Gedanken zum aktuellen Krieg in Israel

Wolf Paul, 2023-10-16

  • Ich erwähne in meinen Kommentaren zu den aktuellen Ereignissen in Israel die biblischen Aussagen über das Land und Volk Israel kaum, und zwar ganz bewußt,mit Ausnahme der Aufforderung, für den Frieden Jerusalems zu beten. Denn erstens haben biblische Aussagen und göttliche Verheißungen in unserer sekularisierten Welt kein besonders großes Gewicht, zweitens beruft sich die Hamas ebenso auf göttliche Verheißungen “from the river to the sea“, zwar nicht aus dem Koran sondern aus anderen islamischen Quellen[1], und ich erwarte nicht wirklich, daß die sekularisierte Weltöffentlichkeit diese zwei, einander widersprechenden Ansprüche versteht und objektiv beurteilt (das schaffen ja, zu ihrer Schande, nicht einmal manche hochrangigen Vertreter christlicher Kirchen), und schließlich reicht meiner Meinung nach ein Blick auf die Geschichte dieses Landes, einschließlich der Umstände der Entstehung des Staates Israel im 20. Jahrhundert, durchaus aus, das Existenzrecht Israels und das Lebensrecht sowohl von Juden und Arabern sowie von anderen, kleineren Bevölkerungsgruppen “vom Fluß bis zum Meer” zu begründen und zu rechtfertigen.
  • Vor der Gründung des modernen Staates Israel, unter der Ägide der UNO, gab es bereits 1947 einen Plan, der die Aufteilung des Mandatsgebietes Palästina in einen arabischen und einen jüdischen Staat vorsah, mit einem Sonderstatus für Jerusalem; dieser Plan wurde von den arabischen Staaten kategorisch abgelehnt, weshalb sie Israel unmittelbar nach dessen Unabhängigkeitserklärung 1948 angriffen. Ein Jahr später kam es zu einem Waffenstillstand, in dessen Gefolge der Gazastreifen von Ägypten und das Westjordanland von Jordanien annektiert wurden.

  • Die Gründung Israels durch die Staatengemeinschaft der UNO, mit Unterstützung vor allem von Großbritannien und USA, war vor allem von ihrem schlechten Gewissen getrieben, weil sie in den Jahren zuvor beim Holocaust weggeschaut und den Juden keine oder zu wenig Zuflucht und Hilfe angeboten hatten. Als unmittelbar nach der Ausrufung des Staates Israel dieser von den arabischen Staaten angriffen wurde, haben die UNO und die westlichen Staaten wieder weggeschaut, statt den arabischen Staaten unmißverständlich klar zu machen, daß dies nicht toleriert wird. Umso verwerflicher ist es, wenn die UNO jetzt ihre Sorge um die Zivilbevölkerung von Gaza auf eine Weise ausdrückt, die Israel im Grunde genommen das Recht auf Selbstverteidigung abspricht.[2]

  • Nach dem, von Ägypten und anderen arabischen Staaten provozierten, Sechs-Tage-Krieg 1967, aus dem Israel unerwarteterweise siegreich hervorging, besetzte Israel das Westjordanland, den Gazastreifen und die Golanhöhen — dies läßt sich ohne jede Bezugnahme auf die biblischen Grenzen Israels, allein mit den legitimen Sicherheitsinteressen des Staates begründen und rechtfertigen.

  • Das Hauptproblem in all den Jahren seit der Gründung des Staates Israel ist die Weigerung gewisser arabischer Kreise, die Existenz eines Judenstaates in Palästina zu tolerieren; wobei man dazusagen muß, daß es in Regierungskreisen vieler Staaten hier ein Umdenken gegeben hat und etliche arabische Staaten inzwischen in normalen  Beziehungen zu Israel stehenDer Haupt-Kriegstreiber ist inzwischen nicht ein arabisches Land, sondern der fundamentalistisch-islamische Iran, der sowohl die Hizbollah im Libanon als auch die Hamas in Gaza finanziert.

  • Wenn man weit genug in der Geschichte zurückgeht und die Dinge ohne jeglichen religiösen Überlegungen betrachtet, dann haben die Juden (das Volk Israel) das Land zwischen Mittelmeer und Jordan vor ca. 3000 Jahren erobert, und Araber sind seit mehr als tausend Jahren dort ansässig (seit das Land unter osmanischer Herrschaft stand) — beide können daher das Recht für sich reklamieren, dort zu leben. Im Lauf der Geschichte hat das Land immer wieder den Besitzer gewechselt, meistens in Form der Eroberung durch den Sieger eines Krieges. So gesehen ist die Besetzung Gazas und des Westjordanlandes durch Israel (die ja ihrerseits erst ein paar Jahre zuvor durch Ägypten und Jordanien annektiert worden waren) im Gefolge des Sechs-Tage-Krieges nichts ungewöhnliches.

