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Wolf’s Notes

… about faith, life, technology, etc.

Flüchtlingsboot-Tragödie: Erste Reaktion

2023-06-16 Wolf Paul

Hier meine Reaktion auf die jüngste Flüchtlingsboot-Katastrophe im Mittelmeer mit mehr als 500 Todesopfern:
Es ist Zeit, dass wir alle hier im affluenten Westen, sowohl unsere Regierungen als auch wir als Einzelpersonen, uns einer ernsthaften Gewissensprüfung unterziehen darüber, wie wir mit Flüchtlingen umgehen.
1. Wir müssen aufhören, die fehlende Einstimmigkeit innerhalb der EU als Entschuldigung dafür zu mißbrauchen, selbst untätig zu bleiben. Unsere Barmherzigkeit und Hilfsbereitschaft von der Anderer abhängig zu machen, ist eine moralische Bankrotterklärung.
2. Wir müssen die Unterscheidung zwischen denen, die vor Krieg und Verfolgung fliehen („echte Flüchtlinge“), und denen, die vor bitterer Armut in ihren Herkunftsländern Ländern fliehen („Wirtschaftsflüchtlinge“), aufgeben.  Es ist moralisch verwerflich, hier in unseren, trotz Inflation und Teuerung  immer noch komfortablen, Verhältnissen zu sitzen, und angesichts der verzweifelten Armut Anderer mit den Schultern zu zucken.
3. Menschen in Not unsere Hilfe zu versagen, um damit den Schleppern das Geschäft zu verderben, ist zutiefst unmoralisch. Wir alle haben in unseren Ländern den Tatbestand der Unterlassenen Hilfeleistung; gegenüber den Flüchtlingen machen wir uns kollektiv dieser schuldig.
4. Ich widerspreche denen, die Verteidigungsausgaben gegen angemessene Hilfe für Menschen in Not ausspielen wollen;  Das vergangene Jahr hat ganz deutlich gezeigt, daß miltärische Verteidigung nach außen notwendig ist, genauso wie eine funktionierende Polizei nach innen. Und sich für unsere Verteidigung auf die zunehmend dysfunktionalen USA zu verlassen[1] kann gefählich werden.
5. In allen unseren Ländern gibt es genug Einsparungspotential bei nicht essentiellen und Prestige-Projekten, um wesentlich effektiver helfen zu können. Wir müssen nur wollen und richtige Prioritäten setzen.
6. Es gibt in unseren Ländern zutiefst unanständige politische Parteien, die unterlassene Hilfeleistung gegenüber Fremden aus irgendwelchen, perversen ideologischen Gründen akzeptabel finden[2]. Wenn anständige Parteien mit christlichem oder sozialdemokratischem Wertesystem eine “strenge Ausländerpolitik” verfolgen, um den unanständigen Parteien Stimmen wegzunehmen, dann ist das nicht nur wenig erfolgreich (weil ausländerfeindliche Menschen lieber “den Schmied als den Schmiedel” wählen), sondern stellt auch einen unmoralischen Verrat an den eigenen Werten dar. Was vielmehr nottut sind breite Koalitionen der Anständigen, auch über ideologische Grenzen hinweg, um die Unanständigen von der Macht fernzuhalten.
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  1. Kein Mench wiß, ob die USA unter einem neuerlichen Präsidenten Trump ihre Nato-verpflichtungen einhalten und erfüllen würde; Trumps Haltung zu Vladimir Putin ist höchst zwiespältig, und die Ukraine (und damit wir alle) würde unter seiner Präsidentschaft kaum die notwendige Hilfe bekommen.[]
  2. Die gleichen Parteien, die immer wieder in “bedauerlichen Einzelfällen die Verbrechen der Nazis herunterspielen und minimieren.[]

Von der Dummheit (D. Bonhoeffer)

2023-06-08 Wolf Paul

Vor zwei Tagen bin ich auf dieses Video gestoßen:[1]

Es basiert auf einem Text, den Dietrich Bonhoeffer im Jahr 1943 geschrieben hat, als er von den Nazis inhaftiert war.[2]

Bonhoeffer sagt darin, daß Dummheit gefährlicher ist, als Bosheit, weil, wie der Volksmund sagt, gegen Dummheit kein Kraut gewachsen ist. Deshalb ist Dummheit nicht ein intellektuelles Defizit, sondern ein moralisches, ein Charakterfehler.

Ich finde diese Erklärung von Dummheit und der Gefahr, die sie darstellt, heute noch genauso überzeugend und zutreffend, wie sie zur Zeit ihres Entstehens war. Die weite Verbreitung von abstrusen Verschwörungstheorien und der große Anklang, den auch heute wieder Politiker finden, die den Menschen das Blaue vom Himmel versprechen, meist um den Preis der Ausgrenzung der einen oder anderen Gruppe.

Vor Jahren bin ich auf den Spruch gestoßen, “Never attribute to malice that which can adequately explained by ignorance” — “Schreibe niemals der Boshaftigkeit zu, was ausreichend durch Unwissenheit erklärt werden kann.” Der Spruch hat mir so gut gefallen, daß ich ihn jahrelang in meiner E-Mail-Signatur verwendet habe. Und er erinnert mich an einen wesentlichen Unterschied zwischen Dummheit und Unwissenheit:

Dummheit ist willentlich unbelehrbare Unwissenheit, geleugnete Unwissenheit, die auch gar keinen Wert darauf legt, mit Fakten konfrontiert zu werden, die der eigenen, unwissenden Überzeugung widersprechen.

Ich bin überzeugt, daß ein Teil der heute vorherrschenden Dummheit die Weigerung ist, Gott als Schöpfer der Welt, als unseren Schöpfer, anzuerkennen. Wie der Psalmist sagt, Der Tor (der Dummkopf) sagt in seinem Herzen: “Es gibt keinen Gott!”[3]

Ich bin kein Historiker, aber ich könnte mir gut vorstellen, daß der Niedergang der meisten Zivilisationen und Reiche der Geschichte seine Wurzel in der Dummheit hatte: der Überzeugung, daß man schon alles weiß, und zwar besser als alle anderen, daß man daher nichts mehr dazulernen und auf niemanden hören muß.

Ich fürchte, daß das auch das Ende unserer Zivilisation sein könnte, falls Christus nicht vorher wiederkommt und aller Dummheit genauso wie aller Bosheit, ein Ende bereitet.

