Predigen mit einem Mühlstein um den Hals?

Wolf Paul, 2024-07-16

Es ist fast zu einem wöchentlichen Ereignis geworden: Ein weiterer langjähriger Pastor einer evangelikalen Gemeinde in den USA wurde wegen Kindesmissbrauchs festgenommen.

Ich möchte nicht darüber spekulieren, ob dies ein typisch amerikanisches Problem ist; ich vermute eher nicht, denn wir hatten hier vor einigen Jahren den massiven Missbrauchsskandal in der römisch-katholischen Kirche. [1] Wenn wir in  evangelikalen Gemeinden hier weniger von solchen Skandalen hören, liegt das wahrscheinlich an soziologischen Gründen wie der vergleichsweise geringen Größe der Bewegung und ihrem Minderheitenstatus in den meisten Teilen Europas und nicht daran, dass die europäischen Evangelikalen heiliger sind als die amerikanischen.

Ich möchte auch nicht mit dem Finger auf diese Männer zeigen; wir alle haben unsere Versuchungen, und wenn meine nicht so abscheulich sind wie ihre, dann ist es rein durch die Gnade Gottes.

Aber ich möchte auf etwas eingehen, das ich nicht nachvollziehen kann, nicht in einer verurteilenden Weise, sondern weil es mich verwirrt.

Wenn ich auch nur einmal solche Taten begangen hätte, und besonders wenn ich sie kontinuierlich begehen würde, könnte ich nicht am Sonntagmorgen vor die Gemeinde treten, das Evangelium predigen und den Gottesdienst leiten. Ich würde mich selbst als disqualifiziert betrachten, ständig bewusst und niedergedrückt von dem Mühlstein um meinen Hals, den Jesus in Matthäus 18:6 erwähnt. [2] Tatsächlich habe ich mich immer als disqualifiziert betrachtet, zu predigen, und zögerte,  Gottesdienst zu leiten, wegen meiner eigenen Kämpfe mit menschlich gesprochen kleineren und gesellschaftlich akzeptableren Versuchungen und meinem Versagen, ihnen zu widerstehen.

In 1. Timotheus 4:1-2 spricht Paulus von “Heuchlern, die Lügen reden und in ihrem eigenen Gewissen gebrandmarkt sind,” und vielleicht erklärt das einiges. Und jeder von uns, dessen Gewissen nicht gebrandmarkt ist, oder zumindest nicht in diesem Ausmaß, sollte Gott für seine Bewahrung danken.

Im Englischen gibt es einen bekannten Ausspruch der dem englischen Reformator und Märtyrer John Bradford zugeschrieben wird. Er sah Verurteilte auf dem Weg zur Hinrichtung und sagte, “Nur aus Gottes Gnade bin ich nicht einer von ihnen!”

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  1. Diese Welle von missbrauchenden Pastoren sollte auch diejenigen nachdenklich stimmen, die den R.C. Skandal auf das Zölibatsgebot für römisch-katholische Geistliche zurückführen – all diese evangelikalen Pastoren sind verheiratet.[]
  2. Der Abschnitt spricht davon, Kindern ein Anstoß zu sein, und der jüngste Fall, auf den ich mich bezog, betrifft Kindesmissbrauch, aber ich möchte keineswegs implizieren, dass der Missbrauch von Jugendlichen oder Erwachsenen weniger abscheulich ist.[]

Geschlecht vs Gender?

Wolf Paul, 2024-07-03

idea (Nr. 27.2024, S. 7) zitiert aus einem taz-Interview mit Alexander Korte, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, der sich darin zu der Aussage äußert, Geschlechtsidentität sei angeboren:

«Das ist abstrus. Die neurobiologische Forschung ist definitiv den Beleg schuldig, dass Geschlechtsidentität genetisch bedingt sein könnte. Auch aus der Sicht der Entwicklungspsychologie ist es abwegig, davon auszugehen, dass Identität etwas ist, mit dem man zur Welt kommt. Aus meiner Sicht ist Identität stets das Resultat einer individuellen Bindungs- und Beziehungsgeschichte – und auch Körpergeschichte.»[1]

Politisch gesehen stimme ich dieser Aussage zu, halte sie aber für den Großteil der kontroversen Genderdebatte für irrelevant. Da geht es nämlich gar nicht primär um Identität, sondern um Biologie. Separate sportliche Bewerbe für Frauen und Männer begründen sich durch die biologischen Unterschiede zwischen (biologischen) Frauen und Männern; das Gleiche gilt für nach Geschlecht getrennte Toiletten, Duschen, Umkleideräume, usw. All das hat nichts mit Identität zu tun.

Und ganz ehrlich: Abstrus ist auch die Annahme, daß die empfundene Geschlechtsidentität (Gender) in jeder Hinsicht und in allen Situationen Vorrang vor dem biologischen Geschlecht haben soll. Das ist postmoderner, postwissenschaftlicher Unsinn, und ist dort, wo z.B. die Rechte der kleinen, aber sehr lautstark auftretenden Anzahl von “Trans-Menschen” die Rechte der großen Mehrheit der “Cis-Menschen”[2] übertrumpfen sollen, zutiefst undemokratisch.