  • Im Jahr 2005 verließ Israel, als Teil von “Land gegen Frieden”-Überlegungen, den Gazastreifen und übergab ihn der Fatah-dominierten Palästinensischen Autonomiebehörde als Vertreterin der Palästinenser. Zwei Jahre später vertrieb Hamas die Fatah, und benutzt den Gazastreifen seither als Basis, um Israel ständig und auf verschiedenste Weise anzugreifen. Das Ziel der Hamas und ihrer iranischen Geldgeber, Israel zu zerstören und die Juden umzubringen oder zumindest zu vertreiben, ist religiös motiviert (es entspringt ihrem Islam-Verständnis) und hat für sie einen wesentlich größeren Stellenwert als das Leben und Wohlergehen der Zivilbevölkerung im Gazastreifen.

  • Ich bin nicht für den Krieg. Er bringt unvorstellbares Leiden über die Menschen. Aber angesichts eines Feindes, der sich so benimmt wie die Hamas am 7. Oktober 2023, und der nicht nur in seiner Charta das Existenzrecht Israels leugnet, sondern sich auch auf ein Hadith[3] beruft, das die Muslime aufruft, Juden abzuschlachten[4], kann ich die israelische Entscheidung, sich mit militärischen Mitteln zu verteidigen, verstehen und nachvollziehen — auch wenn dies aufgrund der Strategien der Hamas zu zivilen Todesopfern führt.

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  1. Aus der Hamas-Charta von 1988: “Die Islamische Widerstandsbewegung glaubt, dass das Land Palästina ein islamisches Waqf ist, das für zukünftige muslimische Generationen bis zum Tag des Gerichts geweiht ist. Es, oder irgendein Teil davon, sollte nicht verschwendet werden: Es, oder irgendein Teil davon, sollte nicht aufgegeben werden. Weder ein einzelnes arabisches Land noch alle arabischen Länder, weder irgendein König oder Präsident, noch alle Könige und Präsidenten, weder irgendeine Organisation noch alle von ihnen, seien sie palästinensisch oder arabisch, besitzen das Recht dazu. Palästina ist ein islamisches Waqf-Land, das für muslimische Generationen bis zum Tag des Gerichts geweiht ist. Da dies so ist, wer könnte beanspruchen, das Recht zu haben, muslimische Generationen bis zum Tag des Gerichts zu vertreten?
    Dies ist das Gesetz, das das Land Palästina in der islamischen Sharia (Gesetz) regiert, und dasselbe gilt für jedes Land, das die Muslime mit Gewalt erobert haben, denn während der Zeiten der (islamischen) Eroberungen haben die Muslime diese Länder für muslimische Generationen bis zum Tag des Gerichts geweiht.
    Es geschah so: Als die Führer der islamischen Armeen Syrien und den Irak eroberten, schickten sie an den Kalifen der Muslime, Umar bin-el-Khatab, um seinen Rat bezüglich des eroberten Landes zu erbitten – ob sie es unter den Soldaten aufteilen sollten oder es den Besitzern überlassen sollten oder was? Nach Beratungen und Diskussionen zwischen dem Kalifen der Muslime, Omar bin-el-Khatab, und Gefährten des Propheten, Allah segne ihn und schenke ihm Heil, wurde entschieden, dass das Land seinen Besitzern überlassen werden sollte, die von seinen Früchten profitieren könnten. Was die eigentliche Eigentümerschaft des Landes und des Landes selbst betrifft, sollte es für muslimische Generationen bis zum Tag des Gerichts geweiht bleiben. Diejenigen, die sich auf dem Land befinden, sind nur dort, um von seinen Früchten zu profitieren. Dieses Waqf bleibt bestehen, solange Erde und Himmel existieren. Jedes Verfahren, das im Widerspruch zur islamischen Sharia steht, was Palästina betrifft, ist nichtig und unwirksam.”[]
  2. Da die Hamas seit ihrer Machtübernahme im Gazastreifen (2007) ihre Terror-Infrastruktur (Waffenlager, Kommandozentralen, Raketen-Abschußbasen, etc) systematisch in zivilen Wohngegenden, neben und sogar in Krankenhäusern, Schulen, und Kindergärten positioniert, sodaß es unmöglich ist, diese legitimen militärisch/terroristischen Ziele anzugreifen, ohne daß es zu massiven Opfern unter der Zivilbevölkerung kommt, wird Israel’s Möglichkeit der Selbstverteidigung stark eingeschränkt — vor allem, da ein Großteil der Weltpresse dabei mitspielt und bei israelischen Verteidigungsschlägen die zivilen, palästinensischen Opfer in ihrer Berichterstattung hervorhebt. Solche Terror-Einrichtungen finden sich übrigens auch in Schulen, die von der UNO betrieben werden — ohne daß man regelmäßige Proteste der Weltorganisation dagegen hört.[]
  3. Die Hadithe (Plural, Singular: Hadith) sind eine Sammlung von Überlieferungen, Aussprüchen und Handlungen des Propheten Mohammed und seiner Weggefährten. Die Bedeutung der Hadithe ergibt sich daraus, dass die Handlungs- oder Lebensweise (Sunna) Mohammeds neben dem Koran normativen Charakter haben.[]
  4. z.B. Sahih Muslim, 41:2922: “Abu Huraira reported Allah’s Messenger (may peace be upon him) as saying: The last hour would not come unless the Muslims will fight against the Jews and the Muslims would kill them until the Jews would hide themselves behind a stone or a tree and a stone or a tree would say: Muslim, or the servant of Allah, there is a Jew behind me; come and kill him; but the tree Gharqad would not say, for it is the tree of the Jews.” sowie andere[]

