Christ is risen! He is risen indeed!

Wolf Paul, 2022-04-17

The Easter Anthems from the Anglican Liturgy
1 Corinthians 5.7b, 8; Romans 6.9–11; 1 Corinthians 15.20–22 (ESV)

Christ, our Passover lamb, has been sacrificed.
Let us therefore celebrate the festival,
  not with the old leaven, the leaven of malice and evil,
  but with the unleavened bread of sincerity and truth.

Christ, being raised from the dead,
  will never die again;
  death no longer has dominion over him.
For the death he died he died to sin, once for all,
  but the life he lives he lives to God.
So you also must consider yourselves dead to sin
  and alive to God in Christ Jesus.

Christ has been raised from the dead,
  the firstfruits of those who have fallen asleep.
For as by a man came death,
  by a man has come also the resurrection of the dead.
For as in Adam all die, so also in Christ shall all be made alive.

Glory to the Father and to the Son
  and to the Holy Spirit;
  as it was in the beginning is now
  and shall be for ever. 
Amen.

Herbert Kickls blühende Phantasie …

Wolf Paul, 2022-04-11

Ich persönlich bin nicht sicher, was ich von BK Nehammer’s Besuchen in Kyiv und Moskau halten soll; wie weit es sich bei den Besuchen in der Ukraine um leeres “Virtue Signalling” handelt, bzw. ob und was es bringt, mit dem Wahnsinnigen im Kreml zu reden; daneben steht auch noch im Raum, daß die Besuche sehr naïv und nicht mit den EU-Partnern koordiniert waren, und daß die ukrainische Führung verärgert ist über Nehammers Besuch bei Putin.

Eines aber ist ganz sicher: Herbert Kickls Kritik an den Besuchen beim ukrainischen Präsidenten Selenskyj und dem Kyiver Bürgermeister Klitschko als “mit der Neutralität in Widerspruch stehend” ist zwar haarsträubender Unsinn, steht aber durchaus im Einklang mit dem sonderbaren Weltbild der FPÖ, deren verflossener Chef auch schon mal mit Hilfe einer vermeintlichen russischen Oligarchin die österreichische Innenpolitik beeinflussen wollte.

Wie der maßgebliche Artikel des Neutralitätsgesetzes sehr klar zum Ausdruck bringt, und wie ich bereits am 26. Februar diesen Jahres ausgeführt habe[1] , ist die österreichische Neutralität ausschließlich militärischer Art:

“Österreich wird zur Sicherung dieser Zwecke in aller Zukunft keinen militärischen Bündnissen beitreten und die Errichtung militärischer Stützpunkte fremder Staaten auf seinem Gebiete nicht zulassen.”

Bündnisfreiheit und keine fremden militärischen Stützpunkte – that’s it. Alles, was darüber hinausgeht, entspringt der blühenden Phantasie von Herbert Kickl

Österreich war auch zur Zeit des kalten Krieges zwischen Ost und West nie politisch neutral, und moralisch erst recht nicht; moralische Neutralität müßte ja richtiger “Feigheit” heißen.

https://orf.at/stories/3259243/

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  1. Damals gings um die skurrile Idee, daß humanitäre Hilfe für die ukrainische Bevölkerung im Widerspruch zur österreichischen Neutralität steht[]

Die plötzliche moralische Entrüstung über russische Oligarchen

Wolf Paul, 2022-04-07

In den letzten Wochen gibt es immer wieder Berichte über das schwierige Leben, das russische Oligarchen aufgrund der Sanktionen haben, welche EU und USA und etliche andere Staaten nach dem illegalen und nicht zu rechtfertigenden Angriff Putins auf die Ukraine verhängt haben. Die meisten dieser Berichte sind von einem Grad an moralischer Entrüstung und Schadenfreude über das Jammern dieser Oligarchen, die sich plötzlich in ihrem Lebensstil einschränken müssen, gekennzeichnet.

Ein Beispiel dafür ist dieser Bericht in der Londoner Daily Mail, den die deutsche Kreiszeitung aufgegriffen hat. Darin wird ein “persönlicher Assistent russischer Oligarchen” zitiert, der seiner moralischen Entrüstung über das Jammern seiner Klienten und deren mangelndes Mitgefühl mit den Menschen in der Ukraine Ausdruck verleiht.

Seine moralische Entrüstung in Ehren, aber wie soll man das einordnen, wenn er einfach auflegt, wenn seine Klienten ihn jammernd anrufen und diverse Wünsche äußern? Wieviel von seiner Arbeitsverweigerung hat letztlich damit zu tun, daß seine Klienten aufgrund ihrer sanktionsbedingt eingefrorenen Konten sein Honorar nicht mehr zahlen können?

