Warum hat Trump die Wahl gewonnen?

Wolf Paul, 2024-11-10

Ich mache seit acht Jahren kein Hehl daraus, daß ich Donald Trump nicht für qualifiziert halte, Staats- und Regierungschef der mächtigsten Nation der westlichen Welt zu sein — vor allem charakterlich und aufgrund seines Temperaments — und bin daher von vielen meiner amerikanischen, evangelikalen Freunde kritisiert worden. Amerikanische Politik ginge mich nichts an, da ich weder US-Bürger wäre, noch in den USA wohnen würde. Ich habe dem immer — mehr uder weniger scharf — widersprochen und darauf beharrt, daß es mir sehr wohl zustünde, eine Meinung zur US-Politik zu haben und auch zu äußern, da Amerika als mächtigstes Land (zumindest der “westlichen” Welt) unser aller Leben mitbestimmt. Außerdem war ich zeitlebens ein Amerika-Fan, der nie vergessen hat, daß ich heute, ohne die maßgebliche Mitwirkung der USA, wahrscheinlich nicht in einem demokratischen Land leben würde , und auch nicht in einem, vom Marshall-Fund finanzierten Elternhaus aufgewachsen wäre, und daß mir daher das Schicksal dieses Landes sehr am Herzen liegt.

Leider hat in den letzten Jahren meine Begeisterung und Sympathie für das Land stark abgenommen, weil ich nicht nachvollziehen konnte, daß es ein Land von mit rund 300 Millionen Staatsbürgern, von denen etwas mehr als die Hälfte wahlberechtigt sind, bei den letzten drei Präsidentenwahlen keine besseren Kandidaten aufstellen konnte, als Hillary Clinton, Donald Trump, Joe Biden, und Kamala Harris — ein echtes Armutszeugnis. Und auch andere Schwachpunkse sind immer mehr in den Fokus gerückt: die Unfähigkeit, die Waffenpandemie und die daraus resultierenden Amokläufe in Schulen und anderswo einzudämmen, die Unfähigkeit, ein erschwingliches Gesundheitssystem gerade auch für die ärmeren und benachteiligteren Teile der Gesellschaft sicherzustellen, und die Häufung von rassistischen Übergriffen von Seiten der Polizei sind nur ein paar Beispiele dafür.

Auch von der evangelikalen Bewegung, die ein ganz wichtiger Einfluß auf mein Leben und meine Entwicklung hatte, bin ich sehr enttäuscht: Es ist mir unbegreiflich, wie rund 82 Prozent der amerikanischen Evangelikalen, ermutigt von vielen ihrer prominentesten Führungspersönlichkeiten, für einen vulgären Serien-Ehebrecher stimmen konnten, der damit prahlt, Frauen sexuell belästigt zu haben, seine politischen Gegner dämonisiert und seine entmenschlichende Verachtung gegenüber Menschen anderer Hautfarbe, Frauen, Menschen mit Behinderung, Mitgliedern der LGBT-Community und Einwanderern zur Schau stellt.

Ich habe mir bei alledem nie eingebildet, daß meine Ablehmung irgendeine Auswirkung auf den Ausgang der Wahl haben würde, und so kam es auch: Donald Trump hat die Wahl haushoch gewonnen, und wenn nichts unvorhersehbares geschieht, wird er vier Jahre lang  als 47. Präsident die Geschicke der USA lenken, und damit auch sehr viel Einfluß auf die restliche Welt ausüben.

Ich bin Trump-Unterstützern sowohl unter meinen Freunden, aber vor allem auch untet christlichen Leitern, lange Zeit mit großem Unverständnis gegenübergestanden, und bei einigen meiner Freunde war ich stark versucht, den Kontakt abzubrechen. Ich habe jedoch meine Haltung diesbezüglich revidiert, vor allem was normale Wähler angeht — christlichen Leitern, die Trump’s charakterliche Defizite mit teils theologisch sehr skurrilen Argumenten beiseite wischen (Charakter ist offensichtlich nur beim politischen Gegner wichtig, nicht bei unseren eigenen Kandidaten) stehe ich nach wie vor sehr enttäuscht und kritisch gegenüber.

