ich stieß später auf deutsche Übersetzungen einiger Lieder.[]

Stir up, o Lord, the Batter for Christmas Puddings

Wolf Paul, 2022-11-16

Bevor das von Papst Pius XI eingeführte Christkönigsfest auf den letzten Sonntag des Kirchenjahres festgelegt wurde, lautete das Tagesgebet für diesen Sonntag,

Excita, quæsumus, Domine, tuorum fidelium voluntates: ut divini operis fructum propensius exsequentes, pietatis tuæ remedia maiora percipiant: Per Christum Dominum nostrum. Amen.

In deutscher Übersetzung lautet das etwa wie folgt:

Rüttle auf, Herr, den Willen deiner Gläubigen, damit sie, indem sie die Früchte des göttlichen Werkes bereitwilliger ausführen, die größeren Heilmittel deiner Barmherzigkeit wahrnehmen mögen: durch Christus, unseren Herrn.  Amen.[1]

In England, wo Erzbischof Thomas Cranmer das “Book of Common Prayer” produzierte, indem er die römische Liturgie vereinfachte, an die Erkenntnisse der Reformation anpaßte und ins Englische übersetzte, wurde daraus,

Stir up, we beseech thee, O Lord, the wills of thy faithful people; that they, plenteously bringing forth the fruit of good works, may of thee be plenteously rewarded; through Jesus Christ our Lord. Amen.

Deshalb wird dieser letzte Sonntag des Kirchenjahres im englischen Kulturkreis „Stir Up Sunday“ genannt, was zu einer amüsanten Gedankenassoziation geführt hat: „Stir“ bedeutet nämlich auch umrühren, und für das Volk in den Kirchenbänken wurde dieser Anfang des Tagesgebets zu einer Erinnerung, „to stir up the batter for the Christmas puddings“ — den Teig für die Christmas Puddings an- bzw. umzurühren, damit diese rechtzeitig für Weihnachten fertig würden.

Man sagt ja, daß drei literarische Werke überdurchschnittlich viel Einfluß auf das Vokabular der englischen Sprache hatten: die Werke William Shakespeares, die Bibel in der Authorized Version[2] sowie Cranmers Book of Common Prayer, und „Stir Up Sunday“ ist ein gutes Beispiel dafür.

Titelbild „Christmas pudding decorated with skimmia rather than holly.“  🅭🅯🄎 User Musical Linguist on en.wikipedia.org

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  1. Die deutsche Übersetzung im Schott-Messbuch vor der Liturgiereform ist ziemlich frei; hier habe ich mit Hilfe von Google Translate versucht, den lateinischen Text ziemlich genau wiederzugeben.[]
  2. auch King James Version genannt, weil König James I die Übersetzung in Auftrag gegeben hatte[]

Christkönigs–Sonntag

Wolf Paul, 2022-11-14

Ich hatte in der Bibelschule einen Lehrer, der so besorgt war, man könnte die tatsächliche Königsherrschaft Christi im tausendjährigen Reich anzweifeln oder gar leugnen, daß er es strikt ablehnte, Christus schon jetzt als König zu bezeichnen, trotz gegenteiliger biblischer Indizien und populärer Lobpreislieder.

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Aber wir dürfen Christus schon jetzt als König bezeichnen, und deshalb mag ich das Christkönigsfest, welches heuer auf den 20. November, also den kommenden Sonntag, fällt.

Das Christkönigsfest ist ursprünglich ein recht neues, katholisches Fest; es wurde 1925 von Paps Pius XI eingeführt. An seinem heutigen Platz im Kirchenjahr, nämlich dem letzten Sonntag des Jahres (dem Sonntag vor dem ersten Adventssonntag) ist es im Zuge der Liturgiereform nach Vatikan II gelandet. Über das Revised Common Lectionary (RCL), einer ökumenischen Perikopenordnung für Sonn- und Feiertage, die auf dem katholischen „Ordo Lectionum Missae“, dem römischen Messlektionar, aufbaut, hat das Fest auch in viele protestantische Kirchen in der englischsprachigen Welt Eingang gefunden.