Auch für die Einschätzung dieses Themas in der (traditionellen[3] ) christichen Theologie ist diese Frage nicht besonders relevant: Die theologische Beurteilung von gesellschaftlichen Phänomenen und menschlichen Verhaltensweisen richtet sich weder nach der Genetik noch danach, ob etwas angeboren ist, sondern danach, was Gottes Wort, die Bibel, dazu sagt. Schließlich sagt die Bibel ganz klar, daß wir alle eine angeborene Neigung zur Sünde haben (Römer 3, 10-18[4]), die sich in verschiedenen Menschen unterschiedlich manifestiert. Trotzdem ist Sünde nie gerechtfertigt.

Ob und wie weit die Bibel eine vom biologischen Geschlecht abweichende Identität als Folge der gefallenen und deshalb sündhaften Natur des Menschen darstellt, darüber kann man natürlich diskutieren. Klar ist, daß die Bibel zwar Männer in Frauenkleidung (und umgekehrt) als “Greuel” bezeichnet (2. Mose 22,5[5]), aber weit mehr  Zeit und Worte dafür aufbringt, andere Verhaltensweisen und Einstellungen als Sünde, “Greuel” und “Frevel” zu verurteilen. Und wie hat es Jesus ausgedrückt? “Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein.”

(Das Bild oben auf dieser Seite ist ein Screenshot aus dem “Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache (DWDS) der Akademie der Wissenschaften Berlin-Brandenburg.)

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  1. Dr. Korte steht der Gender-Ideologie übrigens durchaus kritisch gegenüber, wie eine schnelle Google-Suche klar macht.[]
  2. Der Begriff Trans-(Männer, Frauen, Menschen) bezeichnet Menschen, deren empfundene Geschlechtsidentität (Gender) nicht mit ihrem biologischen Geschlecht übereinstimmt, im Gegensatz zu Cis-(Männern, Frauen, Menschen), Menschen, deren Geschlechtsidentität und biologisches Geschlecht übereinstimmen. Ergänzend dazu gibt es die Adjektive transgender und cisgender bzw eingedeutscht, transgeschlechtlich und  cisgeschlechtlich . Das sind Wort-Neuschöpfungen (spätes 20. Jahrhundert) auf der Basis der lateinischen Worte trans (jenseits von) und cis (diesseits von) sowie des englischen gender (grammatikalisches Geschlecht).[]
  3. Das ist eine Theologie, unabhängig von der Konfession, die davon ausgeht, daß die Bibel Gottes Selbstoffenbarung ist, deren lehrmäßige Aussagen auch heute noch maßgeblich sind für Theologie und Glauben.[]
  4. «Da ist keiner, der gerecht ist, auch nicht einer. Da ist keiner, der verständig ist; da ist keiner, der nach Gott fragt. Alle sind sie abgewichen und allesamt verdorben. Da ist keiner, der Gutes tut, auch nicht einer (Psalm 14,1-3). Ihr Rachen ist ein offenes Grab; mit ihren Zungen betrügen sie (Psalm 5,10), Otterngift ist unter ihren Lippen (Psalm 140,4); ihr Mund ist voll Fluchens und Bitterkeit (Psalm 10,7). Ihre Füße eilen, Blut zu vergießen; auf ihren Wegen ist lauter Zerstörung und Elend, und den Weg des Friedens kennen sie nicht (Jesaja 59,7-8). Es ist keine Gottesfurcht bei ihnen (Psalm 36,2).» Paulus zitiert hier verschiedene Stellen in der hebräischen Bibel (“Altes Testament”), welche die angeborene Neigung des Menschen zur Sünde beschreiben. Text aus der Lutherbibel 2017.[]
  5. «Eine Frau soll nicht Männersachen tragen, und ein Mann soll keine Frauenkleider anziehen; denn wer dies tut, der ist dem HERRN, deinem Gott, ein Greuel.» Text aus der Lutherbibel 2017.[]

Bre-Entry? Eher unwahrscheinlich …

Wolf Paul, 2024-06-22

DE / EN

Laut dem heutigen Daily Telegraph, „wird die Labour-Partei den Brexit rückgängig machen, wenn sie die Parlamentswahlen gewinnt, hat die britische Wirtschaftsministerin Kemi Badenoch gewarnt.“[1]

Als überzeugter Remainer[2] würde ich es begrüßen, wenn das gelingt, aber ich bin mir nicht sicher, ob dies mehr ist als Kemi Badenochs verzweifelter Versuch, die Wähler vor einer Labour-Regierung zu warnen. Ich denke, dass Keir Starmer, wenn er tatsächlich glaubt, dass er das schaffen würde, Hirngespinsten nachhängt.

Großbritannien trat 1973 der EU bei[3] und sicherte sich schließlich mehrere sehr günstige Zugeständnisse, wie einen großen Rabatt auf den finanziellen Beitrag des Landes zur Union[4]. Doch in den Jahren seitdem hat eine sehr lautstarke Fraktion von Euroskeptikern, hauptsächlich in der Konservativen Partei, immer wieder gegen die Mitgliedschaft agitiert, was in David Camerons unüberlegtem Brexit-Referendum 2016 und dem endgültigen Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU Anfang 2020 gipfelte.