Traurige Kollateralschäden

Wolf Paul, 2023-10-10

Es ist eine traurige Wahrheit, daß ein Krieg nie nur die Bevölkerung das angegriffenen Landes oder Territoriums mit Tod und Zerstörung trifft, sondern immer auch die Bevölkerung des angreifenden Landes oder Territoriums. Das Kriegsvölkerrecht sollte das zwar so weit wie möglich verhindern, aber wenn die Angreifer ihre militärische (oder in diesem Fall, besser terroristische) Infrastruktur in, unter, und neben zivilen Einrichtungen wie Spitälern, Schulen, und Wohnblocks plazieren, wie das Hamas im Gazastreifen seit Jahren macht, dann leidet die Zivilbevölkerung, weil sich die Verteidiger dann nicht leisten können, darauf Rücksicht zu nehmen. [1]

Wie der britische Außenminister James Cleverly gestern sagte, die Hamas habe „die Notlage des palästinensischen Volkes aufgrund dieser terroristischen Aktionen, die sie gegen Kinder, gegen Zivilisten und gegen alte Menschen in Israel verübt hat, unermesslich verschlimmert. … Die Hamas verursacht Schmerz und Leid sowohl in Israel als auch in Gaza.“

Und das besonders perfide mit Gaza und Hamas ist die Tatsache, daß die obersten Führer der Hamas im komfortablen und sicheren Exil in Katar und Ägypten leben, und daher das Leid, das sie über ihr Volk gebracht haben, selbst nicht erleben.

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  1. Wobei man dazusagen muß, das Israel bis zum 6. Oktober  im allgemeinen die Bevölkerung vor Luftangriffen zu warnen versucht hat, damit sich die Menschen in Sicherheit bringen können, diese jedoch oft von Hamas-Terroristen daran gehindert und festgehalten wurden, weil zivile Opfer israelischer Angriffe ein probates Propagandamittel sind. Ich kann mir nicht vorstellen (und die Berichterstattung zeigt es auch), daß Israel diese Praxis auch nach diesem 7. Oktober aufrecht halten wird, und habe dafür auch ein gewisses Verständnis.[]

Der Große Austausch

Wolf Paul, 2023-09-13

Chad Bird:[1]

Hier ist der Vers,der für mich auf den Punkt bringt, worum es beim Christentum letztlich geht, was die Frohbotschaft des Christentums ist, die wir der Welt anbieten. Es handelt sich dabei um den letzten Vers von 2. Korinther 5:

Gott hat Ihn, der keine Sünde kannte, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in Ihm Gerechtigkeit Gottes würden.

Das wird manchmal „der große Austausch“ genannt. Denn Jesus nimmt unsere Sünde auf Sich: Gott hat Ihn, der keine Sünde kannte, zu unserer Sünde, zu alldem, was uns von Gott trennt, gemacht. Das ist, wozu Jesus am Kreuz wurde. Er wurde der Sünder, Er wurde Sünde – unsere Sünde, meine Sünde, deine Sünde, die Sünde der ganzen Welt, der ganzen Menschheit – dazu wurde Jesus am Kreuz. Er war die ganze Menschheit reduziert auf eine Person, die ganze sündige Menschheit reduziert auf eine Person. Dazu wurde Jesus am Kreuz. Warum?