Dieser langwierige Prozess der Einstellungsänderung ist schwierig zu beschreiben und wohl auch noch nicht abgeschlossen, aber am Montag vor der Wahl, und dann drei Tage danach, bin ich auf ein paar Artikel gestoßen, die meine Überlegungen besser reflektieren, als ich sie selbst beschreiben könnte, und die mir auch noch einen weiteren Anstoß gegeben haben.

Zunächst gab es am Montag im Nachrichtenmagazin profil einen Leitartikel von Robert Treichler mit dem Titel, “Amerika will träumen“, in dem er Trumps Attraktivität für die Wähler beschreibt:

Worin besteht das große Versprechen von Kamala Harris? Nein, ich meine nicht eine Liste von Vorschlägen aus allen möglichen Bereichen, sondern einen großen Gedanken, von dem sich 150 Millionen Menschen tief drin angesprochen fühlen können.

Ich fürchte, so einen gibt es nicht. Das einzige Thema, das Harris im Wahlkampf auf emotional aufrüttelnde Weise auf den Punkt gebracht hat, ist das Recht auf Abtreibung. Aber das ist keine übergreifende Idee für die ganze Nation.

Trump hat ein solches Versprechen: “Make America Great Again.” In diesem simplen Slogan, mit dem Trump den nunmehr dritten Wahlkampf bestritten hat, sind enorm viele Beweggründe enthalten, die ein politisches Lebensgefühl erzeugen. Der Wunsch nach Stärke, die Rückbesinnung auf alte, in Verruf geratene Vorstellungen, das Bekenntnis zur Rücksichtslosigkeit gegenüber Widersachern, der Trotz gegenüber moralisierenden Einwänden …

Trump verknüpft seine Parole mit seinen zahllosen charakterlichen Defiziten. Aber der Schwur, Amerika wieder großartig zu machen, überstrahlt offenbar immer noch alle Unsäglichkeiten.

In der gleichen Ausgabe beantworten Siobhán Geets  und Robert Treichler unter dem Titel, “Verstehen Sie Amerika?” 47 Fragen zur US-Präsidentenwahl. Hier ist der Beginn dieses Artikels:

Würden Sie bei einer Präsidentenwahl eher für eine schwarze Frau stimmen oder für einen wegen sexuellen Missbrauchs verurteilten Mann, der zudem im Verdacht steht, sich des versuchten Wahlbetrugs und der Anstiftung zu einem Aufstand schuldig gemacht zu haben? Durchaus möglich, dass Sie nicht lange nachdenken müssen. Die kniffligere Frage lautet: Warum hat der oben genannte verurteilte Straftäter – Sie haben ihn längst erkannt, es handelt sich um Donald Trump – am kommenden Dienstag gute Chancen, zum 47. Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt zu werden?

Die anhaltende Popularität und der politische Erfolg Trumps machen ratlos. Doch es gibt Erklärungen: Es ist eine Tatsache, dass Trump frühzeitig das Problem der illegalen Migration erkannt und daraus ein politisches Megathema geschmiedet hat, ähnlich wie rechte Parteien in Europa. In seinem unnachahmlichen Stil grotesker Übertreibungen verteufelt er Migranten als Mörder, Vergewaltiger, und er verstieg sich gar zu der Behauptung, Einwanderer aus Haiti würden „die Haustiere anderer Leute essen“. Dennoch: Auch wenn die Demokraten seither restriktive Maßnahmen gegen illegale Einwanderung verhängen, gesteht ihnen ein großer Teil der Bevölkerung keinerlei Glaubwürdigkeit bei diesem zentralen Thema zu.

Dazu kommt die politisch aufgeladene Frage der Identitätspolitik. Die Demokraten kämpfen für Diversität, LGBTQ-Rechte und das Recht auf Abtreibung. John Della Volpe, Direktor am Harvard Kennedy Institut für Politik und früherer Berater von Joe Biden, warnt, dass sie damit die Männer vernachlässigen. Diese wenden sich prompt wieder stärker den Republikanern zu, die ein unbeschwertes Rollenbild mit eingeschränkter Nachsicht gegenüber patriarchalischen und sexistischen Verhaltensweisen propagieren. Dass die eine Hälfte der Bevölkerung etwas anderes will als die andere, ist völlig normal.