Während der Brexit-Verhandlungen nahm Großbritannien weitgehend die Haltung ein, dass die EU die Briten mehr brauche als die Briten die Union, und forderte allerlei Mitgliedschaftsprivilegien, obwohl es austreten wollte. In den Jahren seitdem fordert Großbritannien immer wieder  Änderungen am Brexit-Austrittsabkommen – mit dem Ergebnis, dass viele in der EU, sowohl Politiker als auch Bürokraten, die Briten satt haben und nicht sehr daran interessiert sind, sie wieder in den Club aufzunehmen.

Da die Wiederaufnahme Großbritanniens in die Europäische Union sehr wahrscheinlich alle Phänomene der 47-jährigen britischen EU-Mitgliedschaft (d.h. lautstarke euroskeptische Agitation usw.) neu entfachen und früher oder später zu Brexit 2.0 führen würde, wird jeder Vorschlag eines Bre-Entry[5] in Brüssel auf wenig Begeisterung stoßen. Ich fürchte, es ist nichts als ein Hirngespinst.

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  1. Starmer will reverse Brexit, warns Badenoch[]
  2. Befürworter des britischen Verbleibs in der EU[]
  3. Mitgliedschaft des Vereinigten Königreichs in der EU[]
  4. Britenrabatt[]
  5. Britischer Wiedereintritt (Re-Entry) in die EU[]

Feindliche Übernahme: Mein Facebook-Konto wurde von Hackern geklaut!

Wolf Paul, 2024-06-12

Letzten Samstag wurde ich auf FB Messenger von einer Freundin aus England kontaktiert, die meinte, sie habe sich aus ihrem Facebook-Konto ausgesperrt und brauche Hilfe bei der Wiederherstellung. Ob ich für sie einen Autorisierungscode empfangen und weiterleiten könne? Um hilfreich zu sein, sagte ich: “Klar, aber sag mir, wie wir uns kennengelernt haben, damit ich sicher bin, dass du es wirklich bist und nicht irgendein Hacker.” Ihre Antwort war korrekt, also erhielt und leitete ich den Code weiter.

Dies war jedoch nicht wirklich meine Freundin, sondern der Hacker, der ihr Konto gekapert hatte und offensichtlich seine Hausaufgaben gemacht hatte, um meine Frage beantworten zu können. Der Autorisierungscode war nicht für das Konto meiner Freundin, sondern für meines. Der Hacker änderte sofort das Passwort und entfernte meine E-Mail und Telefonnummer aus dem Konto, sodass ich keine schnelle Möglichkeit mehr hatte, die Kontrolle zurückzuerlangen. Facebooks Wiederherstellungstools setzen alle voraus, dass man noch eine Möglichkeit hat, einen Einmalcode per E-Mail, SMS oder WhatsApp an eine mit dem Konto verknüpfte Adresse oder Telefonnummer zu erhalten, und das war leider alles weg.

Nun, ich muss zugeben: in gewisser Weise war das meine eigene Schuld. Ich sollte eigentlich ausreichend computer- und internetversiert sein, um nicht auf solche Betrügereien hereinzufallen. Als mildernde Umstände kann ich nur anführen, dass ich älter werde und wahrscheinlich seniler, dass es spät in der Nacht war und dass meine „Freundin“ meine Frage, wie wir uns kennengelernt haben, korrekt beantwortet hat. Aber außer dem Hacker kann ich nur mir selbst die Schuld geben.

Aber ich gebe Facebook die Schuld für ihren abgrundtief unzureichenden und ineffektiven Support. Es ist nicht nur unmöglich, tatsächlich mit einer Supportperson zu sprechen; wenn man einen solchen Vorfall meldet, scheint überhaupt nichts zu passieren. Ich habe dies über das Hilfecenter sowie per E-Mail an security@facebookmail.com gemeldet, und mehrere meiner Freunde haben das Konto ebenfalls als kompromittiert gemeldet. Vier Tage später ist das Konto immer noch aktiv und wird vom Hacker genutzt, um meine Freunde auf die gleiche Weise zu betrügen, wie ich betrogen wurde, und Facebook hat absolut nichts unternommen.

Ich habe ein neues Konto eingerichtet und einen Beitrag erstellt, in dem ich erklärte, was passiert war, und erhielt sofort Empfehlungen für Personen und Dienste, die mein Konto wiederherstellen könnten. Ich wählte einen aus, dessen Online-Präsenz ziemlich professionell aussah, und zahlte einen moderaten Betrag, um mein Konto wiederherzustellen. Dann brauchte er eine spezielle Software, die doppelt so viel kostete wie das, was ich bereits bezahlt hatte, und schließlich, als er behauptete, die Kontrolle über das Konto erlangt zu haben, verlangte er eine weitere, noch höhere Zahlung, bevor er mir die notwendigen Informationen zur Verfügung stellen würde, um auf das Konto zuzugreifen und es zu sichern. Dies überschritt nicht nur mein Budget, ich befürchtete auch, dass er mich mit einer Zahlung nach der anderen hinhalten würde. Also zog ich den Stecker, entschied mich, das bereits gezahlte Geld abzuschreiben, und gab das Konto auf. Aus meiner Sicht liegt der Ball jetzt bei Facebook: sie sind verantwortlich dafür, ihre Nutzer vor einem Betrüger zu schützen, über den sie informiert wurden.