Damit wir in Ihm die Gerechtigkeit Gottes würden. Indem Er unsere Sünde auf sich genommen hat, gibt Er uns Seine Gerechtigkeit. Indem Er unseren Tod auf sich genommen hat, schenkt Er uns Sein Leben. Das ist der Große Austausch: Jesus wird zu all dem, was uns vom Vater trennt, damit wir in Jesus mit dem Vater versöhnt, zu Ihm gezogen werden.

Das ist die Frohbotschaft, die gute Nachricht. Das ist die beste Nachricht. Und sie richtet sich an dich, sie richtet sich an mich, sie richtet sich an die ganze Welt. Es gibt niemanden, für den Jesus nicht Sünde wurde, damit sie oder er in Ihm, durch den Glauben an Ihn, zur Gerechtigkeit Gottes würde.

 

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  1. Chad Bird ist Theologe bei 1517.org. Er hat als Pastor, Professer, und Gastlehrer für Altes Testament und Hebruaisch gedient. Er hat Master-Abschlüsse vom Concordia Theological Seminary und vom Hebrew Union College. Er hat Artikel geschrieben für Christianity Today, The Gospel Coalition, Modern Reformation, The Federalist, Lutheran Forum, und andere Zeitschriften und Webseiten. Er ist Autor einiger Bücher, einschließlich seines letzten, Limping with God: Jacob and the Old Testament Guide to Messy Discipleship („Hinkend mit Gott: Jakob und der alttestamentliche Leitfaden für chaotische Jüngerschaft“). Er ist auch Co-Moderator des populären Podcasts, 40 Minutes in the Old Testament („40 Minuten im Alten Testament“).[]

Gedanken zu Gottesdienst, Kirchenjahr, Tradition

Wolf Paul, 2023-09-01

Ausgehend von den interessanten Gedanken von Pfarrer i. R. Detlef Korsen zum Thema “Eventgottesdienste”, die wohl vor allem auf seinen Erfahrungen im norddeutschen evangelischen Umfeld basieren, habe ich mir meine eigenen Gedanken gemacht über die Situation in meinem österreichischen[1] freikirchlichen Umfeld – da gibt es nämlich ein ganz ähnliches Problem: Gottesdienste neigen dazu, mit zunehmender Größe der Gemeinde immer mehr den Charakter einer perfekt orchestrierten Bühnenshow anzunehmen (dies nicht nur in Österreich).

Wie in Pfr. Korsens Schilderung, sind auch in unseren Gemeinden die sehr traditionsbeladenen Feste Weihnachten und Ostern Anlässe für besondere Events, entweder am Feiertag selbst oder im Vorfeld desselben. Was mir dabei auffällt ist, daß sich diese Events oft mehr an den kulturellen Traditionen als am christlichen Charakter des Festes orientieren. Das scheint mir daran zu liegen, daß in unseren österreichischen freikirchlichen Kreisen das Kirchenjahr, aus dem diese Feiertage kommen und ihren christlichen Charakter beziehen, kaum Beachtung findet, sondern als “Tradition” abgetan wird. Es steht ja nicht direkt in der Bibel. Daher feiern wir an diesen Tagen nicht primär Geburt und Auferstehung Jesu, sondern nutzen das kulturelle Restbewußtsein dieser Bedeutungen als evangelistischen Aufhänger (was ja an sich durchaus lobenswert ist).

Allerdings hat das Kirchenjahr, als Ordnung des Jahres anhand der vergangenen Großtaten Gottes mit dem Ziel, uns diese zu vergegenwärtigen und uns bewußt zu machen, daß Gott auch heute noch wirkt, durchaus ein biblisches Vorbild: den Festkreislauf des jüdischen Volkes.[2] Dieser Festkreislauf basiert nicht nur auf der biblischen Offenbarung, sondern entspricht auch, wie eben auch das Kirchenjahr, dem menschlichen Bedürfnis, uns an wichtige Ereignisse in Feiern zu erinnern (z.B. Geburts- und Hochzeitstage).

Und es ist ja auch nicht so, daß wir Tradition generell ablehnen, sondern lediglich die Tradition der alten Kirche. Jede unserer Gemeinden hat ihre Tradition, oft geteilt mit anderen Gemeinden des gleichen Bundes oder Netzwerks. Wir lehnen ja größtenteils auch Liturgie ab, aber auch da nur die traditionell überlieferte altkirchliche Liturgie – denn jede Gemeinde hat ihre eigene Liturgie: meist laufen Gottesdienste Sonntag für Sonntag nach dem gleichen Schema ab, und die “freien” Gebete mancher Geschwister[3] klingen auch jeden Sonntag ziemlich gleich.

