Wien: Transitverkehr != Pendlerverkehr

Wolf Paul, 2024-02-08

profil berichtet über verkehrspolitische Pläne und Maßnahmen in Wien und im Wiener Umland.

  1. Dies stößt beim Verkehrsclub Österreich (VCÖ)[1] nur teilweise auf Zustimmung:

Lieber VCÖ, der Pendlerverkehr und der Transitverkehr sind nicht das gleiche.

Den Pendlerverkehr kann man sicher teilweise durch Öffi-Ausbau zum Umstieg auf Bus-Bim-Bahn bewegen; der Transitverkehr (d.h. alle, die Wien nur durch- oder umfahren wollen, wird trotzdem über die Nord- und Praterbrücke und weiter über Gürtel und Südosttangente in und durch die Stadt rollen, wenn es keine ausreichenden Umfahrungsmöglichkeiten gibt. Dafür ist der Lobautunnel (oder eine entsprechende Brücke) notwendig.

Wenn diese Umfahrungsmöglichkeiten weit genug außerhalb liegen und keine Öffi-Anbindung oder Park-and-Ride Anlagen bieten, sind sie für den Pendlerverkehr ziemlich uninteressant.


Titselbild: © OpenStreetMap

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  1. Aus der Selbstdarstellung des VCÖ: Der VCÖ – Mobilität mit Zukunft ist eine auf Mobilität und Transport spezialisierte, gemeinwohlorientierte Organisation. Ziel des VCÖ ist ein ökologisch verträgliches, ökonomisch effizientes und sozial gerechtes Verkehrssystem. Eine intakte Umwelt als Lebensgrundlage auch für zukünftige Generationen ist dem VCÖ ein zentrales Anliegen.[]

Politik oder Gott – wem vertrauen wir?

Wolf Paul, 2024-01-21

Ein Gastbeitrag von James Kushiner
 
„So wird mein Wort sein, das aus meinem Munde hervorgeht:
es wird nicht leer zu mir zurückkehren, sondern es wird vollbringen,
was mir gefällt, und es wird gedeihen
in dem, wozu ich es gesandt habe.“
 
Die Zukunft ist das einzige in unserem Blickfeld, das zu verändern noch in unserer Macht steht. So wird die Gegenwart von Plänen für und Versprechen über „die Zukunft“ dominiert.
 
Das ist alles Wasser auf die Mühlen der Rhetorik, die in einem weiteren Wahljahr in den USA dominieren wird, das offiziell am vergangenen Montag begann, genauso wie in anderen Ländern  wo dieses Jahr Wahlen anstehen. Kandidaten sprechen darüber, was sie in der Zukunft tun werden, um die Dinge zum Besseren zu wenden. Das einzige Problem ist, dass sie selten ihre Versprechen einhalten können.
 
Das hält sie nicht von Versprechen und Vorhersagen ab. Einige der Vorhersagen sind auch darüber, was passieren wird, wenn stattdessen der politische Gegner gewählt wird. Manchmal glaubt ein Kandidat wirklich, dass er Kriminalität stoppen und die Steuern senken kann. Zu anderen Zeiten wird ein Kandidat einfach sagen, was er denkt, um gewählt zu werden, und dann, einmal an der Macht, tun, was er will, ohne sich an sein früheres Skript zu halten.
 
Mit anderen Worten, „Setze nicht dein Vertrauen in Fürsten, in Menschenkinder, in denen keine Rettung ist.“ Selbst der beste, ehrlichste und weiseste Kandidat kann die Zukunft nicht kontrollieren. Und jeder Präsident, jeder Regierungschef kann sich (und sein Land) in Umständen wiederfinden, die nicht zuvor erwartet oder vorbereitet wurden (z.B. George W. Bush am 11. September oder Benjamin Netanyahu am 7. Oktober). Wir können die Zukunft nicht vorhersagen – es sei denn, wir sind ein Prophet.
 
Unser Verständnis der Zukunft ist illusorisch, es sei denn, wir basieren es auf dem Wort Gottes. Damit meine ich nicht nur, dass Gott allein das letzte Wort hat, sondern dass er sich auch klar darüber gezeigt hat, was in der Zukunft geschehen wird, im Gegensatz zu den Menschenkindern und im Gegensatz zu ihrem Feind, dem Teufel, der über die Zukunft lügt, um uns zu täuschen.
 