In der deutschsprachigen Welt ist das RCL praktisch unbekannt, daher wird das Christkönigsfest bei uns in protestantischen Kirchen nicht gefeiert, was ich sehr schade finde. Stattdessen wird in den evangelischen Kirchen an diesem Sonntag, der „Totensonntag“ oder „Ewigkeitssonntag“ genannt wird, der Toten gedacht.

Wenn wir aber Christus als König feiern, dann sollten wir uns bewußt sein, was das bedeutet. Hier ist ein Abschnitt aus der Enzyklika Quas Primas von Pius XI, mit der das Fest eingeführt wurde:[1]

Wenn nämlich Christus, dem Herrn, alle Macht gegeben ist im Himmel und auf Erden, wenn die Menschen, die mit seinem kostbaren Blute erkauft sind, unter einem neuen Gesichtspunkt seiner Herrschaft unterworfen werden, wenn endlich diese Herrschaft das ganze menschliche Wesen umfaßt, dann ergibt sich daraus, daß keine einzige Fähigkeit sich dem Einfluß dieser höheren Gewalt entziehen darf.

Christus soll also herrschen über den Verstand des Menschen, der in vollkommener Unterwerfung seiner selbst den geoffenbarten Wahrheiten, den Lehren Christi fest und beständig beipflichten muß; herrschen soll Christus über den Willen, der den göttlichen Gesetzen und Vorschriften folgen muß; herrschen soll er über das Herz, das die natürlichen Gefühle zurückdrängen und Gott über alles lieben und ihm allein anhangen muß; herrschen soll er im Leibe und in seinen Gliedern, die als Werkzeuge oder, um mit dem Apostel Paulus zu reden, als Waffen der Gerechtigkeit für Gott zur inneren Heiligung der Seele dienen sollen.

Das sind alles Wahrheiten, die wir heute sowohl in unserem persönlichen Leben als auch im Kontext vieler Kirchen und Gemeinden aller Traditionen nicht so gerne hören; gerade deshalb tun wir gut daran, sie uns ins Gedächtnis zu rufen und uns zum Abschluß des Kirchenjahres Christus als den König vor Augen zu stellen.

 

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  1. Quas Primas, Absatz 42, zitiert nach dem Text wie er auf der Website www.stjosef.at veröffentlicht ist.  Ich danke meinem Namensvetter Ian Paul der diesen Abschnitt in seinem Blogbeitrag zum Christkönigsfest zitiert, natürlich auf Englisch. Die Absatz-Nummerierung ist in den verschieden Übersetzungen unterschiedlich; in der englischen Übersetzung auf Vatican.va ist dies Absatz 33.[]

Erntedankfest

Wolf Paul, 2022-10-18

Dies ist die Zeit der Erntedankfeste, wobei die Termine von Ende September und Anfang Oktober (DE, AT) über Mitte Oktober (CA) bis hin zu Ende November (US) reichen.

Heute scheinen unsere Lebensmittel aus dem Supermarkt zu kommen, uns vieles andere per Post aus dem Internet, aber es tut uns allen gut, daran erinnert zu werden, daß letzlich alles, was wir haben aus Gottes guter Hand kommt – und daß es uns auch gegeben wird, damit wir es mit den Menschen, die nicht genug zum Leben haben, großzügig teilen.

Viel von diesem Teilen läuft heute von staatlicher Seite ab (mit unserem Steuergeld natürlich), aber das entläßt uns nicht aus der Verantwortung, dort zu teilen und zu helfen, wo wir Not sehen. Und einfach die Augen verschließen gilt nicht.

Hier ist der Text zu dem Lied im Video:

1. Wir pflügen, und wir streuen
den Samen auf das Land,
doch Wachstum und Gedeihen
steht in des Himmels Hand:
der tut mit leisem Wehen
sich mild und heimlich auf
und träuft, wenn heim wir gehen,
Wuchs und Gedeihen drauf

Refrain:
Alle gute Gabe
kommt her von Gott dem Herrn,
drum dankt ihm dankt,
drum dankt ihm dankt
und hofft auf ihn.

