In einem Leserbrief im profil 18/2021 schreibt Dr. Hannah Mumby, Biologin und Elefantenforscherin an der Universität Hong Kong,
“Prinz William war 2018 nach Tansania, Kenia und Namibia gereist, um sich über den Naturschutz zu informieren. Auf einer Konferenz präsentierte er ein Video über seine Reise in Tansania. Viele NGOs beklagten, das Video würde das Image des “weißen Retters” propagieren, weil nur ein afrikanischer Student vor der Kamera sprach, während der Rest der Interviewten aus internationalen Naturschützern bestand.”
Ich gehe mal davon aus, daß das Video, das Prinz William präsentierte, das reflektierte, was er bei seiner Tansania-Reise erlebte, mit wem er sprach, usw. Es dürfte ja niemanden zu sehr erstaunen, daß ein politisch bedeutender Prominenter wie er auf seiner Reise primär ausgewählten Persönlichkeiten begegnet, die vom Sicherheitspersonal (seinem eigenen und dem des Gastgeber-Landes) für harmlos und ungefährlich eingestuft werden. Daß sich unter diesen Leuten vor allem prominente Fachleute und Aktivisten finden, und daß daß diese aus verschiedenen Gründen vor allem Weiße sind, wundert mich überhaupt nicht.
Was mich zwar auch nicht wundert, weil das schon längere Zeit so geht, mich aber sehr wohl irritiert, ist die Tendenz von Aktivisten und Propagandisten (und diese Bezeichnungen sind gar nicht abwertend gemeint), alle Äußerungen von beliebigen Menschen, vor allem Prominenten, als Propaganda zu bewerten, bzw. sie auf ihren Propagandagehalt abzuklopfen.
Die meisten von uns, und ich gehe davon aus, daß das auch auf Prinz William zutrifft, sind nicht ständig im Propaganda-Modus, wenn wir uns zu irgendwas äußern; sehr oft berichten wir relativ wertfrei unsere Erlebnisse und Erfahrungen und kümmern uns keinen Deut darum, welche Propaganda-Überlegungen andere dazu anstellen könnten.
Und so gehe ich davon aus, daß Prinz William mit seinem Besuch in Afrika sein Interesse an Naturschutz ausdrücken und entsprechende Initiativen unterstützen wollte, und daß er aus genau dem gleichen Grund sein Video präsentiert hat, ohne sich allzusehr den Kopf darüber zu zerbrechen, mit wem aller er gesprochen hatte oder wen er dazu befragt hat. Ich bin ziemlich sicher, daß er keinerlei identitätspolitische Aussagen über die mit Naturschutz befaßten Personen machen wollte, und wenn “viele NGOs” soetwas hineininterpretieren, dann gehen sie davon aus, daß alle anderen Menschen in den gleichen Kategorien und Denkmustern wie sie selbst denken — und das ist schlicht und ergreifend dumm.
Ah, und weil man das heutzutage scheinbar immer dazusagen muß: Wenn ich von Aktivisten und Propagandisten und Prominenten, usw., rede, dann sind sebstverständlich dort wo es Sinn macht, Personen beiderlei (biologischen) Geschlechts gemeint.