Der Feind sagte zu Eva: „Du wirst gewiss nicht sterben“, wenn die verbotene Frucht gegessen wird, und „du wirst wie Gott sein, und Gut und Böse erkennen.“ Ein Vorschlag wurde mit einer Zusicherung gemacht. Nun, der Mensch kennt, gewissermaßen, Gut und Böse, da er sie erlebt, aber sicherlich weiß er nicht, was er mit dem Bösen anfangen soll oder wie er es zu unserer Zufriedenheit erklären soll.
 
Gott hingegen hat dem Menschen von Genesis an klar angekündigt, was Er tun wird und was die Konsequenzen für den Menschen, für die Taten des Menschen, sein werden. Zu Adam und Eva erklärte Er: „An dem Tag, an dem du von [dem Baum der Erkenntnis] isst, wirst du sicherlich sterben.“
 
Vor dem Sündenfall musste Gott der Menschheit keine Versprechen machen; nur Gebote: „Seid fruchtbar und vermehrt euch… Ich habe euch jede grüne Pflanze zur Nahrung gegeben.“ Es war alles „sehr gut“.
 
Aber nach dem Ungehorsam begann Gott, für den Menschen, der sich von Gott abgeschnitten hatte wie ein Astronaut, der in den tiefen und tödlichen Weltraum abdriftet, eine Lebenslinie zu weben. Gott begann davon zu sprechen, was Er in der Zukunft tun würde; Er machte Versprechen in Form von Bündnissen. „Ich werde Feindschaft setzen zwischen dir und der Frau… ihr Nachkomme… wird dir den Kopf zertreten.“
 
Er machte Versprechen an Abraham, Isaak und Jakob; versprach ein Szepter für Juda; versprach Moses Befreiung aus Ägypten und einen Herrscher aus der Linie Davids, um uns zu erlösen und zu retten. In allen Fällen ist Gott in der Lage, den Startschuss abzugeben, es geschehen zu lassen und die Menschheit aus den Kiefern des Todes zu bergen.
 
Wir haben die Wahl: unser vollstes Vertrauen in Gott zu setzen, oder in Mammon; in den Herrn oder in die Herrscher der Erde. Gott hat verkündet, dass das Ende der Illusionen der Menschen kommen wird und keiner ihrer Pläne Bestand haben wird, während das Reich dieser Welt zum Reich Christi werden wird.
 
Der moderne Mensch verunglimpft das alles als Luftschlösser-Religion. Vielleicht hat er es rückwärts: Politik ist Luftschlösser-Optimismus. Gott hält, was Er verspricht. Er hat seine Absichten nicht verborgen. Er warnte Israel, dass sie im Land leiden würden, wenn sie die Gebote nicht halten würden. Dass sie ins Exil gehen würden. Der Herr sagte, dass nicht ein Stein des Tempels auf dem anderen bleiben und alles weggefegt werden würde. Er sagte, und wir bekennen, dass er wiederkommen wird in Herrlichkeit, um die Lebenden und die Toten zu richten, dass sein Reich kein Ende haben wird. Das ist unser Anker.
 
Wem wirst du glauben? Vertrauen? Jesus sagte, er würde seine Kirche bauen. Das hat Er getan. Sie kämpft, wenn sie ungläubig und sündig ist (wie gewarnt), und leuchtet auf, wenn sie dem Wort und den Geboten Gottes treu ist. Kein anderer Herrscher kann einen solchen Einfluss auf die Welt beanspruchen, und Christus ist noch nicht fertig. Er kommt, um reinen Tisch zu machen und dem Teufel und seinen Werken ein endgültiges Ende zu setzen.
 
Das ist die einzig richtige Seite der Geschichte, auf der man stehen kann.
 

James Kushiner ist Verlagsdirektor für for Touchstone Magazine — A Journal of Mere Christianity.

Dieser Artikel stammt aus dem E-Mail Newsletter von First Things für seine Abonnenten, vom 20. Januar 2024.

Copyright © 2024 by James Kushiner and Fellowship of St. James. Used by permission.