2. Ersendet Tau und Regen
und Sonn und Mondenschein
und wickelt seinen Segen
gar zart und künstlich ein
und bringt ihn dann behende
in unser Feld und Brot
es geht durch unsre Hände,
kommt aber her von Gott.

Refrain

3. Was nah ist und was ferne,
von Gott kommt alles her,
der Strohhalm und die Sterne,
der Sperling und das Meer.
Von ihm sind Büsch und Blätter
und Korn und Obst von ihm
das schöne Frühlingswetter
und Schnee und Ungestüm.

Refrain

4. Er läßt die Sonn aufgehen,
er stellt des Mondes Lauf;
er läßt die Winde wehen
und tut die Wolken auf.
Er schenkt uns soviel Freude,
er macht uns frisch und rot;
er gibt den Kühen Weide
und seinen Kindern Brot.

Refrain

Text: Matthias Claudius
Melodie: Johan Abraham Peter Schulz

Liturgie: Plappern wie die Heiden?

Wolf Paul, 2022-10-15

Manche evangelikale Christen stehen Liturgie und vorformulierten Gebeten, ebenso wie den Festen des Kirchenjahres, sehr skeptisch gegenüber: das wäre leeres Geplapper wie die Heiden, und weil die Worte vorgegeben sind, läßt es, im Gegensatz zu freiem, spontanen Gebet, dem Heiligen Geist keinen Raum, und kirchliche Feste sind nur Schatten (Kol. 2,16–17)

In seinem Buch „Eat This Book“ („Iß dieses Buch“)[1], einem messianisch-jüdischen Jüngerschaftshandbuch, behandelt Stuart Dauermann[2] verschiedene Einwände, die auch in messianisch-jüdischen Kreisen gegen liurgisches Gebet vorgebracht werden. Ich möchte hier aus dem Buch zitieren, wie Dauermann zwei dieser Einwände widerlegt:


4. „So ein vorgeplantes und ritualisiertes Gebet läßt dem Heiligen Geist keinen Raum.“

Wer das sagt, beschränkt den Heiligen Geist auf Spontaneität. Das ist ein Irrtum, die Bibel ist anderer Meinung. In 2. Chronik 5 werden der Pomp und das prächtige Zeremoniell bei der Einweihung von Salomos Tempel beschrieben. Die Bibel beschreibt kein anderes Ereignis, welches detaillierter geplant gewesen und strenger nach einem „Drehbuch“ abgelaufen wäre als dieses. Wenn der Einwand gegen vorgeplantes und ritualisiertes Gebet gerechtfertigt wäre, dann hätte diese Tempeleinweihung geistlich tot sein müssen. Stattdessen lesen wir diese Beschreibung:

Darauf traten die Priester aus dem Heiligtum. Alle, die gekommen waren, unabhängig davon, zu welcher Abteilung sie gehörten, hatten sich geheiligt. Die levitischen Sänger, Asaf, Heman, Jedutun, ihre Söhne und Brüder, standen alle, in Byssus gekleidet, mit Zimbeln, Harfen und Zithern an der Ostseite des Altars. Bei ihnen waren hundertzwanzig Priester, die auf Trompeten bliesen. Es kam wie aus einem Mund, wenn die Trompeter und Sänger gleichzeitig zum Lob und Preis des HERRN sich vernehmen ließen. Als sie mit ihren Trompeten, Zimbeln und Musikinstrumenten einsetzten und den HERRN priesen – „Denn er ist gütig, denn seine Huld währt ewig“ -, erfüllte eine Wolke den Tempel, das Haus des HERRN. Die Priester konnten wegen der Wolke ihren Dienst nicht verrichten; denn die Herrlichkeit des HERRN erfüllte das Haus Gottes. (2. Chron. 5,11–14, EÜ2016)

Inmitten all dieser genau im Voraus geplanten Pracht erscheint der Herr und überwältigt alle. Der heilige Gott hat offensichtlich kein Problem mit rituellem, formellem und geplantem Gebet, das Ihm von Seinem Volk als Liebrsgabe dargebracht wird. Er zeigt sich gerne in solchen Situationen und nichts verleiht der „Party“ mehr Leben als Seine Gegenwart!