Denn es war ja denkenden Menschen immer schon klar, daß der einzige Weg, wie Russen nach dem Kollaps der Sowjetunion zu plötzlichen Reichtum kommen konnten, so lief, daß sie sich im Zuge der Privatisierung der ehemals verstaatlichten Sowjetwirtschaft mit Duldung bzw tatkräftiger Unterstützung durch die Herren Gorbachev, Yeltsin, Putin, usw., auf korrupte Weise deren Filetstücke unter den Nagel gerissen haben – sie haben sich also russisches Volksvermögen angeeignetund sind, genau betrachtet, nichts anderes als Diebe im großen Stil.

Das hat diesen “persönlichen Assistenten” offenbar nicht gestört, genausowenig wie die Vielen im Westen, darunter individuelle Politiker, politische Parteien, und sogar Regierungen, die lange Zeit ohne Skrupel lukrative Geschäfte mit diesen Verbrechern machten, getreu dem alten Motto, “Pecunia non olet.”

The Sudden Moral Outrage at Russian Oligarchs

Wolf Paul,

The news recently has been full of reports of the “suffering” of Russian oligarchs in Western countries due to the sanctions imposed on them in the wake of Vladimir Putin’s illegal and unjustifyable attack on Ukraine. Most of these reports assume a stance of moral outrage and ridicule at the complaints of these folks who suddenly are not able to live in the “state to which they had become accustomed”.

An example is this piece in the UK’s Daily Mirror quoting an anonymous “personal assistant to Russian oligarchs” who expresses his outrage at his clients’ whining and lack of concern for the people dying in Ukraine.

It’s hard to know what to make of this “personal assistant’s” moral outrage which causes him to hang up on his clients when they come with various demands—how much of his unwillingness to do their bidding is in fact due to their inability to pay him, with their accounts frozen due to sanctions?

After all, it was never a secret to any thinking person that the only way these Russians could suddenly acquire great wealth after the collapse of the Soviet Union was by corruptly grabbing the most lucrative pieces of the formerly state-owned Soviet economy, while the likes of Gorbachev, Yeltsin, Putin, etc. either looked the other way or actively assisted them. In other words, all of these oligarchs appropriated for themselves the most desirable pieces of Russia’s national wealth—they are simply thieves on a grand scale.

That did not seem to bother this “personal assistant” as long as his no doubt considerable salary was being paid; nor did it bother the many in the West, including individual politicians, political parties, and even governments, who made lots of good money doing business with these crooks, following the ancient motto, “pecunia non olet”.

Chad Bird: Die wagemutige Geduld des Weinbergbesitzers

Wolf Paul, 2022-04-03

Ein Gastbeitrag von Chad Bird[1]. Dieser Artikel ist am 2. April 2022 unter dem Titel The Parable of the Audaciously Patient Vineyard Owner auf Facebook erschienen und wurde von Wolf Paul ins Deutsche übersetzt. Copyright © 2022 by Chad Bird.

Kennst Du das Gleichnis von den bösen Weinbergpächtern? Den Pächtern, welche die Knechte, die der Besitzer des Weinbergs zu ihnen sandte, um die Pacht einzuheben, verprügelten, verspotteten und verwundeten? Die dann, als er seinen Sohn zu ihnen sandte, Pläne schmiedeten, ihn umzubringen, und diese Bluttat dann auch vollbrachten? (Lukas 20, 9-16)

Weißt Du, was an dieser Geschichte gar nicht erstaunlich ist? Die Bosheit der Pächter. Die ist überhaupt nicht erstaunlich. Die ist einfach eine weitere Schlagzeile nach dem Motto, “Blut verkauft Zeitungen!

Wenn Du von Habsucht, Geldgier, Raubgier, und Mord schockiert bist, dann bist Du ein Neuling was die habgierige, sündenkranke Natur der Menschheit angeht (und Du solltest wirklich mehr Geschichte studieren!).

Weißt Du, was erstaunlich ist? Daß es überhaupt jemand durch das Leben schafft, ohne jemanden umzubringen. Schockierend ist die Tatsache, daß wir, angesichts all der Härte und Bitterkeit des Lebens, nicht alle rund um die Uhr besoffen oder berauscht sind, in unserem Verlangen, dem Schmerz zu entfliehen. Erstaunlich ist, daß es tatsächlich Ehen gibt, die fünfzig Jahre oder länger halten, ohne Ehebruch und Untreue.

Und was ist noch viel erstaunlicher, ja schockierender? Daß der Weinbergbbesitzer in diesem Gleichnis, das Jesus erzählt, seine Knechte wieder und immer wieder zu Pächtern schickt, die sie ablehnen und zusammenschlagen. Und daß er, angesichts ihres “Strafregisters”, es wagt, seinen Sohn zu diesen unverschämten Verbrechern zu senden.