Übersetzung: Wolf Paul

Politics or God — Whom do we trust?

Wolf Paul,

A guest post by James Kushiner of Touchstone Magazine

“So shall my word be that goeth forth out of my mouth:
it shall not return unto me void, but it shall accomplish
that which I please, and it shall prosper
in the thing whereto I sent it.

The future is the only thing in man’s field of vision that appears enticingly within his power to shape. So the present is dominated by plans for and promises about “the future.”

This is all grist for the rhetoric that will dominate media in another election year in the U.S. (where it officially began this past Monday) as well as in other countries. Candidates talk about what they will do in the future to change things for the better. The only problem is they can rarely deliver on their promises.

This does not stop the promises and predictions. Some of the predictions are also of what will happen if one’s political opponent is elected instead. Sometimes a candidate really believes he will be able to stop crime and lower taxes. At other times, a candidate will just say what he thinks he needs to say to get elected, and then, once in power, do what he wants, not keeping to his previous script.

In other words, “Put not your trust in princes, in the sons of men in whom there is no salvation.” Even the best, honest, and wisest candidate cannot control the future. And any president or prime minister may find himself (and his country) in circumstances not previously envisioned or prepared for (e.g., George W. Bush on 9/11 or Benjamin Netanyahu on Oct. 7). We cannot announce the future—unless we are a prophet.

Our grasp of the future is illusory, unless we base it on the Word of God. By that I mean recognizing not only that God alone has the final say, but that he has also shown himself to be clear about what will happen in the future, unlike the sons of men and unlike their adversary, the devil, who lies about the future to deceive us.

The adversary told Eve “you will surely not die” if the forbidden fruit was eaten, and “you will be like God, knowing good and evil.” A proposal was made with an assurance. Well, Man does, sort of, know good and evil in that he experiences them, but surely does not know what to make of evil or how to explain it to our satisfaction.

God, on the other hand, from Genesis on, clearly announced to man what he will do and what the consequences will be for man for the deeds man does. To Adam and Eve, he declared, “In the day the you eat of [the tree of knowledge] you shall surely die.”

Prior to the Fall, God needed to make no promise to mankind; only directives: “Be fruitful and multiply…I have given you every green plan for food.” It was all “very good.”

But after the disobedience, God began weaving a lifeline for man, who had severed himself from God like an astronaut drifting off into deep and deadly space. God began to speak of what he would do in the future; he made promises, in the form of covenants. “I will put enmity between you and the woman…her offspring…shall bruise your head.”

He made promises to Abraham, Isaac, and Jacob; promised a scepter to Judah; promised deliverance from Egypt to Moses, and a ruler of the line of David to redeem and save us. In all cases, God is able to call the shot, make it happen, and retrieve mankind from the jaws of death.

We have a choice: to place full confidence in God or mammon; in the Lord or the rulers of the earth. God has announced that the end of men’s delusions will come and none of their schemes will abide, while the kingdom of this world will become the kingdom of Christ.

Modern man denigrates all this as “pie-in-the-sky” religion. Perhaps he has it backwards: politics is pie-in-the-sky optimism. God delivers. He has not hidden his purposes. He warned Israel that they would suffer in the Land if they did not keep the commandments. That they would be exiled. The Lord said not one stone of the Temple would remain on another and all would be swept away. He said, and we confess, that he will come again with glory to judge the living and the dead, that his kingdom shall have no end. That is our anchor.

Who are you going to believe? Trust? Jesus said he would build his church. He did that. It struggles when it is faithless and sins (as warned), and shines when faithful to the Word and commandments of God. No other ruler can claim such an influence on the world, and Christ is not done yet. He is coming to clean house and make a final end to the devil and his works.

That’s the only right side of history to be on.


James Kushiner is Director of Publications for Touchstone Magazine — A Journal of Mere Christianity.

This article was first published in First Things’ e-mail newsletter for subscribers, on Jan. 20, 2024.

Copyright C 2024 by James Kushiner and Fellowship of St. James. Used by permission.

Christian Ministry vs Christian Church

Wolf Paul, 2024-01-19

In conversation with a friend who leads a Christian ministry, she said that the ministry has now “shrunk to health”: Several employees had moved to another, similar service, and she found clear words for those others who were just followers without actually pulling their weight, leading to a further exodus. Now she has a small team of people who are all pulling together.

