Christlicher Dienst vs. Christliche Gemeinde

Wolf Paul, 2024-01-19

Im Gespräch mit einer Freundin, die einen christlichen Dienst leitet, sagte sie, daß der Dienst nun “gesund geschrumpft” ist: Mehrere Mitarbeiter sind zu einem ähnlichen Dienst gewechselt, und sie fand klare Worte für jene anderen, die nur Mitläufer waren, ohne wirklich ihren Beitrag zu leisten, was zu einem weiteren Exodus führte. Jetzt hat sie ein kleines Team von Menschen, die alle an einem Strang ziehen.

In vielerlei Hinsicht sind eine christliche Gemeinde und ein christlicher Dienst sehr ähnlich, nicht nur, weil sie beide christliche Werte vertreten und christliche Ziele verfolgen: Sie sind eine Gruppe von Christen; hin und wieder wandern einige zur “Konkurrenz” ab; Menschen engagieren sich auf unterschiedlichen Ebenen, und einige können tatsächlich als bloße Mitläufer beschrieben werden.

Es wäre jedoch fatal, eine Gemeinde “gesund schrumpfen” zu wollen:

Ein christlicher Dienst hat, über das hoffentlich vorhandene Gemeinschaftsgefühl unter den Mitarbeitern hinaus, eine klar definierte Aufgabe, die erfüllt werden muß. Dafür ist es wichtig, daß alle Mitarbeiter tatsächlich ihren Teil beitragen, und ein “Gesundschrumpfen” kann tatsächlich gesund sein.

Im Gegensatz dazu ist eine christliche Gemeinde in erster Linie eine Gemeinschaft, eine Familie, der Leib Christi: ein Ort, wo die Liebe Christi gelebt und dadurch sichtbar gemacht wird. In jeder Familie und jedem menschlichen Körper gibt es natürlich stärkere und schwächere Mitglieder – Menschen, die mehr oder weniger fleißig, mit mehr oder weniger Geschick, zum Leben der Gemeinschaft beitragen, und es gehört zur Berufung der Stärkeren, die Schwächeren zu tragen.

Vor ein paar Tagen erzählte mir ein Bruder, daß er aus einer Gemeinde ausgeschlossen wurde, weil er krank sei. Er gab mir keine Einzelheiten über seine Krankheit, ich kenne die Gemeinde nicht wirklich und kann daher nicht feststellen, was tatsächlich passiert ist; aber dieser Bruder fühlt sich in dieser Situation nicht getragen, sondern verlassen, er hat nicht Gottes Liebe erfahren, sondern Gleichgültigkeit und Mangel an Barmherzigkeit.

“Leistungsdenken” hat seinen Platz in einem Unternehmen, einer Firma; in einer Familie, und damit in der Gemeinde, ist es fehl am Platze.

“Tragt einer des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen”, sagt der Apostel Paulus, und er sagt auch, daß wir die schwächeren Mitglieder nicht richten oder verachten, sondern ehren sollen.

Als Christus davon sprach, ein Glied, das uns ärgert oder zum Anstoß wird, auszureißen, sprach er von unseren menschlichen Körpern, und meistens reißen wir nicht buchstäblich einen Arm ab oder ein Auge aus; aber sehr wichtig ist, daß er nicht von Seinem Körper sprach, als Er davon sprach, anstößige Glieder auszureißen – da es Sein Körper ist, steht es nur Ihm zu, dies zu tun. Im Gegenteil, Er warnt uns davor, zu versuchen, Weizen von Unkraut zu unterscheiden, und sagt uns, das Unkraut in Ruhe zu lassen: Er sagt es nicht, aber ganz ehrlich, Er, der Wasser in den besten Wein verwandelte, kann sicherlich Unkraut in den feinsten Weizen verwandeln.

“Seht, wie sie einander lieben!” – das ist es, was Menschen außerhalb der Kirche und unserer Gemeinden über uns sagen sollten, nicht “Seht, wie effizient sie sind.”

