Einige Gedanken zu den aktuellen Ereignissen

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Ein Gastbeitrag von James M. Kushiner[1] von Touchstone[2].


Lass mein Gebet vor dich kommen:
Neige dein Ohr zu meinem Schreien;
Denn meine Seele ist voller Leiden;
und mein Leben naht sich dem Grabe.

Gute Nachrichten scheinen schwer zu finden zu sein. Das liegt wahrscheinlich daran, dass man zu viel Aufmerksamkeit auf „aktuelle Ereignisse“ statt auf das ewige Ereignis der frohen Botschaft Jesu Christi legt.

Natürlich sind aktuelle Ereignisse wichtig. Nur Herzen aus Stein können das menschliche Leid durch die jüngste Gewalt und Tragödie, die aus dem Abgrund menschlicher Verderbtheit und Sünde überquellen, ignorieren: das brutale Abschlachten von Zivilisten durch die Hamas; der Tod von achtzehn Menschen in Lewiston, Maine, durch einen geistig gestörten Einwohner; der Tod von Zivilisten durch Raketenangriffe in Israel und dem Gazastreifen und in der Ukraine. Näher zu Hause wurde ein 6-jähriges Kind einer muslimischen Familie von einem Mann erschossen, der Muslime töten wollte nach dem Angriff der Hamas; und die wöchentliche Tötung junger Chicagoer durch andere junge Chicagoer mit Schusswaffen.

Bei jedem dieser Vorfälle sind die Leben der Überlebenden zerstört, Trauma setzt ein und der Schatten des Bösen verdunkelt das Licht des Lebens. Eltern trauern um erschlagene Kinder, Ehepartner um verlorene Ehepartner; Beerdigungen sind geprägt vom Gespenst der Grausamkeit der Gewalt. Die Medien berichten einige Fakten, können aber letztlich wenig oder nichts über das „Warum“ erklären. Das Böse ist real und der Mensch allein hat keine Heilung.

Die von den Lebenden zurückbehaltenen Wunden können bestenfalls teilweise geheilt werden und hinterlassen Narben. Im schlimmsten Fall eitern Wunden und entwickeln sich zu tieferen Wunden, die in Depression, Sucht, sogar zum Verlust des Lebens führen können. Die Therapie, die vielen angeboten wird, ist ein Pflaster, das Symptome lindern, aber letztlich nicht heilen kann.

Der häufigste Gedanke für viele muss sein: „Wo ist Gott?“ Wie Gott, wie sie ihn sich vorstellen, in das passt, was sie gerade erlebt haben, ist für sie nicht greifbar.

Das Nachdenken über solche Dinge brachte mich zurück zu einem Artikel von Stephen Muse, der vor zehn Jahren in Touchstone veröffentlicht wurde: „No Dead Man’s Prayer: on the Suffering of Faith & the Paradox of Psalm 88.“ Es ist der dunkelste der Psalmen in dem Sinne, dass es nur die dünnste Hoffnung gibt, die am Anfang angesprochen wird: „O Herr, Gott meines Heils…“ Aber darauf folgt hart ein Katalog von Beschwerden und Leiden, die oft Gott zugeschrieben werden: „Du hast mich in die Tiefen der Grube gelegt… Du hast bewirkt, dass meine Gefährten mich meiden…“ und der Psalm endet mit Dunkelheit.

Die Geschichte Israels verläuft nicht von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, obwohl die Herrlichkeit immer wieder durchbricht. Und wenn sie es tut, ist es eine Herrlichkeit, die als fester Bezugspunkt leuchtet, eine Herrlichkeit, die nicht verweigert werden wird, die Quelle der sicheren Verheißungen von Erlösung und Heil, die erfüllt werden, während alle Spreu und alles Böse dieser Welt verzehrt wird, wenn Gott selbst „jede Träne von ihren Augen abwischen wird.“ Die Welt ohne Gott ist einfach dunkel.

Die Skeptiker und Atheisten nennen das Wunschdenken. Aber es gibt unter uns Menschen, die wissen, dass es wahr ist. Sie haben Missbrauch, Trauma, Leid, Herzschmerz und Verlust erlitten, aber echte Heilung in der niemals schwindenden Liebe Christi gefunden, die durch die Heilige Schrift, die Psalmen, die geistige Lieder und das Leben anderer, Heiliger in der Gemeinschaft namens Kirche sichtbar wird. Sie haben Glauben, wie Stephen Muse schrieb: „… echter Glaube ist mehr wie das, was mir ein sich erholender Crack-Abhängiger einmal sagte, ‘Du weißt nicht, dass du Glauben hast bis Glaube alles ist, was du hast.'”

Manchmal sind wir nicht stark genug, um Hilfe zu suchen. Glaube ist schwer. Wir fühlen uns gelähmt, unfähig zu handeln. Wir könnten uns mit dem Gelähmten im Markus-Evangelium identifizieren, der von seinen Freunden durch ein Loch im Dach in den überfüllten Raum hinabgelassen wurde, in dem Jesus predigte. „Und als Jesus ihren Glauben sah“, verkündete er die Vergebung der Sünden des Gelähmten, dann sagte er: „Steh auf, nimm dein Bett und geh!“ Der Gelähmte hatte gerade genug Glauben, um sich dem verzweifelten Versuch seiner Freunde zu unterwerfen, ihn heil zu sehen.

Wenn wir manchmal nur wenig Glauben haben, sind wir umgeben von ewigen Freunden in Christus. Wir können uns an andere wenden, die Christus vertrauen. Wir können uns auf Christi eigenen Glauben verlassen und uns an ihn klammern. Verletzt, verwundet, wütend, verwirrt – wir können eintreten, wo zwei oder drei in Christi Namen versammelt sind, eine Kirche oder Gemeinde, wo die Psalmen gebetet werden. Höre auf das Evangelium. Höre und sage die Worte, die so viele in den Evangelien und auf der ganzen Welt seit Jahrtausenden gesprochen haben: Kyrie, eleison! Herr, erbarme dich! Denn er ist der philanthropos, der Menschenfreund. Bei ihm finden wir Barmherzigkeit in den dunkelsten Zeiten.


Dieser Beitrag von James M. Kushiner wurde ursprünglich im E-Mail Newsletter von Touchstone im November 2023 veröffentlicht. Copyright ©2023 by Fellowship of St. James. Hier veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Autors. Übersetzung: Wolf Paul

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  1. James M. Kushiner ist emeritierter Chefredakteur der Zeitschrift Touchstone und Verlagsleiter der Fellowship of St. James.[]
  2. Touchstone, “A Journal of Mere Christianity”, wird von der Fellowship of St. James herausgegeben und betont jenen traditionellen Kern des historischen Christentums, der uns alle, unabhängig von Konfessionen und kirchlichen Traditionen, vereint.[]
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Der Große Austausch

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Chad Bird:[1]

Hier ist der Vers,der für mich auf den Punkt bringt, worum es beim Christentum letztlich geht, was die Frohbotschaft des Christentums ist, die wir der Welt anbieten. Es handelt sich dabei um den letzten Vers von 2. Korinther 5:

Gott hat Ihn, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in Ihm Gerechtigkeit Gottes würden.

Das wird manchmal „der große Austausch“ genannt. Denn Jesus nimmt unsere Sünde auf Sich: Gott hat Ihn, der keine Sünde kannte, zu unserer Sünde, zu alldem, was uns von Gott trennt, gemacht. Das ist, wozu Jesus am Kreuz wurde. Er wurde der Sünder, Er wurde Sünde – unsere Sünde, meine Sünde, deine Sünde, die Sünde der ganzen Welt, der ganzen Menschheit – dazu wurde Jesus am Kreuz. Er war die ganze Menschheit reduziert auf eine Person, die ganze sündige Menschheit reduziert auf eine Person. Dazu wurde Jesus am Kreuz. Warum?

Damit wir in Ihm die Gerechtigkeit Gottes würden. Indem Er unsere Sünde auf sich genommen hat, gibt Er uns Seine Gerechtigkeit. Indem Er unseren Tod auf sich genommen hat, schenkt Er uns Sein Leben. Das ist der Große Austausch: Jesus wird zu all dem, was uns vom Vater trennt, damit wir in Jesus mit dem Vater versöhnt, zu Ihm gezogen werden.