In many ways, a church and a Christian ministry are very similar, not only because they both represent Christian values and pursue Christian goals: they are a group of Christians; now and then some migrate to the “competition”; people engage at different levels and some can actually be described as mere hangers-on.

However, it would be fatal to want to “shrink to health” a church:

A Christian ministry has, beyond the hopefully present sense of fellowship among the employees, a clearly defined task that needs to be fulfilled. For this, it is important that all employees actually pull their weight, and a “shrinking to health” can actually be healthy.

In contrast, a church is primarily a community, a family, the body of Christ: a place, a fellowship where Christ’s love is lived and thereby made visible. In every family or human body, there are naturally stronger and weaker members – people who contribute more or less diligently, with more or less skill, to the life of the community, and it is part of the calling of the stronger to bear the weaker.

A few days ago, a brother told me he had been kicked out of a church because he is ill. He didn’t give me any details of his illness, I don’t really know the church, and therefore can’t determine what actually happened; but this brother does not feel carried but abandoned in this situation, he has not experienced God’s love but indifference and a lack of compassion.

“Performance thinking” has its place in a business, a company; in a family, it is out of place.

“Bear one another’s burdens, and so fulfil the law of Christ” says the Apostle Paul, and he also says that we should not judge or despise the weaker members but honour them.

When Christ talks about tearing out a member which offends or tempts us He was talking about our human bodies, and most of the time we do not literally tear off an arm or pluck out an eye; but, very importantly, he was not talking about His body, encouraging us to purge offensive members — as it is His body, only He gets to do this. On the contrary, He warns us not to try to distinguish wheat from weeds, and tells us to leave the weeds alone: He doesn’t say so, but seriously, He who changed water into the best wine can certainly change weeds into finest wheat.

“See how they love each other!” — that is what people outside the church should say about us, not “See how efficient they are.”

Christlicher Dienst vs. Christliche Gemeinde

Wolf Paul,

Im Gespräch mit einer Freundin, die einen christlichen Dienst leitet, sagte sie, daß der Dienst nun “gesund geschrumpft” ist: Mehrere Mitarbeiter sind zu einem ähnlichen Dienst gewechselt, und sie fand klare Worte für jene anderen, die nur Mitläufer waren, ohne wirklich ihren Beitrag zu leisten, was zu einem weiteren Exodus führte. Jetzt hat sie ein kleines Team von Menschen, die alle an einem Strang ziehen.

In vielerlei Hinsicht sind eine christliche Gemeinde und ein christlicher Dienst sehr ähnlich, nicht nur, weil sie beide christliche Werte vertreten und christliche Ziele verfolgen: Sie sind eine Gruppe von Christen; hin und wieder wandern einige zur “Konkurrenz” ab; Menschen engagieren sich auf unterschiedlichen Ebenen, und einige können tatsächlich als bloße Mitläufer beschrieben werden.

Es wäre jedoch fatal, eine Gemeinde “gesund schrumpfen” zu wollen:

Ein christlicher Dienst hat, über das hoffentlich vorhandene Gemeinschaftsgefühl unter den Mitarbeitern hinaus, eine klar definierte Aufgabe, die erfüllt werden muß. Dafür ist es wichtig, daß alle Mitarbeiter tatsächlich ihren Teil beitragen, und ein “Gesundschrumpfen” kann tatsächlich gesund sein.

Im Gegensatz dazu ist eine christliche Gemeinde in erster Linie eine Gemeinschaft, eine Familie, der Leib Christi: ein Ort, wo die Liebe Christi gelebt und dadurch sichtbar gemacht wird. In jeder Familie und jedem menschlichen Körper gibt es natürlich stärkere und schwächere Mitglieder – Menschen, die mehr oder weniger fleißig, mit mehr oder weniger Geschick, zum Leben der Gemeinschaft beitragen, und es gehört zur Berufung der Stärkeren, die Schwächeren zu tragen.