Was hat er sich dabei nur gedacht?
Warum hat er sie nicht einfach alle festnehmen und hinrichten lassen?
Warum hat er ihnen immer wieder noch eine Chance gegeben?
Warum hat er nicht gleich kurzen Prozess gemacht mit ihnen?

Das Erstaunlichste ist nicht die Pervertiertheit und Bosheit der Pächter, sondern die Geduld des Weinbergbesitzers. Seine Langmut. Sein barmherziger Wunsch, daß sie Buße tun mögen.

Das Erstaunliche ist nicht ihre Bosheit, sondern seine Güte.

Es kann schon sein, daß dieses Gleichnis das schwarze Herz der Sünder illustriert, aber im Grunde ist es eine Offenbarung des guten und gnädigen Herzens Gottes — dieses Gottes der zweiten, und dritten Chancen, und ja, auch der vierten und noch viel mehr.

Er wird uns hier als Geschäftsmann gezeigt, aber er handelt nicht wie ein weltlicher Geschäftsmann. Er ist nicht ein Handelsherr, sondern ein barmherzige Vater.

Veilleicht sollten wir daher nicht mehr vom Gleichnis von den ungerechten Pächtern reden, sondern vom Gleichnis von der wagemutigen Geduld des Weinbergbesitzesr, dieses göttlichen Besitzers, der sich, in seinen eigenen Worten, so beschreibt:

„HERR, HERR, Gott, barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue, der da Tausenden Gnade bewahrt und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde, aber ungestraft lässt er niemand, sondern sucht die Missetat der Väter heim an Kindern und Kindeskindern bis ins dritte und vierte Glied. (2. Mose/Exodus 34, 6-7 LUT2017)

(Das Bild zu diesem Beitrag ist “Le fils de la vigne” (Der Sohn des Weinbergs) von James Tissot.

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  1. Chad Bird ist lutherischer Autor und Redner in Texas und Mitarbeiter bei 1517, einer Plattform theologischer und apologetischer Ressourcen.[]

Backing up GMAIL with GMvault

Wolf Paul, 2022-03-21

For the past twenty years or so I have been using Google Mail, or Gmail, at various times both the consumer version (addresses xxx@gmail.com) and what used to be called Google Apps, G Suite, and now is called Google Workspace (addresses with your own domain name).  When Google Apps was introduced many years ago there was a paid edition for larger businesses, a special edition for educational institutions and non-profits, as well as a free edition for small organizations and families; I signed up for the free edition with my doulos.at domain and have been using it for both my non-profit consulting and for my family.

In 2012 Google stopped offering the free edition to new users but existing users continued as before, and then in January this year Google announced that the free edition would be discontinued and users would have to decide by May 1 which alternative they would like to purchase before the service would definitely be turned off by July 1, 2022. They offer to upgrade users to one of their business editions based on the services used in the free edition, at a cost of a minimum of $6/month per user. They have however hinted at a cheaper (but not free) alternative for people who use the free edition for personal and family use (i.e. not for business) only.

For this reason I have been encouraging my children to switch from using their @doulos.at address to some other e-mail provider and address; an obvious choice would be a standard consumer Gmail address, and I was looking for a way to transfer their content (i.e. old mails) from their @doulos.at account to their new account.[1]

Another reason for investigating Gmail backup solutions is the fact that while I find Gmail as well as other cloud offerings extremely useful, I do not like to rely entirely on them, and prefer to have a local copy as well.

Google Takeout was created in 2011 as a mechanism for folks who cancel their Google account to take their stuff with them. It is cumbersome and does not store the data in a very accessible way; and there seems little point to having all your e-mail data available locally if you cannot access it in a convenient, mail-like manner.

A few years ago I came across GMvault, a Python script for synchronizing Gmail data to a local repository, and exporting it to a number of different formats compatible with various e-mail clients, and started using it; but after a while it stopped working due to changes in the way Google handles authentication.

Due to the need to migrate our data from the Google Workspace Free Edition I looked at it again, and they have caught up with Google’s authentication and now it works with application-specific passwords[2]. So I set up all my GMail accounts with two-factor authentication and an application password for GMvault, and am almost finished doing an initial backup of all my accounts. Once that is done I will get started on exporting the kids’ e-mail data, ready to export into their new accounts.

