Als der verlorene Sohn wieder rückfällig wurde …

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Gastbeitrag von Chad Bird[1]

Das englische Original diese Beitrags erschien am 22. März 2022 auf 1517.org unter dem Titel, „When the Prodigal Son Relapses“

„Komm, schließ dich dem Mord an“, schrien die schwarzen Raben seines Herzens. „Komm, mach es noch einmal, alter Freund.“ Und so tat er es. Der verlorene Sohn wurde rückfällig. Sündigte erneut. Zerstörte sein Leben wieder. Würde sein Vater ihn diesmal wieder zu Hause willkommen heißen?

Fast genau fünf Jahre, nachdem er das erste Mal nach Hause zurückgekehrt war, leerte der verlorene Sohn sein Bankkonto, packte ein paar Kleidungswechsel und schlich sich wieder in das ferne Land.

Das erste Jahr zu Hause war er einfach nur froh, wieder da zu sein. Er leckte seine Wunden und arbeitete an den angespannten Beziehungen zu seiner Familie und Gemeinschaft.

Das zweite Jahr war das härteste; er konnte den Geschmack des Schweinefutters immer noch nicht aus seinem Mund bekommen – ganz zu schweigen von der Scham, die an seiner Seele nagte.

Im dritten Jahr stabilisierte sich die Lage etwas. Er fühlte sich wieder wohler, wieder im Einklang mit seinem früheren Leben.

Im vierten Jahr begannen ihn bestimmte Dinge zu stören – dieselben Dinge, die ihn schon vor seiner ersten Abreise störten. Seine alten Juckreize verlangten danach, gekratzt zu werden.

Und im fünften Jahr passierte es. Alle früheren Verlockungen klopften wieder an, klopften mit den Knöcheln an die Haustür seines Herzens.

Mehr als die schändliche Hölle, Schweine zu füttern, konnte er das sinnliche Paradies kosten, sich am Glück zu laben. Mehr als das rohe Schuldgefühl, anderen wehzutun, erinnerte er sich an den berauschenden Nervenkitzel, von anderen verwöhnt zu werden

„Komm, schließ dich dem Mord an“, schrien die schwarzen Raben seines Herzens.

„Komm, mach es noch einmal, alter Freund.“

Und so tat er es. Der verlorene Sohn wurde rückfällig. Sündigte erneut. Zerstörte sein Leben wieder.

Du kennst ihn – oder sie. Vielleicht ist es dein Bruder. Vielleicht ist es dein bester Freund. Vielleicht ist es dein Kind.

Oder vielleicht bist du es. Das, was du geschworen hast, nie wieder zu tun, hast du gestern Nacht getan. Du bist rückfällig geworden. Du hast den geraden und schmalen Weg verlassen. Du hast dein Herz dem Klopfen ehemaliger Vergnügen geöffnet, die dich einst zerstört haben.

Verlorene Söhne und Töchter landen immer wieder im Schweinestall. Ich weiss noch, wie es mir passierte.

Die Musik ist in der Nacht verklungen, die Schönwetterfreunde haben dich alle sitzen gelassen, und die vorübergehende Euphorie der sogenannten Freiheit wurde ersetzt durch die eisernen Fesseln der Scham.

Wenn du in die schwarzen Augen des nächstgelegenen schlammigen und stinkenden Schweins starrst, was siehst du? Du siehst dein Gesicht. Du siehst deine Seele. Du siehst und weißt, was du geworden bist.

Wieder.

In diesem Moment, tief in deinem Herzen, marschieren zwei Armeen zu einem verbalem Kampf auf. Himmel und Hölle streiten in dir.

Die Hölle schreit: „Jetzt hast du es wirklich getan. Du dummer Nichtsnutz. Hör doch! Hörst du, wie dein älterer Bruder spottet, wie er all seinen Freunden erzählt, dass er es wusste, dass er einfach wusste, dass du es wieder tun würdest. Hörst du, wie zum Gespött der Diener wirst? Hörst du die Gemeinde flüstern,  ‚Oh, ich vermutete, er hat das erste Mal nicht wirklich Busse getan‘? Du bist ein verlorener, einsamer, hoffnungsloser Fall. Du bist nicht mal mehr ein Mensch. Du bist ein Schwein. Und das wirst du immer bleiben.“

So spuckt die Hölle. So beschuldigt die Hölle.

Aber es gibt eine andere Stimme, die nicht schreit, sondern flüstert, tief in deinem Herzen. Es ist die Stimme des Himmels, der vertraute Klang der Stimme eines Vaters, der durch die langen Korridore der Hoffnung hallt, durch deine Ohren und hinab in die tiefsten, dunkelsten Höhlen deines Schmerzes.

Er beschuldigt nicht. Er tadelt nicht. Er formt nur zwei einfache Worte, in denen die ganze Weite der erlösenden Liebe des Himmels zusammengefasst ist: Komm heim.

„Komm heim, mein Sohn. Komm heim, meine Tochter.

Komm, auch wenn deine Hände noch den Futtereimer festhalten – es ist mir egal.

Komm, auch wenn dein Mund noch klebrig ist vom Lippenstift der Ausschweifung – es ist mir egal.
Komm, auch wenn dein Atem noch nach den vielen Litern von Alkohol riecht – es ist mir egal.

Komm, auch wenn dein ganzer Körper in Schweinestall-Schlamm getränkt ist – es ist mir egal.
Alles, was mir wichtig ist, bist du. Du bist alles, was zählt. Komm heim.“

Komm ein zweites Mal heim. Ein drittes Mal. Ein tausendstes Mal. Der Vater wird nicht auf der Veranda stehen, die Arme über der Brust verschränkt, und auf dich herabsehen, während du auf den Knien kriechst, um um Gnade zu bitten. Der Vater wird dir nicht geschmacklose Reste servieren und dich in der Hundehütte schlafen lassen.

Das zweite Mal, das dritte Mal, das tausendste Mal wird er wie ein Verrückter losrennen, um dich auf der Straße zu treffen, dich in die Arme zu schließen, dich zu küssen und zu befehlen, dass das gemästete Kalb gegrillt und das Fass angezapft wird.

Zweite und dritte Reue werden im Haus des Vaters nicht mit halbherzigen Partys begangen.

Er gibt alles, jedes Mal, wenn seine Söhne und Töchter aus dem fernen Land nach Hause kommen.

Komm heim. Die Haustür ist unverschlossen. Das Kalb ist gemästet. Und der Vater steht auf der Veranda, seine Hand beschattet die Sonne vor seinen Augen, er sucht den Horizont nach dem vertrauten Bild desjenigen ab, der sein kostbares, geliebtes Kind ist und immer bleiben wird.

Komm heim.


Übersetzt von Wolf Paul. Copyright © 2022 Chad Bird and 1517.org.

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  1. Chad Bird ist lutherischer Autor und Redner in Texas und Mitarbeiter bei 1517, einer Plattform theologischer und apologetischer Ressourcen[]
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