Das ist die Frohbotschaft, die gute Nachricht. Das ist die beste Nachricht. Und sie richtet sich an dich, sie richtet sich an mich, sie richtet sich an die ganze Welt. Es gibt niemanden, für den Jesus nicht Sünde wurde, damit sie oder er in Ihm, durch den Glauben an Ihn, zur Gerechtigkeit Gottes würde.

 

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  1. Chad Bird ist Theologe bei 1517.org. Er hat als Pastor, Professer, und Gastlehrer für Altes Testament und Hebruaisch gedient. Er hat Master-Abschlüsse vom Concordia Theological Seminary und vom Hebrew Union College. Er hat Artikel geschrieben für Christianity Today, The Gospel Coalition, Modern Reformation, The Federalist, Lutheran Forum, und andere Zeitschriften und Webseiten. Er ist Autor einiger Bücher, einschließlich seines letzten, Limping with God: Jacob and the Old Testament Guide to Messy Discipleship („Hinkend mit Gott: Jakob und der alttestamentliche Leitfaden für chaotische Jüngerschaft“). Er ist auch Co-Moderator des populären Podcasts, 40 Minutes in the Old Testament („40 Minuten im Alten Testament“).[]
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Gedanken zu Gottesdienst, Kirchenjahr, Tradition

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Ausgehend von den interessanten Gedanken von Pfarrer i. R. Detlef Korsen zum Thema “Eventgottesdienste”, die wohl vor allem auf seinen Erfahrungen im norddeutschen evangelischen Umfeld basieren, habe ich mir meine eigenen Gedanken gemacht über die Situation in meinem österreichischen[1] freikirchlichen Umfeld – da gibt es nämlich ein ganz ähnliches Problem: Gottesdienste neigen dazu, mit zunehmender Größe der Gemeinde immer mehr den Charakter einer perfekt orchestrierten Bühnenshow anzunehmen (dies nicht nur in Österreich).

Wie in Pfr. Korsens Schilderung, sind auch in unseren Gemeinden die sehr traditionsbeladenen Feste Weihnachten und Ostern Anlässe für besondere Events, entweder am Feiertag selbst oder im Vorfeld desselben. Was mir dabei auffällt ist, daß sich diese Events oft mehr an den kulturellen Traditionen als am christlichen Charakter des Festes orientieren. Das scheint mir daran zu liegen, daß in unseren österreichischen freikirchlichen Kreisen das Kirchenjahr, aus dem diese Feiertage kommen und ihren christlichen Charakter beziehen, kaum Beachtung findet, sondern als “Tradition” abgetan wird. Es steht ja nicht direkt in der Bibel. Daher feiern wir an diesen Tagen nicht primär Geburt und Auferstehung Jesu, sondern nutzen das kulturelle Restbewußtsein dieser Bedeutungen als evangelistischen Aufhänger (was ja an sich durchaus lobenswert ist).

Allerdings hat das Kirchenjahr, als Ordnung des Jahres anhand der vergangenen Großtaten Gottes mit dem Ziel, uns diese zu vergegenwärtigen und uns bewußt zu machen, daß Gott auch heute noch wirkt, durchaus ein biblisches Vorbild: den Festkreislauf des jüdischen Volkes.[2] Dieser Festkreislauf basiert nicht nur auf der biblischen Offenbarung, sondern entspricht auch, wie eben auch das Kirchenjahr, dem menschlichen Bedürfnis, uns an wichtige Ereignisse in Feiern zu erinnern (z.B. Geburts- und Hochzeitstage).

Und es ist ja auch nicht so, daß wir Tradition generell ablehnen, sondern lediglich die Tradition der alten Kirche. Jede unserer Gemeinden hat ihre Tradition, oft geteilt mit anderen Gemeinden des gleichen Bundes oder Netzwerks. Wir lehnen ja größtenteils auch Liturgie ab, aber auch da nur die traditionell überlieferte altkirchliche Liturgie – denn jede Gemeinde hat ihre eigene Liturgie: meist laufen Gottesdienste Sonntag für Sonntag nach dem gleichen Schema ab, und die “freien” Gebete mancher Geschwister[3] klingen auch jeden Sonntag ziemlich gleich.

Wir berufen uns in der Ablehnung der altkirchlichen Tradition oft auf die Reformation und deren Grundsatz “sola Scriptura” – aber Martin Luther z.B. hat ja nicht die Tradition an sich abgelehnt, sondern den Versuch, diese zusätzlich zur Bibel (und teilweise im Widerspruch zur Bibel) als Maßstab für Lehre, Glauben, und Leben heranzuziehen.[4]

Ich persönlich sehe den zunehmenden Eventcharakter unserer Gottesdienste mit Bedauern, und würde einen von der Gemeinde im Gottesdienst bewußt als Vorbereitung auf die Geburt und Wiederkunft des Erlösers gefeierten Advent[5], sowie eine Fasten- und Passionszeit als Vorbereitung auf das Gedächtnis des Leidens und Sterbens sowie auf die Feier der Auferstehung Jesu, sehr begrüßen.

Das ganze erfordert jedenfalls noch mehr Nachdenken, und eine leichte Änderung in Bezug auf das Kirchenjahr ist ja Gott sei Dank zu beobachten.

 

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  1. Ich streiche das hervor, weil sich meiner Erfahrung nach die Situation in Österreich von der Situation in Deutschland und der Schweiz in einigen Aspekten unterscheidet. Durch die Jahrhunderte dauernde Dominanz des habsburgischen Katholizismus war bis vor wenigen Jahrzehnten die römisch-katholische Kirche die dominante Kirche, neben der protestantische Kirchen einschließlich der Lutherischen und Reformierten, ein Schattendasein führten. Freikirchen waren bis 2013 nicht einmal als Kirchen anerkannt und durften sich bis 1999 auch nicht als Vereine organisieren. Die Mehrzahl der österreichischen Freikirchen entstanden erst nach dem 2. Weltkrieg und waren die ersten Jahrzehnte von Vertriebenen aus den ehemals deutschen Ostgebieten und Jugoslawien sowie von ehemals katholischen Konvertiten geprägt. Letztere standen allem, was irgendwie katholisch aussah, verständlicherweise sehr skeptisch und ablehnend gegenüber, was sich erst jetzt, wo die Gemeinden bereits von Mitgliedern in der vierten Generation bevölkert sind, langsam ändert. Auch die offene Unterstützung der Anerkennung der Freikirchen 2013 durch den katholischen Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn, hat viel zu einer Haltungsänderung beigetragen. []
  2. Daß die Kirche dabei, in ihrem zunehmenden Antijudaismus und der supersessionistischen Theologie (auch “Ersatzlehre“, die Kirche hat Israel ersetzt, ist das neue Israel), die biblischen Feste des Alten Bundes durch völlig neue, christliche Feste ersetzt hat, statt sie um diese zu ergänzen, ist meines Erachtens sehr traurig, und die Tatsache, daß das Feiern der jüdischen Feste und des Sabbats für zwangsbekehrte Juden durch die Staatsmacht als Handlanger der Kirche unter schwere Strafe gestellt wurde empfinde ich als absoluten Schandfleck der Kirchengeschichte.[]
  3. Wo es denn noch eine freie Gebetszeit gibt im Gottesdienstablauf, denn mit zunehmendem Eventcharakter verschwindet diese oft[]
  4. Allerdings gibt es in der “Schweizer” Reformation (Calvin, Zwingli, usw.), und auch in der “radikalen Reformation” des Täufertums, das Prinzip des “Regulativs des Gottesdienstes“. Dieses besagt, daß im christlichen Gottesdienst nur das legitim ist, was ausdrücklich in der Bibel geboten ist. Alles, was nicht direkt im Wort Gottes befohlen wird, ist demnach im Gottesdienst unzulässig. Manche dehnen das dann auf das gesamte kirchliche bzw. Gemeindeleben aus, wodurch dann auch traditionelle Feste verboten sind. Insofern sich Gemeinden (freikirchliche oder nicht) heute darauf berufen, muß man den meisten von ihnen vorwerfen, daß sie sich nur sehr selektiv daran halten.[]
  5. mit mehr Inhalt als das Anzünden der Adventkranzkerzen[]
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Bibelübersetzungen

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Vor kurzem wurde der von mir sehr geschätzte Theologe Chad Bird auf Facebook gefragt, welche Bibelübersetzungen er als besonders gut und textgetreu empfehlen würde, und er empfahl die NASB, ESV, und CSV. Das sind natürlich alles englische Übersetzungen, und ich habe dann überlegt, welche deutsche Übersetzungen ich empfehlen würde.