Here is how to install GMvault on your Windows computer; if you are a Linux or Mac user you probably are savvy enough to figure that out yourself or to read the instructions at the GMvault website:

  1. Go to the GMvault website and click on the  Download GMvault  button.
  2. You may have to confim downloading (or “keeping”) the file.
  3. When it has finished downloading, double-click it to start the installation. By default it installs in your personal profile; you can change the install path to C:\Program Files\GMvault if you want to install for all users.
  4. When the installation has finished you should have a GMvault folder in your Start Menu’s “All Apps” section; click on it and then on “gmvault-shell“.
  5. You are now in a Powershell window with all paths and other environment variables set correctly for GMvault; once we have set up your GMail account to work with GMvault we will come back to this.

Here is how to set up your GMail account for backup via GMvault; this works both for the consumer GMail accounts and for Google Workspace accounts:

  1. Using your web browser, log into your GMail account at gmail.com. If you have more than one GMail account, it is best to log out of all accounts and then log back into the account you want to set up.
  2. Click on the Google Account icon in the top right corner of the browser window (it will either have your picture if you have set one in your Google account, or else an icon with the first letter of your name), then click on “Manage your Google account” below your name and e-mail address.
  3. On the next page click “Security” in the sidebar on the left.
  4. Scroll down to “Signing in to Google“, click on “2-Step Verification“, and then click on “Get Started“. Sign in again with your password when prompted and click on “Next“.
  5. Provide your mobile phone number and check “Text message“, then click “Next“. Check your phone for a SMS text message from Google and enter the Google verification code starting with “G-” in the field provided and click on “Next“.
  6. Finally, click the blue TURN ON button.
  7. Now that you have enabled Two-Factor Authentication, every time you log into your Google account on a new device/browser combination you will have to provide a verification code sent to you per SMS in addition to your acount password. Depending on the phone you have, and whether that Google account is set up on your phone, you may also be prompted to confirm the login attempt on your phone instead.
  8. Click the arrow pointing left at the top of your browser window  to get back to the “Security” section of the “Manage your Google Account” page.
  9. In the “Signing on to Google” section, click on “App Passwords“. Verify your password again when prompted, then click on “Select app” and choose “Other (Custom name)“.  Enter “GMvault” in the field provided, then click on “Generate“.
  10. Select and copy the password displayed in the yellow field (four groups of four characters) and paste it into an empty Notepad document to have it handy for the next step((There is no way to retrieve this password if you forget it before providing it to GMvault, but no worry: you can simply delete the app password and generate a new one in the “Signing in to Google” section by starting from point 10 above.
  11. You can now close that browser window or tab.

Now we can start using GMvault to back up this GMail account.

  1. Determine where exactly you want to store your GMail backup. By default it will get stored in your Windows profile directory (i.e. C:\Users\yourname) in a folder called gmvault-db. I put mine in D:\GMvault\xxxxx where xxxxx is a short form of the account name (since I have multiple accounts), because I have more space on D: than on C:.
  2. Assuming that your GMail account is called john.doe@gmail.com, and that you have decided to store your GMail data in D:\GMvault\johndoe, go back to the GMvault Powershell window and type in this commandline to get started backing up your GMail data to your local hard disk:

    gmvault.bat sync johndoe@gmail.com -p –store-passwd -d D:\GMvault\johndoe   

    You will be prompted to enter your GMail password; do not use your normal password, but type in (or paste) the app password which you generated earlier and pasted into Notepad for safekeeping.

  3. GMVault will start backing up your GMail data; this may take a very long time depending on how many months or years of e-mails you have in your account. You can stop the backup at any time by pressing Ctrl-C; in order to restart it later you will need to use a slightly different commandline, like this:

    gmvault.bat sync johndoe@gmail.com -p –resume -d D:\GMvault\johndoe

    Note that we have replaced –store-passwd with –resume: the password has already been stored, and we want to resume where we stopped last time, not restart again from the beginning.

  4. I would recommend creating a batch file (gmailbackup.bat or gmailbackup.cmd) with that second commandline in it, and running it either every evening, or once a week, however often you want to update your GMail backup with new mails.

Feel free to get in touch with any questions about this process; I cannot promise an answer but will do my best to help. Please note that I am not interested in a discussion of the wisdom or morality or ethics of using Google’s services; I have no illusions about Google but they have served me well, and if you are of a different opinion, feel free to not use them.

__________
  1. Another reason for making that switch is the fact that none of my kids, and certainly not my wife, are interested in computers and technology to the extent I am, and if anything happened to me the doulos.at domain will sooner or later go away. So encouraging my family members to switch to e-mail solutions that don’t depend on me seems to be a wise idea anyway.[]
  2. Application-specific passwords are specific separate passwords for different third-party (i.e. non-Google) applications. They can be set up in the Security section of the “Manage your Google Account” page; they require two-factor authentication to be enabled[]

Pastor, was hast Du Dir eigentlich dabei gedacht?

