Die häufigste Ursache für Spaltungen?

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Die Karfreitagspredigt von P. Raniero Cantalamessa O.F.M.Cap., dem Prediger des Päpstlichen Hauses, richtete sich naturgemäß an Katholiken. Einiges was P. Raniero darin sagt, kann allerdings auch uns evangelikale Christen zum Nachdenken darüber anregen, wie wir miteinander, vor allem bei unterschiedlichen Meinungen zu weltlichen Themen, umgehen:

Was ist die häufigste Ursache für Spaltungen unter Katholiken? Es ist nicht das Dogma, es sind nicht die Sakramente und die Ämter: alles Dinge, die wir durch die einzigartige Gnade Gottes unversehrt und einstimmig bewahren. Nein,es ist die politische Option, wenn sie die religiöse und kirchliche ablöst und eine Ideologie vertritt. Dies ist der eigentliche Faktor der Spaltung in bestimmten Teilen der Welt, auch wenn er verschwiegen oder verächtlich geleugnet wird. Dies ist eine Sünde, im wahrsten Sinne des Wortes. Es bedeutet, dass das „Reich dieser Welt” im eigenen Herzen wichtiger geworden ist als das Reich Gottes.

Ich glaube, dass wir alle aufgerufen sind, diesbezüglich eine ernsthafte Gewissensprüfung vorzunehmen und uns zu bekehren. Denn das ist schlechthin das Werk dessen, dessen Name „diabolos” ist, d.h. der Spalter, der Feind, der Unkraut sät, wie Jesus ihn in seinem Gleichnis definiert (vgl. Mt 13,25).

Wir müssen aus dem Evangelium und aus dem Beispiel Jesu lernen. Um ihn herum gab es eine starke politische Polarisierung. Es gab vier Parteien: die Pharisäer, die Sadduzäer, die Herodianer und die Zeloten. Jesus ergriff für keinen von ihnen Partei und widerstand energisch den Versuchen, ihn auf die eine oder andere Seite zu ziehen. Die frühe christliche Gemeinde folgte ihm in dieser Wahl treu. Dies ist ein Beispiel vor allem für Hirten, die sich um die ganze Herde kümmern, nicht nur um einen Teil davon. Sie sind daher die ersten, die eine ernsthafte Gewissensprüfung vornehmen und sich fragen müssen, wohin sie ihre Herde führen: ob auf die eigene Seite oder auf die Seite Jesu. Das Zweite Vatikanische Konzil vertraut vor allem den Laien die Aufgabe an, die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Erwägungen des Evangeliums in Entscheidungen zu übersetzen, die auch anders ausfallen können, sofern sie immer respektvoll gegenüber den anderen und friedvoll sind.

Dieses Problem, daß Christen eine politische Ideologie oder Meinung so wichtig wird, daß sie darüber den geschwisterlichen Umgang mit anderen Christen vergessen, gibt es nicht nur unter Katholiken, sondern auch unter uns Evangelikalen.

Auch bei uns sollten sich die Hirten (das ist es nämlich, was “Pastor” bedeutet) um die ganze Herde kümmern, und sich daher aus politischen Kontroversen möglichst heraushalten; auch bei uns gilt (wenn auch nicht vom Zweiten Vatikanum aus), daß wir, als Christen und Staatsbürger, die Aufgabe haben, die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Erwägungen des Evangeliums in Entscheidungen zu übersetzen, die auch unterschiedlich ausfallen können, sofern sie immer respektvoll gegenüber den anderen und friedvoll sind.

Wie wichtig es ist, daß wir daran erinnert werden, ist in den letzten Jahren, in den politischen Kontroversen in verschiedenen Ländern (Trump, Brexit, Ausländer- und Flüchtlingspolitik), aber auch in den Reaktionen auf die Covid-Pandemie und die damit verbundenen Restriktionen klar sichtbar geworden.

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