Zuvor möchte ich aber einen Satz aus Chad Birds Antwort herausstellen und ganz dick unterstreichen:

“Jede Übersetzung ist natürlich unvollkommen, weil es unmöglich ist, eine Sprache zu 100% in eine andere Sprache zu übertragen.”

Das ist eine ganz wichtige Tatsache, die leider viel zu oft übersehen wird.

Als Pendant zur NASB, die mehr Wert auf  Übersetzungsgenauigkeit als auf Lesbarkeit legt, würde ich die Elberfelder Bibel empfehlen, wobei die revidierte Version (1985, neue Rechtschreibung 2006) bereits wesentlich lesbarer ist, als ihre Vorgänger. Als Pendant zu ESV und CSB finde ich drei deutsche Übersetzungen empfehlenswert: die revidierte Schlachterbibel (2000), die revidierte Lutherbibel (2017) und die revidierte Einheitsübersetzung.

In der Basisbibel der Deutschen Bibelgesellschaft ist zwar nicht ganz meins, aber mit ihr werden schließlich auch jene fündig, die gegen traditionelle Sprache allergisch sind.

Auf Englisch empfehle ich für eine zusätzliche Perspektive die CJB (Complete Jewish Bible) von David Stern;  von der gibt es auf Deutsch lediglich das Jüdische Neue Testament welches kombiniert mit der Heiligen Schrift, dem Tanach (Alten Testament) in der Übersetzung von Naftali Herz Tur-Sinai eine ähnliche Perspektive bietet.

Generell glaube ich, daß man mit den meisten Bibelübersetzungen besser fährt, als ohne Bibel. Aber es gibt ein paar Übersetzungen, die entweder sehr tendenziös sind (z.B. die Neue Welt Übersetzung der Zeugen Jehovas) oder aber von ihrer Ubersetzungsphilosophie her problematisch sind (z.B. Konkordantes Neues Testament, DaBhaR-Übersetzung)[1]

NACHTRAG:

Auf Facebook fand dann folgender Austausch zwischen mir (WNP) und Dagmar Gollatz (DG) statt:

DG: Wem empfehlen und wofür? Das macht doch einen Unterschied.

WNP: Wir reden hier von generellen Empfehlungen für den “normalen” Gläubigen und “normale” Bibellese/Bibelstudium. Daß es in speziellen Situationen auch andere Möglichkeiten gibt, ist unbestritten.

DG: Was meinst du in dem Zusammenhang mit normal? Ist das jemand deines Alters und deiner Sozialisation? Ist es die Jugendliche, die die Bibel zum ersten Mal liest? Ist es der mit Buddhismus liebäugeldnde beruflich stark belastete Mittdreißiger? Das 10jährige Kind das in frommer Familie aufwächst? Das theologisch interessierte Mitglied der Gemeindeleitung? Die junge Mutter, die den Bezug zur Gemeinde verloren hat, aber ihren Kindern doch biblische Geschichten erzählen will und vorher selbst nachlesen will. Der fromm erzogene Teenie, der die Nase voll hat von salbungsvollen Worten. Die aktive Pensionistin, die jetzt mit theologischer Literatur neben der Bibel ihr Verständnis vertiefen will?

WNP: “Normal” ist ein bisserl ein ungeschicktes Wort, wie wir auch der aktuellen politischen Diskussion entnehmen können.

Während ich nicht glaube, daß es die EINE richtige und allgemeingültige Übersetzung gibt (das liegt in der Natur von Sprache), und während ich durchaus eine gewisse Berechtigung für Zielgruppen-Übersetzungen sehe, gibt es doch einen Unterschied zwischen Übersetzung (translation) an einem Ende des Spektrums und Übertragung (paraphrase) am anderen Ende des Spektrums, und auf den Unterschied hab ich auch hingewiesen. Wie wichtig einem dieser Unterschied ist, hängt sicher auch davon ab, für wie wichtig man den tatsächlichen Wortlaut des biblischen Textes hält; wenn man ihn (wie ich) für wichtig hält, dann bevorzugt man möglichst wortgetreue Übersetzungen gegenüber freieren Übersetzungen und Übertragungen.

Ich habe keinen Zweifel, daß Menschen auch durch Übertragungen zu einem lebendigen Glauben an Jesus finden können; ich bin aber auch davon überzeugt, daß sowohl jugendliche Bibel-Anfänger ebenso wie Kinder und Jugendliche aus einem christlichen Umfeld, sowohl beruflich stark belastete Männer als auch alleinerziehende Mütter, aktive Pensionisten und Pensionisten ebenso wie alle anderen, der Deutsch lesen, die von mir empfohlenen Übersetzungen lesen und verstehen können, wenn sie offen sind für Gottes Reden. Und wenn sie das nicht sind, werden sie auch mit der Volxbibel nicht weiterkommen.

 

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  1. Diese Übersetzungen treiben die Worttreue so weit, daß sie jedes Wort des Urtexts durch jeweils ein Wort der Zielsprache übersetzen wollen. Das offenbart ein mangelndes Verständnis davon, wie Sprache funktioniert, und daß man eine Sprache nie zu 100% in eine andere Sprache übersetzen kann. Der Übersetzer der DaBhaR versucht das zu kompensieren, indem er einfach Wörter erfindet, was am Sinn einer Übersetzung vorbeigeht.[]
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Ratschläge zum Beten

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Chad Bird[1] gibt folgende Ratschläge zum Beten:

Viele von uns sind wahrscheinlich mit dem Ausdruck „Herr, lehre uns beten...“ aus Lukas 11 vertraut. Was uns möglicherweise weniger bekannt ist, ist der Rest des Satzes: „…wie Johannes seine Jüngern gelehrt hat.“

Wie Johannes seine Jüngern gelehrt hat. Welche Auswirkungen hat das? Sowohl Johannes als auch Jesus hatten Jünger, die von sich aus nicht wussten, wie man betet. Oder vielleicht wollten sie ihr Verständnis und/oder ihre Praxis des Gebets vertiefen. Oder sie suchten nach konkreter Anleitung. Oder sie wollten die genauen Worte wissen, die man sagen sollte.

So oder so, Beten war nichts, was ihnen natürlich kam, wie Essen, Trinken und Schlafen.

Gebet, wie jede Sprache, will erlernt werden.

Jesus gab seinen Jüngern das Vater Unser. Dieses Gebet fasst im Grunde das gesamte Buch der Psalmen in sieben “Bitten” oder Anliegen zusammen. Betet die Psalmen und ihr werdet ständig Echos des Vater Unsers vernehmen.

Hier sind ein paar weitere Ideen, wie man mit unserem Herrn sprechen kann:

1. Wiederhole mehrmals am Tag ein kurzes Gebet und konzentriere dich jedes Mal auf ein anderes Wort. Mein Favorit ist „Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich meiner, eines Sünders“ (das sogenannte Jesusgebet). Manchmal nenne ich auch einfach die Namen von Menschen, an die ich denke, und sage: „Herr Jesus Christus, Sohn Gottes, erbarme dich über ________.“

2. Beim Vater Unser kannst du entweder das gesamte Gebet beten oder eine oder mehrere Bitten auswählen und sie ausführlicher behandeln. Zum Beispiel: „Unser Vater im Himmel, danke, dass du mich zu deinem Sohn/deiner Tochter gemacht hast, dass du mein Vater bist, dass du mich in deine Familie aufgenommen und mir deinen Namen gegeben hast, usw.“

3. Mein bester Vorschlag ist, die Psalmen der Reihe nach zu beten. Der Vorteil, alle Psalmen immer wieder zu beten, anstatt nur diejenigen auszuwählen, die man gerne beten möchte, besteht darin, dass der volle Umfang der Psalmen deine Gebete formt. Auf gewisse Weise beten sie dich, anstatt dass du sie betest. Diese Worte von Gott werden zu deinen Worten zu Gott.

4. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, andere Worte der Schrift in Gebete umzuwandeln. Es ist sehr einfach. Zum Beispiel: „Im Anfang hast du, o Gott, Himmel und Erde erschaffen. Lob sei dir für das Geschenk dieser Welt, meines Körpers und meiner Seele, meiner Familie, meines Geschäfts, denn sie alle sind ein Geschenk von dir.“ Oder: „Jesus, du hast uns, die wir müde und beladen sind, aufgefordert, zu dir zu kommen. Gib mir Ruhe. Lege dein leichtes Joch auf mich. Hilf mir, von dir zu lernen.“

Mir gefällt auch das, was von Makarios, einem ägyptischen Priester und Mönch des 4. Jahrhunderts, überliefert ist: Abba Makarios wurde gefragt: „Wie sollte man beten?“ Der alte Mann antwortete: „Es ist überhaupt nicht nötig, lange Reden zu halten; es genügt, die Hände auszustrecken und zu sagen: ‚Herr, wie du willst und wie du es weißt, habe Erbarmen.‘ Und wenn der Kampf heftiger wird, sag: ‚Herr, hilf!‘ Er weiß sehr gut, was wir brauchen, und er zeigt uns seine Barmherzigkeit.“

Noch eine Anmerkung von Wolf zu den Psalmen:

Viele davon kann ich nicht beten, so wie wir „Beten“ verstehen. Aber ich kann durch die Psalmen lesen, und wo sie in meine Situation hineinsprechen, werden sie zu meinen Gebeten; auf jeden Fall aber sind sie Gottes Wort und formen meine Gedanken.


Das englische Original dieses Beitrags ist am 25. Juni 2023 auf Chad Birds Facebook-Timeline erschienen. Computer-gestützte Übersetzung von Wolf Paul.

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  1. Chad Bird ist lutherischer Pastor, Theologe und Professor für Altes Testament und Hebräisch. Er hat für viele christliche Zeitschriften geschrieben und mehrere Bücher verfaßt.[]
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Krebsgeschwüre am Leib Christi

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Der Roys Report berichtet über Verhaftungen von Leitern und Mentoren einer christlichen Studentenverbindung in Texas, wegen mehrfachem sexuellem Mißbrauch von Kindern.

Manche nennen sie Nestbeschmutzer, aber ich glaube, daß der Aufdeck-Journalismus von Julie Roys und ihren Miarbeitern, aber auch anderen z.B. im katholischen und anglikanischen Umfeld, extrem wichtig ist für die Gesundheit der Gemeinde Jesu.

Situationen wie die hier beschriebene schädigen nicht nur die unmittelbaren Opfer, sondern sie sind wie Krebsgeschwüre am Leib Christi: wenn man sie ignoriert und nicht entfernt, schädigen sie die Gesundheit des ganzen Leibes.

Vor ein paar Jahren haben manche Evangelikale fast schadenfroh auf die römisch-katholische Kirche gesehen, als dort immer mehr Mißbrauchsfälle im Klerus bis hinauf zu prominenten Kardinälen bekannt wurden; aber es gab schon immer auch problematische freikirchliche Gruppen wie die extremen “geschlossenen Brüder” vor allem im englischen Sprachraum[1];  dann gab es in den letzten Jahrzehnten Meldungen aus dem evangelischen Milieu in Deutschland und die Enthüllungen über die Internatsschulen für Indigene in Kanada und Australien, wo die anglikanischen Kirchen in diesen Ländern beteiligt waren. Vor einem Jahr gab es dann die Zeitungsberichte in Texas über das massive Versagen der Southern Baptists, adequat mit Mißbrauchstätern im vollzeitlichen Dienst umzugehen, unter dem Mäntelchen der “Autonomie der Ortsgemeinde.”[2]

Und heute wissen wir, nicht zuletzt dank der Arbeit von Frau Roys und ihrem Roys Report, daß diese Krebsgeschwüre leider in allen kirchlichen Traditionen gedeihen, auch in Pfingstgemeinden und den größtenteils charismatischen unabhängigen Gemeinden, und bis hinauf zu den prominentesten Megachurches.[3] Leiter in allen kirchlichen Traditionen und Konfessionen haben viel zu lange und viel zu oft zu- und weggeschaut, haben oft mehr Empathie mit den Tätern als mit den Opfern gezeigt, und sich mehr Sorgen gemacht um den Ruf ihrer jeweiligen Kirche oder Gemeinde als um die Sicherheit und das Wohlergehen der ihnen anvertrauten Menschen.

Ich kann nicht beurteilen, wie weit dieses Problem auch in freikirchlichen Gemeinden in Deutschland und Österreich existiert[4] , aber statistisch gesehen sind gerade Gemeinden mit sehr konservativer Theologie, wo Männer in ihren Familien und Pastoren oder Älteste in der Gemeinde unangefochten und unwidersprochen “herrschen”, ehr anfällig sowohl für Mißbrauch und Gewalt in der Familie als auch für Mißbrauch durch Pastoren und andere Leiter. Und solche Gemeinden gibt es auch im deutschen Sprachraum, am Rand der evangelikalen Bewegung. Aberselbst wenn “bei uns”, in unseren Gemeinden und Kreisen, alles in Ordnung sein sollte, können wir uns nicht einfach abputzen: die Kirche, die Gemeinde Jesu ist trotz aller Zerrissenheit und geografischer Ausbreitung ein Leib, und “wenn darum ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit[5]),” leidet der ganze Leib.

Es ist jedenfalls höchste Zeit, daß wir nicht mehr wegschauen, sondern sowohl im Gebet für solche Situationen eintreten als auch Zivicourage zeigen, wo es nötig ist.

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  1. insbesondere die “RavenHale” Gruppe in England, Nordamerika und Australien[]
  2. Bei den Southern Baptists hat jetzt trotz einigem Widerstand in den eigenen Reihen eine Aufarbeitung  diese Problems mit Präventivmaßnahmen begonnen.[]
  3. Die Situation in den Ostkirchen (Orthodoxe und Uniierte) kommentiere ich hier nicht, weil ich nicht genug über deren Situation weiß; ich kann mir aber nicht vorstellen, daß sie davon vollständig verschont sind.[]
  4. Da freikirchliche Gemeinden bei uns, im Gegensatz zu den englischsprachigen Ländern, eher am Rand der Gesellschaft stehen, dringt viel weniger an die Öffentlichkeit[]
  5. 1. Korinther 12,26 (Einheitsübersetzung 2016[]
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Kirchenlieder, gesungen von Detlef Korsen

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Der evangelische Pfarrer im Ruhestand Detlef Korsen singt deutsche Kirchenlieder und begleitet sich dabei selbst auf seiner Gitarre.

Hier werde ich nach und nach diejenigen seiner Videos präsentieren, die mir besonders gut gefallen.

Auf seinem YouTube-Kanal gibt’s noch viel mehr von der Sorte, ebenso wöchentliche Andachten und Sonntagsgottesdienste.

Dass Jesus siegt -- EG375

Dass Jesus siegt -- EG375

1) Dass Jesus siegt, bleibt ewig ausgemacht,
sein wird die ganze Welt.
Denn alles ist nach seines Todes Nacht
in seine Hand gestellt.
Nachdem am Kreuz er ausgerungen,
hat er zum Thron sich aufgeschwungen.
Ja, Jesus siegt, ja, Jesus siegt! 

2)  Ja, Jesus siegt, sei's, dass die Finsternis
im Trotzen wütend schnaubt;
sei's, dass sie wähnt, mit ihrem gift'gen Biss
hätt Ihm sie viel geraubt.
Die Seinen lässt in Not und Grämen
sich unser Held doch niemals nehmen.
Ja, Jesus siegt, ja, Jesus siegt! 