Wolf Paul, 2022-03-18

Dieser Beitrag wurde angeregt durch drei Dinge, auf die mir bei meiner Lektüre in den letzten zwei Tage untergekommen sind.

Den Titel des Beitrags habe ich von einem Artikel von Joe McKeever in Christianity Todays ChurchLeaders Website ausgeborgt, den ich gestern gelesen habe. Er zählt eine Reihe von Fehltritten ungenannter Pastoren auf, die durchaus den realen Situationen entsprechen, von denen man in den letzten Monaten und Jahren in den Medien lesen konnte, und fragt jedesmal, “Pastor, was hast Du Dir dabei eigentlich gedacht?”

Dann, als ich heute Nacht wachlag und und durch Facebook blätterte stieß ich auf Beiträge mit Kommentaren von Freunden in Australien über Medienberichte, die einen größeren Skandal in der Hillsong-Gemeinde[1] andeuteten und dann auch im Detail über zwei “unpassende Vorfälle” mit Hillsong-Gründungspastor Brian Houston berichteten:

  • Vor zehn Jahren hat eine Hillsong-Mitarbeiterin gekündigt, nachdem Houston ihr eine Reihe von SMS-Nachrichten sexueller Natur geschickt hatte. Houston räumte diese Verfehlung ein, und als die Mitarbeiterin danach Schwierigkeiten hatte, eine neue Stelle zu finden, zahlte ihr Houston privat zwei Monatsgehälter.
  • Vor zwei Jahren saßen eine Reihe von Teilnehmern an der Hillsong-Jahreskonferenz 2019 nach der Abendveranstaltung in der Hotelbar zusammen und tranken etwas zu viel Alkohol. Spätabends wollte Houston, der außerdem auch Tabletten für Panikattacken nahm, auf sein Zimmer gehen und fand seinen Zimmerschlüssel nicht. Er klopfte an eine nahegelegene Tür; diese führte in das Zimmer einer anderen Konferenzteilnehmerin, die ebenfalls zu viel getrunken hatte. Die Frau hat nie Vorwürfe gegen Houston erhoben, und Houston sagt, daß nichts Sexuelles vorgefallen ist, aber die Tatsache bleibt bestehen, daß Houston 40 Minuten mit einer Frau, mit der er nicht verheiratet war, nachts in einem Hotelzimmer allein war. Nach einer Untersuchung durch den globalen Hillsong-Vorstand sowie dann auch durch die Gemeinde-Ältesten wurde Houston angewiesen, drei Monate lang keine öffentlichen Dienste zu übernehmen; er hat sich nicht daran gehalten und hat scheinbar auch weiterhin Alkohol getrunken.

Mein australischer Freund schrieb in seinem Beitrag von einem “schlimmeren Skandal, als man sich vorstellen kann”, und die darauf folgende Diskussion, die sich vor allem um den zweiten Vorfall drehte, handelte z.B. davon, ob dieser Skandal wirklich “schlimmer, als man sich vorstellen kann” ist, ob die Berichte überhaupt stimmen, ob Christen solche Berichte weitergeben sollen, der Mangel an Rechenschaft in Mega-Gemeinden, usw. Was praktisch überhaupt nicht zu spüren war oder zur Sprache kam, war Entrüstung oder Befremden über die Tatsache, daß hier die Teilnehmer an einer christlichen Konferenz, nachdem sie tagsüber Themen des christlichen Lebens und geistlichen Wachstums besprochen hatten, am Abend zusammensaßen und sich betranken.

Und schließlich stieß ich heute morgen auf diesen Artikel im Daily Mirror über eine Frau in Greater Manchester (England), die, nachdem sie bei einer Geburstagsfeier zu viel getrunken hatte, und unter anderem die Moglichkeit diskutiert hatte, daß im Falle eines Kriegseintritts Großbritanniens in der Ukraine, ihr Freund, der Soldat ist, dorthin entsandt werden könnte,  auf die glorreiche Idee kam, sich ein Uber-Taxi für eine Fahrt in die Ukraine zu bestellen. Zu ihrem Glück verweigerte ihre Bank die Zahlung, sodaß ihr eine völlig unnötige Ausgabe von £4500 (derzeit rund € 5300) erspart blieb.

All das ließ mich über das Problem des Betrunkenseins nachdenken.

Hier muß ich zwei Eingeständnisse machen:

  • Ich genieße es durchaus, zu einer Mahlzeit oder danach, oder auch einfach beim Gespräch mit Freunden ein Glas Wein zu trinken, oder abends ein Glas Gurktaler Kräuterlikör oder Southern Comfort zum besseren Einschlafen[2].
  • Ich habe mich noch nie betrunken – nicht aus irgendeiner besondern Tugendhaftigkeit heraus, auch nicht aufgrund religiöser Überzeugungen, sondern weil mich die Vorstellung zu Tode erschreckt, ich könnte die Kontrolle über meine Worte oder Taten verlieren und irgendetwas absolut unverzeihliches tun oder sagen.