Problematisch ist jedoch, dass die beiden Hälften einander auf keiner Ebene mehr zu begegnen scheinen – nicht einmal im übertragenen Sinn. Trumps Anhänger halten die Wahl 2020 für geschoben, nehmen die Richtersprüche nicht ernst, schlagen die Warnungen seiner ehemaligen Mitarbeiter, wonach Trump gefährlich oder gar ein Faschist sei, in den Wind. So gehen alle Vorwürfe der Gegenseite ins Leere.

Auch wenn Trump selbst haarsträubende Dinge sagt, wie etwa, dass es gegen die „Feinde von innen“ – also seine Widersacher innerhalb der USA – mithilfe des Militärs vorgehen wolle, tun das seine Anhänger als typische Übertreibung ab. Während sich die andere Hälfte des Landes vor Entsetzen schaudert.

Ähnliche Überlegungen im Lauf der letzten Monate haben dazu geführt, daß ich versuche, normale Trump-Wähler besser zu verstehen und ihnen mit mehr Toleranz zu begegnen.

Am Freitag nach der Wahl landete schießlich der aktuelle Newsletter von Jonah Goldberg in meiner Inbox, mit dem Titel, “Stop Bashing Democracy!” (“Hört auf, die Demokratie schlechtzureden!”), in dem er unter anderem schreibt,

Und das ist im Kern der schwerwiegende Fehler, den die Menschen machen. Menschen wählen Kandidaten—irgendeinen Kandidaten—aus den unterschiedlichsten Gründen. Wenn du denkst, dass Trump ein Faschist ist, in Ordnung. Darüber können wir reden. Aber nur weil du ihn für einen Faschisten hältst, bedeutet das nicht, dass jemand, der für ihn gestimmt hat, dir zustimmt und trotzdem für ihn gestimmt hat. Ich kenne Dutzende Menschen, die für Trump gestimmt haben. Keiner von ihnen ist ein Idiot oder ein Faschist oder ein faschistischer Idiot.

Dieses Argument funktioniert genauso in die andere Richtung. Du magst denken, dass Kamala Harris eine „Kommunistin“ oder „Marxistin“ ist usw. Ob sie es ist oder nicht, ist ein diskutierbares Thema, im Sinne davon, dass es diskutiert werden kann. Aber wenn du möchtest, dass die Leute dir zustimmen, musst du das Argument bringen und nicht nur die Anschuldigung aussprechen. Wenn du sicher bist, dass sie eine Kommunistin ist, kann dir niemand das Recht nehmen, das zu sagen—aber zu sagen, dass es so ist, bedeutet nicht, dass alle dir zustimmen müssen. Nur sehr wenige der 68 Millionen Menschen, die für Harris gestimmt haben, taten dies, weil sie dachten, sie sei eine Marxistin oder Kommunistin.

Ich bin natürlich immer noch der Meinung, daß ich mit meiner Einschätzung von Donald Trump recht habe, und Trumps Unterstützer verkehrt liegen, aber ich habe inzwischen mehr Verständnis für sie, vor allem, da mit Kamala Harris (genauso wie vor acht Jahren mit Hillary Clinton) nur eine marginal weniger problematische Kandidatin zur Wahl stand.

Und damit springe ich jetzt zurück über den Atlantik, in unser Land Österreich. Vieles, was Robert Treichel und Siobhán Geets schreiben, läßt sich fast eins zu eins auf unsere Sitiation anwenden, wo mit Herbert Kickl  ein meiner Meinung nach absolut ungeeigneter Kandidat bei der Nationalratswahl die meisten Stimmen gewonnen hat. Zum Glück hat er keine regierungsfähige Mehrheit erhalten, und niemand will mit ihm koalieren, sodaß eine gute Chance besteht, daß wir eine Koalitionsregierung, aus ÖVP und SPÖ, möglicherweise mit den NEOS, bekommen werden.

Aber es Eines ist klar: wenn die neue Regierung so weitermacht, wie bisher, dann wird Kickl in vier Jahren noch mehr Stimmen, und möglichetweise eine “Absolute”. bekommen und dann regieren. Sich auf die dummen Wähler auszureden wird dann auch nicht mehr helfen. Denn das Problem ist hier bei uns das gleich wie auch in Amerika (und vielen anderen Ländern): eine politische Klasse= eine Möchtegern-Elite, die zu sehr ihren eigenen Interessen und ideologischen Lieblingsthemen verpflichtet ist, um sich um die Sorgen und Ängste von normal sterblicher Bürger zu kümmern. Das mag in Aerika und bei uns andere Formen annehmen, aber im Kern ist es dasselbe.