Aktuelle Gedanken zum Ukraine-Krieg

Wolf Paul, 2024-01-11

FPÖ-Chef Herbert Kickl  sagte gestern in der ZiB2, daß die FPÖ den Angriff Rußlands auf die Ukraine verurteile, aber neutral bleiben wolle, und man „Verständnis für beide Seiten entwickeln“ müsse. Diese Aussage voll logischer Widersprüche ist Unsinn:

  • Entweder man verurteilt etwas; dann ist man nicht neutral.
  • Oder man will neutral sein und beiden Seiten Verständnis entgegenbringen; dann ist die Verurteilung eine leere Worthülse, politisch korrekte Augenauswischerei ohne Substanz.

Im Gespräch mit dem ehemaligen australischen Premierminister John Anderson sagt der amerikanische Politologe John Mearsheimer, daß die stufenweise Osterweiterung der NATO, und insbesondere die mögliche Mitgliedschaft der Ukraine in der westlichen Allianz, die Ursache des Ukrainekriegs ist, und daß viele Politiker sowohl in Amerika als auch in Europa genau davor gewarnt hätten. Das mag ja stimmen, aber es ist höchstens eine (zumindest teilweise) Erklärung für Moskaus Angriff auf, und fortdauernden Krieg gegen, sein Nachbarland, aber sicherlich keine Entschuldigung. Letztlich muß auch die Ukraine ihr Recht auf Selbstbestimmung ausüben dürfen, ohne gewalttätige Intervention des Nachbarn.

Stellen wir uns eine Straße mit Wohnhäusern vor. Die Bewohner der Hausnummern 1 und 9 kommen nicht sehr gut miteinander aus, und Hausnummer 1 ist mit den Bewohnern der Häuser Nr. 3, 5, und 7 mehr oder weniger eng befreundet. Im Lauf der Zeit kommen diese jedoch zu dem Schluß, nicht zuletzt aufgrund des Verhaltens des Hausherrn von Nr. 1, daß eine Freundschaft mit Haus Nr. 9 besser für sie wäre und sie nähern sich Nr. 9 an: zuerst Nr. 7, etwas später Nr. 5, und schließlich auch Nr. 3.

Der Hausherr von Nr. 1 regt sich fürchterlich darüber auf, bricht in Haus Nr. 3 ein, und beginnt, alles kurz und klein zu schlagen. Würden wir das gerechtfertigt finden und sagen, Wenn nur Nr. 9 sich nicht mit Nr. 7, 5, und 3 angefreundet hätte, dann wär das ja gar nicht passiert?

Leider neigen viele von uns dazu, Verhaltensweisen, die im zwischenmenschlichen Umgang völlig inakzeptabel wären, im zwischenstaatlichen Umgang zu entschuldigen — zumindest, so lange sie uns selbst nicht direkt und unmittelbar betreffen.

Aber früher oder später werden sie uns betreffen:

Hamish de Bretton-Gordon, ehemaliger britischer und NATO-Kommandant für chemische und biologische Waffen und jetzt Gastprofessor für Sicherheitsfragen, schreibt im Daily Telegraph,

«Wie Stalin hat auch Putin ein unersättliches Ego und ein Verlangen nach Größe, koste es, was es wolle. Diejenigen im Westen, die glauben, dass ein Waffenstillstand von einer Rückkehr zur „Normalität“ gefolgt werden könnte, sind völlige Narren. Niemand, der das Kreml versteht, glaubt, dass es sicher ist, dass Putin seinen Marsch nach Westen stoppen wird. Die zunehmende Militarisierung des russischen Staates und die wachsenden Forderungen nach einer größeren Offensive müssen als Warnung dienen, dass der Westen aufwachen muss, bevor er handelt. Wir müssen die Ukraine voll unterstützen und bewaffnen. Wenn wir das nicht tun, wird die NATO, wie vom polnischen Sicherheitschef vorausgesagt, innerhalb weniger Jahre im Krieg mit Moskau sein.»

Reichtum und Demokratie

Wolf Paul, 2024-01-10

Gestern hab ich über mein fehlendes Verständnis für Superreiche vom Schlag eines Dmitri Rybolowlew geschrieben. Heute berichtet ORF Online über die Millionenerbin Marlene Engelhorn, die mir wesentlich sympathischer erscheint.