Ich blicke also einerseits diese Frau in England, oder Brian Houston, oder auch Andere in meiner näheren Umgebung, die hin und wieder zu viel trinken, nicht mit einem überheblichen Gefühl an, ich wäre irgendwie besser als sie, sondern eigentlich mit Mitleid und Unverständnis, das die gleiche Frage stellt wie Joe McKeever, “Was, um alles in der Welt, hast Du Dir dabei gedacht?”

Andererseits frage ich mich auch, was der Mangel an Entrüstung und Befremden angesicht von Trunkenheit bei einer christlichen Konferenz über den Zustand unserer christlichen Subkultur aussagt.

Seit etwa zehn Jahren, und bis die Covid-19 Pandemie und meine eigenen Gesundheitsprobleme dem ein Ende setzten, besuchte ich jedes Jahr zwei christliche Konferenzen. Ein fixer Programmpunkt jeden Abend nach der Abendveranstaltung war das “Z’sammsitzen”[3] mit einem Glas Wein oder einem Bier; ich habe nie erlebt, daß sich dabei jemand betrunken hätte, und glaube auch nicht, daß die Veranstalter es toleriert hätten, wenn es dazu gekommen wäre. Daher bin ich wirklich erstaunt über die Situation, die zu Brian Houstons betrunkenem Abenteur geführt hat: sowohl darüber, daß diese Konferenzteilnehmer so viel getrunken haben, als auch darüber, daß dieser Umstand den Leuten aus verschiedenen christlichen Traditionen, die darüber auf Facebook diskutierten, scheinbar nicht der Rede wert war. Die Frage, die ich sowohl den Veranstaltern der Hillsong-Konferenz, den Teilnehmern der “lustigen” Trinkerrunde, als auch den Diskutanten auf Facebook stellen möchte, ist wiederum: “Was, um alles in der Welt, habt Ihr Euch dabei gedacht?”

Denn eines scheint mir ziemlich klar zu sein: in all diesen Situationen haben die handelnden Personen nicht gedacht, zumindest nicht mit dem Verstand, mit dem Gott sie für diesen Zweck ausgestattet hat.

__________
  1. Die Hillsong Church ist eine Pfingsgemeinde in Sydney, Australien, mit Tochtergemeinden an rund vierzig Orten in rund fünfzehn Ländern; auch einem weiteren christlichen Publikum bekannt durch ihre Anbetungslieder[]
  2. Anders als die meisten Österreicher bin ich kein Biertrinker, bin nie auf den Geschmack gekommen[]
  3. Zusammensitzen[]

Pastor, What Were You Thinking?

Wolf Paul,

This post was prompted by three different things I came across in my reading in the past two days.

I am borrowing the title for this post from an article by Joe McKeever in Christianity Today’s ChurchLeaders website which I read yesterday. He lists a number of missteps by unidentified pastors which reflect well-publicized real-life events of recent months and years, and which resulted in an end to the ministry, career, and often the marriage of the pastor concerned, and in each case asks the poignant question, “Pastor, what were you thinking?”

Then during a period of insomnia very early this morning I came across Facebook posts and discussion threads from Australian friends which posted media reports first hinting at some major scandal breaking at Hillsong Church and then reporting on an all staff meeting at the church where the lead pastor revealed two incidents of inappropriate behavior by Hillsong founder Brian Houston:

  • Ten years ago a Hillsong staffer quit her job after Houston sent her a series of inappropriate, sexually suggestive text messages; Houston acknowledged that he was at fault and when the staffer had trouble finding a new job apparently personally paid her two months’ salary. 
  • Two years ago, at Hillsong’s annual conference, a group of conference attendees, including Houston, were in the bar drinking after the evening program. All of them seem to have been drinking too much, and Houston was also taking anxiety tablets at the time. When he went to go to his room he couldn’t find his key and knocked the door of another room where a woman was staying who was also drunk.  The woman has not accused Houston of anything, and Houston says nothing of a sexual nature happened, but Houston spent 40 minutes in the room of a woman other than his wife. This incident was investigated both under the auspices of Hillsong’s global board and then also by the church’s elders, and Houston was told to take three months off from ministry. He failed to abide by that instruction and also seems to have continued drinking alcohol.

