Gastbeitrag von Chad Bird
Lehre uns, Vater, unsere Tage zu zählen und uns daran zu freuen, daß Du um Jesu Willen unsere Verfehlungen und Übertretungen nicht zählst und anrechnest (siehe 2. Kor. 5,19).
Der Herr ist kein himmlischer Buchhalter, der täglich und stündlich genau Buch führt über unsere Sünden, und uns dann die Rechnung präsentiert, damit wir ganz genau wissen, wie sehr wir in seiner Schuld stehen. Was für ein freudloses Monster von Gott wäre das doch.
Ein Jünger Jesu zu sein bedeutet, vollständig und vollkommen unter der Decke der göttlichen Liebe zu leben, auch wenn wir Ihm aus eigener Kraft nur unvollkomnen folgen. Wir hinken. Wir stolpern. Wir fallen. Wir bekennen unsere Schuld, tun Buße, und beten.
Und während wir das tun, entzieht uns der Herr nie seine Hand, und auch sein Herz ist uns nicht eimal für einen Augenblick abgewandt. „Wie sich ein Vater seiner Kinder erbarmt, so erbarmt sich der HERR über die, die ihn fürchten. Denn er weiß, was für ein Gebilde wir sind; er gedenkt daran, dass wir Staub sind.“ (Psalm 103,13-14) Staub, ja – aber Staub, der Ihm so wertvoll ist wie Gold.
Herr, lehre uns, unsere Tage zu zählen, Tage, die wir nur aus Deiner Barmherzigkeit leben, am Fuß des Kreuzes und des leeren Grabes, unter dem Schatten Deiner Liebe.
Ein solches Leben wird wahrscheinlich nicht so enden wie das von Jakob, mit einem Konvoi von hohen Würdenträgern zur Grabstätte im Nachbarland und einem spektakulären Begräbnis (1. Mose 50). Höchstwahrscheinlich wird es nicht mit einem Knall enden, sondern mit einem einfachen, letzten Atemzug, einem letzten Ausstoß der Luft, die wir so lange auf dieser Welt geatmet haben.
Ein einfaches Begräbnis. Ein letzter Abschied (für jetzt) von unserer trauernden Familie und unseren Freunden. Aber in uns, ein Herz, das klug geworden ist, wie Moses sagt (Psalm 90,12). Ein Herz, geformt von den selben Händen, die die Welt erschaffen haben, die ans Kreuz genagelt waren, und die uns mit dem Heiligen Geist erfüllt haben, damit wir Ihm nachfolgen können.
Herr, schaffe in uns ein so kluges Herz, daß wir, ob wir nun laufen, oder gehen, oder hinken, oder auf unserem Sterbebett liegen, Deine Jünger sein mögen, wie Jakob: auserwählt, geliebt, und wertvoll in Deinen Augen. Amen
Dieser Text ist ein Auszug aus „Limping with God: Jacob and the Old Testament Guide to Messy Discipleship“ („Hinken mit Gott: Jakob und die alttestamentliche Anleitung zu chaotischer Jüngerschaft“) von Chad Bird.
Chad Bird ist lutherischer Pastor, Theologe und Professor für Altes Testament und Hebräisch. Er hat für viele christliche Zeitschriften geschrieben und mehrere Bücher verfaßt. „Hinken mit Gott“ ist sein jüngstes Buch.