Wir berufen uns in der Ablehnung der altkirchlichen Tradition oft auf die Reformation und deren Grundsatz “sola Scriptura” – aber Martin Luther z.B. hat ja nicht die Tradition an sich abgelehnt, sondern den Versuch, diese zusätzlich zur Bibel (und teilweise im Widerspruch zur Bibel) als Maßstab für Lehre, Glauben, und Leben heranzuziehen.[4]

Ich persönlich sehe den zunehmenden Eventcharakter unserer Gottesdienste mit Bedauern, und würde einen von der Gemeinde im Gottesdienst bewußt als Vorbereitung auf die Geburt und Wiederkunft des Erlösers gefeierten Advent[5], sowie eine Fasten- und Passionszeit als Vorbereitung auf das Gedächtnis des Leidens und Sterbens sowie auf die Feier der Auferstehung Jesu, sehr begrüßen.

Das ganze erfordert jedenfalls noch mehr Nachdenken, und eine leichte Änderung in Bezug auf das Kirchenjahr ist ja Gott sei Dank zu beobachten.

 

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  1. Ich streiche das hervor, weil sich meiner Erfahrung nach die Situation in Österreich von der Situation in Deutschland und der Schweiz in einigen Aspekten unterscheidet. Durch die Jahrhunderte dauernde Dominanz des habsburgischen Katholizismus war bis vor wenigen Jahrzehnten die römisch-katholische Kirche die dominante Kirche, neben der protestantische Kirchen einschließlich der Lutherischen und Reformierten, ein Schattendasein führten. Freikirchen waren bis 2013 nicht einmal als Kirchen anerkannt und durften sich bis 1999 auch nicht als Vereine organisieren. Die Mehrzahl der österreichischen Freikirchen entstanden erst nach dem 2. Weltkrieg und waren die ersten Jahrzehnte von Vertriebenen aus den ehemals deutschen Ostgebieten und Jugoslawien sowie von ehemals katholischen Konvertiten geprägt. Letztere standen allem, was irgendwie katholisch aussah, verständlicherweise sehr skeptisch und ablehnend gegenüber, was sich erst jetzt, wo die Gemeinden bereits von Mitgliedern in der vierten Generation bevölkert sind, langsam ändert. Auch die offene Unterstützung der Anerkennung der Freikirchen 2013 durch den katholischen Erzbischof von Wien, Kardinal Christoph Schönborn, hat viel zu einer Haltungsänderung beigetragen. []
  2. Daß die Kirche dabei, in ihrem zunehmenden Antijudaismus und der supersessionistischen Theologie (auch “Ersatzlehre“, die Kirche hat Israel ersetzt, ist das neue Israel), die biblischen Feste des Alten Bundes durch völlig neue, christliche Feste ersetzt hat, statt sie um diese zu ergänzen, ist meines Erachtens sehr traurig, und die Tatsache, daß das Feiern der jüdischen Feste und des Sabbats für zwangsbekehrte Juden durch die Staatsmacht als Handlanger der Kirche unter schwere Strafe gestellt wurde empfinde ich als absoluten Schandfleck der Kirchengeschichte.[]
  3. Wo es denn noch eine freie Gebetszeit gibt im Gottesdienstablauf, denn mit zunehmendem Eventcharakter verschwindet diese oft[]
  4. Allerdings gibt es in der “Schweizer” Reformation (Calvin, Zwingli, usw.), und auch in der “radikalen Reformation” des Täufertums, das Prinzip des “Regulativs des Gottesdienstes“. Dieses besagt, daß im christlichen Gottesdienst nur das legitim ist, was ausdrücklich in der Bibel geboten ist. Alles, was nicht direkt im Wort Gottes befohlen wird, ist demnach im Gottesdienst unzulässig. Manche dehnen das dann auf das gesamte kirchliche bzw. Gemeindeleben aus, wodurch dann auch traditionelle Feste verboten sind. Insofern sich Gemeinden (freikirchliche oder nicht) heute darauf berufen, muß man den meisten von ihnen vorwerfen, daß sie sich nur sehr selektiv daran halten.[]
  5. mit mehr Inhalt als das Anzünden der Adventkranzkerzen[]

Fake Etymologies

Wolf Paul, 2023-08-23

A few days ago I posted about the annoying habit of preachers and Bible teachers to illustrate their sermons or lessons with wholly made-up or insufficiently fact-checked stories or claims. but the problem is not limited to preachers and Bible teachers.

Today, on Facebook, I came across a supposed explanation of the origins of the word “hangover“, which is unfortunately entirely fictional.

The claim is that in Victorian England, there were establishments called “penny hangs” where, for a penny, a person could sleep while leaning over a rope. In the morning, the rope would be dropped, and the patrons would be “hungover.”