The original Facebook post by my Australian friend talked of a scandal “worse than you can imagine”, and the ensuing discussion which focused mostly on the second, more recent, incident revolved around such things as whether “worse than you can imagine” was an accurate characterization of these two incidents; whether the reports were even true, whether Christians should post such reports, the lack of accountability on mega churches,  etc. What was notable by its absence in this discussion by Christians was any sense of scandal or outrage at the mere fact of Christian conference participants, including church leaders, getting drunk at the conclusion of a day focused, presumably, on issues of spiritual growth and other topics pertaining to the Christian life.

The final piece that inspired me to write this post was this piece in the Daily Mirror about a woman in the UK’s Greater Manchester area who, having had quite a lot to drink at a birthday party and after a discussion of the war in Ukraine, had the bright idea to try and book an Uber for a ride to Ukraine, so that, in case the UK should get involved in the war and her military boyfriend was deployed there, she could join him. Fortunately for her the booking didn’t go through because her credit card company refused the £4500 charge due to insufficient funds.

All of this caused me to reflect on the problem of drunkenness. 

I have  two confessions to make:

  • I enjoy a glass of wine or two with or after a meal, or just sitting around with friends, and I have my glass of Kräuterlikör or Southern Comfort most evenings to help me go to sleep.[1]
  • I have never gotten drunk. Not because of moral probity or because of religious or spiritual convictions, but because I am deathly afraid of what foolish things I might do if I lost control of my mind and my will.

So, on the one hand I do not look at this woman in the UK or at Brian Houston or others in my immediate circle of family and acquaintances who do on occasion drink too much with a sense of “holier than thou” but rather with pity and incomprehension, echoing Joe McKeever’s question, “What in the world were you thinking?”

On the other hand I wonder what the lack of outrage at the idea of drunkenness at a Christian conference says about our Christian subculture.

For the past ten years and until the Covid-19 pandemic and my own health issues put a stop to it I regularly attended a twice-yearly Christian conference where, after the evening meeting, we would gather for fellowship over a glass of wine or a beer; but I have never seen anyone get drunk on those occasions, and I cannot imagine the conference organizers tolerating it had it happened. So I am rather puzzled by the situation which resulted in Houston’s drunken incident: both that this group was drinking so much, and also that in discussing the incident on Facebook,  commenters from a variety of Christian traditions all seemed to focus on Houston’s 40 minutes in that room, but didn’t seem fazed by the idea of a group of Christian conference participants getting drunk together. The question I would like to ask the conference organizers, as well as the commenters, is, “What in the world were you thinking?”

It seems pretty clear to me that in all of these situations the answer is: people were not thinking, or if they were, it wasn’t with the brain God has given them for the purpose.

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  1. Unlike most Austrians I don’t drink beer; I just never acquired the taste[]

Consecration to the “Immaculate Heart of Mary”?

Wolf Paul, 2022-03-16

The Catholic News Agency reports that on March 25 Pope Francis will consecrate the Ukraine and Russia to the Immaculate Heart of Mary,  and in another article explains what exactly this means.

In recent decades many Protestant denominations have abandoned, revised or relativized essential aspects of the Christian faith as attested by the Bible. This, together with the emergence of renewal movements within the Catholic Church whose spirituality is very close to that of evangelical Christians, has led to an increasing approachment between the Catholic Church and the Evangelical movement, with the realization that our two traditions can at least both recite the ancient creeds[1] without reservation.

As an Evangelical with Roman-Catholic roots, and with both family and many friends in the Catholic Church this planned act saddens me because it underlines the major disagreements which still divide our traditions.

In view of what the writer of the Letter to the Hebrews says about the cloud of witnesses which surrounds us[2] even as an Evangelical I don’t have too many problems with the notion of asking the saints, i.e. believers who have preceded us in earthly death and whom the Church recommends to us as examples of a faithful Christian life, for their intercession; this does not seem too different to me from the practice common among us Evangelicals of asking for the intercession of believers who still live among us.

But I cannot find any support or justification in Scripture for a piety focussed on the saints which credits them, including the mother of the Lord, with miracles; which considers prayers to the saints more efficacious than prayers to God himself; and I particularly cannot find any justification for consecrating people or countries to anyone other than God himself. As far as I can see this skates perilously close to the line between honoring  exemplary men and women on the one hand, and worshipping God on the other; a line which, when crossed, results in idolatry. And we have not yet even addressed whether the heart of Mary is indeed immaculate (sinless) when Scripture clearly suggests otherwise[3].

I find this planned act all the more regrettable as we have come together during the pandemic to pray across denominational boundaries for our countries, both in Germany (Deutschland betet)) and Austria (Österreich betet gemeinsam), and are just coming to the end of a week of Europe-wide, cross-denominational prayer for peace in Ukraine and Russia (Europe prays together). This act will break this unity: some will commend these two countries to God himself, while others will commend them to the mother of Jesus, as if she were on a par with the Trinity.