Vor ein paar Tagen erzählte mir ein Bruder, daß er aus einer Gemeinde ausgeschlossen wurde, weil er krank sei. Er gab mir keine Einzelheiten über seine Krankheit, ich kenne die Gemeinde nicht wirklich und kann daher nicht feststellen, was tatsächlich passiert ist; aber dieser Bruder fühlt sich in dieser Situation nicht getragen, sondern verlassen, er hat nicht Gottes Liebe erfahren, sondern Gleichgültigkeit und Mangel an Barmherzigkeit.

“Leistungsdenken” hat seinen Platz in einem Unternehmen, einer Firma; in einer Familie, und damit in der Gemeinde, ist es fehl am Platze.

“Tragt einer des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen”, sagt der Apostel Paulus, und er sagt auch, daß wir die schwächeren Mitglieder nicht richten oder verachten, sondern ehren sollen.

Als Christus davon sprach, ein Glied, das uns ärgert oder zum Anstoß wird, auszureißen, sprach er von unseren menschlichen Körpern, und meistens reißen wir nicht buchstäblich einen Arm ab oder ein Auge aus; aber sehr wichtig ist, daß er nicht von Seinem Körper sprach, als Er davon sprach, anstößige Glieder auszureißen – da es Sein Körper ist, steht es nur Ihm zu, dies zu tun. Im Gegenteil, Er warnt uns davor, zu versuchen, Weizen von Unkraut zu unterscheiden, und sagt uns, das Unkraut in Ruhe zu lassen: Er sagt es nicht, aber ganz ehrlich, Er, der Wasser in den besten Wein verwandelte, kann sicherlich Unkraut in den feinsten Weizen verwandeln.

“Seht, wie sie einander lieben!” – das ist es, was Menschen außerhalb der Kirche und unserer Gemeinden über uns sagen sollten, nicht “Seht, wie effizient sie sind.”

Some Current Thoughts on the War in Ukraine

Wolf Paul, 2024-01-11

Leader of Austria’s FPÖ Herbert Kickl said yesterday in a television interview that the FPÖ condemns Russia’s attack on Ukraine but wants to remain neutral, and that “understanding must be developed for both sides.” This statement, full of logical contradictions, is nonsense:

  • Either one condemns something; then one is not neutral.
  • Or one wants to be neutral and show understanding for both sides; then the condemnation is an empty phrase, politically correct deception without substance.

In a conversation with former Australian Prime Minister John Anderson, American political scientist John Mearsheimer says that NATO’s gradual eastward expansion, and particularly the potential membership of Ukraine in the Western alliance, is the cause of the war in Ukraine, and that many politicians in both America and Europe had warned against this. This may be true, but it is at most a (partially) explanation for Moscow’s attack on, and ongoing war against, its neighbor, but certainly not an excuse. Ultimately, Ukraine must also be allowed to exercise its right to self-determination without violent intervention from its neighbor.

Imagine a street with residential houses. The residents of house numbers 1 and 9 do not get along very well, and house number 1 is more or less closely associated with the residents of houses number 3, 5, and 7. Over time, however, they come to the conclusion, not least because of the behavior of the head of household number 1, that a friendship with house number 9 would be better for them and they approach number 9: first number 7, a little later number 5, and finally also number 3.

The head of household number 1 gets terribly upset about this, breaks into house number 3, and starts smashing everything to pieces. Would we find that justified and say, If only number 9 hadn’t befriended number 7, 5, and 3, then none of this would have happened?

Unfortunately, many of us tend to excuse behavior in international relations that would be completely unacceptable in interpersonal dealings — at least as long as it does not directly and immediately affect us.

But sooner or later it will affect us:

Hamish de Bretton-Gordon, former British and NATO commander for chemical and biological weapons and now visiting professor for security issues, writes in the Daily Telegraph,

“Like Stalin, Putin also has an insatiable ego and a desire for greatness, whatever the cost. Those in the West who believe that a ceasefire will be followed by a return to ‘normality’ are complete fools. No one who understands the Kremlin believes it is certain that Putin will stop his march westward. The increasing militarization of the Russian state and the growing demands for a larger offensive must serve as a warning that the West must wake up before it acts. We must fully support and arm Ukraine. If we do not, NATO will be at war with Moscow within a few years, as predicted by the Polish security chief.”

