Segenslied der Woche

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Als ich vor über fünfzig Jahren zu einem bewußten Glauben an Jesus fand, verbrachte ich zunächst ein paar Monate in England[1], und kam dann in Wien in die von Abe und Irene Neufeld gegründete “Gemeinde Tulpengasse[2].

Abe und Irene waren Missionare der kanadischen Mennonitischen Brüdergemeinden[3]. Sie waren 1953 mit ihren drei Söhnen nach Österreich gekommen und hatten  in Linz eine Gemeinde gegründet, waren dann aus familiären Gründen für eine Weile wieder in Kanada, bevor sie (diesmal ohne die inzwischen erwachsenen Söhne) nach Wien kamen. Sie hatten als Familie zwei Schallplatten mit “erwecklichen” Liedern aufgenommen, deutsche Übersetzungen klassischer amerikanischer Gospel-Songs.

Irgendwie kam ich in den Besitz einer dieser Schallplatten, und diese Lieder wurden für mich, Country-Fan der ich war (und teiweise immer noch bin), Teil der Klangkulisse meines Glaubenslebens, zusammen mit den katholischen, älteren und moderneren Kirchenliedern[4] meiner Kindheit.

Wie so manche anderen Erinnerungsstücke habe ich diese Schallplatte (und andere, ähnliche, wie die von Hildor und Leo Janz[5]) im Laufe meiner vielen Übersiedlungen zwischen Wien und London und Dallas leider verloren, und diese Lieder werden heute in den Gemeinden auch kaum mehr gesungen.[6]

Nachdem ich mit zunehmendem Alter zunehmend nostalgischer werde, bin ich sehr froh, einen YouTube-Kanal gefunden zu haben, der voll ist von solchen “erwecklichen” Liedern auf Deutsch, sowie teilweise auf Spanisch und “Plautdietsch”[7], gesungen von zwei jungen Männern aus der “Colonia Sommerfeld“, einer Mennoniten-Ansiedlung in Paraguay (womit sich der Kreis zu den Neufelds wieder schließt).

Der YouTube-Kanal von Jimmy Thiessen und Elmer Heinrichs heißt „Segenslied der Woche“.

Hier sind ein paar der Lieder, die meine Nostalgie befriedigen:

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  1. Ich arbeitete bei “Send the Light“, einem christlichen Buchgroßhändler, Teil von Operation Mobilisation[]
  2. Damals noch nicht in der Tulpengasse sondern in der Wohnung von Abe und Irene in der Fasangasse im 3. Bezirk; heute heißt die Gemeinde “Stadtlicht” und trifft sich in der Wiedner Hauptstraße.[]
  3. Die mennonitischen Brüdergeneinden sind eine Reformbewegung unter den sogenannten „Rußlandmennoniten“ und sind heute vor allem in Kanada zu finden; auch die Mennoniten in Österreich und Bayern gehen auf missionarische Bemühungen der mennonitischen Brüder zurück.[]
  4. Vor kurzem hab ich die Lieder von Schuberts „Deutscher Messe“ wiederentdeckt, ebenso die Lieder der sogenannten „Jazzmessen“, die größtenteils auf Melodien von Spirituals basierten.[]
  5. Die Janz-Brüder waren ebenfalls mennonitische Missionare aus Kanada, die vor allem mit Musik evangelisierten.[]
  6. Man mag das unterschiedlich bewerten, aber nach Liedern aus der Vineyard-Bewegung in den 1980ern und 1990ern dominieren heute Lieder aus amerikanischen und australischen “Megachurches” die Musik in den freikirchlichen Gemeinden im deutschen Sprachraum.[]
  7. „Plautdietsch“ oder „Mennonitenplatt“ ist die Sprache der sogenannten „Rußlandmennoniten“, die sich, aus Holland und Norddeutschland kommend, zunächst im westpreußischen Weichseldelta, und dann, auf Einladung von Katharina der Großen, im russischen Reich, vor allem im Gebiet der heutigen Ukraine, ansiedelten. „Plautdietsch“ ist eine Variante des Niederdeutschen mit Einflüssen aus dem Weichseldelta und wird heute von etwa einer halben Million Menschen, vor allem in Kanada und Lateinamerika, gesprochen. Mit einiger Anstrengung kann ich es verstehen.[]
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