And this act suggests something else: that in the Catholic Church the supposed revelation of Mary in Fatima has primacy over the revelation of God in Scripture.

Sad.

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  1. even if reciting the creed is not a standard part of most evangelical worship services[]
  2. Heb. 12:1[]
  3. Mark 10:18; Romans 3:10-12[]

Weihe an das “Unbefleckte Herz Mariens”?

Wolf Paul,

Die katholische Nachrichtenagentur CNA Deutsch berichtet, daß Papst Franziskus am 25. März die Ukraine und Rußland dem Unbefleckten Herzen Mariens weihen wird, und erläutert in einem weiteren Beitrag, was das genau bedeutet.

Nachdem in den letzten Jahrzehnten viele protestantische Kirchen zunehmend wesentliche Teile des biblisch bezeugten christlichen Glaubens aufgegeben bzw relativiert haben, hat es zwischen der Katholischen Kirche und weiten Teilen der evangelikalen Bewegung eine ebenfalls zunehmende Annäherung gegeben, aus der Erkenntnis heraus, daß diese beiden Traditionen, trotz aller Unterschiede, wenigstens die alten Glaubensbekenntnisse noch mit gutem Gewissen gemeinsam rezitieren können[1]. Gleichzeitig entstanden in der Katholischen Kirche eine Reihe von Erneuerungsbewegungen, deren Frömmigkeit der evangelikalen Frömmigkeit nahe steht. Auch das hat eine Annäherung und Versöhnung gefördert.

Als Evangelikaler mit römisch-katholischen Wurzeln, der Familie und viele Freunde in der Katholischen Kirche hat, stimmt mich diese geplante Aktion traurig, weil sie die immer noch bestehenden, schwerwiegenden Unterschiede zwischen unseren Traditionen und Glaubensauffassungen unterstreicht.

Angesichts dessen, was der Schreiber des Hebräerbriefes über die Wolke von Zeugen sagt,  die uns umgibt[2], habe ich als Evangelikaler relativ wenig Probleme mit der Vorstellung, die Heiligen, d.h. gläubige Menschen, die uns im irdischen Tod vorausgegangen sind, und die uns die Kirche aufgrund ihres vorbildlichen Lebens als Beispiele hinstellt, um ihre Fürbitte zu bitten. Ich  sehe die Bitte um Fürbitte an die verstorbenen Heiligen nicht viel anders, als die auch unter Evangelikalen übliche Bitte um Fürbitte an noch unter uns lebende Brüder und Schwestern.

Aber ich kann in der Heiligen Schrift keinerlei Rechtfertigung für eine Heiligen-Frömmigkeit finden, die den Heiligen, und damit auch der Mutter Jesu, Wunder zuschreibt; die Gebete an Heilige für wirksamer und mächtiger erachtet, als Gebete zu Gott selbst, und schon gar keine Rechtfertigung dafür, Menschen oder Länder irgendjemandem Anderen als Gott selbst zu weihen. Das ist meines Erachtens sehr, sehr nahe daran, die Grenze zwischen Verehrung, die man vorbildlichen Menschen entgegenbringen kann, und Anbetung, die nur Gott zusteht, zu überschreiten, wenn es sie nicht gar überschreitet, und das wäre Götzendienst. Die Frage, ob das Herz Mariens tatsächlich unbefleckt ist, obwohl die Heilige Schrift eher anderes sagt[3], kommt da noch dazu.

Ich finde diese Aktion umso bedauerlicher, als wir uns in der Pandemie zusammengefunden haben, über die konfessionellen Grenzen hinweg, um sowohl in Deutschland (Deutschland betet) als auch in Österreich (Österreich betet gemeinsam) für unsere Länder zu beten, und gerade eine Woche abschließen, wo wir europaweit und konfessionsüberschreitend für die Ukraine und Rußland gebetet haben (Europe prays together). Mit dieser Aktion wird die Gemeinsamkeit gebrochen: die Einen befehlen diese beiden Länder Gott an, und die Anderen befehlen sie der Mutter Jesu an, als wäre diese gewissermaßen auf gleicher Ebene mit dem dreieinigen Gott.

Und es legt noch einen Verdacht nahe: in der Katholischen Kirche steht die angebliche Offenbarung der Maria in Fatima über der Offenbarung Gottes in der Heiligen Schrift.

Schade.

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  1. auch wenn das in der Mehrzahl evangelikaler Gemeinden kein fixer Bestandteil des sonntäglichen Gottesdienstes ist[]
  2. Heb. 12,1[]
  3. Markus 10, 18; Röm. 3, 10-12[]