Sie ist fest davon überzeugt, daß großer Reichtum mit großem Einfluß einhergeht; daß aber in einer demokratischen Gesellschaft niemand aufgrund ererbtem Reichtum mehr Einfluß und mehr Macht haben sollte, als alle anderen. Deshalb will sie ihr Millionenerbe im Lauf diesen Jahres “rückverteilen”, mit Hilfe eines, nach dem Zufallsprinzip ausgewählten “Bürgerrates.”

Einerseit ehrt sie diese Überzeugung und Absicht; andererseits gebe ich zu bedenken:

  • “Absolute” Demokratie ist nicht unproblematisch, weil das Wahlvolk erfahrungsgemäß sehr leicht zu manipulieren ist, und dann nicht nach vernünftigen, fakten-basierenden und ethischen Kriterien und im Sinne des Gemeinwohls abstimmt.
  • Ganz realistisch gesehen, läßt sich ererbter Reichtum, und Reichtum überhaupt, nur in einem autokratisch oder diktatorisch regierten Staat abschaffen, und wie die Erfahrung des 20. Jahrhunderts zeigt, kommt dieser Reichtum dann größtenteils nicht der Bevölkerung zugute, sondern einer privilegierten Funktionärsklasse[1].
  • Reiche Menschen mit moralischen und ethischen Überzeugungen und einem wachen Gewissen, die ihren überproportionalen Einfluß bewußt nicht mißbrauchen wollen, können mit ihrem Reichtum selbst wesentlich längerfristiger und nachhaltiger Gutes bewirken, als durch eine “Rückverteilung” nach dem Gießkannenprinzip (und genau das ist ein nach Zufallsprinzip ausgewählter „Bürgerrat“)[2].

Deshalb: Hut ab vor Frau Engelhorn, aber sie sollte ihre Entscheidung noch einmal überdenken — wir brauchen mehr Reiche von ihrem Schlag.


Cover Photo:
Friedrich.Kromberg
Potograpo: W.J.Pilsak

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  1. Auch nach einem Wechsel zur Demokratie – siehe Putins Rußland[]
  2. Ein nach dem Zufallsprinzip ausgewählter „Bürgerrat“ ist auch nicht gerade ein demokratisch legitimiertes Gremium[]

Obszöner Reichtum

Wolf Paul, 2024-01-09

ORF Online berichtet über den russischen Oligarchen Dmitri Rybolowlew, der von 2003 bis 2014 mehr als zwei Milliarden Dollar ausgab, um 38 Meisterwerke von einem Schweizer Kunsthändler zu kaufen, und der sich jetzt “abgezockt” fühlt.

Ich muß gestehen daß ich nur sehr wenig Mitgefühl habe für Menschen, die es sich leisten können, z.B. 45 Millionen Dollar[1] für ein Gemälde auszugeben, das eigentlich in einem Museum hängen sollte.

Angeblich waren die 45 Millionen “überhöht” — aber dann hat Rybolowlew das Gemälde für 450 Millionen Dollar versteigert.

Das besonders skurrile dabei ist, daß es sich um das Gemälde Salvador Mundi von Leonardo da Vinci handelt: Christus mit zum Segen erhobener rechter Hand, in der Linken eine Kristallkugel.

Rybolowlew und seinesgleichen, die Milliarden horten und auch Kunst primär unter dem Gesichtspunkt des Profits sehen, sind Paradebeispiele für all die Warnungen, die sich in der Bibel zum Thema materieller Reichtum finden — manches davon in den Worten eben dieses Erlösers der Welt.