Fußnoten:

    1. geschätzte Zahlen aus 2020 ↩️
    2. Robert Treichler wurde 1968 in Graz geboren, studierte Französisch und Philosophie und ist seit 1997 Journalist beim Nachrichtenmagazin profil, seit 2021 in der Funktion des stellvertretenden Chefredakteurs. Bei Zsolnay erschien 2024 gemeinsam mit Gernot Bauer das Buch “Kickl und die Zerstörung Europas”. ↩️
    3. Siobhán Kathleen Geets, geboren 1984 in Wien. Studium der Kultur- und Sozialanthropologie an der Universität Wien, Fokus auf Genderstudies, Internationale Entwicklung, Philosophie and Religionswissenschaften. Diplomarbeit über Ladyboys in Thailand, Verleihung des akademischen Grades im Mai 2008. Von Oktober 2008 bis September 2009 Besuch des Lehrgangs an der Fotoschule Wien. Jänner bis Februar 2008 sowie Februar bis März 2009 Feldforschung in Thailand, Interviews mit Ladyboys für Diplomarbeit und Radio-Feature für Ö1. Seit 2020 bei profil im Außenpolitik-Ressort. ↩️

Terrorists killing hostages is MURDER, not execution

Wolf Paul, 2024-11-09

The Austrian Broadcasting news portal ORF Online reports that Qatar has asked members of the terrorist organization Hamas to leave the country, reportedly at the urgent request of the United States.

The report includes this paragraph:

«The recent U.S. decision was partly influenced by the execution of American-Israeli citizen Hersh Goldberg-Polin and five other hostages by Hamas at the end of August, according to a U.S. official speaking to the ‘Times of Israel.’»

In the German original the word here translated “execution” is “Hinrichtung, which like “execution”, describes, in its narrow, original sense, the carrying out of a legal death sentence.[[Regardless of what one thinks of the moral status of capital punishment there is a big difference between a sentence being carried out after a trial an a verdict by lawful authority on the one hand and the wanton killing by criminals and terrorists (not that I think there’s much difference between these two categories) on the other.]]

I consider it very problematic that these two terms, “Hinrichtung” and “execution” is regularly used to describe the illegal killing of people by criminals and terrorists. In reality, this is murder. The killing of hostages is nothing but cowardly murder.

Describing such acts as “executions” gives both the act and the perpetrators a veneer of respectability and legitimacy they do not deserve.

The language we use, as well as the words we choose, is very important.

Wenn Terroristen Geiseln töten, dann ist das Mord, keine Hinrichtung

Wolf Paul,

ORF Online berichtet, daß Katar Mitglieder der Terrororganisation Hamas aufgefordert habe, das Land zu verlassen, angeblich auf dringendes Ersuchen der USA.

Unter anderem enthält der Bericht diesen Absatz:

«Zu der jüngsten US-Entscheidung beigetragen habe unter anderem die Hinrichtung des amerikanisch-israelischen Staatsbürgers Hersh Goldberg-Polin und fünf weiterer Geiseln durch die Hamas Ende August, erklärte ein US-Beamter der „Times of Israel“.»
 
Ich finde es problematisch, daß der Begriff, “Hinrichtung“, der im engeren Sinn die Vollstreckung eines legalen Todesurteils beschreibt,[[Egal, was man von der Todesstrafe hält, gibt es einen haushohen Unterschied zwischen der Vollstreckung eines von einem ordentlichen Gericht ausgesprochenen Urteils einerseits, und der willkürlichen Ermordung von Geiseln durch Kriminelle und Terroristen (nicht, daß ich da einen großen Unterschied sehe zwischen diesen beiden Gruppen).]] immer wieder, genauso wie der englische Begriff “execution“, für die illegale Tötung von Menschen verwendet wird — dabei handelt es sich in Wirklichkeit um Mord. Die Tötung von Geiseln ist nichts anderes als feiger Mord.

Solche Taten als  “Hinrichtung” zu bezeichnen, verleiht sowohl der Tat als auch den Tätern einen Anschein der Respektabilität und Legitimität, der ihnen nicht zusteht.

