Kettenbriefe sind Schwachsinn, auch auf Facebook!

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Als ich aufwuchs, kursierten bei uns in der Schule sogenannte Kettenbriefe, die man kopieren und an fünf bis zehn andere Leute weiterschicken sollte; wenn man das tat, wurde einem Glück und Reichtum versprochen, und wenn man sich weigerte, dann wurden einem alle möglichen Katastrophen versprochen.

Ich weiß nicht, ob diese Dinger auch heute noch kursieren, aber in diesem Online-Zeitalter gibt es eine neue Spielart davon, hier auf Facebook. Sie sehen meist so oder ähnlich aus:

Wenn du alles gelesen hast, wähle "gefällt mir" damit ich ein Dankeschön in dein Profil stellen kann!
 Ich weiß, dass 97 % von euch nicht die ganze Geschichte lesen, aber meine Freunde - die übrigen 3 % - werden das tun.
 Bitte macht mit, zu Ehren von jemandem, der gestorben ist, oder im Kampf gegen den Krebs ist oder sogar Krebs hat/hatte.
 Jeder sagt: " wenn du irgendetwas brauchst, zögere nicht, ich werde für dich da sein "... also ich wette - ohne pessimistisch zu sein - , sage ich, dass dies nur 3 % meiner " Freunde " auf ihr Profil setzen!
 Du brauchst dies nur kopieren und einfügen (nicht teilen)!!!... und ich bin mir sicher, dass es weniger als 25 sind.... 
 Schreibe "fertig" in die Kommentare, wenn du es getan hast.
 Fertig, für die Kinderkrebshilfe!

Dieses Beispiel habe ich aus dem Newsfeed eines FB-Freundes kopiert; nachdem dieser es aber sicher nicht verfaßt hat, sondern “nur kopiert und eingefügt (nicht geteilt)” hat, fühle ich mich da ganz frei.Es geht nicht immer um Krebs, manchmal geht es um Leute, deren Eltern verstorben sind, oder deren Kinder, oder die irgendeine andere Schwierigkeit durchgemacht haben, aber manche Elemente kommen bei allen vor:

  • Der Versuch, die Leser zu manipulieren mit dem Verdacht, daß die Mehrzahl den Beitrag (“die Geschichte”) gar nicht bis zu Ende lesen wird, und nur eine Minderheit den Anweisungen folgen wird, “meine Freunde” oder manchmal “meine wahren Freunde”;
  • Die Aufforderung, den Beitrag NICHT zu teilen, sondern ihn zu kopieren und einzufügen;
  • Oft (wie auch hier) die Aufforderung, den Vollzug durch einen Kommentar zu melden; und schließlich
  • Das Fehlen jeglichen wahren Inhalts, und damit jeglichen Sinns.

Hier sind ein paar Gründe, warum das alles unnötiger Schwachsinn ist, schädlich für zwischenmenschliche Beziehungen, und eines Christen unwürdig:

  • Die Inhaltsleere bedeutet, daß das Mitmachen wirklich niemandem nützt: was nützt es, in diesem Beispiel, der Kinderkrebshilfe, wenn diese paar Zeilen tausende Male in Facebook wiederholt werden? Was hilft es den an Krebs Verstorbenen, oder denen, die mit Krebs kämpfen, ihn haben, oder ihn gehabt haben?
  • Der Versuch, Freunde (auch wenn’s nur Facebook-Freunde sind) mittels Schuldgefühlen zu manipulieren, schadet den zwischenmenschlichen Beziehungen, und ist besonders unter Christen völlig fehl am Platz.
  • Durch die Aufforderung, den Beitrag nicht zu teilen, sondern zu kopieren und einzufügen, spiegelt jeder, der mitmacht, seinen Lesern vor, er oder sie hätte diesen Beitrag selbst verfaßt; in Wirklichkeit hat den ein wildfremder Mensch geschrieben, und Tausende haben gedankenlos die Anweisungen befolgt und sich damit selbst ein intellektuelles Armutszeugnis ausgestellt.
  • Ein weiterer Effekt ist, daß das Internet mit diesen inhaltslosen Beiträgen zugemüllt wird — zugegeben, es handelt sich nicht um riesige Datenmengen, aber es schwirrt ohnehin schon genug Müll herum im Netz, und man sollte wirklich nicht unnötig durch das endlose Kopieren nichtssagender Texte dazu beitragen.

Ich mache bei solchen Spielchen grundsätzlich nicht mit; wenn ich einen Beitrag (mit sinnigem Inhalt) gut finde, und meine, daß auch andere davon profitieren können, dann teile ich ihn; damit ist klar, daß er nicht auf meinem Mist gewachsen ist und er braucht auch keinen zusätzlichen Speicherplatz.

Wenn ich wirklich einmal einen Beitrag kopiere, z.B. weil er sich nicht teilen läßt, dann schreibe ich eine Quellenangabe dazu (meist mit der Abkürzung “HT” für “Hat Tip”), wiederum, damit man sieht, daß das nicht auf meinem Mist gewachsen ist.

Ein ähnliches manipulatives Spiel sind die Beiträge, die sagen, “Kommentiere mit Amen, wenn du Jesus liebst”, oder “Teile das wenn du Jesus liebst” — auch die sind eines Christen nicht würdig, weil das Teilen oder nicht, oder Amen tippen oder nicht, in Wirklichkeit überhaupt nichts darüber aussagt, ob jemand Jesus liebt.

So, und ich bin jetzt sicher, daß ein Großteil meiner Leser nicht bis hierher gelesen hat, und es ist mir völlig egal!

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