 

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  1. 45 Millionen steht in dem verlinkten ORF-Bericht. Laut Wikipedia waren es 127,5 Millionen Dollar. Dann hat er es also um den dreifachen Preis weiterverkauft statt um den zehnfachen — immer noch obszön.[]

Christtag

Wolf Paul, 2023-12-25

Tagesgebet für den Christtag

Allmächtiger Gott. Du hast uns Deinen eingeborenen
Sohn gegeben, um unsere Natur anzunehmen und an
diesem Tag von einer reinen Jungfrau geboren zu werden.
Verleihe, dass wir, die von neuem geboren und zu Deinen
Kindern adoptiert wurden, täglich durch Deinen Heiligen
Geist auch erneuert werden. Durch denselben, unseren
Herrn Jesus Christus, der mit Dir und dem Heiligen Geist,
ein einiger Gott, lebt und regiert, jetzt und allezeit und in
Ewigkeit. Amen.

 

Aus dem Allgemeinen Gebetbuch der Anglikanischen Kirche in Deutschland

Vierter Adventsonntag

Wolf Paul, 2023-12-24

Tagesgebet für den Vierten Adventsonntag

O Herr. Wir bitten Dich: Erhebe Dich in Deiner Macht,
komm’ in unsere Mitte und stehe uns bei durch Deine
große Kraft, damit wir nicht länger durch unsere Sünden
und Schwachheiten in dem Kampf, der uns bestimmt ist,
gehemmt und gehindert werden, sondern uns durch Deine
Gnade und Barmherzigkeit Hilfe und Errettung zuteil wird.
Durch Jesus Christus, unseren Herrn, dem mit Dir und dem
Heiligen Geist alle Ehre und Herrlichkeit gebührt, jetzt und
allezeit und in Ewigkeit.
Amen.

 

Aus dem Allgemeinen Gebetbuch der Anglikanischen Kirche in Deutschland

Dritter Adventsonntag

Wolf Paul, 2023-12-17

Tagesgebet für den Dritten Adventsonntag

Herr Jesus Christus,
du hast bei Deinem ersten Kommen Deinen Boten vor Dir hergesandt,
um Dir den Weg zu bereiten.
Verleihe, dass wir als Verwalter Deiner Gnadengaben Deinen Weg ebenso bereiten,
indem wir die Herzen der Ungehorsamen zur Klugheit der Gerechten bekehren,
damit wir bei Deinem zweiten Kommen, wenn Du die Welt richten wirst,
vor Deinem Angesicht als wohlgefälliges Volk angenommen werden.
Der Du mit dem Vater und dem Heiligen Geist,
ein einiger Gott, lebst und regierst,
jetzt und allezeit und in Ewigkeit.
Amen.

 

Aus dem Allgemeinen Gebetbuch der Anglikanischen Kirche in Deutschland

Als der verlorene Sohn wieder rückfällig wurde …

Wolf Paul, 2023-12-16

Gastbeitrag von Chad Bird[1]

Das englische Original diese Beitrags erschien am 22. März 2022 auf 1517.org unter dem Titel, „When the Prodigal Son Relapses“

„Komm, schließ dich dem Mord an“, schrien die schwarzen Raben seines Herzens. „Komm, mach es noch einmal, alter Freund.“ Und so tat er es. Der verlorene Sohn wurde rückfällig. Sündigte erneut. Zerstörte sein Leben wieder. Würde sein Vater ihn diesmal wieder zu Hause willkommen heißen?

Fast genau fünf Jahre, nachdem er das erste Mal nach Hause zurückgekehrt war, leerte der verlorene Sohn sein Bankkonto, packte ein paar Kleidungswechsel und schlich sich wieder in das ferne Land.

Das erste Jahr zu Hause war er einfach nur froh, wieder da zu sein. Er leckte seine Wunden und arbeitete an den angespannten Beziehungen zu seiner Familie und Gemeinschaft.

Das zweite Jahr war das härteste; er konnte den Geschmack des Schweinefutters immer noch nicht aus seinem Mund bekommen – ganz zu schweigen von der Scham, die an seiner Seele nagte.

Im dritten Jahr stabilisierte sich die Lage etwas. Er fühlte sich wieder wohler, wieder im Einklang mit seinem früheren Leben.

Im vierten Jahr begannen ihn bestimmte Dinge zu stören – dieselben Dinge, die ihn schon vor seiner ersten Abreise störten. Seine alten Juckreize verlangten danach, gekratzt zu werden.

