Weihe des Erzbistums Berlin an die Herzen Jesu und Mariens?

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Ich lese, daß der Erzbischof von Berlin, Heiner Koch, sein Erzbistum, und damit “alle Menschen … die hier in Berlin, in Brandenburg und in Vorpommern leben –ob sie unseren Glauben teilen oder nicht”, “den Herzen Jesu und Mariens” geweiht hat.

Während die Intentionen bei solchen “Weihen” sicher gut und lobenswert sind, sehe ich dabei als evangelikaler Christ mindestens drei Probleme, wobei zwei davon eher theologischer Art sind, und der dritte mit gegenseitigem Respekt zu tun hat.

  1. Die katholische Frömmigkeitspraxis, das “Herz” Jesu neben der ganzen Person Jesu als Gegenstand von Anbetung oder Verehrung darzustellen, erscheint mir sehr fragwürdig. Wir verehren und beten den ganzen Jesus an, nicht einzelne Teile oder Aspekte seiner Person oder seines Körpers. Wie auch der katholische Heiligenkult in seinen extremeren Ausprägungen erscheint mir dieses Herausgreifen einzelner Aspekte wie eine (vielleicht unabsichtliche) Umgehung des Verbots anderer Götter. Ganz abgesehen von der Frage, wie weit wir die Mutter des Herrn verehren sollen, gilt das Gleiche natürlich auch für das “Herz Mariens”.
  2. Was bedeutet es, etwas oder jemanden zu weihen? Erzbischof Koch zitiert Papst Johannes Paul II wie folgt: “Sich-Weihen bedeutet ja … ein Sich-Schenken und Sich-Verpflichten gegenüber Jesus Christus, dem König der verlorenen Söhne … und gegenüber seiner Mutter.”
    Und hier ist das zweite Problem, zumindest aus evangelischer bzw protestantischer Sicht:
    Wenn man die römisch-katholische Unterscheidung zwischen Anbetung, die nur Gott gebührt, und Verehrung, die man auch der Mutter Jesu und anderen vorbildlichen “Heiligen” entgegenbringen darf, ernst nimmt, dann ist eine Weihe an Maria, die Mutter Jesu, eine Überschreitung dieser Grenze. Wir haben, biblisch gesehen, keine Verpflichtung gegenüber Maria, die irgendwie analog zu unserer Verpflichtung gegenüber Gott selbst ist. Klar haben wir auch Verpflichtungen anderen Menschen gegenüber, aber die sind in einer ganz anderen Kategorie, und von ganz anderer Art, als unsere Verpflichtung gegenüber Gott. Indem man von einer “Weihe an Jesus und Maria” spricht, vermischt man diese Kategorien in unzulässiger Weise.
  3. Und schließlich läßt eine derartige öffentliche Weihe “aller Menschen … ob sie unseren Glauben teilen oder nicht” den gebotenen Respekt vor den Überzeugungen anderer Menschen vermissen. Man kann natürlich immer, im stillen Kämmerlein oder in Gedanken, für beliebige andere Menschen beten; aber bevor man dies öffentlich tut, ist es anständig und respektvoll, zu fragen, “Darf ich für Dich beten?” Dieser Anstand und Respekt geht mir hier ab; diese Weihe “aller Menschen” fühlt sich für mich wie eine Vereinnahmung an.
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