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  1. Video von Sprouts, www.sproutsschools.com[]
  2. Der Text Von der Dummheit ist ein Auszug aus Dietrich Bonhoeffers Buch Widerstand und Ergebung. Briefe und Aufzeichnungen aus der Haft.[]
  3. Psalm 14,1[]

Krebsgeschwüre am Leib Christi

2023-06-03 Wolf Paul

Der Roys Report berichtet über Verhaftungen von Leitern und Mentoren einer christlichen Studentenverbindung in Texas, wegen mehrfachem sexuellem Mißbrauch von Kindern.

Manche nennen sie Nestbeschmutzer, aber ich glaube, daß der Aufdeck-Journalismus von Julie Roys und ihren Miarbeitern, aber auch anderen z.B. im katholischen und anglikanischen Umfeld, extrem wichtig ist für die Gesundheit der Gemeinde Jesu.

Situationen wie die hier beschriebene schädigen nicht nur die unmittelbaren Opfer, sondern sie sind wie Krebsgeschwüre am Leib Christi: wenn man sie ignoriert und nicht entfernt, schädigen sie die Gesundheit des ganzen Leibes.

Vor ein paar Jahren haben manche Evangelikale fast schadenfroh auf die römisch-katholische Kirche gesehen, als dort immer mehr Mißbrauchsfälle im Klerus bis hinauf zu prominenten Kardinälen bekannt wurden; aber es gab schon immer auch problematische freikirchliche Gruppen wie die extremen “geschlossenen Brüder” vor allem im englischen Sprachraum[1];  dann gab es in den letzten Jahrzehnten Meldungen aus dem evangelischen Milieu in Deutschland und die Enthüllungen über die Internatsschulen für Indigene in Kanada und Australien, wo die anglikanischen Kirchen in diesen Ländern beteiligt waren. Vor einem Jahr gab es dann die Zeitungsberichte in Texas über das massive Versagen der Southern Baptists, adequat mit Mißbrauchstätern im vollzeitlichen Dienst umzugehen, unter dem Mäntelchen der “Autonomie der Ortsgemeinde.”[2]

Und heute wissen wir, nicht zuletzt dank der Arbeit von Frau Roys und ihrem Roys Report, daß diese Krebsgeschwüre leider in allen kirchlichen Traditionen gedeihen, auch in Pfingstgemeinden und den größtenteils charismatischen unabhängigen Gemeinden, und bis hinauf zu den prominentesten Megachurches.[3] Leiter in allen kirchlichen Traditionen und Konfessionen haben viel zu lange und viel zu oft zu- und weggeschaut, haben oft mehr Empathie mit den Tätern als mit den Opfern gezeigt, und sich mehr Sorgen gemacht um den Ruf ihrer jeweiligen Kirche oder Gemeinde als um die Sicherheit und das Wohlergehen der ihnen anvertrauten Menschen.

Ich kann nicht beurteilen, wie weit dieses Problem auch in freikirchlichen Gemeinden in Deutschland und Österreich existiert[4] , aber statistisch gesehen sind gerade Gemeinden mit sehr konservativer Theologie, wo Männer in ihren Familien und Pastoren oder Älteste in der Gemeinde unangefochten und unwidersprochen “herrschen”, ehr anfällig sowohl für Mißbrauch und Gewalt in der Familie als auch für Mißbrauch durch Pastoren und andere Leiter. Und solche Gemeinden gibt es auch im deutschen Sprachraum, am Rand der evangelikalen Bewegung. Aberselbst wenn “bei uns”, in unseren Gemeinden und Kreisen, alles in Ordnung sein sollte, können wir uns nicht einfach abputzen: die Kirche, die Gemeinde Jesu ist trotz aller Zerrissenheit und geografischer Ausbreitung ein Leib, und “wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit[5]),” leidet der ganze Leib.

Es ist jedenfalls höchste Zeit, daß wir nicht mehr wegschauen, sondern sowohl im Gebet für solche Situationen eintreten als auch Zivicourage zeigen, wo es nötig ist.

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  1. insbesondere die “RavenHale” Gruppe in England, Nordamerika und Australien[]
  2. Bei den Southern Baptists hat jetzt trotz einigem Widerstand in den eigenen Reihen eine Aufarbeitung  diese Problems mit Präventivmaßnahmen begonnen.[]
  3. Die Situation in den Ostkirchen (Orthodoxe und Uniierte) kommentiere ich hier nicht, weil ich nicht genug über deren Situation weiß; ich kann mir aber nicht vorstellen, daß sie davon vollständig verschont sind.[]
  4. Da freikirchliche Gemeinden bei uns, im Gegensatz zu den englischsprachigen Ländern, eher am Rand der Gesellschaft stehen, dringt viel weniger an die Öffentlichkeit[]
  5. 1. Korinther 12,26 (Einheitsübersetzung 2016[]

Nochmals: Christi Himmelfahrt

2023-05-22 Wolf Paul

Kenneth Tanner[1] schreibt:[2]
 
Stell dir einen Menschen vor, der in die Welt hineingeboren wird, so wie wir alle in die Welt hineingeboren werden, überzogen mit Serum und Blut, anfällig für alles, was uns Schaden zufügt, an der Brust einer Mutter gelegen.
 
Stell dir einen Menschen vor, der, wie die meisten Menschen, in eine arme Familie hineingeboren wird, dessen Eltern für ihr tägliches Brot schwitzen müssen, einen Menschen, der von Anfang an von Mordwahn bedroht ist.
 
Stell dir einen Menschen vor,  als Kind im Exil, in einem Land, in dem er fremd ist, in dem eine andere Sprache gesprochen wird und in dem es keine vertrauensvolle und fürsorgliche Gemeinschaft gibt.
 
Stell dir vor, wie, als Jesus als kleiner Junge in das Dorf seiner Eltern nach Hause kommt, ihn die Leute anstarren und „Bastard“ flüstern.  Schuljungen verspotten ihn und fragen ihn, ob Maria seinen wahren Vater kennt.
 
Stell dir eine Mutter mit tröstenden Armen vor, mit einer Stimme, die ihn lehrt, die Heilige Schrift zu lieben und die Psalmen zu beten. Stell dir einen Menschen vor, der beginnt, sich selbst in den gelesenen und gebeteten Worten zu erkennen;  Stell dir vor, dass das Wort so in den Körper, den Geist und das Herz dieses Menschen eingeschrieben wird, dass die größten Lehrer seiner Zeit in seiner Stimme die Weisheit hören, die die Propheten inspiriert und dem Psalter Harmonie verliehen hat.
 