Nichtsdestotrotz habe ich einen Freund, der das alte Konto noch sehen kann, gebeten, Screenshots der Freundesliste zu machen, und ich werde versuchen, so viele wie möglich zu warnen, dass mein altes Konto „Wolf N. Paul“ kompromittiert ist.

Mein neues Facebook-Konto ist „Wolf Paul“ (ohne das „N.“), und ich baue meine Freundesliste langsam wieder auf. Ich habe auch daran gedacht, Facebook ganz aufzugeben; aber es war so hilfreich dabei, den Kontakt zu Menschen wiederherzustellen, die ich aus den Augen verloren hatte, und ich möchte das nicht missen.

Was habe ich daraus gelernt?

  • Äußerst vorsichtig zu sein bei Anfragen, Menschen bei Authentifizierungsproblemen zu helfen; wenn Dir ein Authentifizierungscode gesendet wird, besteht eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass dieser für Dein Konto und nicht für jemand anderes ist.
  • Keine Unterstützung von Meta oder ihren Tochtergesellschaften zu erwarten; während sie offensichtlich in Form einer immer zunehmenden Flut von Werbung Geld an uns verdienen, berechnen sie uns nicht direkt für den Dienst und haben somit keine Verpflichtung uns gegenüber.
  • Niemals zustimmen, eine Zahlung bei PayPal als „für Familie und Freunde“ zu kennzeichnen statt „für Waren oder Dienstleistungen“ – bei letzterem kann man einen Streitfall eröffnen und das Geld zurückbekommen, wenn die versprochene Dienstleistung nicht erbracht wird, aber ersteres ist unwiederbringlich verloren.
  • Niemals wichtige Materialien (Fotos, Videos, Texte, Chats) in einem Online-Dienst wie Facebook, WhatsApp oder einem der Dienste von Google oder Microsoft zu speichern, ohne ein oder mehrere Backups offline oder in einem anderen Dienst zu haben.

Und jetzt geht das Leben weiter – online und offline.

Im Vergleich mit Anderen hatte ich eine wirklich privilegierte Kindheit

Wolf Paul, 2024-05-15

Ich lese gerade “Baptistland: A Memoir of Abuse, Betrayal, and Transformation” (“Baptistland: Memoiren von Missbrauch, Verrat und Transformation“) von Christa Brown, die als dritte von vier Mädchen in Farmers Branch, TX, in einer sehr dysfunktionalen Familie und der örtlichen Baptistengemeinde aufgewachsen ist. Christa wurde vom Jugendpastor der Kirche mißbraucht. Später hat sie herausgefunden, daß das in der Gemeindeleitung ein offenes Geheimnis war. Unten steht etwas mehr darüber.

Dieses Buch hat mir wieder einmal klar gemacht, wie privilegiert ich war, in einer überwiegend funktionalen Familie mit liebevollen Eltern, fünf Geschwistern und meistens ein oder zwei Hunden aufzuwachsen; und daß es während meiner Kindheit und Jugend in mehreren katholischen Pfarren niemals auch nur einen Hauch von Missbrauch durch Geistliche oder andere gab. Auch in der Schule habe ich nichts derartiges erlebt.

Sind diese Probleme auf die USA, die Southern Baptists, die Anglikanischen Kirchen, oder die Katholische Kirche beschränkt? Das glaube ich nicht, und ich glaube auch nicht, daß Österreich diesbezüglich eine “Insel der Seligen” ist, aber in unseren österreichischen Baptisten- und anderen freikirchlichen Gemeinden habe ich nicht einmal gerüchtehalber von derartigem, letztlich unbestraften Mißbrauch gehört. Das liegt vielleicht daran, daß die freikirchliche Szene hier wesentlich überschaubarer; daß wir Österreicher braver sind und weniger zur Sünde neigen, als die Amis, glaube ich eher nicht.

Ich nehme von diesem Buch (hab jetzt ca. ein Viertel gelesen) zwei wesentliche Dinge mit:

  1. Dankbarkeit, daß ich, wie schon gesagt in einer intakten, überwiegend funktionalen Familie aufgewachsen bin und auch Mißbrauch jeder Art ein Fremdwort für mich war, und
  2. Die Notwendigkeit wachsam zu sein, nicht nur im Gemeinde-Kontext, sondern überall, wo Kinder und Jugendliche möglicherweise in Gefahr sind, von Erwachsenen oder anderen Jugendlichen.

Hier ist etwas mehr Information über das Buch:

Seit Jahren ist Christa Brown eine beständige, entschlossene und fürsorgliche Stimme, die der Southern Baptist Convention die Wahrheit sagt – kürzlich wurde sie für ihre Arbeit als eine der „Top 10 Religion Newsmaker“ benannt.

In Baptistland, ihrem Bericht über den Missbrauch in ihrer texanischen Kindheitsgemeinde, deckt sie die Schäden des südlichen Patriarchats und des religiösen Fundamentalismus auf. Sie beschreibt, wie männliche religiöse Führer so sehr auf den Schutz der Institution konzentriert sind, dass sie die Sicherheit der Kinder opfern.