3)   Ja, Jesus siegt, obschon das Volk des Herrn
noch hart darniederliegt.
Wenn Satans Pfeil ihm auch von nah und fern
mit List entgegenfliegt,
löscht Jesu Arm die Feuerbrände;
das Feld behält der Herr am Ende.
Ja, Jesus siegt, ja, Jesus siegt! 

4)   Ja, Jesus siegt! Seufzt eine große Schar
noch unter Satans Joch,
die sehnend harrt auf das Erlösungsjahr,
das zögert immer noch,
so wird zuletzt aus allen Ketten
der Herr die Kreatur erretten.
Ja, Jesus siegt, ja, Jesus siegt! 

5)   Ja, Jesus siegt! Wir glauben es gewiss,
und glaubend kämpfen wir.
Wie du uns führst durch alle Finsternis,
wir folgen, Jesu, dir.
Denn alles muss vor dir sich beugen,
bis auch der letzte Feind wird schweigen.
Ja, Jesus siegt, ja, Jesus siegt!
      

Zween der Jünger gehn mit Sehnen übers Feld nach Emmaus

Zween der Jünger gehn mit Sehnen übers Feld nach Emmaus

1. Zween der Jünger gehn mit Sehnen
Ihre Augen sind voll Thränen,
Ihre Seele voll Verdruß,
Man hört ihre Klageworte;
Doch es ist von ihrem Orte
Unser Jesus gar nicht weit
Und vertreibt die Traurigkeit.  

2. Ach es gehn noch manche Herzen
Ihrem stillen Kummer nach,
Sie bejammern ihre Schmerzen,
Ihre Not und Ungemach.
Manches wandert gar alleine,
Daß es nur zur Gnüge weine,
Doch mein Jesus ist dabei,
Fragt, was man so traurig sei.  

3. Jesus ist mir nachgegangen,
Wenn ich meiner Eitelkeit
Und der Sünde nachgehangen;
O der unglückselgen Zeit,
Die man dergestalt verloren!
Doch er hat mich neu geboren,
Jesus hat an mich gedacht
Und das Schäflein wieder bracht.  

3. Hat sich eine Not gefunden,
So ließ er mich nicht allein,
Jesus stellt zur rechten Stunden
Sich mit seinem Beistand ein.
Wenn ich mich bei ihm beschwere,
Gleich als ob er ferne wäre,
O so ist er mehr als nah
Und mit seiner Hilfe da.  

4. Treuster Freund von allen Freunden,
Bleibe ferner noch bei mir.
Kommt die Welt, mich anzufeinden,
Ach so sei du auch allhier.
Will der Teufel auf mich blitzen,
Wollst du trösten und beschützen.
Komm, in meinem Geist zu ruhn;
Was du willst, das will ich thun.  

5. Bin ich traurig und betrübet,
So gieb nur in meinem Sinn,
Daß mich deine Seele liebet,
Und daß ich der Deine bin.
Laß dein Wort mich feste gründen,
Laß es auch mein Herz entzünden,
Daß es voller Liebe brennt
Und dich immer besser kennt.  

6. Tröst auch andre fromme Seelen,
Wenn sie tief in Kummer stehn.
Wenn sie in verborgnen Höhlen,
Kammern, Feld und Wäldern gehn,
Ihrem Kummer nachzusinne,
Daß sie satt sich weinen können,
So sprich ihrer Seele zu:
Liebes Kind, was trauerst du?  

7. Kannst du bei der Welt nicht weilen,
Ach so nimm mich auch mit dir,
Laß mich deine Freuden teilen,
Sei und bleibe stets bei mir;
Bleibe doch in unsrer Mitten,
Wie dich deine Kinder bitten.
Dank sei dir, o lieber Gast,
Daß du mich getröstet hast.
      

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Nochmals: Christi Himmelfahrt

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Kenneth Tanner[1] schreibt:[2]
 
Stell dir einen Menschen vor, der in die Welt hineingeboren wird, so wie wir alle in die Welt hineingeboren werden, überzogen mit Serum und Blut, anfällig für alles, was uns Schaden zufügt, an der Brust einer Mutter gelegen.
 
Stell dir einen Menschen vor, der, wie die meisten Menschen, in eine arme Familie hineingeboren wird, dessen Eltern für ihr tägliches Brot schwitzen müssen, einen Menschen, der von Anfang an von Mordwahn bedroht ist.
 
Stell dir einen Menschen vor,  als Kind im Exil, in einem Land, in dem er fremd ist, in dem eine andere Sprache gesprochen wird und in dem es keine vertrauensvolle und fürsorgliche Gemeinschaft gibt.
 
Stell dir vor, wie, als Jesus als kleiner Junge in das Dorf seiner Eltern nach Hause kommt, ihn die Leute anstarren und „Bastard“ flüstern.  Schuljungen verspotten ihn und fragen ihn, ob Maria seinen wahren Vater kennt.
 
Stell dir eine Mutter mit tröstenden Armen vor, mit einer Stimme, die ihn lehrt, die Heilige Schrift zu lieben und die Psalmen zu beten. Stell dir einen Menschen vor, der beginnt, sich selbst in den gelesenen und gebeteten Worten zu erkennen;  Stell dir vor, dass das Wort so in den Körper, den Geist und das Herz dieses Menschen eingeschrieben wird, dass die größten Lehrer seiner Zeit in seiner Stimme die Weisheit hören, die die Propheten inspiriert und dem Psalter Harmonie verliehen hat.
 
Stell dir einen Menschen vor, der sich allmählich bewusst wird, dass sein Leben irgendwie identisch ist mit dem Leben, das Sonnen und Galaxien, Orchideen und Mammutbäume, Adler und Panther erschafft, das allem, was fliegt und schwimmt und kriecht, Atem gibt, einen Menschen, der eins ist mit dem Architekt der Atome und Zellen, dem Entzünder der Sterne, dem Former der Berge.
 
Die anderen Menschen, einschließlich seiner Mutter und seines Stiefvaters, sind sich nicht ganz sicher, was sie von seiner verblüffenden Demut halten sollen.  Er stellt die anderen immer an die erste Stelle, dient ihnen und jedem, selbst in den kleinsten Dingen, ohne sich darum zu kümmern, ob irgendjemand ihn selbst oder seine Freundlichkeit bemerkt.  Manchmal haben sie das Gefühl, dass sie sich vielleicht in Ehrfurcht vor ihm beugen sollten, weil seine Worte und Taten so voller Leben, Hoffnung und Heilung sind.
 
Stell dir einen Menschen vor, der jahrzehntelang unbekannt gelebt hat, der am Ende der meisten Tage mit müden und schmerzenden Muskeln Sägemehl aus seinen Haaren schüttelt, Schmutz von seinen Armen spült und einen Tisch für die verwitwete, verletzliche Jungfrau deckt, die ihn in die Welt gebracht hat, die ihn so viel gelehrt hat, und die jetzt hat nur ihn hat,  als Beschützer und Versorger.
 
Dann bittet ihn diese Frau eines Tages, für andere das zu tun, was er gelegentlich für sie getan hat: Wein herzustellen, wo es keinen Wein gibt.  Und dann gibt es eine Taufe und einen Aufenthalt in der Wildnis und eine Verklärung.  Die Blinden sehen, die Lahmen gehen und die Toten leben wieder, weil sein Speichel, seine Stimme und sein Atem nicht nur menschlich, sondern göttlich sind.
 
Stell dir einen Menschen vor, der nicht die Gleichheit mit Gott anstrebt, sondern als Diener unter allen Menschen ist.  Stell dir einen Menschen vor, der das Schwert ablehnt und uns sagt, wir sollen unsere Feinde lieben.  Stell dir einen Menschen vor, der menschliche Dinge göttlich und göttliche Dinge menschlich tut.
 
Stell dir vor, dass dass die Lebensweise dieses Menschen die Kirche seiner Zeit und die Herrscher seiner Zeit dazu verleitet, gegen ihn zu planen und seine Art, Mensch zu sein, zu vereiteln, um jeden in der Zukunft zu warnen, der es auch nur versucht, ein Mensch zu sein, so wie Gott ein Mensch ist  .
 
Stell dir einen Menschen vor, der unserer gesamten Rasse verzeiht, obwohl wir Gott ablehnen, verachten und ermorden.
 