Stell dir einen Menschen vor, der sich allmählich bewusst wird, dass sein Leben irgendwie identisch ist mit dem Leben, das Sonnen und Galaxien, Orchideen und Mammutbäume, Adler und Panther erschafft, das allem, was fliegt und schwimmt und kriecht, Atem gibt, einen Menschen, der eins ist mit dem Architekt der Atome und Zellen, dem Entzünder der Sterne, dem Former der Berge.
 
Die anderen Menschen, einschließlich seiner Mutter und seines Stiefvaters, sind sich nicht ganz sicher, was sie von seiner verblüffenden Demut halten sollen.  Er stellt die anderen immer an die erste Stelle, dient ihnen und jedem, selbst in den kleinsten Dingen, ohne sich darum zu kümmern, ob irgendjemand ihn selbst oder seine Freundlichkeit bemerkt.  Manchmal haben sie das Gefühl, dass sie sich vielleicht in Ehrfurcht vor ihm beugen sollten, weil seine Worte und Taten so voller Leben, Hoffnung und Heilung sind.
 
Stell dir einen Menschen vor, der jahrzehntelang unbekannt gelebt hat, der am Ende der meisten Tage mit müden und schmerzenden Muskeln Sägemehl aus seinen Haaren schüttelt, Schmutz von seinen Armen spült und einen Tisch für die verwitwete, verletzliche Jungfrau deckt, die ihn in die Welt gebracht hat, die ihn so viel gelehrt hat, und die jetzt hat nur ihn hat,  als Beschützer und Versorger.
 
Dann bittet ihn diese Frau eines Tages, für andere das zu tun, was er gelegentlich für sie getan hat: Wein herzustellen, wo es keinen Wein gibt.  Und dann gibt es eine Taufe und einen Aufenthalt in der Wildnis und eine Verklärung.  Die Blinden sehen, die Lahmen gehen und die Toten leben wieder, weil sein Speichel, seine Stimme und sein Atem nicht nur menschlich, sondern göttlich sind.
 
Stell dir einen Menschen vor, der nicht die Gleichheit mit Gott anstrebt, sondern als Diener unter allen Menschen ist.  Stell dir einen Menschen vor, der das Schwert ablehnt und uns sagt, wir sollen unsere Feinde lieben.  Stell dir einen Menschen vor, der menschliche Dinge göttlich und göttliche Dinge menschlich tut.
 
Stell dir vor, dass dass die Lebensweise dieses Menschen die Kirche seiner Zeit und die Herrscher seiner Zeit dazu verleitet, gegen ihn zu planen und seine Art, Mensch zu sein, zu vereiteln, um jeden in der Zukunft zu warnen, der es auch nur versucht, ein Mensch zu sein, so wie Gott ein Mensch ist  .
 
Stell dir einen Menschen vor, der unserer gesamten Rasse verzeiht, obwohl wir Gott ablehnen, verachten und ermorden.
 
Stell dir vor, dass dieser Mensch, wenn er durch unsere Gewalt stirbt, nicht tot bleibt, sondern dass er im Tod und darüber hinaus ein Mensch bleibt.  Er ordnet die Strukturen des Todes so neu, dass sie nun stattdessen für jeden, der mit ihm stirbt, ein Portal zum Leben Gottes sind.
 
Stell dir ein menschliches Leben vor, das zu den Toten ins Totenreich reist und als Toter den in Ketten Gefesselten predigt;  dass, während er spricht, die Fesseln, die sie dort festhalten, durch die Liebe zerbrochen werden.
 
Stell dir vor, dass der Mensch, den ich gerade beschrieben habe, nach dem Tod wieder verkörpert erscheint, befreit vom Tod, befreit von jeder Bedrohung, die seine Versprechen an uns und die Welt einschränken könnte.
 
Stell dir nun vor, dass *dies* die Art von Mensch ist, der zur rechten Hand Gottes auffährt.  Stell dir vor, dass das, was es bedeutet, ein solches menschliches Leben zu führen und einen solchen menschlichen Tod zu sterben, darin besteht, *hinaufzufahren* – für immer zum Maßstab dessen zu werden, was es bedeutet, Gott zu sein und was es bedeutet, Mensch zu sein. Dieser Sohn, der uns gegeben ist, kommt herab, um Mensch zu werden, und fährt auf, um Mensch zu bleiben.
 
Und allem gegenteiligen Anschein zum Trotz ist seine Art, ein Mensch zu sein, seine Art der Demut, jetzt die Art und Weise, wie die Dinge mit der Welt sind, so dass der Tod jetzt keine Macht mehr hat, über sein aufgefahrenes Leben oder unseres.
 
Seine Demut führt dazu, dass unser Menschsein mit ihm auffährt, so dass das Wahrste an dir und mir ist, dass unser Leben mit Christus in Gott verborgen ist, dass wir in Christus neben dem Vater sitzen;  dass wir dort in ihm sind und dass er hier in uns ist und dass wir mit ihm durch den Geist eins mit dem Vater sind.
 
Dies ist nur eine Facette des großen Geheimnisses der Himmelfahrt, dieser komplexen, vernachlässigten, schönen und folgenreichen Realität, der Christen vertrauen und die wir heute feiern.
 
 Hab Geduld.  Mit der Zeit wird Gott freundlich zu uns sein und wird uns helfen, diese Realität zu erkennen und sie zu leben, jetzt und für immer.
 
 Bild: Die Himmelfahrt Christi, Salvador Dali, 1958
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  1. Kenneth Tanner ist Pastor der anglikanischen „Holy Redeemer“ Gemeinde in Rochester Hills  Michigan.[]
  2. Originaler Facebook-Beitrag ist hier. Übersetzung (mit Hilfe von Google Translate) von Wolf Paul.[]

Google Translate ist ziemlich brauchbar geworden

2023-05-19 Wolf Paul

Ich bin schwer beeindruckt von den Fortschritten, die Google Translate gemacht hat.

Vor ein paar Jahren wurde ich gebeten, ein Buch aus dem Deutschen ins Englische zu übersetzen, und als Versuch, in der Hoffnung, daß mir das zumindest einen Teil der langwierigen (und langweiligen) Knochenarbeit ersparen könnte, habe ich den Text durch Google Translate geschickt. Das Ergebnis war unbrauchbar; die notwendige Nachbearbeitung hätte mehr Zeit und Anstrengung gebraucht als eine komplette Neuübersetzung. Seither verwende ich den Dienst nur dazu, kurze Facebook-Beiträge oder Kommentare, oder auch E-Mails, auf Französisch oder Niederländisch zu erstellen, die ich dann nachbearbeite; in beiden Sprachen tu ich mir mit dem Schreiben schwerer als mit dem Reden, habe aber aufgrund umfangreicher Lektüre ein gutes Sprachgefühl und kann die Übersetzungen etwas nachbearbeiten..