While it’s true that there were extremely low-cost lodging houses in Victorian England, and conditions in some were dire, there’s no solid historical evidence that “penny hangs” existed in the way the myth describes. Additionally, there’s no direct connection between this concept and the origin of the term “hangover” as it relates to the aftereffects of alcohol consumption.

The story makes for a compelling narrative, but it’s not the true origin of the word “hangover“, and it is because of its compelling nature rather than it’s (non-existent) factualness that it survives and keeps circulating, just as some sermon illustrations survive and are used again and again.

The actual origin of the word is much more mundane and prosaic:

The word has been in the English language since the late 19th to early 20th centuries.

The term “hang” in English has had many different meanings and uses throughout history. One of its meanings relates to the idea of something that remains or is left over. In the late 19th and early 20th centuries, “hangover” was used to describe something that “hangs over” from one time period to the next.

In the context of the unpleasant aftermath of alcohol, it’s as if the effects of the alcohol are “hanging over” into the next day. By the early 20th century, “hangover” was being used in print to specifically refer to the aftereffects of drinking.

Das G’frett mit dem Gendern

Wolf Paul, 2023-08-20

Es is scho a G’frett mit dem Gendern:

In einem sehr interessanten Artikel mit dem Titel “A Eitrige mit an Buggl” beschreibt der stellvertretende auto  touring Chefredakteur Alexander Fischer die sieben besten Würstelstände in Wien sowie die Tauglichkeit des Honda Civic Type R Heckflügels als Stehtischchen.

Aber was mir gleich in den ersten paar Absätzen aufgefallen ist:

Warum schreibt Herr Fischer zwar von den Leser:innen und Wiener:innen, nicht jedoch von den Veganer:innen, Bruncher:innen, und Nachtschwärmer:innen?
Und auch die Würstelmänner und die (deutschen) Touristen scheints nur männlich zu geben. Ist auto touring nur selektiv inklusiv? Werden sich da die Veganerinnen, Bruncherinnen, Nachtschwärmerinnen, Würstelfrauen und Touristinnen nicht ausgegrenzt und diskriminiert fühlen?

Nun: Ich finde die Veganer, Buncher, Nachtschwärmer und Touristen genauso wenig sexistisch oder diskriminierend wie der Mensch; das ist jeweils ein generisches Maskulinum, eine grammatische Form, die beide Geschlechter umfaßt.  [1]

Der Rat für deutsche Rechtschreibung (RdR), die Regulierungsinstitution der Rechtschreibung des Standardhochdeutschen für Deutschland, Österreich, die Schweiz, Südtirol, Liechtenstein und die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens, empfiehlt übrigens, auf Binnen-I, Gender-Sternchen, Gender-Doppelpunkt und andere fragwürdige Konstrukte zu verzichten, und bei Bedarf “Leserinnen und Lesern”, “Wienerinnen und Wienern”, “Touristinnen und Touristen”, usw., zu schreiben.

 

Das Titelbild, Würstelstand Kaiserzeit bei der Augartenbrücke in Wien 2, stammt von Guggerel und ist frei verfügbar unter der CCO-Lizenz.

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  1. Das generische Maskulinum umfaßt sogar alle Geschlechter, wenn man, aus welchen Gründen auch immer, an die Existenz einer Vielzahl von Geschlechtern glaubt, im Gegensatz zu den diversen komischen Genderkonstrukten, die nur Männlein und Weiblein umfassen. Das “generische Maskulinum” ist daher fortschrittlicher und inklusiver als alle Genderkonstrukte 😉 .[]

Fake Sermon Illustrations

Wolf Paul, 2023-08-12

I do get annoyed at preachers or Bible teachers who pull illustrations out of thin air for the spiritual points they are trying to make, or, if they have heard it from somewhere else, don’t bother to research and verify the accuracy of the illustration.

Here is an example:

A “right angle” (90 degrees) is right because it fits into the window or door frame. Becoming righteous is being reshaped to fit into God’s Kingdom …

In reality, a “right angle” is called “right” not because it fits into a window or door frame, but because it is derived from Latin “angulus rectus“, where “rectus” means upright, referring to the vertical perpendicular to a horizontal base line.

But a factual explanation of the origins of “right angle” would not have illustrated “fitting into God’s kingdom“, so he made something up.

The world already thinks we are foolish because of the cross; do we really have to confirm their poor opinion of us with such antics?

 

A Lovely Story But Wrong Conclusions

Wolf Paul, 2023-08-11

Here is a lovely story that has circulated on Facebook for a while. Unfortunately it ends with a few questionable conclusions.

“Good morning!” said a woman as she walked up to the man sitting on the ground.

The man slowly looked up.

