Vor einiger Zeit bin ich auf YouTube auf die Episoden der deutschen Fernsehserien, “Die Ruhrpottwache“, “Auf Streife“, und “Die Spezialisten” gestoßen, und habe mir viele der Folgen angesehen. Laut Beschreibung sind dies sogenannte “Scripted Reality”-Nachstellungen von echten Polizei- und Ersthelfer-Einsätzen, wobei die Polizisten und Ersthelfer zumeist von echten Polizisten und Ersthelfern dargestellt werden, während die restlichen Rollen von Schauspielern gespielt werden. Es ist ein interessantes Konzept, und als alter Krimi-Fan ist es für mich ganz unterhaltsam, den wenig romantischen,”richtigen” Alltag von deutschen Polizisten kennenzulernen.
Die Shows sind natürlich sehr politisch korrekt und erlauben sich keine moralischen Urteile über die Lebensstile und -entwürfe der handelnden Personen, außer wenn diese eindeutig strafbare Handlungen begehen. Auch die Polizisten, Sanitäter und Ärzte betonen immer wieder ihre moralische Neutralität, solange keine Straftaten vorliegen. Sie sympathisieren zwar vielleicht mit dem betrogenen Partner, erlauben sich aber gegenüber dem fremdgehenden Partner keinerlei Urteil. Lediglich bei Vergehen gegen Kinder, oder bei Ausnützung hilfloser oder schutzbedürftiger Personen, erlauben sie sich ein moralisches Urteil. Auch in Bezug auf gleichgeschlechtliche Beziehungen wird sorgfältig auf Neutralität geachtet, außer daß schon mal ein Polizist auf eine anzügliche Bemerkung eines Mannes mit heftiger Ablehnung reagiert.
Trotzdem habe ich eine interessante Beobachtung gemacht: Nach Eigentumsdelikten sind die meisten Straftaten auf die eine oder andere Weise Beziehungstaten, und zwar meistens im Kontext von relativ häufig wechselnden romantisch/sexuellen Beziehungen. Immer wieder ist es ein Ex-Freund oder Freundin , die entweder ihren Ex-Partnern oder deren neuen Flammen eins auswischen wollen, und dabei verbotene Dinge tun. Oder Elternteile, die im Gefolge von Trennung und/oder Scheidung ihre Kinder nicht mehr so oft sehen können, wie sie wollen, oder neue Partner von Elternteilen, die keinen Bock auf die Kinder ihrer Partner haben und diesen daher das Sorgerecht sabotieren wollen. Oder Menschen, die auf eine Arbeitskollegin oder einen Arbeitskollegen gleichen Geschlechts stehen, und daher deren Verlobung und Heirat verhindern wollen. Was dann auffällt, ist das komplett fehlende Unrechtsbewußtsein des Täters oder der Täterin: „Der/die hat das doch verdient!“
Das heißt, das sind alles Straftaten, die ihren Ursprung irgendwie in der heutigen, verwirrten Sexualmoral haben, wo nicht mehr die auf Dauer angelegte Ehe zwischen einem Mann und einer Frau die Norm ist, sondern Beziehungen fast so oft und mit genausowenig Überlegung oder Reflexion wie Unterwäsche gewechselt werden, und man die Verletzung, die dann bei dem einen oder anderen zurückbleibt, einfach als gegeben annimmt.
Ich habe natürlich keinerlei Illusionen, daß es vor der “sexuellen Revolution” keine Beziehungsprobleme und daraus resultierende Straftaten gegeben hat; aber die Vermutung liegt nahe, daß bei weniger oft wechselnden Beziehungen auch weniger Verletzungen resultierten, und weniger daraus resultierende derartige Straftaten begangen wurden.
Ich brauche daher nicht einmal meinen christlichen Glauben und die aus diesem entspringenden Überzeugungen zu Sexualität, Ehe, und Elternschaft bemühen, um zu dem Schluß zu kommen, daß die heutige Situation bei weitem nicht das Gelbe vom Ei ist, sondern einen massiven Sittenverfall darstellt, und zwar hier bei uns in Österreich genauso wie in Deutschland.