Stell dir vor, dass dieser Mensch, wenn er durch unsere Gewalt stirbt, nicht tot bleibt, sondern dass er im Tod und darüber hinaus ein Mensch bleibt.  Er ordnet die Strukturen des Todes so neu, dass sie nun stattdessen für jeden, der mit ihm stirbt, ein Portal zum Leben Gottes sind.
 
Stell dir ein menschliches Leben vor, das zu den Toten ins Totenreich reist und als Toter den in Ketten Gefesselten predigt;  dass, während er spricht, die Fesseln, die sie dort festhalten, durch die Liebe zerbrochen werden.
 
Stell dir vor, dass der Mensch, den ich gerade beschrieben habe, nach dem Tod wieder verkörpert erscheint, befreit vom Tod, befreit von jeder Bedrohung, die seine Versprechen an uns und die Welt einschränken könnte.
 
Stell dir nun vor, dass *dies* die Art von Mensch ist, der zur rechten Hand Gottes auffährt.  Stell dir vor, dass das, was es bedeutet, ein solches menschliches Leben zu führen und einen solchen menschlichen Tod zu sterben, darin besteht, *hinaufzufahren* – für immer zum Maßstab dessen zu werden, was es bedeutet, Gott zu sein und was es bedeutet, Mensch zu sein. Dieser Sohn, der uns gegeben ist, kommt herab, um Mensch zu werden, und fährt auf, um Mensch zu bleiben.
 
Und allem gegenteiligen Anschein zum Trotz ist seine Art, ein Mensch zu sein, seine Art der Demut, jetzt die Art und Weise, wie die Dinge mit der Welt sind, so dass der Tod jetzt keine Macht mehr hat, über sein aufgefahrenes Leben oder unseres.
 
Seine Demut führt dazu, dass unser Menschsein mit ihm auffährt, so dass das Wahrste an dir und mir ist, dass unser Leben mit Christus in Gott verborgen ist, dass wir in Christus neben dem Vater sitzen;  dass wir dort in ihm sind und dass er hier in uns ist und dass wir mit ihm durch den Geist eins mit dem Vater sind.
 
Dies ist nur eine Facette des großen Geheimnisses der Himmelfahrt, dieser komplexen, vernachlässigten, schönen und folgenreichen Realität, der Christen vertrauen und die wir heute feiern.
 
 Hab Geduld.  Mit der Zeit wird Gott freundlich zu uns sein und wird uns helfen, diese Realität zu erkennen und sie zu leben, jetzt und für immer.
 
 Bild: Die Himmelfahrt Christi, Salvador Dali, 1958
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  1. Kenneth Tanner ist Pastor der anglikanischen „Holy Redeemer“ Gemeinde in Rochester Hills  Michigan.[]
  2. Originaler Facebook-Beitrag ist hier. Übersetzung (mit Hilfe von Google Translate) von Wolf Paul.[]
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Warum ist Christi Himmelfahrt der wichtigste Moment im Neuen Testament?

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Mein Freund Ian Paul[1] schreibt:[2]

Was würdest Du als Höhepunkt und Vollendung des Lebens und Wirkens Jesu bezeichnen?

Überraschenderweise ist dies keine triviale Frage. Einer der Hauptunterschiede zwischen dem Johannesevangelium und den synoptischen Evangelien besteht darin, dass die Synoptiker die Kreuzigung als einen notwendigen, aber unvollständigen Akt auf dem Weg zur Auferstehung darstellen, während Johannes sie als Höhepunkt und Vollendung des Wirkens Jesu an sich darstellt. Anstelle des Verzweiflungsschreis Jesu (Matthäus 27:46, Markus 15:34) zeichnet Johannes einen Triumphschrei auf: „Es ist vollbracht!“ (Johannes 19:30). Die Verheißung, dass „lebendiges Wasser“ aus dem Bauch oder der Seite des Gläubigen sprudelt (Johannes 7:38), am besten in Bezug auf die Tempelprophezeiung in Hesekiel 47 verstanden, wird durch das Blut und Wasser aus der Seite Jesu bei seinem Tod erfüllt ( Johannes 19:34). Kein Wunder, dass das wahre Zeugnis davon zum Glauben führt (Johannes 19:35).

Aber der größte Teil des Neuen Testaments würde auf die Auferstehung als Vollendung hinweisen. Die theologische Verknüpfung des Todes und der Auferstehung Jesu durch Paulus mit unserer Bewegung in und aus dem Wasser der Taufe (Römer 6:3-4) legt nahe, dass Kreuzigung und Auferstehung zusammengehören, und dies wird in der gesamten Verkündigung dessen, was Gott getan hat, deutlich. Diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, hat Gott von den Toten auferweckt, erzählt Petrus der Pfingstmenge in Apostelgeschichte 2, und wir sind Zeugen davon. Paulus spricht in der parallelen Beschreibung seines Dienstes durch Lukas auch von „Jesus und der Auferstehung (anastasis).“  (Apostelgeschichte 17:18), so sehr, dass seine Zuhörer denken, Anastasis sei das weibliche Gegenstück zu dem männlichen Gott Jesus. Paulus fasst das Evangelium für die Korinther wie folgt zusammen: „Christus starb für unsere Sünden … wurde begraben … und wurde am dritten Tag auferweckt“ (1. Korinther 15:3-4).

Doch der größte Teil des Neuen Testaments sieht tatsächlich ein drittes Thema als wesentlichen Teil und Abschluss des Werkes Jesu: die Himmelfahrt. Vielleicht übersehen wir dies aufgrund unserer theologischen Tradition, aber  oft übersehen wir es, weil wir nicht sorgfältig genug lesen. In der Pfingstrede des Petrus ist der Höhepunkt dessen, was Gott in Jesus getan hat, nicht die Auferstehung, sondern die „Erhöhung Jesu zur Rechten Gottes“ (Apostelgeschichte 2:33). Zur Untermauerung dieser Aussage zitiert er Psalm 110, den am häufigsten zitierten Psalm im Neuen Testament  (nimm Dir einen Moment, um das zu verinnerlichen …), in dessen Bildern „der Herr“ (Messias) seinen Platz zur Rechten des „Herrn“ (Jahwe, der Gott Israels) einnimmt.

Wir können sehen, wie wichtig dies ist, sogar in der Theologie des Paulus. In seiner großartigen Hymne in Philipper 2[3] überspringt er tatsächlich die Auferstehung und geht direkt von Jesu „Tod am Kreuz“ zu seiner „Erhöhung in die höchste Stellung“ über. (Philipper 2:8-9). Es ist, als ob die Bewegung vom Tod zum Leben zur Herrlichkeit, in der Auferstehung und zum Aufstieg eine einzige Bewegung wäre – übrigens eine Bewegung, die sich in den Worten in Offenbarung 12:5 widerspiegelt, von dem männlichen Kind, „das die Nationen mit eiserner Rute regieren soll“ und zu Gott und seinem Thron entrückt wird. Im Johannesevangelium weist Jesus am Gartengrab darauf hin und sagt Maria, sie solle sich nicht an ihm festhalten, weil er noch nicht aufgestiegen sei. Und was am faszinierendsten ist: Die Evangeliumsbotschaft, die sie den Jüngern geben soll, lautet: „Ich fahre zum Vater auf.“  (Johannes 20:17).  Auch für Lukas teilt sich das Wirken Jesu in zwei Teile, nicht bei der Auferstehung, sondern bei der Himmelfahrt:

In meinem früheren Buch, o Theophilus, habe ich über alles geschrieben, was Jesus zu tun und zu lehren begann, bis er in den Himmel aufgenommen wurde … (Apostelgeschichte 1:1-2)

Warum übersehen wir also die Bedeutung davon? Es läuft größtenteils auf ein Missverständnis von Daniel 7 und dessen Übernahme in das Neue Testament hinaus.

In meiner Vision sah ich nachts, und vor mir war einer wie ein Menschensohn, der mit den Wolken des Himmels kam. Er näherte sich dem Alten der Tage und wurde in seine Gegenwart geführt. Ihm wurden Autorität, Ruhm und souveräne Macht verliehen; alle Nationen und Völker aller Sprachen beteten ihn an. Seine Herrschaft ist eine ewige Herrschaft, die nicht vergehen wird, und sein Königreich ist eines, das niemals zerstört werden wird. (Daniel 7:13-14).