Die Sprache, die wir verwenden, ist  genauso wie die Worte die wir wählen, sehr wichtig.

Win11: Stop Taskbar Auto-hiding

Wolf Paul,

On a newly installed Windows 11 machine I recently had the problem that the taskbar would auto-hide despite the feature being turned off. Some searching in Google identified the cause and provided the solution:

There is another setting in Taskbar Setting → Taskbar Behaviors, called “Optimize taskbar for touch interactions“. Apparently that gets turned on automatically if the computer supports touch and when it is turned on, the taskbar gets taller with bigger icons, and it autohides regardless of the setting “Automatically hide the taskbar“.

Recently I have been using both ChatGPT and Google’s pendant Gemini to ask such questions and find solutions, and usually that works pretty well, but this time both ChatGPT and Gemini failed to solve the problem.

The answer was provided by Cameron Sidhe in his post on answers.microsoft.com .

How Realistic Are Amish Romances?

Wolf Paul, 2024-10-25

In my constant search for “clean” reading material to keep me from getting bored in my bedridden state at some point I came across the genre of “Amish romances”. They present life in an Amish community as an idyllic, God-fearing life with a quaint language (Pennsylvania Dutch), marred only by the occasional natural disaster, buggy accident, the quandary of who to court and get married to, and the occasional tension with the “Englische” (the surrounding non-Amish).

On the face of it, that certainly is attractive to me, an Evangelical Christian with some ties to the Anabaptist tradition and a fascination with language, but it very quickly struck me as “too good to be true”.

Not only does wider reading reveal that in many Amish communities and for many Amish people the focus is on tradition and strict conformity to the “Ordnung” (the community’s rule book) rather than on personal faith and discipleship, but of course the Amish, like everyone else, are all sinners, and all manner of sin exist in their communities including jealousy, adultery, failed marriages, dictatorial leadership, domestic abuse and violence, etc., which sometimes even make secular news headlines.

And, as a recent search for “Amish” in Amazon revealed, there is not just the genre of “Amish romances” but also a plethora of books with titles like “Hex and Spellwork: The Magical Practices of the Pennsylvania Dutch“, “Folk Religion of the Pennsylvania Dutch: Witchcraft, Faith Healing and Related Practices”, “Der Volksfreund: Hex Signs, Folktales, and Witchcraft of the Pennsylvania Dutch”, etc. — most by authors with clearly Amish names.

This brings home to me the fact that we should not idealize or idolize any group of humans, for “all have sinned and fall short of the glory of God.

Likewise, we should not idealize any past era, because, again, people have always “sinned and fallen short of the glory of God.”

And everytime we put a man or woman, or a group of people, on a pedestal, they will sooner or later fall off that pedestal and fail to meet our expectations.

Nevertheless, I shall continue to enjoy them, as a welcome counterpoint to the real world with all of its conflicts, division, and violence.

Was ist die demokratische Pflicht der Parteien?

Wolf Paul,

Herbert Kickl behauptet, daß es die demokratische Pflicht der ÖVP wäre, ihm als dem Erstplatzierten der Nationalratswahl zu einer Regierungsmehrheit zu verhelfen und mit der FPÖ eine Koalition einzugehen. Viele seiner Wähler sind der gleichen Meinung, und empfinden es als unfair und undemokratisch, daß Bundespräsident Van der Bellen nicht Kickl, sondern Karl Nehammer mit der Regierungsbildung beauftragt hat.

Aber sehen wir das ganze mal genauer an.

