Ich habe gerade “Fatherland” von Robert Harris gelesen, ein Krimi, der 1964 in einem Deutschland spielt, das den Krieg gewonnen hat. Die Idee für das Buch kam ihm, als er als Journalist über die “Hitler-Tagebücher”-Affäre berichtete. Hier ist die Buchbeschreibung von Amazon:
Berlin, 1964. Das Großdeutsche Reich erstreckt sich vom Rhein bis zum Ural und hält einen unsicheren Frieden mit seinem nuklearen Rivalen, den Vereinigten Staaten. Während sich das Vaterland auf eine große Feier zu Ehren von Adolf Hitlers fünfundsiebzigstem Geburtstag vorbereitet und einen versöhnlichen Besuch des US-Präsidenten Joseph Kennedy und des Botschafters Charles Lindbergh erwartet, wird ein Kriminalpolizei-Detektiv gerufen, um die Entdeckung einer Leiche in einem See in der Nähe von Berlins angesehenstem Vorort zu untersuchen.
Aber als Xavier March die Identität der Leiche entdeckt, stößt er auch auf Anzeichen einer Verschwörung, die bis in die höchsten Kreise des Deutschen Reiches reichen könnte. Und während die Gestapo nur einen Schritt hinter ihm ist, gerät March zusammen mit der amerikanischen Journalistin Charlotte Maguire in ein Rennen, um die Wahrheit zu entdecken und aufzudecken — eine Wahrheit, die bereits getötet hat, eine Wahrheit, die Regierungen stürzen könnte, eine Wahrheit, die die Geschichte verändern wird.
Es war eine faszinierende Lektüre mit historischen Charakteren (aber zu einer Zeit, in der sie außerhalb der Fiktion schon unterschiedlich lange tot waren). Keine historisch schlechten Charaktere wurden weißgewaschen und keine historisch guten Charaktere wurden zu Monstern gemacht.
Der überraschendste Aspekt des Buches ist, dass die Welt anscheinend nicht weiß, was aus den Juden Europas geworden ist — man nimmt an, sie seien irgendwo in den weiten Territorien im Osten verschwunden.
Ich war beeindruckt von der Sorgfalt, die der Autor bei der Verwendung deutscher Wörter in dem Buch an den Tag legte — er ist der erste englischsprachige Autor, der den korrekten Plural von “Autobahn” verwendet: “Autobahnen” und nicht “Autobahns”.
Die Rezeption des Buches war in Deutschland zunächst eher negativ, so fand sich kein deutscher Verlag, der das Buch verlegen wollte; es erschien schließlich im Schweizer Haffmanns Verlag, und erst 1994 erschien eine Taschenbuch-Ausgabe bei Heyne. Viele stuften das Buch als deutschlandfeindlich ein (der Spiegel: eine „Dämonisierung der Bundesrepublik“), dieser Beurteilung kann ich nicht zustimmen. Sie zeigt aber, wie schwierig es für viele Menschen in Deutschland und Österreich
immer noch ist, an ihr schuldbeladenes nationales Erbe erinnert zu werden. Später fand man auch in Deutschland zu einer positiveren Rezeption.
Vaterland, von Robert Harris, Haffmanns, Zürich, 1992, https://amzn.eu/d/4DCuIns
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