Obwohl Jesus die Formulierung „jemand wie ein Menschensohn“ auf sich selbst beziehet, handelt es sich bei Daniel um eine kollektive Figur; so wie die vier Tiere weiter oben in diesem Kapitel Personifizierungen der vier großen Reiche (babylonisch, persisch, griechisch und römisch) waren, ist diese menschliche Figur eine Personifizierung des Gottesvolkes, das derzeit von den Mächtigen unterdrückt und verfolgt wird, aber voll Vertrauen ist, daß Gott sie retten, in seine Gegenwart bringen, sie rechtfertigen und ihnen Macht und Autorität über diejenigen geben wird, die derzeit Macht über sie haben. Als Parallele zu den Visionen im ersten Teil von Daniel (die vier Tiere entsprechen den vier Teilen der Statue in Daniel 2) stellt es die Umkehrung der Macht dar, die Maria im Magnifikat beschreibt: „Du hast die Stolzen in der Vorstellung zerstreut.“ ihres Herzens“ (Lukas 1:51).

Indem er den Titel „Sohn des Menschen“ annimmt, beansprucht Jesus, die Bestimmung Israels zu erfüllen – seine Unterdrückung auf sich zu nehmen, aber auch die Rechtfertigung Gottes zu erfahren. Dies beinhaltet auch eine entscheidende Neuinterpretation: Nicht die Reiche dieser Welt sind die wahren Unterdrücker Israels, sondern die Mächte der Dunkelheit sowie ihre eigene Sünde und ihr Ungehorsam. Wenn also Johannes der Täufer „vor den Herrn tritt, um ihm den Weg zu bereiten“, geschieht dies durch „die Vergebung aller ihrer Sünden“ (Lukas 1:77).

Aber das Wichtigste, was man in Daniel 7 beachten sollte, ist die Formulierung „mit den Wolken des Himmels kommen“. Dies ist  nicht damit verbunden, dass irgendjemand vom Himmel auf die Erde kommt, sondern eher mit dem Gegenteil – der Erhöhung des Menschensohnes, der von der Erde  zu dem kommt, der auf dem himmlischen Thron sitzt. Dies ist eine Sprache, die sich von Paulus’ Verwendung von „auf den Wolken kommen“ in 1. Thessalonicher 4:17 unterscheidet und ihr entgegengesetzt ist. Dies wäre für die Leser des Paulus sehr offensichtlich gewesen, da er für „Kommen“ einen ganz anderen Ausdruck verwendet, nämlich das Wort parusia , das „königliche Präsenz“ bedeutet.

Wenn wir diesen Unterschied erkennen, können wir mehrere Schlüsseltexte der Evangelien entschlüsseln. Im Markusbericht über den Prozess gegen Jesus sagt Jesus zum Hohepriester:

Du wirst den Menschensohn sehen, der zur Rechten des Mächtigen sitzt und auf den Wolken des Himmels kommt (Markus 14:62).

Dies kann sich nicht auf die Rückkehr Jesu zur Erde („zweites Kommen“) beziehen, es sei denn, Jesus machte sich Illusionen darüber, wie bald dies geschehen würde. Aber was noch wichtiger ist: Dies kann schon deshalb nicht gemeint sein, da es sich hier um ein fast exaktes Zitat aus Daniel 7 handelt und sich auf die Thronbesteigung Jesu (des Menschensohns)  und die Erfüllung der Bestimmung Israels bezieht. Aus diesem Grund betrachtete der Hohepriester es als Gotteslästerung: Tatsächlich wurde Jesus gekreuzigt, weil er seine Himmelfahrt erwartete!

Ebenso ergibt Matthäus 24 keinen Sinn[4], wenn wir es nicht im Lichte von Daniel 7 lesen. Jesus sagt Folgendes voraus:

Zu dieser Zeit wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen und alle Völker der Erde werden trauern. Sie werden den Menschensohn mit Macht und großer Herrlichkeit auf den Wolken des Himmels kommen sehen… (Matthäus 24:30)

Dann sagt er aber ganz feierlich: „Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird gewiss nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist“ (Matthäus 24:34). Sofern sich nicht sowohl Jesus als auch Matthäus (und diejenigen, die den Kanon sammelten) irren, muss dies bereits geschehen sein[5] – und genau das geschah bei der Himmelfahrt. Jesus wurde in den Wolken des Himmels entrückt, um in Herrlichkeit zur Rechten des Vaters zu sitzen.

Die Lesung für den Himmelfahrtstag[6] ist Apostelgeschichte 1:1-11, die umfassendste Darstellung des Augenblicks der Himmelfahrt Jesu im Neuen Testament. Dabei gibt es ein paar wichtige Dinge zu beachten.

Wir haben bereits bemerkt, dass es die Himmelfahrt ist, an der Lukas den Punkt der Trennung sieht zwischen „allem, was Jesus zu tun und zu lehren begann“ und dem fortgesetzten Dienst der Apostel, in dem Jesus weiterhin handelt und lehrt durch den Heiligen Geist. Auffallend an diesem Bericht ist jedoch, dass die Lehre Jesu gegenüber den Aposteln, „die er erwählt hatte“, nur „durch den Heiligen Geist“ geschehen kann. So wie Jesus durch den Geist diente (und zwar nach seiner Prüfung in der Wüste „in der Kraft des Heiligen Geistes“, Lukas 4:14), so tut er dies auch nach seiner Auferstehung weiterhin und gibt den Aposteln selbst das Muster vor. Sie können seinen Dienst nicht fortsetzen, bis auch sie „mit Macht aus der Höhe bekleidet“ sind (Apostelgeschichte 1:8).

Dies ist eine Zeit „nach seinem Leiden“, was bereits als halbtechnische Bezeichnung für seine Übergabe, Prügel und Kreuzigung, seine „Passion“, erscheint. Man könnte meinen, dass die bloße Tatsache, daß er wieder am Leben war, ausreichte, um alle Fragen der Jünger zu beantworten – doch Lukas stimmt hier mit Matthäus’ Beschreibung überein, dass „einige zweifelten“ (Matthäus 28:17), da sie „viele überzeugende Beweise“ brauchten.

Die Formulierung „vierzig Tage“ ist in der gesamten Heiligen Schrift von Bedeutung. „Vierzig“ bedeutet eine Zwischenzeit des Wartens, der Prüfung und der Vorbereitung[7], einschließlich der Zeit, in der es während der Sintflut regnete (1. Mose 7:4), der Exodus-Wanderungen (4. Mose 32:13) ​​und der Lebensabschnitte des Mose (laut Stephanus in Apostelgeschichte 7: 23, 30, 36), Elia am Berg Horeb (1. Könige 19:8), Jonas Predigt nach Ninive (Jona 3:4) – und so weiter. Es ist oft die Zeitspanne zwischen großen Epochen in der biblischen Erzählung von Gottes Heilstaten.

Jesus lehrt weiterhin über das „Reich Gottes“, womit das zentrale Thema seiner Predigten in den Evangelien fortgeführt wird. Dies würde im jüdischen Kontext Sinn machen, wo Gott als „König“ betrachtet wurde und die eschatologische Hoffnung auf die Manifestation seiner Herrschaft als König über Israel – und die ganze Welt – bestand. Aber es fällt auf, dass im weiteren Verlauf der Apostelgeschichte und in den uns vorliegenden Schriften des Paulus die Sprache des Reiches den zweiten Platz einnimmt gegenüber anderen Sprachen der Auferstehung und Erlösung.

Das „Geschenk, das mein Vater versprochen hat“ spiegelt die johanneische Sprache aus der Abschiedsrede Jesu wider, die in jüngsten Lektionarslesungen untersucht wurde. Der Kontrast zwischen der Wassertaufe des Johannes und der Geistestaufe Jesu greift die Sprache des Johannes selbst vom Anfang des Lukasevangeliums (Lukas 3:16) auf, aber diese Paarung bildet auch ein Thema in der Apostelgeschichte, wo die Gläubigen beide mit getauft werden Wasser und mit dem Geist.