Gestern wollte ich einen Artikel über die Himmelfahrt Christi übersetzen, und weil ich momentan durch meine Bettlägrigkeit etwas eingeschränkt bin, was das Schreiben mit einer Tastatur angeht, habe ich den Artikel durch Google Translate geschickt.

Zu meinem Erstaunen war das Ergebnis um Welten besser, als bei meinem Versuch vor ein paar Jahren. Es gab zwar ein paar “Glitches”, wie z.B. Textfragmente, die einfach rausgefallen sind, und ein paar Stellen, die aus dem einen oder anderen Grund Kauderwelsch waren, aber insgesamt war der Text durchaus lesbar. Die meiste Zeit der Nachbearbeitung hab ich mit Formatierung zugebracht.

Das wirft für mich eine ähnliche Frage auf, wie die Verwendung der KI-Engine ChatGPT. Die meiste Zeit beantwortet diese Fragen korrekt und in so elegantem Deutsch und Englisch, daß man sie fast unbearbeitet übernehmen kann; wäre es dann ethisch o.k. diese Antwort als meine eigene auszugeben? Meine Entscheidung ist, die Antwort entweder ChatGPT zuzuschreiben, oder (wenn ich sie wesentlich nachbearbeitet oder ergänzt habe) als Resultat der Zusammenarbeit mit ChatGPT zu bezeichnen.

Umso besser nun Google Translate (oder auch andere ähnliche Dienste) wird, umso weniger Nachbearbeitung notwendig wird, umso problematischer wird es, eine solche Übersetzung als meine eigene auszugeben. Auch da scheint es die ethische Lösung zu sein, die Unterstützung durch den Übersetzungdienst anzugeben.

Als nächstes werde ich weitere Übersetzungsdienste, wie z. B. Bing Translator von Microsoft oder Deepl Translate, testen, sowie für kürzere Texte auch ChatGPT (das hat derzeit eine Ausgabebeschränkung von 2048 Zeichen pro Antwort, auch für zahlende Abonnenten).

Warum ist Christi Himmelfahrt der wichtigste Moment im Neuen Testament?

2023-05-18 Wolf Paul

Mein Freund Ian Paul[1] schreibt:[2]

Was würdest Du als Höhepunkt und Vollendung des Lebens und Wirkens Jesu bezeichnen?

Überraschenderweise ist dies keine triviale Frage. Einer der Hauptunterschiede zwischen dem Johannesevangelium und den synoptischen Evangelien besteht darin, dass die Synoptiker die Kreuzigung als einen notwendigen, aber unvollständigen Akt auf dem Weg zur Auferstehung darstellen, während Johannes sie als Höhepunkt und Vollendung des Wirkens Jesu an sich darstellt. Anstelle des Verzweiflungsschreis Jesu (Matthäus 27:46, Markus 15:34) zeichnet Johannes einen Triumphschrei auf: „Es ist vollbracht!“ (Johannes 19:30). Die Verheißung, dass „lebendiges Wasser“ aus dem Bauch oder der Seite des Gläubigen sprudelt (Johannes 7:38), am besten in Bezug auf die Tempelprophezeiung in Hesekiel 47 verstanden, wird durch das Blut und Wasser aus der Seite Jesu bei seinem Tod erfüllt ( Johannes 19:34). Kein Wunder, dass das wahre Zeugnis davon zum Glauben führt (Johannes 19:35).

Aber der größte Teil des Neuen Testaments würde auf die Auferstehung als Vollendung hinweisen. Die theologische Verknüpfung des Todes und der Auferstehung Jesu durch Paulus mit unserer Bewegung in und aus dem Wasser der Taufe (Römer 6:3-4) legt nahe, dass Kreuzigung und Auferstehung zusammengehören, und dies wird in der gesamten Verkündigung dessen, was Gott getan hat, deutlich. Diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, hat Gott von den Toten auferweckt, erzählt Petrus der Pfingstmenge in Apostelgeschichte 2, und wir sind Zeugen davon. Paulus spricht in der parallelen Beschreibung seines Dienstes durch Lukas auch von „Jesus und der Auferstehung (anastasis).“  (Apostelgeschichte 17:18), so sehr, dass seine Zuhörer denken, Anastasis sei das weibliche Gegenstück zu dem männlichen Gott Jesus. Paulus fasst das Evangelium für die Korinther wie folgt zusammen: „Christus starb für unsere Sünden … wurde begraben … und wurde am dritten Tag auferweckt“ (1. Korinther 15:3-4).

Doch der größte Teil des Neuen Testaments sieht tatsächlich ein drittes Thema als wesentlichen Teil und Abschluss des Werkes Jesu: die Himmelfahrt. Vielleicht übersehen wir dies aufgrund unserer theologischen Tradition, aber  oft übersehen wir es, weil wir nicht sorgfältig genug lesen. In der Pfingstrede des Petrus ist der Höhepunkt dessen, was Gott in Jesus getan hat, nicht die Auferstehung, sondern die „Erhöhung Jesu zur Rechten Gottes“ (Apostelgeschichte 2:33). Zur Untermauerung dieser Aussage zitiert er Psalm 110, den am häufigsten zitierten Psalm im Neuen Testament  (nimm Dir einen Moment, um das zu verinnerlichen …), in dessen Bildern „der Herr“ (Messias) seinen Platz zur Rechten des „Herrn“ (Jahwe, der Gott Israels) einnimmt.

Wir können sehen, wie wichtig dies ist, sogar in der Theologie des Paulus. In seiner großartigen Hymne in Philipper 2[3] überspringt er tatsächlich die Auferstehung und geht direkt von Jesu „Tod am Kreuz“ zu seiner „Erhöhung in die höchste Stellung“ über. (Philipper 2:8-9). Es ist, als ob die Bewegung vom Tod zum Leben zur Herrlichkeit, in der Auferstehung und zum Aufstieg eine einzige Bewegung wäre – übrigens eine Bewegung, die sich in den Worten in Offenbarung 12:5 widerspiegelt, von dem männlichen Kind, „das die Nationen mit eiserner Rute regieren soll“ und zu Gott und seinem Thron entrückt wird. Im Johannesevangelium weist Jesus am Gartengrab darauf hin und sagt Maria, sie solle sich nicht an ihm festhalten, weil er noch nicht aufgestiegen sei. Und was am faszinierendsten ist: Die Evangeliumsbotschaft, die sie den Jüngern geben soll, lautet: „Ich fahre zum Vater auf.“  (Johannes 20:17).  Auch für Lukas teilt sich das Wirken Jesu in zwei Teile, nicht bei der Auferstehung, sondern bei der Himmelfahrt:

In meinem früheren Buch, o Theophilus, habe ich über alles geschrieben, was Jesus zu tun und zu lehren begann, bis er in den Himmel aufgenommen wurde … (Apostelgeschichte 1:1-2)

Warum übersehen wir also die Bedeutung davon? Es läuft größtenteils auf ein Missverständnis von Daniel 7 und dessen Übernahme in das Neue Testament hinaus.