  • Die FPÖ unter Herbert Kickl wurde mit 28,85% der gültigen Stimmen von etwas mehr als einem Viertel der Wahlbeteiligten gewählt – das heißt, 71,15% haben sie nicht gewählt. Er hat also bestenfalls eine relative Mehrheit, und genaugenomnen eine „absolute“, bzw. sogar eine „Zweidrittel“-Minderheit“ – weit entfernt von einer regierungsfähigen Mehrheit.
  • Die Parteiführungen sind ihrem Gewissen, ihren Wählern, und dem Wohl des Staates verpflichtet. Sie haben keinerlei Verpflichtung gegenüber den anderen Parteien oder deren Wählern. Entscheidungen über mögliche Koalitionen sind daher Gewissensentscheidungen, je nach dem, wie sie das Wohl des Staates und den Willen ihrer Wähler einschätzen.
  • Der Bundespräsident ist seinem Gewissen, den Gesetzen, und dem Wohl des Staates verpflichtet; erst danach kommt, wenn überhaupt, eine Verpflichtung, etablierte Gepflogenheiten („Des hamma scho imma so gmacht“) einzuhalten. Außer dem Wahlergebnis ist bei der Überlegung, wen er mit der Regierungsbildung beauftragen soll, die Wahrscheinlichkeit einer regierungsfähigen Mehrheit ein wesentlicher Faktor – schließlich würde ein Scheitern der Regierung nach kurzer Zeit und eine Neuwahl enorme Kosten verursachen.
  • Alle zahlenmäßig relevanten Parteien haben eine Zusammenarbeit mit der FPÖ unter Herbert Kickl ausgeschlossen, weil ihr Gewissen und das Wohl des Staates, wie sie es verstehen, dies nicht zulassen. Herbert Kickl hat seinerseits einen Rückzug seiner Person dezidiert ausgeschlossen. Also war und ist es klar, daß die FPÖ keine regierungsfähige Mehrheit zustande bringen würde, und deshalb war die Entscheidung des Bundespräsidenten, den Auftrag zur Regierungsbildung an Karl Nehammer zu geben, durchaus logisch und rechtens.
  • Die klare Weigerung von ÖVP, SPÖ, NEOS, und Grünen mit der FPÖ zu koalieren impliziert allerdings, im Hinblick auf das Wohl des Staates, der eine stabile Regierung braucht, die grundsätzliche Bereitschaft zur Zusammenarbeit, einschließlich einer möglichen Koalition. Und nachdem die FPÖ ihren (relativen) Wahlsieg zu einem großen Teil nicht ihrer ideologischen Ausrichtung verdankt, sondern der Unzufriedenheit weiter Teile der Bevölkerung mit den vielen Themen, die dank ständigem Parteien-Hickhack seit Jahren oder sogar Jahrzehnten ungelöst dahindümpeln, gibt es da auch eine moralische Verpflichtung, diese Themen konstruktiv anzugehen.
  • Aufgrund der Zahlen liegt die Verantwortung dabei primär auf ÖVP und SPÖ, ihre Differenzen zu überwinden und dann einer der beiden kleineren Parteien ein akzeptables Angebot zu machen, damit eine stabile, regierungsfähige Mehrheit zustande kommt, die in erster Linie nicht Parteiinteressen im Auge hat, sondern das Wohl des Staates und seiner Menschen. Eine ÖVP/SPÖ/NEOS Koalition hätte eine Wählerstimmen-Mehrheit von 56,55%, eine ÖVP/SPÖ/Grüne Koalition hätte 55,65%. In Parlamentssitzen wären das 110 oder 108 Sitze von 183 – beides wären durchaus demokratisch legitime Regierungen mit einer absoluten Mehrheit.
  • Die primäre moralische Verantwortung von ÖVP und SPÖ ergibt sich aus aus der historischen Tatsache, daß es Regierungen unter Führung dieser beiden Parteien waren, welche die fehlende Aufarbeitung und Lösung dieser lange anstehenden Mißstände zu verantworten haben.

Wenn sie das nicht zustandebringen, und die vielen Mißstände im Land nicht produktiv in Angriff nehmen, dürfen sie sich nicht beschweren und jammern, wenn die FPÖ bei der nächsten NR-Wahl, oder bei der BP-Wahl 2029, noch mehr Wähler überzeugt.

Darmol wird nicht mehr produziert

Wolf Paul, 2024-09-09

Bis vor Kurzem habe ich Darmol Abführschokolade zur Regulierung meines Stuhlgangs verwendet; seit ein paar Monaten ist das Medikament in den Apotheken (sowohl vor Ort als auch Online) „derzeit nicht verfügbar,“ ohne Hinweis darauf, warum, bzw. wann es wieder verfügbar sein wird. Diese Woche wurde mir diese Situation zu dumm und ich habe dem Hersteller eine E-Mail geschrieben mit der Bitte um eine Erklärung.

Heute kam nun die Antwort:

Der Artikel Darmol Abführschokolade wird leider nicht mehr produziert.