Aktuelle Gedanken zum Ukraine-Krieg

Wolf Paul,

FPÖ-Chef Herbert Kickl  sagte gestern in der ZiB2, daß die FPÖ den Angriff Rußlands auf die Ukraine verurteile, aber neutral bleiben wolle, und man „Verständnis für beide Seiten entwickeln“ müsse. Diese Aussage voll logischer Widersprüche ist Unsinn:

  • Entweder man verurteilt etwas; dann ist man nicht neutral.
  • Oder man will neutral sein und beiden Seiten Verständnis entgegenbringen; dann ist die Verurteilung eine leere Worthülse, politisch korrekte Augenauswischerei ohne Substanz.

Im Gespräch mit dem ehemaligen australischen Premierminister John Anderson sagt der amerikanische Politologe John Mearsheimer, daß die stufenweise Osterweiterung der NATO, und insbesondere die mögliche Mitgliedschaft der Ukraine in der westlichen Allianz, die Ursache des Ukrainekriegs ist, und daß viele Politiker sowohl in Amerika als auch in Europa genau davor gewarnt hätten. Das mag ja stimmen, aber es ist höchstens eine (zumindest teilweise) Erklärung für Moskaus Angriff auf, und fortdauernden Krieg gegen, sein Nachbarland, aber sicherlich keine Entschuldigung. Letztlich muß auch die Ukraine ihr Recht auf Selbstbestimmung ausüben dürfen, ohne gewalttätige Intervention des Nachbarn.

Stellen wir uns eine Straße mit Wohnhäusern vor. Die Bewohner der Hausnummern 1 und 9 kommen nicht sehr gut miteinander aus, und Hausnummer 1 ist mit den Bewohnern der Häuser Nr. 3, 5, und 7 mehr oder weniger eng befreundet. Im Lauf der Zeit kommen diese jedoch zu dem Schluß, nicht zuletzt aufgrund des Verhaltens des Hausherrn von Nr. 1, daß eine Freundschaft mit Haus Nr. 9 besser für sie wäre und sie nähern sich Nr. 9 an: zuerst Nr. 7, etwas später Nr. 5, und schließlich auch Nr. 3.

Der Hausherr von Nr. 1 regt sich fürchterlich darüber auf, bricht in Haus Nr. 3 ein, und beginnt, alles kurz und klein zu schlagen. Würden wir das gerechtfertigt finden und sagen, Wenn nur Nr. 9 sich nicht mit Nr. 7, 5, und 3 angefreundet hätte, dann wär das ja gar nicht passiert?

Leider neigen viele von uns dazu, Verhaltensweisen, die im zwischenmenschlichen Umgang völlig inakzeptabel wären, im zwischenstaatlichen Umgang zu entschuldigen — zumindest, so lange sie uns selbst nicht direkt und unmittelbar betreffen.

Aber früher oder später werden sie uns betreffen:

Hamish de Bretton-Gordon, ehemaliger britischer und NATO-Kommandant für chemische und biologische Waffen und jetzt Gastprofessor für Sicherheitsfragen, schreibt im Daily Telegraph,

«Wie Stalin hat auch Putin ein unersättliches Ego und ein Verlangen nach Größe, koste es, was es wolle. Diejenigen im Westen, die glauben, dass ein Waffenstillstand von einer Rückkehr zur „Normalität“ gefolgt werden könnte, sind völlige Narren. Niemand, der das Kreml versteht, glaubt, dass es sicher ist, dass Putin seinen Marsch nach Westen stoppen wird. Die zunehmende Militarisierung des russischen Staates und die wachsenden Forderungen nach einer größeren Offensive müssen als Warnung dienen, dass der Westen aufwachen muss, bevor er handelt. Wir müssen die Ukraine voll unterstützen und bewaffnen. Wenn wir das nicht tun, wird die NATO, wie vom polnischen Sicherheitschef vorausgesagt, innerhalb weniger Jahre im Krieg mit Moskau sein.»

Reichtum und Demokratie

Wolf Paul, 2024-01-10

Gestern hab ich über mein fehlendes Verständnis für Superreiche vom Schlag eines Dmitri Rybolowlew geschrieben. Heute berichtet ORF Online über die Millionenerbin Marlene Engelhorn, die mir wesentlich sympathischer erscheint.