Doch Christa fand ihre Stimme und erhob sich über das Trauma, Gaslighting und andere Herausforderungen, um Anwältin am Berufungsgericht zu werden. Ihre unermüdliche Ehrlichkeit stieß viele Jahre lang auf taube Ohren. Aber nun erkennt die Welt das Wahrheitsreden als kraftvolles Zeugnis der Liebe an.

Christa Browns Botschaft in “Baptistland: A Memoir of Abuse, Betrayal, and Transformation” muss gehört werden – eine Geschichte der Hoffnung, die sich zu weitreichenden Auswirkungen entwickelt.

Führende Persönlichkeiten und Überlebende, über die wir bei The Roys Report berichtet haben, loben dieses Buch. Meine Freundin und Bestsellerautorin Karen Swallow Prior schreibt: „Baptistland wird dich zum Weinen bringen. Es wird dich wütend machen. Es wird dein Herz brechen. Es wird dir die Augen öffnen.“

Dr. Prior fügt hinzu: „Jeder Southern Baptist muss diese Geschichte lesen, und jeder Southern Baptist Führer muss sich für das, was sie offenbart, verantworten.“

Dee Parsons von The Wartburg Watch, das Missbrauchsgeschichten in Kirchen beleuchtet, sagte, sie sei zunächst von Christas Bericht über „emotionalen und physischen Missbrauch“ überwältigt gewesen. Dann wurde Christa „die bekannteste Fürsprecherin für Veränderungen im Umgang der SBC mit sexuellem Missbrauch. Sie blieb standhaft, triumphierte und inspirierte mich“, sagte Parsons.

Und David Clohessy, ehemaliger Geschäftsführer des Survivor’s Network of those Abused by Priests, nennt Baptistland „ein erschütterndes, aber inspirierendes Memoir und einen dringend benötigten Leitfaden für alle, die versuchen, korrupte Institutionen aufzudecken.“

Hier gibt es das Buch bei Amazon, hier bei Thalia in Österreich und Deutschland, sowie bei Buchhaus Schweiz. (Außer in der Schweiz auch als eBook)

(Dieser Text stammt aus einem Newsletter von The Roys Report, einem Nachrichtendienst, der sich für Ehrlichkeit und Tranzparenz bei Mißständen in evangelikalen Kirchen und Gemeinden einsetzt.)

 
 

Johannes Hartl am Muttertag

Wolf Paul, 2024-05-12

Johannes Hartl vom Gebetshaus Augsburg schreibt aus Anlaß des diesjährigen Muttertags:[1]

Sorry, wenn ich Euch die Stimmung verderbe, aber der #Muttertag kann für manche auch sehr schmerzhafte Erinnerungen wecken. Wer meine Beiträge liest, weiß, dass ich den Wert gesunder Elternschaft extrem hochhalten will. Doch heute geht es um das Gegenteil. Bin auf Eure Gedanken gespannt. Und wie immer: Ja natürlich manipulieren Männer und Frauen, Väter und Mütter beide und gibt es keine Regel ohne Ausnahme und soll nichts und niemand pauschalisiert werden. Dennoch gibt es das von mir beschriebene Phänomen. Oder was denkt Ihr?

Quelle: Facebook Beitrag von Johannes Hartl

Ich bin Gott unendlich dankbar dafür, daß ich eine Mutter hatte, Irmtraut Paul, die gut zu mir — zu allen von uns sechs Kindern — war, weil auch sie eine gute Mutter hatte und in einer liebevollen Famlie (mit zehn Kindern — wie auch wir mit sechs Kindern sterotypisch katholisch 🙂 ) aufgewachsen ist. Sie ist seit 13 Jahren verstorben und bei Gott geborgen, aber ich vermisse sie immer noch hin und wieder.

Und weil wir in unserer Familie Vatertag nicht feiern,[2] hier noch ein Tribut an meinen Vater, Walter Paul, der vor 31 Jahren verstorben ist: er war ein guter, wenn auch nicht vollkommener Vater, und auch ihn vermisse ich auch nach all den Jahren immer wieder.

 

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  1. Ich wollte das eigentlich bereits am Sonntag veröffentlichen, aber das Einholen der Genehmigung hat verständlicherweise etwas Zeit in Anspruch genommen.[]
  2. Mein Vater hat den Vatertag immer nur für einen Werbegag gehalten, eine Gelegenheit, “männliche” Geschenke zu verkaufen, und ich habe diese Einschätzung übernommen[]

Die Zweistaatenlösung ist keine

Wolf Paul, 2024-03-22

Die Obsession vieler internationaler Politiker mit einer Zweistaatenlösung in Nahost ist größtenteils von zynischer, innenpolitischer Schadensbegrenzung motiviert. Als Lösung ist die Zweistaatenlösung eine Totgeburt.

Ich bin sehr pessimistisch, was die Einstellung der meisten Politiker zu militärischen Konflikten und politischen oder anderen Krisen im jeweiligen Ausland anlangt:

Sie machen Lösungsvorschläge, die zwar keine langfristige Lösung bringen, die aber zeigen sollen, daß sie (die Politiker) nicht untätig sind und die vielleicht eine kurzfristige Entspannung bringen, damit die schrecklichen Bilder von den Fernsehschirmen der Wähler verschwinden und möglichst keine innenpolitischen Probleme produzieren. Ob diese “Lösungen” langfristig taugen, oder ob sie die Situation auf längere Sicht sogar noch verschlimmern, ist nicht so wichtig, denn bis dahin bin ich schon lang nicht mehr im Amt und es mögen andere sich den Kopf darüber zerbrechen.