Natürlich,  mit Pomp und Pracht geplantes Zeremoniell kann pompös und pretentiös sein; aber es kann auch Ausdruck der Ehfurcht und des Respekts sein, die dem Thronsaal des Königs der Könige angemessen sind.

5.„Das leeres Geplapper.“

Wieder falsch. Nicht jede Wiederholung ist leeres Geplapper. Wenn jemand zu seiner Liebsten sagt, „Ich liebe dich, ich liebe dich, ich liebe dich!“, ist das zweite und dritte Mal leeres Geplapper? Das glaube ich nicht!


Das heißt natürlich nicht, daß jeder Christ und jede Gemeinde in komplizierten liturgischen Formen beten muß, aber es heißt sehr wohl, daß wir Liturgie im Gottesdienst und auch im privaten Gebet nicht verurteilen dürfen. Man könnte hier durchaus die Worte des Apostels Paulus umschreiben:

Der eine glaubt, er dürfe frei oder liturgisch beten. Der Schwache aber betet nur frei. Wer liturgisch betet, der verachte den nicht, der nur frei betet; und wer nur frei betet, der richte den nicht, der liturgisch betet; denn Gott hat ihn angenommen. Wer bist du, dass du einen fremden Knecht richtest? Er steht oder fällt seinem Herrn. Er wird aber stehen bleiben; denn der Herr kann ihn aufrecht halten. (nach Römer 14,2–4)

Ein anderes Thema, wo Evangelikale gerne auf Christen in anderen Traditionen herabblicken ist das Einhalten von bestimmten Feiertagen. Meiner Erfahrung nach feiern die meisten evangelikalen Christen zwar Weihnachten und Ostern, aber oft nur als eine gute evangelistische Möglichkeit, weil viele Mitmenschen zu diesen Zeiten für das Evangelium empfänglicher sind als sonst. Sie sehen keinen geistlichen Nutzen im Einhalten dieser Feste, geschweige denn der vielen anderen Festtage im volkskirchlichen Kirchenjahr. Da finde ich dann zwei Dinge interessant:

Erstens: Unmittelbar nach den Versen, auf die ich mich oben bezogen habe, schreibt Paulus folgendes:

Der eine hält einen Tag für höher als den andern; der andere aber hält alle Tage für gleich. Ein jeder sei seiner Meinung gewiss. Wer auf den Tag achtet, der tut’s im Blick auf den Herrn; wer isst, der isst im Blick auf den Herrn, denn er dankt Gott; und wer nicht isst, der isst im Blick auf den Herrn nicht und dankt Gott auch. … Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder du, was verachtest du deinen Bruder? (Römer 14,5–6, 10, LUT 2017)

Zweitens: Auch Israel hatte religiöse Feste, die sie einhielten (und die wahrscheinlich Jesus selbst auch einhielt); sie feierten und erinnerten an die großen Taten, die Gott für sein Volk vollbracht hat. Manche dieser Feste waren biblisch vorgegeben; andere entstammten der jüdischen Tradition. Jesus verdammt diese Tradition nicht; vielmehr sagt er über die Hüter der Tradition:

Alles nun, was sie (die Parisäer und Schriftgelehrten) euch sagen, das tut und haltet; aber nach ihren Werken sollt ihr nicht handeln; denn sie sagen’s zwar, tun’s aber nicht. (Matthäus 23:3, LUT2017)

Auf die Zeit des Neuen Testaments und der Gemeinde Jesu übertragen schließe ich daraus, daß kirchliche Feste, auch wenn sie nicht biblisch geboten sind sondern der Tradition entstammen, dann legitim sind, wenn sie das Handeln Gottes, Ereignisse im Leben Jesu, aber auch das vorbildliche Leben herausragender Jünger Jesu, feiern und uns daran erinnern; und wie Paulus sagt, „Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder du, was verachtest du deinen Bruder?“ nur weil er Feste feiert, die du nicht feierst?