Sie ist fest davon überzeugt, daß großer Reichtum mit großem Einfluß einhergeht; daß aber in einer demokratischen Gesellschaft niemand aufgrund ererbtem Reichtum mehr Einfluß und mehr Macht haben sollte, als alle anderen. Deshalb will sie ihr Millionenerbe im Lauf diesen Jahres “rückverteilen”, mit Hilfe eines, nach dem Zufallsprinzip ausgewählten “Bürgerrates.”

Einerseit ehrt sie diese Überzeugung und Absicht; andererseits gebe ich zu bedenken:

  • “Absolute” Demokratie ist nicht unproblematisch, weil das Wahlvolk erfahrungsgemäß sehr leicht zu manipulieren ist, und dann nicht nach vernünftigen, fakten-basierenden und ethischen Kriterien und im Sinne des Gemeinwohls abstimmt.
  • Ganz realistisch gesehen, läßt sich ererbter Reichtum, und Reichtum überhaupt, nur in einem autokratisch oder diktatorisch regierten Staat abschaffen, und wie die Erfahrung des 20. Jahrhunderts zeigt, kommt dieser Reichtum dann größtenteils nicht der Bevölkerung zugute, sondern einer privilegierten Funktionärsklasse[1].
  • Reiche Menschen mit moralischen und ethischen Überzeugungen und einem wachen Gewissen, die ihren überproportionalen Einfluß bewußt nicht mißbrauchen wollen, können mit ihrem Reichtum selbst wesentlich längerfristiger und nachhaltiger Gutes bewirken, als durch eine “Rückverteilung” nach dem Gießkannenprinzip (und genau das ist ein nach Zufallsprinzip ausgewählter „Bürgerrat“)[2].

Deshalb: Hut ab vor Frau Engelhorn, aber sie sollte ihre Entscheidung noch einmal überdenken — wir brauchen mehr Reiche von ihrem Schlag.


Cover Photo:
Friedrich.Kromberg
Potograpo: W.J.Pilsak

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  1. Auch nach einem Wechsel zur Demokratie – siehe Putins Rußland[]
  2. Ein nach dem Zufallsprinzip ausgewählter „Bürgerrat“ ist auch nicht gerade ein demokratisch legitimiertes Gremium[]

Obszöner Reichtum

Wolf Paul, 2024-01-09

ORF Online berichtet über den russischen Oligarchen Dmitri Rybolowlew, der von 2003 bis 2014 mehr als zwei Milliarden Dollar ausgab, um 38 Meisterwerke von einem Schweizer Kunsthändler zu kaufen, und der sich jetzt “abgezockt” fühlt.

Ich muß gestehen daß ich nur sehr wenig Mitgefühl habe für Menschen, die es sich leisten können, z.B. 45 Millionen Dollar[1] für ein Gemälde auszugeben, das eigentlich in einem Museum hängen sollte.

Angeblich waren die 45 Millionen “überhöht” — aber dann hat Rybolowlew das Gemälde für 450 Millionen Dollar versteigert.

Das besonders skurrile dabei ist, daß es sich um das Gemälde Salvador Mundi von Leonardo da Vinci handelt: Christus mit zum Segen erhobener rechter Hand, in der Linken eine Kristallkugel.

Rybolowlew und seinesgleichen, die Milliarden horten und auch Kunst primär unter dem Gesichtspunkt des Profits sehen, sind Paradebeispiele für all die Warnungen, die sich in der Bibel zum Thema materieller Reichtum finden — manches davon in den Worten eben dieses Erlösers der Welt.

 

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  1. 45 Millionen steht in dem verlinkten ORF-Bericht. Laut Wikipedia waren es 127,5 Millionen Dollar. Dann hat er es also um den dreifachen Preis weiterverkauft statt um den zehnfachen — immer noch obszön.[]

Christmas Day

Wolf Paul, 2023-12-25

Collect for Christmas Day:

Almighty God, you have given your only-begotten Son to take
our nature upon him, and to be born [this day] of a pure virgin:
Grant that we, who have been born again and made your children
by adoption and grace, may daily be renewed by your Holy Spirit;
through Jesus Christ our Lord, to whom with you and the same
Spirit be honor and glory, now and for ever. Amen.

 

From the Book of Common Prayer (2019) of the Anglican Church in North America