Wir sehen dies an der Einstellung vieler Politiker und Regierungen zum aktuellen Konflikt in Gaza und ihren Lösungsvorschlägen:

Abgesehen von den absolut notwendigen kurzfristigen Maßnahmen zur Abwendung einer Hungerkatastrophe (und deren Verzögerung primär Israel in die Schuhe geschoben wird, obwohl die – durchaus bekannten – Fakten etwas anderes belegen[1], pushen fast alle wichtigen internationalen Akteure (USA, EU, UN, etc) die sogenannte „Zweistaatenlösung“, die den Palästinensern ihren eigenen Staat (in Gaza und im „Westjordanland“) geben würde.  Das Ganze hat nur einen gravierenden Nachteil, der die Umsetzung von vornherein torpedieren wird:

Die „Zweistaatenlösung“ wird sowohl von der israelischen als auch von der palästinensischen Bevölkerung mehrheitlich (mit jeweils über 70%) abgelehnt — dies laut aktuellen Umfragen jeweils von israelischen und palästinensischen Meinungsforschern.

Palästinensische Führer wiederholen fast gebetsmühlenartig den angeblichen Auftrag des Propheten, die Juden zu vernichten sowie ihren Anspruch auf das Land „vom Strom zum Meer“ – allerdings nur in arabischen Sendern, dem Westen vermittelt man ein anderes Bild. Laut einer aktuellen Umfrage – von palästinensischen Meinungsforschern – finden 73% der Bevölkerung von Gaza das Massaker vom 7. Oktober gut und richtig – trotz des immensen Leides, das es über sie gebracht hat[2].

Die israelische Bevölkerung war in den 1990er Jahren mehrheitlich für eine Zweistaatenlösung; die palästinensische Weigerung, Israels Existenzrecht anzuerkennen, sowie rund 30 Jahre Dauerbeschuß israelischer Dörfer und Städte sowie unzähliger anderer Terroranschläge mit dem Höhepunkt am 7. Oktober hat diese Zustimmung in Ablehnung umgewandelt: Das Vertrauen der Israelis jeder politischen Couleur, daß es mit einem Palästinenserstaat ein einigermaßen friedliches Mit- oder auch nur Nebeneinander geben könnte, ist praktisch auf dem Nullpunkt. Eine Umfrage vom Februar ergab, dass 44 % der Israelis glauben, dass der Terrorismus zunehmen würde, sollte ein palästinensischer Staat verwirklicht werden; in einer Umfrage Anfang dieses Monats stimmten 79% der jüdischen Israelis und 39% der arabischen Israelis der Aussage zu, „Es gibt keine Chance auf ein Friedensabkommen mit den Palästinensern in absehbarer Zukunft.“ Nach dem 7. Oktober wird eine Zweistaatenlösung als Belohnung für den Terrorismus gesehen.

Die Obsession vieler internationaler Politiker mit einer Zweistaatenlösung widerspricht eindeutig dem Willen der israelischen Öffentlichkeit und entspricht ganz sicher auch nicht dem, was die Palästinenser wollen. Es ist primär motiviert von einem zynischen Wunsch nach innenpolitischer Schadensbegrenzung[3].

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  1. Israel’s Position ist eindeutig und gerechtfertigt: Waffenstillstand und damit einfachere Versorgung im Gegenzug für die Freilassung der Geiseln vom 7. Oktober; die Hamas hat bisher ein permanentes Ende der Kampfhandlungen verlangt; da scheint sich inzwischen etwas zu bewegen.  Die Schuldzuweisungen an Israel scheinen außerdem generell de rigeur: Obwohl es ein offenes Geheimnis ist, daß die Hamas ihre Terrorinfrastruktur in Zivileinrichtungen und Wohngebieten “einbettet”, und die Zivilbevölkerung teilweise daran hindert, sich in Sicherheit zu bringen, um die dadurch unvermeidbaren zivilen Opfer propagandistisch zu nutzen, und daß sich die Hamas einen Gutteil der internationalen Hilfszahlungen und -lieferungen unter den Nagel reißt, um damit aufzurüsten und ihre Kämpfer zu versorgen, und obwohl die Zivilopferzahlen, so wie sie vom Gesundheitsministerium in Gaza täglich veröffentlicht werden, statistisch unmöglich und daher unwahrscheinlich sind (schließlich ist das Gesundheitsministerium, wie das ganze offizielle Gaza, in den Händen der Hamas), wird alles was von dort kommt von den meisten internationalen Medien und Politikern für bare Münze genommen und Israel die Schuld am Leiden der Zivilbevölkerung gegeben.[]
  2. Nachdem aus palästinensischer Sicht am 7. Oktober letztlich nur das getan wurde, was ihnen der Prophet aufgetragen hat (nämlich Juden töten), sehen sie den israelischen Gegenschlag natürlich als völlig ungerechtfertigt.[]
  3. Aktuell in den USA, geht es um die Begrenzung von Stimmenverlusten bei der Präsidentenwahl im November ’24.[]