In meiner Vision sah ich nachts, und vor mir war einer wie ein Menschensohn, der mit den Wolken des Himmels kam. Er näherte sich dem Alten der Tage und wurde in seine Gegenwart geführt. Ihm wurden Autorität, Ruhm und souveräne Macht verliehen; alle Nationen und Völker aller Sprachen beteten ihn an. Seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, die nicht vergehen wird, und sein Königreich ist eines, das niemals zerstört werden wird. (Daniel 7:13-14).

Obwohl Jesus die Formulierung „jemand wie ein Menschensohn“ auf sich selbst beziehet, handelt es sich bei Daniel um eine kollektive Figur; so wie die vier Tiere weiter oben in diesem Kapitel Personifizierungen der vier großen Reiche (babylonisch, persisch, griechisch und römisch) waren, ist diese menschliche Figur eine Personifizierung des Gottesvolkes, das derzeit von den Mächtigen unterdrückt und verfolgt wird, aber voll Vertrauen ist, daß Gott sie retten, in seine Gegenwart bringen, sie rechtfertigen und ihnen Macht und Autorität über diejenigen geben wird, die derzeit Macht über sie haben. Als Parallele zu den Visionen im ersten Teil von Daniel (die vier Tiere entsprechen den vier Teilen der Statue in Daniel 2) stellt es die Umkehrung der Macht dar, die Maria im Magnifikat beschreibt: „Du hast die Stolzen in der Vorstellung zerstreut.“ ihres Herzens“ (Lukas 1:51).

Indem er den Titel „Sohn des Menschen“ annimmt, beansprucht Jesus, die Bestimmung Israels zu erfüllen – seine Unterdrückung auf sich zu nehmen, aber auch die Rechtfertigung Gottes zu erfahren. Dies beinhaltet auch eine entscheidende Neuinterpretation: Nicht die Reiche dieser Welt sind die wahren Unterdrücker Israels, sondern die Mächte der Dunkelheit sowie ihre eigene Sünde und ihr Ungehorsam. Wenn also Johannes der Täufer „vor den Herrn tritt, um ihm den Weg zu bereiten“, geschieht dies durch „die Vergebung aller ihrer Sünden“ (Lukas 1:77).

Aber das Wichtigste, was man in Daniel 7 beachten sollte, ist die Formulierung „mit den Wolken des Himmels kommen“. Dies ist  nicht damit verbunden, dass irgendjemand vom Himmel auf die Erde kommt, sondern eher mit dem Gegenteil – der Erhöhung des Menschensohnes, der von der Erde  zu dem kommt, der auf dem himmlischen Thron sitzt. Dies ist eine Sprache, die sich von Paulus’ Verwendung von „auf den Wolken kommen“ in 1. Thessalonicher 4:17 unterscheidet und ihr entgegengesetzt ist. Dies wäre für die Leser des Paulus sehr offensichtlich gewesen, da er für „Kommen“ einen ganz anderen Ausdruck verwendet, nämlich das Wort parusia , das „königliche Präsenz“ bedeutet.

Wenn wir diesen Unterschied erkennen, können wir mehrere Schlüsseltexte der Evangelien entschlüsseln. Im Markusbericht über den Prozess gegen Jesus sagt Jesus zum Hohepriester:

Du wirst den Menschensohn sehen, der zur Rechten des Mächtigen sitzt und auf den Wolken des Himmels kommt (Markus 14:62).

Dies kann sich nicht auf die Rückkehr Jesu zur Erde („zweites Kommen“) beziehen, es sei denn, Jesus machte sich Illusionen darüber, wie bald dies geschehen würde. Aber was noch wichtiger ist: Dies kann schon deshalb nicht gemeint sein, da es sich hier um ein fast exaktes Zitat aus Daniel 7 handelt und sich auf die Thronbesteigung Jesu (des Menschensohns)  und die Erfüllung der Bestimmung Israels bezieht. Aus diesem Grund betrachtete der Hohepriester es als Gotteslästerung: Tatsächlich wurde Jesus gekreuzigt, weil er seine Himmelfahrt erwartete!

Ebenso ergibt Matthäus 24 keinen Sinn[4], wenn wir es nicht im Lichte von Daniel 7 lesen. Jesus sagt Folgendes voraus:

Zu dieser Zeit wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen und alle Völker der Erde werden trauern. Sie werden den Menschensohn mit Macht und großer Herrlichkeit auf den Wolken des Himmels kommen sehen… (Matthäus 24:30)

Dann sagt er aber ganz feierlich: „Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird gewiss nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist“ (Matthäus 24:34). Sofern sich nicht sowohl Jesus als auch Matthäus (und diejenigen, die den Kanon sammelten) irren, muss dies bereits geschehen sein[5] – und genau das geschah bei der Himmelfahrt. Jesus wurde in den Wolken des Himmels entrückt, um in Herrlichkeit zur Rechten des Vaters zu sitzen.

Die Lesung für den Himmelfahrtstag[6] ist Apostelgeschichte 1:1-11, die umfassendste Darstellung des Augenblicks der Himmelfahrt Jesu im Neuen Testament. Dabei gibt es ein paar wichtige Dinge zu beachten.

Wir haben bereits bemerkt, dass es die Himmelfahrt ist, an der Lukas den Punkt der Trennung sieht zwischen „allem, was Jesus zu tun und zu lehren begann“ und dem fortgesetzten Dienst der Apostel, in dem Jesus weiterhin handelt und lehrt durch den Heiligen Geist. Auffallend an diesem Bericht ist jedoch, dass die Lehre Jesu gegenüber den Aposteln, „die er erwählt hatte“, nur „durch den Heiligen Geist“ geschehen kann. So wie Jesus durch den Geist diente (und zwar nach seiner Prüfung in der Wüste „in der Kraft des Heiligen Geistes“, Lukas 4:14), so tut er dies auch nach seiner Auferstehung weiterhin und gibt den Aposteln selbst das Muster vor. Sie können seinen Dienst nicht fortsetzen, bis auch sie „mit Macht aus der Höhe bekleidet“ sind (Apostelgeschichte 1:8).