Und im fünften Jahr passierte es. Alle früheren Verlockungen klopften wieder an, klopften mit den Knöcheln an die Haustür seines Herzens.

Mehr als die schändliche Hölle, Schweine zu füttern, konnte er das sinnliche Paradies kosten, sich am Glück zu laben. Mehr als das rohe Schuldgefühl, anderen wehzutun, erinnerte er sich an den berauschenden Nervenkitzel, von anderen verwöhnt zu werden

„Komm, schließ dich dem Mord an“, schrien die schwarzen Raben seines Herzens.

„Komm, mach es noch einmal, alter Freund.“

Und so tat er es. Der verlorene Sohn wurde rückfällig. Sündigte erneut. Zerstörte sein Leben wieder.

Du kennst ihn – oder sie. Vielleicht ist es dein Bruder. Vielleicht ist es dein bester Freund. Vielleicht ist es dein Kind.

Oder vielleicht bist du es. Das, was du geschworen hast, nie wieder zu tun, hast du gestern Nacht getan. Du bist rückfällig geworden. Du hast den geraden und schmalen Weg verlassen. Du hast dein Herz dem Klopfen ehemaliger Vergnügen geöffnet, die dich einst zerstört haben.

Verlorene Söhne und Töchter landen immer wieder im Schweinestall. Ich weiss noch, wie es mir passierte.

Die Musik ist in der Nacht verklungen, die Schönwetterfreunde haben dich alle sitzen gelassen, und die vorübergehende Euphorie der sogenannten Freiheit wurde ersetzt durch die eisernen Fesseln der Scham.

Wenn du in die schwarzen Augen des nächstgelegenen schlammigen und stinkenden Schweins starrst, was siehst du? Du siehst dein Gesicht. Du siehst deine Seele. Du siehst und weißt, was du geworden bist.

Wieder.

In diesem Moment, tief in deinem Herzen, marschieren zwei Armeen zu einem verbalem Kampf auf. Himmel und Hölle streiten in dir.

Die Hölle schreit: „Jetzt hast du es wirklich getan. Du dummer Nichtsnutz. Hör doch! Hörst du, wie dein älterer Bruder spottet, wie er all seinen Freunden erzählt, dass er es wusste, dass er einfach wusste, dass du es wieder tun würdest. Hörst du, wie zum Gespött der Diener wirst? Hörst du die Gemeinde flüstern,  ‚Oh, ich vermutete, er hat das erste Mal nicht wirklich Busse getan‘? Du bist ein verlorener, einsamer, hoffnungsloser Fall. Du bist nicht mal mehr ein Mensch. Du bist ein Schwein. Und das wirst du immer bleiben.“

So spuckt die Hölle. So beschuldigt die Hölle.

Aber es gibt eine andere Stimme, die nicht schreit, sondern flüstert, tief in deinem Herzen. Es ist die Stimme des Himmels, der vertraute Klang der Stimme eines Vaters, der durch die langen Korridore der Hoffnung hallt, durch deine Ohren und hinab in die tiefsten, dunkelsten Höhlen deines Schmerzes.

Er beschuldigt nicht. Er tadelt nicht. Er formt nur zwei einfache Worte, in denen die ganze Weite der erlösenden Liebe des Himmels zusammengefasst ist: Komm heim.

„Komm heim, mein Sohn. Komm heim, meine Tochter.

Komm, auch wenn deine Hände noch den Futtereimer festhalten – es ist mir egal.

Komm, auch wenn dein Mund noch klebrig ist vom Lippenstift der Ausschweifung – es ist mir egal.
Komm, auch wenn dein Atem noch nach den vielen Litern von Alkohol riecht – es ist mir egal.

Komm, auch wenn dein ganzer Körper in Schweinestall-Schlamm getränkt ist – es ist mir egal.
Alles, was mir wichtig ist, bist du. Du bist alles, was zählt. Komm heim.“

Komm ein zweites Mal heim. Ein drittes Mal. Ein tausendstes Mal. Der Vater wird nicht auf der Veranda stehen, die Arme über der Brust verschränkt, und auf dich herabsehen, während du auf den Knien kriechst, um um Gnade zu bitten. Der Vater wird dir nicht geschmacklose Reste servieren und dich in der Hundehütte schlafen lassen.