Sebastian Kurz: Nicht nur ein ÖVP-Problem

Wolf Paul, 2024-02-25

Aus Anlaß des Kurz-Schuldspruchs:

Ich habe Sebastian Kurz fast von Anfang an kritisch gesehen, vor allem wegen seiner Flüchtlingspolitik, aber auch z.B. wegen seiner Coup-artigen Machtübernahme in der ÖVP und Umfärbung derselben. Trotzdem empfand ich die ganzen, letztlich auf die Ibiza-Affaire um HC Strache zurückgehenden, Untersuchungsausschüsse, sowie auch die daraus folgenden Anklagen vor Gericht, als nahe dran an einer heuchlerischen, politisch motivierten Hetzjagd, die das politische Klima in Österreich nachhaltig beschädigt hat und letztlich nur der FPÖ um Herbert Kickl (der gefährlicher ist, als sowohl Haider als auch Strache waren) nützt.

Warum sage ich das?

Weil, unbeschadet der Faktenlage, die Oppositionsparteien und ihre Politiker so tun, als wäre dieser ganze Sumpf von Freunderlwirtschaft und Einflußnahme ein reines ÖVP-Problem, welches man dem politischen Gegner noch lange unter die Nase reiben kann. In Wirklichkeit ist es in allen Parteien und allem Ländern gang und gäbe, daß diejenigen, die an der Macht sind, bei Postenbestellungen usw. ihre eigenen Leute bevorzugen und auch persönliche Vorteile aus ihrer Machtposition ziehen.

Es ist daher zwar gut und richtig, daß ungesetzliches Verhalten geeahndet wird; aber der pseudo-moralisch erhobene Zeigefinger, ob er nun rot, pink, grün, oder blau ist, ist fehl am Platz.

Es ist höchste Zeit, daß die ÖVP den türkisen, populistischen Kurs verläßt und wieder zu ihren schwarzen, christdemokratisch/christlich-sozialen Wurzeln zurückfindet, und daß die demokratischen Kräfte im Land wieder zu einander und zu einen Umgangston miteinander finden, der eine Zusammenarbeit zum Wohl unseres Landes ermöglicht.

Sonst heißt es demnächst tatsächlich: Kickl ante portas.

Wien: Transitverkehr != Pendlerverkehr

Wolf Paul, 2024-02-08

profil berichtet über verkehrspolitische Pläne und Maßnahmen in Wien und im Wiener Umland.

  1. Dies stößt beim Verkehrsclub Österreich (VCÖ)[1] nur teilweise auf Zustimmung:

Lieber VCÖ, der Pendlerverkehr und der Transitverkehr sind nicht das gleiche.

Den Pendlerverkehr kann man sicher teilweise durch Öffi-Ausbau zum Umstieg auf Bus-Bim-Bahn bewegen; der Transitverkehr (d.h. alle, die Wien nur durch- oder umfahren wollen, wird trotzdem über die Nord- und Praterbrücke und weiter über Gürtel und Südosttangente in und durch die Stadt rollen, wenn es keine ausreichenden Umfahrungsmöglichkeiten gibt. Dafür ist der Lobautunnel (oder eine entsprechende Brücke) notwendig.

Wenn diese Umfahrungsmöglichkeiten weit genug außerhalb liegen und keine Öffi-Anbindung oder Park-and-Ride Anlagen bieten, sind sie für den Pendlerverkehr ziemlich uninteressant.


Titselbild: © OpenStreetMap

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  1. Aus der Selbstdarstellung des VCÖ: Der VCÖ – Mobilität mit Zukunft ist eine auf Mobilität und Transport spezialisierte, gemeinwohlorientierte Organisation. Ziel des VCÖ ist ein ökologisch verträgliches, ökonomisch effizientes und sozial gerechtes Verkehrssystem. Eine intakte Umwelt als Lebensgrundlage auch für zukünftige Generationen ist dem VCÖ ein zentrales Anliegen.[]

Politik oder Gott – wem vertrauen wir?

Wolf Paul, 2024-01-21

Ein Gastbeitrag von James Kushiner
 
„So wird mein Wort sein, das aus meinem Munde hervorgeht:
es wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es wird vollbringen,
was mir gefällt, und es wird gedeihen
in dem, wozu ich es gesandt habe.“
 
Die Zukunft ist das einzige in unserem Blickfeld, das zu verändern noch in unserer Macht steht. So wird die Gegenwart von Plänen für und Versprechen über „die Zukunft“ dominiert.
 
Das ist alles Wasser auf die Mühlen der Rhetorik, die in einem weiteren Wahljahr in den USA dominieren wird, das offiziell am vergangenen Montag begann, genauso wie in anderen Ländern  wo dieses Jahr Wahlen anstehen. Kandidaten sprechen darüber, was sie in der Zukunft tun werden, um die Dinge zum Besseren zu wenden. Das einzige Problem ist, dass sie selten ihre Versprechen einhalten können.
 
Das hält sie nicht von Versprechen und Vorhersagen ab. Einige der Vorhersagen sind auch darüber, was passieren wird, wenn stattdessen der politische Gegner gewählt wird. Manchmal glaubt ein Kandidat wirklich, dass er Kriminalität stoppen und die Steuern senken kann. Zu anderen Zeiten wird ein Kandidat einfach sagen, was er denkt, um gewählt zu werden, und dann, einmal an der Macht, tun, was er will, ohne sich an sein früheres Skript zu halten.
 