Ich poste das hier, damit wer in Hinkunft im Internet nach „Darmol Verfügbarkeit“ sucht, erfährt, daß Darmol Abführschokolade nicht nur „derzeit nicht verfügbar“ ist, sondern eigestellt wurde und daher nie wieder verfügbar“ sein wird.

Hier die e-Mail des Herstellers::

Donald Trump now champions “reproductive rights”

Wolf Paul, 2024-08-28

Peter Wehner, senior fellow at the Trinity Forum and a former Republican speechwriter points out some inconvenient facts and asks disturbing questions, but I doubt somehow that this will sway many of Trump’s followers.

If I were an American I could not in good conscience vote for either Trump or Harris come November, and in the absence of a credible and viable third party candidate would simply not vote, but I don’t really have a problem with those who would vote for either one of the candidates as the lesser of two evils–that is a legitimate prudential judgement.

My issue is, rather, with those of my fellow evangelicals (and Christians of other traditions) who voted for Donald Trump in 2016 and/or 2020 because they consider abortion the most significant of all issues, and did so while holding their noses with respect to Trump’s character, and who now, in the wake of January 6 and when Trump has had the Pro Life plank removed from the GOP platform and repeatedly expressed his support for “reproductive rights” and greater abortion access are still Trump loyalists defending their champion and their support for him. Unfortunately this group includes many prominent evangelical leaders (such as Al Mohler, Franklin Graham, Tony Perkins, Robert Jeffress, Michael Brown, and many others) as well as most of my American evangelical friends.

Here are the two, in my opinion most important paragraphs from Wehner’s article:

Now ask yourself this: How could an evangelical who claims to be passionately pro-life vote for a presidential candidate who now promises that his administration will “be great for women and their reproductive rights”? Especially when that person has cheated on his wives and on his taxes, paid hush money to porn stars, and been found liable of sexual assault?

And how can those who profess to be followers of Jesus cast a ballot for this candidate, once the excuse of casting a pro-life vote is gone? For a convicted felon and a pathological liar, a man who has peddled racist conspiracy theories, cozied up to the world’s worst dictators, blackmailed an American ally, invited a hostile foreign power to interfere in American elections, defamed POWs and the war dead, mocked people with handicaps, and encouraged political violence? How can they continue to stand in solidarity with a person who has threatened prosecutors, judges, and the families of judges; who attempted to overthrow an election; who assembled a violent mob and directed it to march on the Capitol; and who encouraged the mob to hang his vice president?

I feel an immense sadness for this once great country which in many important areas increasingly looks like a third world nation and which out of a population of 335 million could not find two suitable candidates for the nation’s, if not the world’s, most important office. Unfortunately neither of the current candidates will make America great again.

And I feel an even greater sadness for that segment of the American church which seems to have lost its moral compass.

 

Clerical Abuse is not just a Catholic Problem

Wolf Paul, 2024-08-11

A number of years ago, at the height of the Roman Catholic clerical abuse scandal first in the US and then also in Europe (Ireland, Austria, etc) there was quite a bit of tut-tuting among some of us Evangelicals, combined with finger-pointing at the celibacy requirement for Catholic clergy.

In 2017 prominent Evangelical apologist Ravi Zacharias was shown to be a sexual abuser and in 2022 the clerical abuse and lack of safeguarding scandal errupted in the Southern Baptist Convention.

In the past couple of years “The Roys Report” has reported almost weekly about clerical abuse cases (both sexual and other) across the entire Evangelical spectrum in the US[1], from small country churches to megachurches, from charismatic to non-charismatic churches and ministries. Most of these, of course, involved married abusers.

And just like the Catholic leadership twenty years ago, many Evangelical leaders who were tasked with the oversight of these abusive pastors and youth ministers seemed more concerned with reputational and financial damage control than with justice for and pastoral care of the victims.

It’s time we stopped the finger pointing and started praying for a cleansing in the entire Body of Christ, of whatever tradition. Abuse victims don’t care in the slightest whether their abuser professes belief in the “Solas” or in transsubstantiation, or what he thinks of the pope, whether he speaks in tongues or not. The damage is the same, and in all these cases it is the name of Christ that’s being dragged through the mud.