This was a woman clearly accustomed to the finer things of life. Her coat was new. She looked like she had never missed a meal in her life.

His first thought was that she wanted to make fun of him, like so many others had done before. “Leave me alone!” he growled. To his amazement, the woman continued to stand there, smiling — her even white teeth displayed in dazzling rows. “Are you hungry?” she asked.

“No,” he answered sarcastically. “I’ve just come from dining with the president. Now go away.”

The woman’s smile became even broader. Suddenly the man felt a gentle hand under his arm. “What are you doing, lady?” he asked angrily. “I said to leave me alone.”

Just then a policeman came up. “Is there any problem, ma’am?” he asked..
“No problem here, officer,” the woman answered. “I’m just trying to get this man to his feet. Will you help me?” The officer scratched his head. “That’s old Jack. He’s been a fixture around here for a couple of years. What do you want with him?” “See that cafeteria over there?” she asked. “I’m going to get him something to eat and get him out of the cold for awhile.”

“Are you crazy, lady?” the homeless man resisted. “I don’t want to go in there!” Then he felt strong hands grab his other arm and lift him up. “Let me go, officer. I didn’t do anything.” “This is a good deal for you, Jack,” the officer answered. “Don’t blow it.”

Finally, and with some difficulty, the woman and the police officer got Jack into the cafeteria and sat him at a table in a remote corner. It was the middle of the morning, so most of the breakfast crowd had already left and the lunch bunch had not yet arrived. The manager strode across the cafeteria and stood by the table. “What’s going on here, officer?” he asked. “What is all this, is this man in trouble?”

“This lady brought this man in here to be fed,” the policeman answered.
“Not in here!” the manager replied angrily. “Having a person like that here is bad for business.”

Old Jack smiled a toothless grin. “See, lady. I told you so. Now please let me go. I didn’t want to come here in the first place.”

The woman turned to the cafeteria manager and smiled. “Sir, are you familiar with Eddy and Associates, the banking firm down the street?” “Of course I am,” the manager answered impatiently. “They hold their weekly meetings in one of my banquet rooms.” “And do you make a good amount of money providing food at these weekly meetings?” “What business is that of yours?”

“I, sir, am Penelope Eddy, president and CEO of that company.” “Oh.” The woman smiled again. “I thought that might make a difference.” She glanced at the cop who was busy stifling a giggle. “Would you like to join us in a cup of coffee and a meal, officer?” “No thanks, ma’am,” the officer replied. “I’m on duty.” “Then, perhaps, a cup of coffee to go?” “Yes, ma’am. That would be very nice.”

The cafeteria manager turned on his heel, “I’ll get your coffee for you right away, officer.” The officer watched him walk away. “You certainly put him in his place” he said. “That was not my intent. Believe it or not, I have a reason for all this.”

She sat down at the table across from her amazed dinner guest. She stared at him intently. “Jack, do you remember me?”

Old Jack searched her face with his old, rheumy eyes. “I think so — I mean you do look familiar.” “I’m a little older perhaps,” she said. “Maybe I’ve even filled out more than in my younger days when you worked here, and I came through that very door, cold and hungry.”

“Ma’am?” the officer said questioningly. He couldn’t believe that such a magnificently turned out woman could ever have been hungry.

“I was just out of college,” the woman began. “I had come to the city looking for a job, but I couldn’t find anything. Finally I was down to my last few cents and had been kicked out of my apartment. I walked the streets for days. It was February and I was cold and nearly starving. I saw this place and walked in on the off chance that I could get something to eat.”

Jack lit up with a smile. “Now I remember,” he said. “I was behind the serving counter. You came up and asked me if you could work for something to eat. I said that it was against company policy.”

“I know,” the woman continued. “Then you made me the biggest roast beef sandwich that I had ever seen, gave me a cup of coffee, and told me to go over to a corner table and enjoy it. I was afraid that you would get into trouble. Then, when I looked over and saw you put the price of my food in the cash register, I knew then that everything would be all right.”

“So you started your own business?” Old Jack said.

“I got a job that very afternoon. I worked my way up. Eventually I started my own business that, with the help of God, prospered.” She opened her purse and pulled out a business card. “When you are finished here, I want you to pay a visit to a Mr. Lyons. He’s the personnel director of my company. I’ll go talk to him now and I’m certain he’ll find something for you to do around the office.” She smiled. “I think he might even find the funds to give you a little advance so that you can buy some clothes and get a place to live until you get on your feet. If you ever need anything, my door is always open to you.”

There were tears in the old man’s eyes. “How can I ever thank you?” he said.

“Don’t thank me,” the woman answered. “To God goes the glory. Thank Jesus, He led me to you.”