Dies ist eine Zeit „nach seinem Leiden“, was bereits als halbtechnische Bezeichnung für seine Übergabe, Prügel und Kreuzigung, seine „Passion“, erscheint. Man könnte meinen, dass die bloße Tatsache, daß er wieder am Leben war, ausreichte, um alle Fragen der Jünger zu beantworten – doch Lukas stimmt hier mit Matthäus’ Beschreibung überein, dass „einige zweifelten“ (Matthäus 28:17), da sie „viele überzeugende Beweise“ brauchten.

Die Formulierung „vierzig Tage“ ist in der gesamten Heiligen Schrift von Bedeutung. „Vierzig“ bedeutet eine Zwischenzeit des Wartens, der Prüfung und der Vorbereitung[7], einschließlich der Zeit, in der es während der Sintflut regnete (1. Mose 7:4), der Exodus-Wanderungen (4. Mose 32:13) ​​und der Lebensabschnitte des Mose (laut Stephanus in Apostelgeschichte 7: 23, 30, 36), Elia am Berg Horeb (1. Könige 19:8), Jonas Predigt nach Ninive (Jona 3:4) – und so weiter. Es ist oft die Zeitspanne zwischen großen Epochen in der biblischen Erzählung von Gottes Heilstaten.

Jesus lehrt weiterhin über das „Reich Gottes“, womit das zentrale Thema seiner Predigten in den Evangelien fortgeführt wird. Dies würde im jüdischen Kontext Sinn machen, wo Gott als „König“ betrachtet wurde und die eschatologische Hoffnung auf die Manifestation seiner Herrschaft als König über Israel – und die ganze Welt – bestand. Aber es fällt auf, dass im weiteren Verlauf der Apostelgeschichte und in den uns vorliegenden Schriften des Paulus die Sprache des Reiches den zweiten Platz einnimmt gegenüber anderen Sprachen der Auferstehung und Erlösung.

Das „Geschenk, das mein Vater versprochen hat“ spiegelt die johanneische Sprache aus der Abschiedsrede Jesu wider, die in jüngsten Lektionarslesungen untersucht wurde. Der Kontrast zwischen der Wassertaufe des Johannes und der Geistestaufe Jesu greift die Sprache des Johannes selbst vom Anfang des Lukasevangeliums (Lukas 3:16) auf, aber diese Paarung bildet auch ein Thema in der Apostelgeschichte, wo die Gläubigen beide mit getauft werden Wasser und mit dem Geist.

Die Frage in Apostelgeschichte 1:6 „Wirst du zu dieser Zeit das Königreich für Israel wiederherstellen?“ zeigt das anhaltende, nationalistische Missverständnis der Jünger über die Bedeutung des Königreichs – sie brauchten also wirklich diese 40 Tage der Belehrung! Anstatt sie direkt zurechtzuweisen, führt Jesus sie in eine andere Richtung; Der Geist wird sie dazu ausrüsten, seine Zeugen „bis an die Enden der Erde“ zu sein. Es stellt sich heraus, dass dies die Bedeutung der eschatologischen Erwartung des Alten Testaments ist, dass alle Nationen nach Jerusalem gezogen werden, nicht im physischen Sinne einer Migration, sondern im spirituellen Sinne, indem sie sich zum jüdischen Messias hingezogen fühlen, der dort gekreuzigt und auferweckt wurde. Dies wird auf dem Konzil in Apostelgeschichte 15 von entscheidender Bedeutung, bei dem es darum geht, der „Heidenmission“ einen Sinn zu geben, und spiegelt sich in der Vision der Offenbarung wider, dass Menschen aus allen Stämmen, Sprachen und Sprachen stammen.

Schließlich stellt der Engel eine explizite Verbindung zwischen der Himmelfahrt und der Erwartung der Wiederkunft Jesu her (im NT wird sie nie als sein „zweites Kommen“, gepaart mit der Inkarnation, sondern als seine „Wiederkehr“, gepaart mit der Himmelfahrt, beschrieben). Beim ersten Lesen könnten wir denken, dass der Zusammenhang sozusagen eines der Fortbewegungsmittel ist – er wird „auf dem gleichen Weg zurückkommen, wie Sie ihn gehen sehen haben“. Aber der theologische Zusammenhang ist viel bedeutsamer. Jesus besteigt den Thron Gottes, um „zu seiner Rechten“ zu sitzen und die Macht und Autorität Gottes durch den Heiligen Geist auszuüben. Wenn Jesus jetzt  de jure Herr ist , muss er eines Tages  de facto Herr werden . Seine endgültige Offenbarung als Herr über alles ist die unvermeidliche Folge seiner jetzigen Erhöhung zum Vater.

Wenn also die Himmelfahrt im NT so wichtig ist, was bedeutet das?