Das zweite Mal, das dritte Mal, das tausendste Mal wird er wie ein Verrückter losrennen, um dich auf der Straße zu treffen, dich in die Arme zu schließen, dich zu küssen und zu befehlen, dass das gemästete Kalb gegrillt und das Fass angezapft wird.

Zweite und dritte Reue werden im Haus des Vaters nicht mit halbherzigen Partys begangen.

Er gibt alles, jedes Mal, wenn seine Söhne und Töchter aus dem fernen Land nach Hause kommen.

Komm heim. Die Haustür ist unverschlossen. Das Kalb ist gemästet. Und der Vater steht auf der Veranda, seine Hand beschattet die Sonne vor seinen Augen, er sucht den Horizont nach dem vertrauten Bild desjenigen ab, der sein kostbares, geliebtes Kind ist und immer bleiben wird.

Komm heim.


Übersetzt von Wolf Paul. Copyright © 2022 Chad Bird and 1517.org.

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  1. Chad Bird ist lutherischer Autor und Redner in Texas und Mitarbeiter bei 1517, einer Plattform theologischer und apologetischer Ressourcen[]

Achtung: Amazon-Gutschein Betrugsversuch

Wolf Paul, 2023-12-10

Weil mich eine Bekannte gerade diesbezüglich um Rat gebeten hat:

Telefonische Rückfragen, scheinbar von Amazon, bezüglich eines teuren Gutscheins, den Du angeblich bestellt hast, sind ein Betrugsversuch, ganz egal, welche vertraulichen Informationen der Anrufer zu besitzen scheint. Bei solchen Fragen NIE Kennwörter, Kreditkarten-, CVV- oder Kontonummern preisgeben, und auch keine Ausweiskopien schicken. Sollte der Anrufer tatsächlich Deine Kreditkartennummer kennen, Karte von der Bank sperren und ersetzen lassen (damit Du eine andere Nummer bekommst), und den Vorfall der Polizei melden. Kundendienst-Rückruf bei Amazon buchen, und auch denen den Vorfall melden

KEINE SERIÖSE BANK UND KEIN SERIÖSER ONLINEHÄNDLER verlangt je solche vertraulichen Daten am Telefon.

Und einige weiteren Betrugsmaschen:

• Angebliche Anrufe vom Microsoft-Support. Microsoft ruft niemanden unaufgefordert an, sofort aufhängen.

• E-Mails von Freunden, die angeblich in Schwierigkeiten sind und ganz dringend eine größerr Summe Bargeld benötigen. 

Gewalttätige Siedler im Westjordanland zerstören Israels Glaubwürdigkeit

Wolf Paul,

Obwohl ich ganz klar auf der Seite Israels stehe, und vielleicht sogar gerade deshalb, finde ich die zunehmende Gewalt jüdischer Siedler gegen die palästinensische Bevölkerung im Westjordanland seit dem Hamas-Massaker sehr problematisch und besorgniserregend.

Der Wunsch nach Rache für die Grausamkeiten, die Hamas am 7. Oktober gegen unschuldige Frauen, Männer und Kinder, darunter Säuglinge und alte Menschen, verübt hat, ist menschlich gesehen verständlich – aber die Täter kamen nicht aus dem Westjordanland,  und Selbstjustiz, die von Polizei und Militär unbehelligt bleibt, ist verkehrt und gefährlich.

Indem Israel diese Gewalt ignoriert, statt dagegen vorzugehen, riskiert es, auf das moralische Niveau seiner Feinde zu sinken, und die Unterstützung seiner Freunde zu verlieren.

Der moderne Staat Israel ist zwar ein sekularer Staat; die Siedler im Westjordanland berufen sich aber darauf, daß Gott das Land Israel verheißen hat; sie sollten daher nicht vergessen und ignorieren, was der selbe Gott gesagt hat: „Die Rache ist mein, ich werde vergelten.“