Mit anderen Worten, „Setze nicht dein Vertrauen in Fürsten, in Menschenkinder, in denen keine Rettung ist.“ Selbst der beste, ehrlichste und weiseste Kandidat kann die Zukunft nicht kontrollieren. Und jeder Präsident, jeder Regierungschef kann sich (und sein Land) in Umständen wiederfinden, die nicht zuvor erwartet oder vorbereitet wurden (z.B. George W. Bush am 11. September oder Benjamin Netanyahu am 7. Oktober). Wir können die Zukunft nicht vorhersagen – es sei denn, wir sind ein Prophet.
 
Unser Verständnis der Zukunft ist illusorisch, es sei denn, wir basieren es auf dem Wort Gottes. Damit meine ich nicht nur, dass Gott allein das letzte Wort hat, sondern dass er sich auch klar darüber gezeigt hat, was in der Zukunft geschehen wird, im Gegensatz zu den Menschenkindern und im Gegensatz zu ihrem Feind, dem Teufel, der über die Zukunft lügt, um uns zu täuschen.
 
Der Feind sagte zu Eva: „Du wirst gewiss nicht sterben“, wenn die verbotene Frucht gegessen wird, und „du wirst wie Gott sein, und Gut und Böse erkennen.“ Ein Vorschlag wurde mit einer Zusicherung gemacht. Nun, der Mensch kennt, gewissermaßen, Gut und Böse, da er sie erlebt, aber sicherlich weiß er nicht, was er mit dem Bösen anfangen soll oder wie er es zu unserer Zufriedenheit erklären soll.
 
Gott hingegen hat dem Menschen von Genesis an klar angekündigt, was Er tun wird und was die Konsequenzen für den Menschen, für die Taten des Menschen, sein werden. Zu Adam und Eva erklärte Er: „An dem Tag, an dem du von [dem Baum der Erkenntnis] isst, wirst du sicherlich sterben.“
 
Vor dem Sündenfall musste Gott der Menschheit keine Versprechen machen; nur Gebote: „Seid fruchtbar und vermehrt euch… Ich habe euch jede grüne Pflanze zur Nahrung gegeben.“ Es war alles „sehr gut“.
 
Aber nach dem Ungehorsam begann Gott, für den Menschen, der sich von Gott abgeschnitten hatte wie ein Astronaut, der in den tiefen und tödlichen Weltraum abdriftet, eine Lebenslinie zu weben. Gott begann davon zu sprechen, was Er in der Zukunft tun würde; Er machte Versprechen in Form von Bündnissen. „Ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau… ihr Nachkomme… wird dir den Kopf zertreten.“
 
Er machte Versprechen an Abraham, Isaak und Jakob; versprach ein Szepter für Juda; versprach Moses Befreiung aus Ägypten und einen Herrscher aus der Linie Davids, um uns zu erlösen und zu retten. In allen Fällen ist Gott in der Lage, den Startschuss abzugeben, es geschehen zu lassen und die Menschheit aus den Kiefern des Todes zu bergen.
 
Wir haben die Wahl: unser vollstes Vertrauen in Gott zu setzen, oder in Mammon; in den Herrn oder in die Herrscher der Erde. Gott hat verkündet, dass das Ende der Illusionen der Menschen kommen wird und keiner ihrer Pläne Bestand haben wird, während das Reich dieser Welt zum Reich Christi werden wird.
 
Der moderne Mensch verunglimpft das alles als Luftschlösser-Religion. Vielleicht hat er es rückwärts: Politik ist Luftschlösser-Optimismus. Gott hält, was Er verspricht. Er hat seine Absichten nicht verborgen. Er warnte Israel, dass sie im Land leiden würden, wenn sie die Gebote nicht halten würden. Dass sie ins Exil gehen würden. Der Herr sagte, dass nicht ein Stein des Tempels auf dem anderen bleiben und alles weggefegt werden würde. Er sagte, und wir bekennen, dass er wiederkommen wird in Herrlichkeit, um die Lebenden und die Toten zu richten, dass sein Reich kein Ende haben wird. Das ist unser Anker.
 
Wem wirst du glauben? Vertrauen? Jesus sagte, er würde seine Kirche bauen. Das hat Er getan. Sie kämpft, wenn sie ungläubig und sündig ist (wie gewarnt), und leuchtet auf, wenn sie dem Wort und den Geboten Gottes treu ist. Kein anderer Herrscher kann einen solchen Einfluss auf die Welt beanspruchen, und Christus ist noch nicht fertig. Er kommt, um reinen Tisch zu machen und dem Teufel und seinen Werken ein endgültiges Ende zu setzen.
 
Das ist die einzig richtige Seite der Geschichte, auf der man stehen kann.
 

James Kushiner ist Verlagsdirektor für for Touchstone Magazine — A Journal of Mere Christianity.

Dieser Artikel stammt aus dem E-Mail Newsletter von First Things für seine Abonnenten, vom 20. Januar 2024.

Copyright © 2024 by James Kushiner and Fellowship of St. James. Used by permission.

Übersetzung: Wolf Paul