Die Frage in Apostelgeschichte 1:6 „Wirst du zu dieser Zeit das Königreich für Israel wiederherstellen?“ zeigt das anhaltende, nationalistische Missverständnis der Jünger über die Bedeutung des Königreichs – sie brauchten also wirklich diese 40 Tage der Belehrung! Anstatt sie direkt zurechtzuweisen, führt Jesus sie in eine andere Richtung; Der Geist wird sie dazu ausrüsten, seine Zeugen „bis an die Enden der Erde“ zu sein. Es stellt sich heraus, dass dies die Bedeutung der eschatologischen Erwartung des Alten Testaments ist, dass alle Nationen nach Jerusalem gezogen werden, nicht im physischen Sinne einer Migration, sondern im spirituellen Sinne, indem sie sich zum jüdischen Messias hingezogen fühlen, der dort gekreuzigt und auferweckt wurde. Dies wird auf dem Konzil in Apostelgeschichte 15 von entscheidender Bedeutung, bei dem es darum geht, der „Heidenmission“ einen Sinn zu geben, und spiegelt sich in der Vision der Offenbarung wider, dass Menschen aus allen Stämmen, Sprachen und Sprachen stammen.

Schließlich stellt der Engel eine explizite Verbindung zwischen der Himmelfahrt und der Erwartung der Wiederkunft Jesu her (im NT wird sie nie als sein „zweites Kommen“, gepaart mit der Inkarnation, sondern als seine „Wiederkehr“, gepaart mit der Himmelfahrt, beschrieben). Beim ersten Lesen könnten wir denken, dass der Zusammenhang sozusagen eines der Fortbewegungsmittel ist – er wird „auf dem gleichen Weg zurückkommen, wie Sie ihn gehen sehen haben“. Aber der theologische Zusammenhang ist viel bedeutsamer. Jesus besteigt den Thron Gottes, um „zu seiner Rechten“ zu sitzen und die Macht und Autorität Gottes durch den Heiligen Geist auszuüben. Wenn Jesus jetzt  de jure Herr ist , muss er eines Tages  de facto Herr werden . Seine endgültige Offenbarung als Herr über alles ist die unvermeidliche Folge seiner jetzigen Erhöhung zum Vater.

Wenn also die Himmelfahrt im NT so wichtig ist, was bedeutet das?

  1. Autorität . Jesus thront beim Vater. Aufgrund der Himmelfahrt sitzt das geschlachtete Lamm mit Gott auf dem Thron und teilt seine Anbetung (Offenbarung 4). Bei der Himmelfahrt wurde ihm „alle Macht gegeben“ (Matthäus 28:18 ). Und diese Autorität bedeutet, dass Stephanus zuversichtlich ist, dass er von einer höheren Macht gehalten wird, sogar bis zum Tod – seine letzte Vision ist die von Jesus, der im Sinne von Daniel 7 aufgefahren ist (Apostelgeschichte 7:55-56).
  2. Menschwerdung . In der Menschwerdung trat Gott in die Menschheit, die menschliche Existenz ein. Bei der Himmelfahrt wird diese Menschheit in die Gegenwart Gottes aufgenommen. Wir haben einen Hohepriester, der für uns eintritt und nicht unfähig ist, Mitgefühl für unsere Herausforderungen, Dilemmata, Leiden und Schwächen zu empfinden ( Hebräer 4:15-16 ) .
  3. Verantwortung . Die Himmelfahrt markierte das Ende des irdischen Wirkens Jesu; Er hat uns nun die Verantwortung übertragen, diese Arbeit mit der Kraft des Heiligen Geistes fortzusetzen. Jesus ist nicht distanziert oder gleichgültig, aber er hat delegiert.
  4. Treue. Als Jesus in den Wolken zum Himmel aufstieg, versprach er, „auf die gleiche Weise“ wiederzukommen ( Apostelgeschichte 1:11 ). Seine Rückkehr wird im NT nie als „zweites Kommen“ bezeichnet, da sie nicht mit seinem „ersten Kommen“ (der Menschwerdung) gepaart ist, sondern mit der Himmelfahrt. Da Gott alles unter seine Füße gelegt hat, wird seine de jure–Autorität  eines Tages eine de facto–Autorität sein.
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  1. Ian Paul: Theologe, Autor, Redner, akademischer Berater. außerordentlicher Professor am Fuller Theological Seminary; Seelsorger in St. Nic’s, Nottingham, Verlagsdirektor von Grove Books; Mitglied der Generalsynode der Kirche von England. Macbenutzer; Schokoholiker. Auf Twitter und Facebook unter @psephizo zu finden. Blog: www.psephizo.com[]
  2. Englische Originalfassung hier auf Psephizo. Deutsche Übersetzung von Wolf Paul, unter Zuhilfenahme von Google Translate []
  3. Ich bin übrigens nicht überzeugt, dass Paulus in Philipper 2 eine bereits existierende Komposition zitiert[]
  4. Ian Paul, Making Sense Of Matthew 24 (Matthäus 24 richtig verstehen) []
  5. Ian Paul, What Matthew 24 Is All About (Worum es in Matthäus 24 eigentlich geht) []
  6. Die Rede ist hier vom Common Worship Lectionary , der aktuellen Perikopenordnung für Sonn- und Feiertage der Kirche von England. Diese beruht auf dem im englischen Sprachraum unter protestantischen Kirchen sehr weit verbreiteten Revised Comon Lectionary, welches auch weitgehend mit dem Lektionar der röm.-kath. Kirche übereinstimmt[]
  7. Wikipedia-Artikel zur Zahl 40. Leider geht der deutsch Artikel nicht so detailliert auf die Bedeutung der Zahl 40 im Judentum (und daher auch im AT) ein.[]
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In Memoriam George Verwer

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Wir haben soeben diese Nachricht von Lawrence Tong, dem internationalen Direktor von Operation Mobilisation, erhalten:

“In großer Trauer teile ich Euch mit, daß unser Bruder George Verwer (Gründer von Operation Mobilisation) uns gestern Abend, dem 14. April 2023 um 23:06, verlassen hat und in die Herrlichkeit eingegangen ist. Er ist friedlich gestorben, zu Hause, im Beisein seiner Frau Drena, seiner Tochter Christa, sowie einer Freundin der Familie, Cathy Rendal.” 

George hatte einen großen Einfluß auf mein Leben: durch die von ihm gegründete Organisation kam ich vor 52 Jahren zu einem lebendigen Glauben an Jesus Christus, und auch spätere, persönliche Begegnungen mit ihm waren sehr wichtig für mich.

Einerseits ist sein Heimgang ein Grund zur Freude, weil er, in den Worten des Apostels Paulus „den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben gehalten hat; hinfort liegt für ihn bereit die Krone der Gerechtigkeit, die ihm der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, nicht aber ihm allein, sondern auch allen, die Christi Erscheinung lieb haben.“ (2. Tim. 4,7) Er ist frei von dem Krebs, der ihm sein Leben in den letzten Monaten immer schwerer gemacht hat, und, um wieder mit dem Apostel Paulus zu sprechen, er hat „den Leib verlassen und ist daheim bei dem Herrn.“ (2.Kor. 5,8)

Aber gleichzeitig ist da große Trauer und die Erkenntnis, daß (für mich zumindest) eine Era zu Ende gegangen ist. In einer Zeit, wo allzu viele Christen und christlichen Leiter damit beschäftigt sind, ihre Rechte zu bewahren und die Welt durch politische Anstrengungen zu verändern (oder auch eine Veränderung zu verhindern), war George ein demütiger Diener Gottes, der nie seinen Auftrag aus den Augen verloren hat: Das Evangelium denen zu verkünden, die es noch nie gehört haben, und andere auszurüsten, dasselbe zu tun.

Todesanzeigen werden oft mit den Buchstaben “R. I. P.” überschrieben: „Requiescat in Pace, „Ruhe in Frieden.“ Für George Verwer, und  für alle Christen, die im Herrn entschlafen sind, stehen diese Buchstaben vielmehr für „Er ruht tatsächlich im Frieden, im Frieden Gottes!

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