  1. Autorität . Jesus thront beim Vater. Aufgrund der Himmelfahrt sitzt das geschlachtete Lamm mit Gott auf dem Thron und teilt seine Anbetung (Offenbarung 4). Bei der Himmelfahrt wurde ihm „alle Macht gegeben“ (Matthäus 28:18 ). Und diese Autorität bedeutet, dass Stephanus zuversichtlich ist, dass er von einer höheren Macht gehalten wird, sogar bis zum Tod – seine letzte Vision ist die von Jesus, der im Sinne von Daniel 7 aufgefahren ist (Apostelgeschichte 7:55-56).
  2. Menschwerdung . In der Menschwerdung trat Gott in die Menschheit, die menschliche Existenz ein. Bei der Himmelfahrt wird diese Menschheit in die Gegenwart Gottes aufgenommen. Wir haben einen Hohepriester, der für uns eintritt und nicht unfähig ist, Mitgefühl für unsere Herausforderungen, Dilemmata, Leiden und Schwächen zu empfinden ( Hebräer 4:15-16 ) .
  3. Verantwortung . Die Himmelfahrt markierte das Ende des irdischen Wirkens Jesu; Er hat uns nun die Verantwortung übertragen, diese Arbeit mit der Kraft des Heiligen Geistes fortzusetzen. Jesus ist nicht distanziert oder gleichgültig, aber er hat delegiert.
  4. Treue. Als Jesus in den Wolken zum Himmel aufstieg, versprach er, „auf die gleiche Weise“ wiederzukommen ( Apostelgeschichte 1:11 ). Seine Rückkehr wird im NT nie als „zweites Kommen“ bezeichnet, da sie nicht mit seinem „ersten Kommen“ (der Menschwerdung) gepaart ist, sondern mit der Himmelfahrt. Da Gott alles unter seine Füße gelegt hat, wird seine de jure–Autorität  eines Tages eine de facto–Autorität sein.
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  1. Ian Paul: Theologe, Autor, Redner, akademischer Berater. außerordentlicher Professor am Fuller Theological Seminary; Seelsorger in St. Nic’s, Nottingham, Verlagsdirektor von Grove Books; Mitglied der Generalsynode der Kirche von England. Macbenutzer; Schokoholiker. Auf Twitter und Facebook unter @psephizo zu finden. Blog: www.psephizo.com[]
  2. Englische Originalfassung hier auf Psephizo. Deutsche Übersetzung von Wolf Paul, unter Zuhilfenahme von Google Translate []
  3. Ich bin übrigens nicht überzeugt, dass Paulus in Philipper 2 eine bereits existierende Komposition zitiert[]
  4. Ian Paul, Making Sense Of Matthew 24 (Matthäus 24 richtig verstehen) []
  5. Ian Paul, What Matthew 24 Is All About (Worum es in Matthäus 24 eigentlich geht) []
  6. Die Rede ist hier vom Common Worship Lectionary , der aktuellen Perikopenordnung für Sonn- und Feiertage der Kirche von England. Diese beruht auf dem im englischen Sprachraum unter protestantischen Kirchen sehr weit verbreiteten Revised Comon Lectionary, welches auch weitgehend mit dem Lektionar der röm.-kath. Kirche übereinstimmt[]
  7. Wikipedia-Artikel zur Zahl 40. Leider geht der deutsch Artikel nicht so detailliert auf die Bedeutung der Zahl 40 im Judentum (und daher auch im AT) ein.[]

Mario de Andrade über das Altern

2023-05-09 Wolf Paul

Ich habe das auf Facebook gefunden:

Berührende Gedanken des brasilianischen Poeten, Romanciers, Musikwissenschaftlers, Kunstgeschichtlers, Kritikers, und Fotografen Mário Raul de Morais Andrade (1893-1945):

„Ich habe meine Jahre gezählt und festgestellt, daß ich weniger Zeit noch zu leben habe, als ich schon gelebt habe. Ich fühle mich wie ein Kind, das eine Packung Bonbons gewonnen hat: zuerst hat es mit Vergnügen gegessen, als es aber sah, daß nur mehr wenige Bonbons übrig waren, wurde der Genuß viel intensiver.

Ich habe keine Zeit mehr für endlose Sitzungen, wo Vorschriften, Regeln, Prozeduren usw diskutiert werden, wo aber jeder weiß, daß dabei nichts Nützliches herauskommt.

Ich habe keine Zeit mehr, jene absurden Leute zu unterstützen, die trotz ihres chronologischen Alters nie erwachsen geworden sind.

Meine Zeit ist zu kurz
Ich will das Essentielle,
meine Seele ist in Eile.
Ich habe nicht mehr viele Bonbons
in der Packung.

Ich möchte neben  Menschen leben,
sehr menschlichen Menschen,
die über ihre Fehler lachen können,
die ihr Erfolg nicht aufgeblasen macht,
und die ihre Verantwortung wahrnehmen.
So wird die Menschenwürde verteidigt,und wir bewegen uns in Richtung Wahrheit und Ehrlichkeit.
Das ist das Essentielle, wodurch das Leben lebenswert wird.

Ich möchte mich mit Menschen umgeben, die Herzen berühren können, die durch die schwierigen Dinge im Leben gelernt haben, zu einer sanftmütigen Seele zu werden.
Ja, ich habe es eilig, ich habe es eilig, mit jener Intensität zu leben, die man nur durch Reife erlangt.
Ich möchte keines der übriggebliebenen Bonbons vergeuden.
Ich bin sicher, sie werden großartig schmecken, besser als Alles, was ich bisher gegessen habe.

Mein Ziel ist, zufrieden an meinem Lebensende anzukommen,
im Frieden mit meinen geliebten Menschen
und mit meinem Gewissen.

Wir haben zwei Leben.
Und das zweite beginnt, wenn Du erkennst, daß Du nur eines hast.”

HT: Alison Gilchrist

In Memoriam George Verwer

2023-04-15 Wolf Paul

Wir haben soeben diese Nachricht von Lawrence Tong, dem internationalen Direktor von Operation Mobilisation, erhalten:

“In großer Trauer teile ich Euch mit, daß unser Bruder George Verwer (Gründer von Operation Mobilisation) uns gestern Abend, dem 14. April 2023 um 23:06, verlassen hat und in die Herrlichkeit eingegangen ist. Er ist friedlich gestorben, zu Hause, im Beisein seiner Frau Drena, seiner Tochter Christa, sowie einer Freundin der Familie, Cathy Rendal.” 

George hatte einen großen Einfluß auf mein Leben: durch die von ihm gegründete Organisation kam ich vor 52 Jahren zu einem lebendigen Glauben an Jesus Christus, und auch spätere, persönliche Begegnungen mit ihm waren sehr wichtig für mich.

Einerseits ist sein Heimgang ein Grund zur Freude, weil er, in den Worten des Apostels Paulus „den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben gehalten hat; hinfort liegt für ihn bereit die Krone der Gerechtigkeit, die ihm der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, nicht aber ihm allein, sondern auch allen, die Christi Erscheinung lieb haben.“ (2. Tim. 4,7) Er ist frei von dem Krebs, der ihm sein Leben in den letzten Monaten immer schwerer gemacht hat, und, um wieder mit dem Apostel Paulus zu sprechen, er hat „den Leib verlassen und ist daheim bei dem Herrn.“ (2.Kor. 5,8)

Aber gleichzeitig ist da große Trauer und die Erkenntnis, daß (für mich zumindest) eine Era zu Ende gegangen ist. In einer Zeit, wo allzu viele Christen und christlichen Leiter damit beschäftigt sind, ihre Rechte zu bewahren und die Welt durch politische Anstrengungen zu verändern (oder auch eine Veränderung zu verhindern), war George ein demütiger Diener Gottes, der nie seinen Auftrag aus den Augen verloren hat: Das Evangelium denen zu verkünden, die es noch nie gehört haben, und andere auszurüsten, dasselbe zu tun.

Todesanzeigen werden oft mit den Buchstaben “R. I. P.” überschrieben: „Requiescat in Pace, „Ruhe in Frieden.“ Für George Verwer, und  für alle Christen, die im Herrn entschlafen sind, stehen diese Buchstaben vielmehr für „Er ruht tatsächlich im Frieden, im Frieden Gottes!