Outside the cafeteria, the officer and the woman paused at the entrance before going their separate ways.

“Thank you for all your help, officer,” she said.
“On the contrary, Ms. Eddy,” he answered. “Thank you. I saw a miracle today, something that I will never forget. And thank you for the coffee.”

God is going to shift things around for you today and let things work in your favor. If you believe, send it. If you don’t believe, delete it.
God closes doors no man can open & God opens doors no man can close. If you need God to open some doors for you, send this on.

So much for the story. I am sure these sorts of things happen when people are motivated by gratitude and the love of Jesus. One even hears of non-Christians doing kind things like this, out of gratitude or simple human compassion.

But the conclusion, “God is going to shift things around for you today and let things work in your favor,” is very questionable, and it can lead to disappointment when people do acts of kindness, and as is very likely and is borne out by lots of experience, things do not start to work in their favor, if things do not turn around for them today.

As followers of Jesus we are called to act with compassion and kindness without expecting anything in return. We are called to do unto others as we would have them do unto us, not so that they will do likewise to us.

History is full of accounts of saintly people, well known for their kindness to those around them, only to end up in prison or die a horrible death, Jesus himself being a prime example of this.

Yes, we are promised a reward, but it may not be, most likely will not be, today or even in this life. Rather, we follow Christ and live out His commandment to love our neighbors in gratitude for His salvation, and in the hope that one day — probably not today — He will say to us, “Well done, good and faithful servant.”

And forwarding stories like this one on social media is not a magic “Open, Sesane!“ charm which will make God open doors for us. This sounds way too much like the chain letters of my childhood in the 1960s.

“This phone number is not assigned.”

Wolf Paul, 2023-08-10

I just received a call from the phone number +43684937284.

The very friendly lady speaking German with a foreign accent said she was calling from Microsoft and asked if I owned a Microsoft computer. When I confirmed that I did, I was connected to an equally friendly gentleman, also speaking German with a slightly different foreign accent. He informed me that he was the chief technician at Microsoft and that there was an internet problem with my Microsoft computer, and all my data was being spied on.

When I objected, saying I didn’t have a problem, he replied, a bit less friendly, that I was a regular user and had no idea what I was talking about.

When I responded that I indeed knew what I was talking about, he hung up.

It’s a pity because I would have loved to ask him where Microsoft got my phone number from, and why they called me from an Austrian mobile phone number. I would also have liked to ask him, if it was true that all my data was being spied on, why Microsoft hadn’t already resolved this problem with their automatic updates. And I would have loved to ask why the “chief technician” at a huge company like Microsoft was making customer support calls. I never got the chance.

Oh, and before I forget: I tried calling the number back because I found it very rude and impolite of the guy to just hang up on me. The result: “This phone number is not assigned.” 

“Diese Rufnummer ist nicht vergeben.”

Wolf Paul,

Ich habe soeben einen Anruf von der Rufnummer +43684937284 erhalten.

Die sehr freundliche Dame (sie sprach Deutsch mit ausländischem Akzent) sagte, sie rufe von Microsoft an und fragte mich, ob ich einen Microsoft-Computer besitze. Auf meine bejahende Antwort wurde ich zu einem ebenso freundlichen Herrn (auch der sprach Deutsch, aber mit einem etwas anderen ausländischen Akzent) verbunden, der mich informierte, daß er der Cheftechniker bei Microsoft sei, daß ich ein Internet-Problem auf meinem Microsoft-Computer habe und all meine Daten ausspioniert würden.

Auf meinen Einwand, daß ich kein Problem habe, antwortete er, schon etwas weniger freundlich, daß ich ein normaler Benutzer sei und keine Ahnung davon habe, wovon ich rede.

Als ich erwiderte, daß ich sehr wohl eine Ahnung habe, hängte er auf.

Schade, denn ich hätte ihn so gerne gefragt, woher Microsoft meine Rufnummer hat, und warum sie mich von einer österreichischen Mobilfunk-Rufnummer anrufen. Dann hätte ich ihn gerne gefragt, wenn es denn stimmen würde, daß alle meine Daten ausspioniert werden, warum Microsoft dieses Problem nicht schon längst durch ihre automatischen Updates beseitigt hat. Und ich hätte ihn gerne gefragt, warum bei einer Riesenfirma wie Microsoft der “Cheftechniker” Kundensupport-Anrufe macht. Aber zu meinen Fragen bin ich gar nicht gekommen.

Oh, bevor ich es vergesse: ich habe diese Rufnummer dann versucht, zurückzurufen, weil ich es als sehr rüde und unhöflich empfand, daß der Typ einfach aufgelegt hat. Das Resultat: “Diese Rufnummer ist nicht vergeben.”