Und wenn dann der Einwand von manchen kommt, das Problem wäre vielmehr, daß die (kath.) Kirche ihren Mitgliedern vorschreibt, diese Feste einzuhalten, und das widerspricht der „Freiheit eines Christenmenschen,“ und den Worten des Apostels in Kolosser 2,15 dann stimme ich zwar zu; allerdings lassen sich heute die wenigsten Katholiken von den Vorschriften der Kirche ein schlechtes Gewissen machen, und ich erinnered aran, daß auch evangelikale Gemeinden immer wieder Erwartungen an ihre Gemeindeglieder haben oder hatten, wo man darüber streiten kann, ob sie so in der Bibel stehen oder nicht.

Ich möchte natürlich auch niemandem etwas vorschreiben, weder liturgisches Gebet oder besstimmte Gottesdienstformen, und auch nicht das Einhalten von Feiertagen; ich möchte uns aber zu mehr Respekt aufrufen für Dinge und Praktiken, die andere Christen in ihrem Wandel mit dem Herrn hilfreich finden, nach dem Motto, „Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder du, was verachtest du deinen Bruder?

 

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  1. Stuart Dauermann, Eat This Book: Strength for Your Journey with the Jewish Jesus, Heart Ally Books 2022, ISBN-13: Paperback 978-1-63107-044-0, eBook 978-1-63107-043-3;  Amazon | Smashwords []
  2. Stuart Dauermann ist ein „Elder Statesman“ der messianisch-jüdischen Bewegung; er kam 1962 als Musikstudent zum Glauben an Jesus, war Teil Musikgruppe „The Liberated Wailing Wall“ und Gemeinderabbiner einer messianischen Gemeinde. Hier gibt es eine ausführliche Biografie. In deutschsprachigen Liederbüchern ist er als Komponist mehrerer Lobpreislieder zu finden.[]

Wandel, Zerfall in allem sehen wir

Wolf Paul, 2022-09-21

Diese Gedanken von Chad Bird zu zwei Zeilen aus dem Lied Bleib bei mir, Herr haben mich so angesprochen, daß ich ihn um Erlaubnis gebeten habe, sie zu übersetzen.


Rasch wie ein Tag verrinnt des Lebens Zeit,
die ird’sche Freud und jede Herrlichkeit.
Wandel, Zerfall in Allem sehen wir;
Herr, der Du ewig bleibst, bleib auch bei mir!

Wandel, Zerfall in Allem sehen wir“ – Wir singen dies, wir leben es, und oft genug bluten und weinen wir es auch.

  • Familien zerfallen, Ehen zerbrechen, unsere Hoffnungen für eine schöne Zukunft werden durch Katastrophen überschattet.
  • Menschen, denen wir glaubten, vertrauen zu können, fallen uns in den Rücken.
  • Die Preise steigen während die Löhne sinken, wir haben immer mehr Stress und können immer weniger schlafen..
  • Kirchengemeinden werden aufgelassen, Pastoren sind verzweifelt, und unser ohnehin schwache Glaube kämpft ums Überleben

In unserer Welt, voll von Metastasen des Bösen, der Ungerechtigkeit und Bosheit, sind wir einer endlosen Liste von Wandel und Zerfall ausgesetzt, um uns herum, aber auch in uns selbst.

Also rufen wir, „Herr, der Du ewig bleibst, bleib auch bei mir!“ Und er bleibt. So nah wie die Nässe unserer Tränen. So nah wie das Blut in unseren Herzen. Gott mit uns, in uns, über uns, unter uns, als unser Bruder, Jesus. Er hält uns, bis wir zum Zittern aufhören. Er heilt uns, bis der Schmerz nachläßt. Er liebt uns, bis die Tränen trocknen.

Er ist der Gott, der uns nie verläßt. Wie könnte er auch? Wir sind ihm mehr wert als sein eigenes Leben. Das Kreuz posaunt diese unabänderliche Wahrheit hinaus: Jesus ist lieber gestorben, als uns, die Seinen, zu verlieren.

Ursprünglich auf Facebook gepostet, 21. September 2022. Copyright © 2022 by Chad Bird. Deutsche Übersetzung von Wolf Paul mit freundlicher Genehmigung des Autors.

Die Liedstrophe am Anfang stammt aus dem Lied, Bleib bei mir, Herr (Abide With Me),  Übersetzung von ©  Bertram Kottmann