Medienvielfalt?

2023-04-14 Wolf Paul

Angesichts von Einsparungen, die durch die aktuelle Kostenexplosion notwendig seien, klagt Kurier-Geschäftsführer Thomas Kralinger unter anderem über die Konkurrenz durch text-basierte Angebote des ORF[1] und ruft nach Beschränkungen derselben.

Ich bin da anderer Meinung.

Mir ist klar, daß eine möglichst große Medienvielfalt generell für gut und wünschenswert gehalten wird, aber was tragen Printmedien wie Heute, Österreich/Ö24, Kronenzeitung, Kurier, Die Ganze Woche, usw, tatsächlich zum Funktionieren unserer Demokratie bei?

Dem wirtschaftlichen Überleben von in Privatbesitz befindlichen Printmedien steht das Recht der Bevölkerung auf unabhängige, möglichst objektive Nachrichtenversorgung ohne Zusatzkosten gegenüber, vor allem, wenn demächst eine Haushaltsabgabe[2] von allen Haushalten eingehoben werden wird.

Ein ORF,

  • der zu fairer und faktenbasierter Berichterstattung verpflichtet ist, die auch einklagbar sein müßte,
  • der von der gesamten Bevölkerung durch die Haushaltsabgabe finanziert wird[3], und
  • dessen Kontollgremien selbstverständlich von der jeweiligen Regierung möglichst unabhängig sein müßten,

sollte Vorrang haben vor einer Vielfalt von Printmedien, die unterschiedliche kommerzielle, politische, und weltanschauliche Interessen vertreten, ohne diese offen zu deklarieren.

Medienvielfalt ist gut und wünschenswert, wenn sie ein staatlich nicht eingeschränkter Markt hervorbringt und finanziell trägt, aber ich bitte folgendes zu bedenken:

Viel Nutzer von ORF Online würden sich bei Fehlen desselben trotzdem keine gedruckte Tageszeitung oder kostenpflichtiges Digitalabo leisten[4]; wir befriedigen unser Nachrichten-Bedürfnis durch die Rundfunkangebote von ORF und Co;

  • Österreich hat europaweit die höchste Medienkonzentration – der Kurier hat eine Reichweite von lediglich 8%, sein wichtigster Konkurrent, und der aller anderen Printmedien in Österreich, ist nicht der angeblich übermächtige ORF, sondern die Kronenzeitung mit einer Reichweite von 32%. Alle Maßnahmen, die sich Herr Kralinger für den Kurier wünscht, kämen natürlich auch der Kronenzeitung zugute; und
  • meiner Meinung nach werden Medien, die nur dank staatlicher Förderungen und Maßnahmen wie der Einschränkung anderer Medien überleben können, und die nicht durch gesetzliche Vorgaben zur Unabhängigkeit und Objektivität verpflichtet sind, früher oder später zu Sprachrohren der jeweiligen Regierung.
__________
  1. Vermutlich hat er da eher das Portal ORF Online im Blick, als den immer noch dahindümpelten ORF Teletext oder auch die ORF Nachlese.[]
  2. Die Haushaltsabgabe ist letztlich eine neue Steuer, auch wenn krampfhaft versucht wird, sie aus politischen Gründen nicht so zu nennen[]
  3. Alle, die diese Haushaltsabgabe zahken, werden letztlich zu ORF-Abonnenten (de facto wenn auch nicht de jure) []
  4. Full Disclosure: Ich leiste mir ein Abo von Readly um rund €10/Monat, sowie ein kostenloses Abo von read-it (beide auch mit Apps für Android und iOS), allerdings nicht wegen der enthaltenen Tageszeitungen, sondern wegen Fach- und Spartenzeitschriften[]

Rostiger, die Feuerwehr kommt: Mobbing in der Schule

2023-04-13 Wolf Paul

Der der 2021 verstorbene Wiener Maler, Liedermacher und Sänger Arik Brauer hat viele gesellschaftskritische Lieder geschrieben und gesungen.

Seine Lieder sind auf Youtube zu finden, viele seiner bildnerischen Kunstwerke kann man in seiner Kunstsammlung bewundern, die von seiner Tochter Timna Brauer in seiner Villa in Wien-Döbling betrieben wird,

In diesem Lied, das mir heute untergekommen ist, thematisiert Arik Brauer das Mobbing in der Schule und drückt auch (mehr oder weniger ernsthaft) sein Bedauern über seine Beteiligung daran aus.

(Gesprochen) Wir hab′n in der Schul’ ein′ g’habt, den hab’n wir terrorisiert! Der hat rote Haar′ g′habt und Brill’n mit dicke, dicke Augenglas′ln
Und ich war der Allerärgste von allen. Und heut’ tut mir das ja so leid…

(Gesungen) Rostiger[1], die Feuerwehr kommt,
Schieb die Haar′ in’ Arsch.
Rostiger, die Feuerwehr kommt,
Schieb die Haar′ in’ Arsch.
Vieräugerter[2] scheangel[3] nicht,
Weil sonst nehm’ ich dir deine Glas′ln weg, –
Tralala, tralala, tralala, tralala –
Und der Bub der weint scho′ wieder
Und er Bub der weint.
Tralalala, tralalala…

Zerbrech’n wir ihm das Federpenal[4],
Schmeiß′n wir’s in Kanal.
Zerbrech′n wir ihm das Federpenal,
Schmeiß’n wir′s in Kanal.
Wasserschäd’l schau nicht so blöd,
Wasserschäd’l schau nicht so blöd,
Weil sonst nehm′ ich dir deine Guckascheck′n[5] weg, –
Tralala, tralala, tralala, tralala –
Und der Bub der weint scho’ wieder
Und er Bub der weint.
Tralalala, tralalala…

Geb′n wir ihm ein’ Knödelreiter[6],
Geb′n wir ihm ein’ Spitz[7].
Geb′n wir ihm ein’ Knödelreiter,
Geb’n wir ihm ein′ Spitz.
Rostiger, die Feuerwehr kommt.
Rostiger, die Feuerwehr kommt.
Und sie nehmen dir deine roten Federn weg.-
Tralala, tralala, tralala, tralala –
Und der Bub der weint scho′ wieder
Und er Bub der weint.
Rostiger, die Feuerwehr kommt…

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  1. Rothaariger[]
  2. Brillenträger[]
  3. schiele[]
  4. Stiftebox[]
  5. Sommersprossen[]
  6. Kniestoß in den Oberschenkel[]
  7. Fußtritt, mit der Schuhspitze[]