(BTW I am not raising this under some illusion of my own sinlessness or holiness, but I confess that I am utterly unable to fathom how one could commit such acts and then stand up at the front of the church and preach the gospel or handle the communion elements.)

 

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  1. I believe that if we hear less of this in Europe the reasons are sociological rather than the greater holiness of European churches[]

Vaterland – ein Roman

Wolf Paul, 2024-08-04

Ich habe gerade „Vaterland“ von Robert Harris fertig gelesen, einen Kriminalroman, der 1964 in einem Deutschland spielt, das den Krieg gewonnen hat. Die Idee zu diesem Buch kam Harris, als er als Journalist über die „Hitler-Tagebücher“-Affäre berichtete. Hier ist die Buchbeschreibung von Amazon:

Berlin, 1964. Deutschland hat den Krieg gewonnen, und das Großdeutsche Reich erstreckt sich vom Rhein bis zum Ural und hält einen unsicheren Frieden mit seinem nuklearen Rivalen, den Vereinigten Staaten. Während das Vaterland sich auf eine große Feier zu Adolf Hitlers fünfundsiebzigstem Geburtstag vorbereitet und einem versöhnlichen Besuch des US-Präsidenten Joseph Kennedy und des Botschafters Charles Lindbergh entgegensieht, wird ein Kriminalpolizei-Ermittler mit der Untersuchung einer Leiche in einem See nahe Berlins vornehmstem Vorort beauftragt.

Doch als Xavier March die Identität der Leiche entdeckt, stößt er auch auf Anzeichen einer Verschwörung, die bis in die höchsten Kreise des Deutschen Reiches reichen könnte. Und während die Gestapo ihm dicht auf den Fersen ist, geraten March und die amerikanische Journalistin Charlotte Maguire in einen Wettlauf, um die Wahrheit aufzudecken – eine Wahrheit, die bereits gemordet hat, eine Wahrheit, die Regierungen stürzen könnte, eine Wahrheit, die die Geschichte verändern wird.

Das Buch war eine faszinierende Lektüre mit historischen Akteuren, die zu jener Zeit außerhalb der Fiktion bereits unterschiedlich lange tot waren. Der Roman verfälscht die Geschichte nicht: Keine historisch bösen Figuren wurden beschönigt, und keine historisch guten Figuren wurden zu Monstern gemacht. Der überraschendste Aspekt des Buches ist, daß die Welt offenbar noch immer nicht weiß, was aus den Juden Europas geworden ist – es wird angenommen, daß sie irgendwo in den weiten Gebieten im Osten verschwunden sind.

Ich habe das Buch auf Englisch gelesen und war beeindruckt von der Sorgfalt, mit der der Autor die deutschen Wörter im Buch verwendet hat – er ist der erste englischsprachige Autor, den ich kenne, der den korrekten Plural von „Autobahn“ benutzt: „Autobahnen“, nicht „Autobahns“.

Das Buch wurde in der englischsprachigen Welt sofort ein Bestseller; seine Rezeption in Deutschland war zunächst recht negativ. Es wurde weithin als anti-deutsch angesehen (Der Spiegel: eine „Dämonisierung der Bundesrepublik“), und kein deutscher Verlag wollte es veröffentlichen; es erschien in der Schweiz, und erst Jahre später wurde das Taschenbuch von einem deutschen Verlag herausgebracht. Ich empfand das Buch weder als anti-deutsch noch als Dämonisierung, aber dies zeigt, wie schwierig und schmerzhaft es für Deutsche und Österreicher immer noch ist [1]), sich an ihre schuldhafte nationale Geschichte zu erinnern. Letztendlich setzte sich eine objektivere Rezeption durch.

Die Filmversion werde ich mir nicht ansehen: Laut Wikipedia hält sie sich nicht getreu an die Vorlage und hat ein völlig anderes Ende.

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  1. (ich erwähne Österreich hier ausdrücklich, weil entgegen dem populären Mythos in diesem Land, daß Österreich das erste Opfer der Nazis war, viele Österreicher an den Gräueltaten des Dritten Reiches beteiligt waren, angefangen bei Hitler selbst. Eine der Hauptfiguren des Buches ist der Kärntner Odilo Globocnik, Gauleiter in Wien und später SS- und Polizeiführer im Distrikt Lublin des Generalgouvernements (Polen).[]